Auf nach Kolumbien



 

Gestern hab ich mich von Mitad del Mundo aus auf den Weg zur kolumbianischen Grenze gemacht. Dort bin ich um 21 Uhr angekommen und hab die Nacht noch in ’nem Hotel in Tulcan auf der ecuadorianischen Seite verbracht. In Kolumbien geht’s ja schon etwas rauher zur Sache und der Lonely Planet meint, man solle lieber keine Nachtbusse nehmen, denn die würden von FARC-Terroristen manchmal in die Luft gesprengt. Meistens geht’s aber nur um ein politisches Zeichen und sie sind so nett, Leute und Gepäck vorher rauszulassen. Wie ernst das alles zu nehmen ist muss ich noch rausfinden, der erste Grenzübertritt musste aber nicht unbedingt nachts sein.

Heute Morgen ging dann alles ziemlich problemlos und fix und ich bin ins 7 Stunden weiter nördlich gelegene Popayan gefahren. Von der Stadt hab ich noch nicht viel gesehn, weil ich erst abends angekommen bin, scheint aber ein richtig schöner Kolonialort zu sein. Die paar Straßen, die ich gesehen hab, erinnern mich auf jeden Fall ziemlich an das schnucklige historische Zentrum von Quito.

Quad und Abgrund



 

In Baños bin ich gestern Nacht angekommen, ist ein süßer Ort in den Bergen, ziemlich touristisch, aber gechillt. Heute Morgen hatte ich noch zwei Stunden Zeit bis zum EM-Halbfinale. Gegenüber vom Hotel gab’s ’nen Quad-Verleih. Wie lange hatte ich schon davon geträumt, mal wieder mit ’nem Quad rumzupesen, das letzte Mal war vor 7 Jahren in der Wüste von Ägypten! Für 16 Dollar (10 Euro) bekam ich für zwei Stunden so ein Teil.

Start mit dem QuadSeilbahnAbgrundTal

Ich bekam eine sogenannte „Schulung“ im Quadfahren, die 30 Sekunden dauerte und darin bestand, mir Gas und Bremse zu zeigen. Angeblich ist die Hinterbremse sicherer als die Vorderbremse. Als ich los fuhr, merkte ich, warum. Die Vorderbremse funktionierte gar nicht, die Hinterbremse so halb. Egal, wer bremst hat eh verloren, ich düste los und hatte echt ’ne Menge Spaß. Das wichtigste Element zur Vorfahrtsregelung im südamerikanischen Straßenverkehr fehlte aber: die Hupe! Wer zuerst hupt, fährt normalerweise zuerst, aber wer zuerst Gas gibt, hat in der Regel auch Vorfahrt. :)

Der Typ vom Verleih hatte mir empfohlen, zum nahegelegenen Canyon zu fahren, wo’s ’ne lustige Seilbahn gibt. Ich kam dort an und wusste nicht so recht, ob ich mir den Spaß geben sollte. Das Teil heißt Canopy und funktioniert so: Man fährt mit ’ner Gondel an ’nem Stahlseil hängend 100 Meter über dem Abgrund auf die andere Seite, die ganze Technik sieht aus wie ’ne Eigenkonstruktion vom Betreiber. Gegenüber gibt’s ein anderes Seil, das schräg nach unten zurück führt. Dort bekommt man ’nen Klettergurt angeschnallt, wird mit ’nem Karabinerhaken ans Stahlseil gehängt und saust frei über dem Abgrund hängend zurück.

Schließlich hab ich mir ’nen Ruck gegeben und ab ging’s. War auf jeden Fall ein richtig fetter Adrenalinkick, 100 Meter Abgrund unter sich zu haben. Auf der anderen Seite hat mich ’ne Frau aufgefangen und festgehalten. Wenn sie mich nicht erwischt hätte, wäre ich zurück über den Abgrund gesaust und in der Mitte hängen geblieben, keine Ahnung, wie sie mich dann befreit hätten. Sie hat auch ein Foto von mir gemacht, wie ich mit angsterfülltem Gesicht am Seil hänge. Das hab ich aber leider nur ausgedruckt und nicht digital,deshalb kann ich’s hier nicht posten.

Danach hatte ich noch ’ne Stunde Zeit und bin mit dem Quad bisschen Offroad in ’nen Waldweg reingefahren. Alles in allem war’s ’ne schöne Einstimmung zum nächsten Adrenalinkick: Fußball!

Dschungeltrip – Tag 2



 

Heute Morgen ging ich zusammen mit zwei Amerikanern auf ’nen weiteren Dschungelmarsch. Es sollte zu ’nen kleinen Canyon gehen mit einem Führer namens Roberto. Er scheint keine Schamanenkräfte zu besitzen, denn gegen Pumas und Schlangen hatte er ’ne Machete dabei.

UrwaldFeuchter WegRoberto erklärt PflanzenCanyonBlick aus meinem ZimmerRoberto wirft das Netz aus“Kleiner Angelköder”Anakonda

Wir starteten im strömenden Regen mit echter Duschstärke. Nach ’ner Weile kamen wir am Canyon an. Durch das herunterprasselnde Wasser hatte sich der Canyonboden in einen kleinen Fluss verwandelt. Mit unseren Stiefeln kamen wir aber ganz gut vorwärts, ’ne ganze Weile achteten wir darauf, dass kein Wasser reinschwappte. Irgendwann wurde es aber so tief, dass nichts mehr half, wir standen knietief in der Soße. Ab da machte es eigentlich erst richtig Spaß, alles scheißegal, einfach gerade in die Suppe rein. Meine Kamera hatte ich dick in ’ne Plastiktüte gewickelt und traute mich nicht oft, sie rauszuholen, deshalb gibt’s leider nicht allzu spektakuläre Fotos.

Der Canyon wurde tiefer und dunkler und ganze Armeen von Fledermäusen flogen um uns herum. Mir war nicht so ganz wohl dabei, weil die gerne mal Tollwut haben und ich keinen Bock auf ’nen Zwischenstopp im Krankenhaus hatte. Am Ende des Canyons fragte Roberto uns, ob wir uns bisschen Geklettere zutrauen würden. Wir waren einverstanden und ab ging’s im Canyon nach oben. Das hat nun wirklich gekickt: Mit Händen und Arsch an der einen Wand und den Füßen an der gegenüberliegenden arbeiteten wir uns 6 Meter nach oben, bis wir schließlich rausklettern konnten. Das ist Südamerika! In Deutschland hätten 20 Paragraphen dafür gesorgt, dass dort so viele Seile und Sicherheitsnetze gehangen wären, dass einem schon vom Anblick der Spaß vergangen wäre. Es gab dann noch ein paar leichtere Kletterpartien, danach ging’s wieder zurück in Hotel.

Nachmittags bin ich mit Roberto zum Fluss angeln gegangen. Er hat mit ’nem selbstgebastelten Netz ein paar kleinere Köderfische gefangen, dann haben wir mit Sehne und Haken unser Glück probiert. War aber ein schlechter Tag, kein einziger hat angebissen. Roberto meinte, mit ’nem dicken Köder könne man manchmal zwei Meter lange Fische fangen.

Abends im Hotel kam plötzlich ein Mitarbeiter mit ’ner Anakonda vorbei, die er draußen gefangen hatte. Die sind nicht giftig aber sehen echt spektakulär aus, es gab ’ne schöne Runde Fotosession. Danach ging’s mit Mr. Increíble zurück nach Tena. Von hier aus werd ich gleich ’nen Bus nach Baños nehmen, wo ich mir morgen schön das EM-Halbfinale Deutschland-Türkei geben werde.

Überraschend in Quito gelandet



 

Eigentlich wollte ich gestern nach Latacunga fahren, in die Bergregion von Equador. Ich hab mir sagen lassen, dass man dazu von Montañita aus am besten nach Guayaquil fährt, wo es den ganzen Tag Anschlussbusse geben soll. Gab es aber nicht, ich hätte 7 Stunden auf ’nen Nachtbus warten müssen. Dazu hatte ich aber gerade mal überhaupt keinen Bock, also blätterte ich durch meinen Lonely Planet auf der Suche nach ’nem Alternativziel. Der ein oder andere hilfsbereite Equadorianer fragte mich, wo ich den hin will. Als ich antwortete, dass ich keine Ahnung hab und es mir grad überlege, wurde ich mit großen Augen angeschaut. Yeah, das ist Travelling, landen, wohin der Wind einen trägt. :)

Bald quatschte mich ein Ticket-Verkäufer an, ob ich nach Quito, die Hauptstadt von Equador, wolle, in fünf Minuten könnte ich starten. Warum nicht, dachte ich mir, nach Quito wollte ich sowieso noch und es ist ein guter Startpunkt für alle anderen Ziele. 8 Stunden später um 2 Uhr nachts war ich schließlich in Quito.

Die Frage war, ob ich mir ’ne Bleibe in der Alt- oder Neustadt suchen soll. Die meisten Traveller gehen in die Neustadt, wo es massenweise Hostels, Restaurants und Internetcafes gibt. Allerdings ist die Neustadt von Quito nach Einbruch der Dunkelheit einer der gefährlichsten Orte Südamerikas. Die Altstadt ist ruhiger, traditioneller und insgesamt schöner. Deshalb hab ich dort nach ’nem Hotel gesucht und im zweiten Anlauf ein nettes Einzelzimmer mit Bad für 8 Dollar (5,30 Euro) gefunden.

Party light in Guayaquil



 

Gestern wollte ich mir die equadorianische Feierei mal näher anschauen, vorher musste aber Nahrung gefunden werden. Ich bin ziemlich auf den brasilianischen Fleischportionen hängen geblieben, deshalb hab ich ’nen Taxifahrer gefragt, wo’s in Guayaquil was vergleichbares gibt. Er hat mich zu ’nem Restaurant gebracht, wo endlich mal genug Wert auf das Wesentliche gelegt wurde: Fleisch, Fleisch und noch mehr Fleisch.

Ich hab ’ne Ladung bestellt und dachte zuerst, sie haben mir aus Versehen ’ne doppelte Portion gebracht, aber es war wirklich für eine Person gedacht. Auf den Tisch bekam ich ’nen kleinen Holzkohlegrill gestellt, der mit einem gefühlten Kilo verschiedenster Fleische beladen war. Unnötigen Schnickschnack wie Beilagen gab’s nicht, nur ein paar kleine Brotstücke, falls das Fleisch mal nicht mehr rutscht. :) Ich hab tatsächlich fast die ganze Ladung runter gekriegt und mich danach dem Herzinfarkt recht nahe gefühlt.

Zurück im Hotel wollte ich mich eigentlich zum Rausgehn fertig machen, fiel aber erstmal in ’nen tiefen Verdauungsschlaf, aus dem ich kaum mehr hochkam. Um ein Uhr schließlich packte mich das schlechte Gewissen, ich hätte es mir nie verziehen, meinen einzigen Freitagabend in der größten Stadt Ecuadors zu verpennen. Ich fragte den Hotelmann, wo in der Stadt was geht und er wollte mir doch allen Ernstes weiß machen, dass nichts mehr offen hat. Das konnte natürlich nicht sein und direkt eine Straßenecke weiter stolperte ich in die erste Disco. War ’ne kleine Kaschemme, in der südamerikanisch temperamentvoll getanzt wurde, aber ich hatte mir was fetteres vorgestellt. Ich fragte ’nen Taxifahrer, wo der Bär steppt, er meinte, er kenne ’nen guten Laden. Dann fuhr er mich in die abgeranzteste Gegend, die man sich vorstellen kann und ließ mich an ’nem noch abgeranzteren Laden raus.

Drinnen gab’s nur eigenartige Gestalten und dicke Frauen. Ich trank ein Bierchen und beschloss, mich danach aus dem Staub zu machen. Ein Typ laberte mich an und meinte, dass der Laden für ’nen Gringo ziemlich gefährlich sei. Ich sagte jaja und trank weiter. Er haute mich nochmal an und meinte, dass es wirklich richtig gefährlich sei. Das wurde mir langsam zu gruselig und als er schließlich fragte, ob ich alleine unterwegs sei oder jemanden kennen würde, sagte ich, dass gleich noch Leute kommen würden, stürzte mein Bier runter und sah zu, dass ich weg kam.

Der Taxifahrer stand immer noch vor dem Laden und fragte, ob’s mir nicht gefallen hätte. Hatte es nicht, aber ich gab ihm noch ’ne Chance. Diesmal setzte er mich wirklich auf der Partymeile ab, wo eine Disco neben der nächsten stand. Ich landete in ’nem Laden, wo man für 10 Dollar (6,50 Euro) Eintritt freie Bar bis 3 Uhr hatte, das war noch ’ne Stunde. Erfolgreich versuchte ich, in der Zeit so viel wie möglich durch meinen Rachen zu spülen und schaute der Feierei bisschen zu. Außer etwas Frauenmangel war’s ’ne lustige Party, auf der Tanzfläche war die Hölle los.

Ich lernte ’ne Chica kennen und schwatzte und tanzte ’ne Runde mit ihr. Der Laden machte bald dicht, sie gab mir ihre Nummer und verschwand. Ringsherum war auch nichts mehr offen, also fuhr ich zum Hotel zurück. Ein letzter Streifzug durch die umliegenden Straßen brachte mich zur Erkenntnis, dass im Zentrum um die Zeit nur noch übles Volk unterwegs war, dass mich anschaute, als würde es mich liebend gerne ausrauben. Also wirklich schlafen, um 4 Uhr war ich schließlich im Bett.

Strandwetter in Brasilien



 

Vorgestern Abend hab ich direkt nach den Wasserfällen den Bus nach Foz do Iguacu auf der brasilianischen Seite der Grenze genommen. Ich hatte ein Busticket von dort nach Sao Paulo für 19:30 Uhr, also schlenderte ich zum Busbahnhof und fragte ’nen Security-Typen nach dem Bahnsteig. Er zeigte mir, wo’s losgehn sollte und erzählte mir dazu irgendwas auf Portugiesisch. Hier in Brasilien versteh ich allerdings fast kein Wort mehr. Ist zwar dem Spanischen irgendwie ähnlich, aber nicht ähnlich genug, um mich wirklich gut verständigen zu können.

Jedenfalls wartete ich bis 15 Minuten vor der Abfahrt und fragte dann sicherheitshalber nochmal ’nen anderen Typen. Mit Händen und Füßen kommunizierten wir, bis ich schließlich begriff, dass ich zu ’nem anderen Busbahnhof musste. Ich sprintete zu ’nem Taxi, wir rasten durch die halbe Stadt und ich sprang geradeso noch auf den fast schon abfahrenden Bus auf.

Ich konnte zum Glück recht gut schlafen und nach 15 Stunden war ich in Sao Paulo. Echt riesig die Stadt, wir fuhren 45 Minuten durch Favelas und Hochhausmeere, bevor wir den Busbahnhof erreichten. Kurz überlegte ich, ’ne Nacht hier zu bleiben. Aber eigentlich war mir gerade nicht nach Großstadt, also kaufte ich mir ein Ticket ins gechillte Paraty.

Strand in TrindadeAltstadt von ParatyBootSpiegelStraßeKutsche

Nach 6 weiteren Stunden kam ich abends dort an. Ein Deutscher aus dem Bus bot mir ’nen kostenlosen Schlafplatz auf seinem Boot an, mit dem er von Europa aus nach Südamerika gesegelt war. Er kam aber ziemlich trocken und humorlos rüber, also suchte ich mir ein gechilltes Hostel.

Heute war dann der perfekte Tag: Sonnenschein, blauer Himmel, 27 Grad. Ich fuhr morgens ins benachbarte Trindade an einen Traumstrand. Fast keine Menschen, ein einsamer Angler, fette Wellen und Wald. Das hatte ich schon ’ne ganze Weile nicht mehr, mich einfach mal in der Sonne zu aalen und im Wasser zu plantschen.

Nachmittags hab ich mir Paraty bisschen näher angeschaut. Es gibt ’ne wunderschöne historische Altstadt mit kleinen, weißen Häuschen, in der keine Autos erlaubt sind. Die Neustadt besteht aus Hotels und schicken Gebäuden, die sich meist hinter hohen Mauern verstecken. Auf den ersten Blick war Paraty also richtig wohlhabend.

Aber in der Mitte der Stadt gibt’s ’ne Flugzeuglandebahn, die eine recht lange Schneise bildet, und sobald man die andere Seite betritt, sieht man die Rückseite der Medaille: Favelas mit krasser Armut, runtergekommene Leute auf der Straße, halbverfallene Häuser. Um ’nen kleinen Eindruck zu kriegen, bin ich ein paar Straßen reinspaziert, aber dann wurde’s mir doch bisschen mulmig, weil ich von allen Seiten angestarrt wurde, als ob ich dort nichts verloren hätte. Ich hab später in meinem Hostel nachgefragt und mir sagen lassen, dass es wirklich nicht die sicherste Gegend ist, um rumzustreunen.

Heute ziehe ich weiter auf die Ilha Grande, eine Insel ohne Autos vor der Küste Brasiliens mit Traumstränden und Regenwald. Super Timing um weiter zu reisen, denn heute regnet’s in Strömen und hier gibt’s im Regen sowieso nichts wirkliches zu tun.

Asuncion – Liebe auf den ersten Blick

Ich liebe Asuncion! Es gibt nicht viele Traveller, von denen ich das gehört habe, aber mir geht’s wirklich so. Der Kanadier Rob ist heute schon abgereist, also bin ich alleine bisschen durch die Stadt gestreunt. Fast jeder hat mir davon abgeraten, nach Paraguay zu kommen, weil es angeblich hässlich ist und nichts zu sehen gibt.

Straßenbild in AsuncionHochhausSlumsRegierungssitz, wenige Meter neben den SlumsKunstPalastFußballSonnenuntergang über Asuncion

Für mich hat Asuncion aber einen ganz besonderen Charme. Es ist eine sehr gegensätzliche Mischung aus Gebäuden im Kolonialstil und grauen Betonblöcken, die einfach dazwischen geknallt wurden. Diese Mischung aus schön und hässlich, poliert und dreckig gibt der Stadt eine spezielle Kantigkeit, in die ich mich sofort verliebt habe.

Außerdem ist’s endlich, endlich, endlich wieder warm. Nachdem ich in Bolivien halb erfroren bin, kann ich hier im T-Shirt rumrennen, es sind ca. 25 Grad, die Luft ist feucht und die Bäume grün. Nur auf die Mücken könnte ich gut verzichten, die hier gerne mal Malaria und Dengue-Fieber mit sich rumtragen. Malaria zu bekommen ist in der Stadt nicht so wahrscheinlich, aber Dengue-Fieber ist ein ernsthaftes Problem. Richtung Brasilien wird’s noch schlimmer, in Rio de Janeiro ist seit Monaten ’ne Epidemie unterwegs, die schon über 100 Tote gefordert hat. Nach ein paar unangenehmen Stichen von letzter Nacht hab ich mich heute von Kopf bis Fuß mit DET eingesprüht, das hilft hoffentlich.

Ziemlich schräg fand ich die Tatsache, dass in Asuncion direkt wenige Meter neben dem schicken Regierungssitz das Slum-Viertel beginnt. Man muss sich nur um 180 Grad drehen, um eine völlig andere Welt zu sehen, fast noch heruntergekommener als in Bolivien.

Es gab aber auf meiner ganzen Stadttour keine brenzlige Situation und je mehr ich über den paranoiden Kanadier nachdenke, um so mehr muss ich schmunzeln. Grad ist mir wieder eingefallen, dass er mir gestern Abend doch tatsächlich erzählt hat, dass er sich sicher ist, dass in Asuncion jeder mit ’ner Knarre rumrennt. Vielleicht sollte er lieber Urlaub auf Sylt machen, statt nach Südamerika zu kommen. :)

Endlich in Paraguay



 

Juhuu, ich hab’s geschafft! Gestern Abend bin ich endlich in Paraguay angekommen. Freitag um 6 Uhr morgens in Uyuni/Bolivien losgefahren, Sonntag um 20 Uhr in Asuncion, der Hauptstadt von Paraguay, angekommen. Das hatte ich mir alles bisschen fixer vorgestellt.

Schnappschuss vom Bus aus: Effiziente Raumnutzung :)

Die Einreise war dann aber recht problemlos, der argentinische Bus hat direkt am Grenzübergang in Clorinda angehalten, ich hab mir meine Stempel abgeholt und bin auf der paraguayanischen Seite in ’nen Minibus gesprungen, der mich in ’ner halbe Stunde nach Asuncion gebracht hat. Unterwegs hab ich ’nen Busfahrer aus Asuncion kennen gelernt, der seinen freien Sonntag in ’ner Kneipe in Argentinien verbracht hat. :) Freundlicherweise hat er mich zum Stadtbus gebracht, der mich direkt bis vor mein Hotel gefahren hat, so konnte ich mir ’ne teure Taxifahrt sparen.



 

Asuncion hat mir direkt ’nen guten Vibe gegeben. Hab zwar noch nicht wirklich viel gesehen, aber hab ein gutes Gefühl, irgendwie pulsiert die Stadt recht nett. Im Bus haben mich die Mädels von allen Seiten neugierig angeguckt, waren paar sehr hübsche dabei. :) Bolivien war ’ne interessante Erfahrung, aber irgendwie bin ich froh, es hinter mir gelassen zu haben. Erstens ist’s schweinekalt, zweitens bisschen zu traditionell für meinen Geschmack. Ich mag ’ne gesunde Mischung aus Tradition und westlichem Einfluss, in Bolivien war der Zugang zu den Menschen einfach ziemlich schwer. Und die Mädels waren entweder zu schüchtern oder zu desinteressiert, hab auf jeden Fall kaum welche kennen gelernt.

Mein Hotel hier ist total nett, es wird von ’ner Familie betrieben, die richtig herzlich ist. Sie haben ’ne kleine Tochter, vielleicht 4 oder 5 Jahre alt, die ist total süß, hab gestern Abend die ganze Zeit mit ihr rumgealbert. Südamerikanische Kinder sind überhaupt voll lustig, ich glaub, ich nehm mir eins mit nach Berlin. :)

Außer mir sind noch ein Kanadier, ein Franzose und eine Venezuelanerin im Hotel. Der Kanadier ist erst vor einer Woche nach Südamerika gekommen und völlig paranoid, überfallen zu werden. Er hat den ganzen Sonntag das Hotel nicht verlassen, nur weil er im Reiseführer gelesen hat, dass es in Asuncion hin und wieder bewaffnete Überfälle gibt. :) Ich komm mir da inzwischen schon etwas Traveller-weise vor und denk mir so: Jaja, so war ich auch mal drauf, als ich das erste Mal in Peru unterwegs war. :) Inzwischen seh ich das alles etwas entspannter, die Gefahr, persönlich ein Problem zu bekommen, ist trotz aller Kriminalität verschwindend gering.

Der Kanadier spricht von nichts anderem als von Überfällen, benutzt nachts keine Geldautomaten und geht nicht allein vor die Tür. Er will mit mir heute bisschen die Stadt erkunden. So richtig scharf bin ich zwar nicht auf seine Gesellschaft, aber ich werd wohl mitkommen, sonst traut er sich wieder nicht raus und hat am Ende nichts außer sein Hotel von Paraguay gesehen. :)

Der Franzose und die Venezuelanerin traveln zusammen, ich hab aber noch nicht rausgefunden, ob sie ein Paar sind. Ich hoffe nicht, den die Venezuelanerin ist unglaublich hübsch, hab mich direkt bisschen verliebt. :) Ich hab gleich mal Lust gekriegt, noch ’nen kleinen Abstecher nach Venezuela zu machen, um zu schauen, ob dort alle Mädels so gut aussehen. Liegt eigentlich nicht auf meiner Strecke, aber wenn ich’s schaffe, hüpf ich von Kolumbien aus mal kurz rüber.

Heute Abend wollte ich mir eigentlich die paraguayanischen Mädels mal bisschen genauer anschauen. Es gibt nur ein Problem: Gestern Abend hab ich ’nen Fleischteller mit Unmengen an Knoblauch verspeist, jetzt stinke ich schlimmer als ein Lama! Da hilft nur eins: Wodka und Kaugummis, oder etwas Knoblauch in der Tasche, um die Mädels damit zu füttern. :)

Überfall vor meinen Augen



 

Naja, fast jedenfalls. Bin gestern Abend zusammen mit Paul im Internetcafe gewesen, drei Blocks von unserem Hotel entfernt. Paul war vor mir fertig und ging schon los, ich kam ’ne halbe Stunde später nach.

Es war schon dunkel und die Straße zu unserem Hotel war ziemlich unbelebt. Ich schlenderte so entlang, als auf der anderen Straßenseite plötzlich drei Jungs in die entgegengesetzte Richtung rannten, also praktisch auf mich zu. Das kam mir schon bisschen seltsam vor, da sah ich einen Mann hinter ihnen her rennen, der rief: „Cellular, cellular!“ Offensichtlich hatten sie ihm also sein Handy geklaut.

Als die Jungs auf meiner Höhe waren, allerdings immer noch auf der anderen Straßenseite, holte der Mann sie fast ein. Da zog einer von ihnen ein langes Messer aus der Tasche und drehte sich um. Ich bin nur noch geflitzt, denn wenn der Typ mit dem Messer ’nen Gringo auf der anderen Straßenseite gesehen hätte, wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass das ein noch lohnenswerteres Ziel war.

Hinter dem Mann kamen ein paar Leute hinterhergerannt. Ich hoffe, dass ihm nichts passiert ist, die Jungs sahen aber aus, als wollten sie ihn nur verjagen, nicht abstechen. In meiner Aufregung bin ich direkt am Hotel vorbei gerannt. Als ich mich etwas verloren umschaute, sah ich plötzlich, wie sich ein finster aussehender Typ auf der anderen Straßenseite langsam umdrehte und in meine Richtung gelaufen kam. Ich weiß nicht, ob ich mir das in dem Moment nur eingebildet hab, wie auch immer, ich rannte weiter Richtung Hauptstraße, wo ich mich zwischen den vielen Leuten wieder recht sicher fühlte.

Nach ’ner Weile hab ich mich wieder in die unbelebte Hotel-Straße getraut, inzwischen war dort auch alles wieder ruhig. Das war das erste Mal, dass ich wirklich Stress auf der Straße mitgekriegt hab in Südamerika. Innerhalb von drei Monaten ist das eigentlich ein ganz guter Schnitt, finde ich. :)

Cochabamba, ein Hauch von Sommer



 

Gestern Abend sind wir in Cochabamba angekommen, mit einem Tag Verspätung, da wir aufgrund intensiver Freitagsfeierei den Bus am Samstagmittag geknickt haben. Wir werden hier nicht lange bleiben, morgen Abend geht’s weiter nach Sucre. Heute sind wir bisschen durch die Stadt gelatscht, mir gefällt’s hier richtig gut. La Paz war irgendwie nicht so meine Welt. Hatte zwar ziemlich coole Erlebnisse ringsherum, aber die Stadt selber hat mir nicht viel gegeben. Warum, kann ich auch nicht genau sagen, der Funke sprang einfach nicht über.

StraßeCochabamba von oben50 Meter hoher Jesus über der StadtMumien im archäologischen Museum

Cochabamba ist vom Klima her genial. Nach Wochen über 3000 Metern kommt hier das erste Mal wieder ein Hauch von Sommer auf, man kann im T-Shirt rumlaufen, heute waren’s ca. 25 Grad. Das Stadtbild selbst gefällt mir auch richtig gut, es gibt ziemlich viel Kolonialarchitektur und schöne, kleine Straßen. Außerdem scheint Cochacabamba vergleichsweise reich zu sein, es gibt zwar die typisch bolivianischen vielen, kleinen Verkaufsstände auf den Straßen, aber andererseits auch richtige Geschäfte. Die Mischung aus Tradition und westlichem Einfluss ist recht ausgewogen.

Über der Stadt steht eine ca. 50 Meter hohe Jesus-Statue auf ’nem Berg und schaut bedrohlich auf alles herab. Auf den Berg sollte man lieber nicht klettern, weil’s wohl einige Überfälle auf der Treppe dort hoch gegeben hat. Haben’s trotzdem gemacht und sind immer noch am Leben. :) Außerdem waren wir noch im archäologischen Museum, wo’s uralte Fossilien und ein paar Mumien zu sehen gab. Eigentlich haben mich nur die Mumien interessiert, waren paar richtig schöne Stücke dabei.