Psycho-Fragen beim Abflug



 

Wir haben uns endlich zum Boarding-Bereich durchgeschlagen. Aber das Prozedere am Tel Aviver Flughafen ist echt nichts für schwache Nerven.

Vor dem Check-in gibt’s einen Sicherheitscheck, der sich gewaschen hat. Nachdem wir ewig in einer langen Schlange standen, wurden wir von einer Security-Mitarbeiterin mit Psycho-Fragen durchlöchert. „In welchem Verhältnis steht ihr zueinander? Freund und Freundin, ja? Wohnt ihr denn zusammen? Wie weit voneinander entfernt? Wie oft seht ihr euch? Habt ihr bekannte in Israel? Woher kennt ihr diese?“

Nachdem dieser Befragung wird man in 4 Gruppen unterteilt. Einfach durchgehen, genauere Kontrolle, sehr genaue Kontrolle oder Spezialbehandlung. Wir haben die Spezialbehandlung bei zwei Mädchen gesehen. Ihre Rucksäcke wurden komplett auseinandergenommen, dabei wurden sie permanent weiter befragt, insgesamt bestimmt eine halbe Stunde lang. Wir schienen zum Glück nicht verdächtig und wurden durchgewunken.

Nach dem Check in gibt’s noch die normale Handgepäckkontrolle. Dabei werden wieder einzelne rausgezogen und mit Fragen gelöchert. Wir kamen zum Glück auch da problemlos durch und sind nun bereit für den Abflug. Aber was für eine Stress-Show hier!

400 Meter unter dem Meeresspiegel



 

Gestern Morgen haben sind wir von Nablus über Jerusalem ans Tote Meer gefahren. Die Rückreise aus dem Westjordanland verlief wieder problemlos, nur bei der Durchquerung der Mauer gab’s Taschen- und Passkontrolle.

Kaum hatten wir Jerusalem hinter uns gelassen, änderte sich die Landschaft schlagartig. Nur 10 Busminuten von der nasskalten Stadt entfernt fanden wir uns plötzlich mitten in der Wüste wieder. Am Anfang gab es noch einige Grasbüschel, bald aber nur noch kahlen Sandstein.
Die Straße führte weiter und weiter bergab, das Tote Meer liegt über 400 Meter unter dem Meeresspiegel und ist damit der tiefste Punkt der Erde. Den permanent steigenden Luftdruck spürt man während der Fahrt ganz gut auf den Ohren.

Nach 45 Minuten hatten wir das Tote Meer erreicht. Es ist so schmal, dass man Jordanien auf der anderen Seite sehen kann. Nach weiteren 45 Minuten erreichten wir die Oase En Gedi, wo wir uns am Youth Hostel rausschmeißen ließen. Die gute Lage lassen die sich dort gut bezahlen, 350 Schekel (70 Euro) für ein Doppelzimmer war definitiv die teuerste Behausung unserer ganzen Reise.

Wir warfen unsere Sachen ins Zimmer und ab ging’s zum Strand. Der bestand hauptsächlich aus Steinen, auf denen sich dicke Salzkristalle abgelagert hatten. Ich sprang ins Wasser uns ließ mich auf der Oberfläche treiben. War ein cooles Floating-Gefühl, aber der leichte Wellengang störte ein kleines bisschen, so dass es sich nicht komplett nach Schweben anfühlte. Stephanie hat immer ziemliche Panik, im Meer schwimmen zu gehen, wenn sie den Boden nicht sehen kann. Ich versuchte, sie zum Reinkommen zu überreden, gestikulierte dabei wohl aber etwas zu ausschweifend, denn ich schnitt mir Hände und Füße an den messerscharfen Salzkristallen am Ufer auf. Schließlich kam sie ins Wasser, verfiel aber derart in Panik, dass sie wild um sich schlug und laut schrie. Ich hatte wirklich Angst, dass der Rettungsschwimmer dachte, sie würde ertrinken und reingesprungen kommen würde. :) Schließlich beruhigte sie sich aber und alles wurde gut.

Heute Morgen sind wir zum Mineral Beach 10 Kilometer weiter nördlich gefahren. Der liegt in einer Bucht und das Wasser ist komplett still. Das war dann echtes Floaten und Stephanie konnte ihre Meeresangst auch überwinden. Man konnte sich wirklich einfach auf das Wasser drauf legen und Zeitung lesen. Es war unmöglich, die Füße unter Wasser zu bekommen. Ich hatte das schonmal in den Salzsenken in Chile erlebt, aber ein ganzes Meer voll davon war nochmal eine Spur schärfer.

Danach machten wir uns mit dem Bus auf den Weg zurück nach Jerusalem. Wir lernten an der Haltestelle noch eine Deutsch-Israelin namens Noa und ihren Freund Dominik kennen und gingen mit denen in Jerusalem noch ein Bierchen trinken. Sie erzählte, dass die superkrass gläubigen Juden (orthodox nennt man die wohl) nicht arbeiten gehen würden und nicht zur Armee müssten, sondern nur die Heilige Schrift studieren und vom Staat finanziert werden würden. Sie war nicht sehr gut auf sie zu sprechen, ich glaube unter denen gibt’s schon wirkliche Fanatiker, aber man müsste sich mal etwas näher damit beschäftigen, um da einen besseren Einblick zu erhalten.

Inzwischen sind wir wieder in Tel Aviv auf dem Flughafen eingetrudelt. Unser Flug geht erst morgen früh um 6 Uhr, wir versuchen noch bisschen zu pennen und dann geht’s leider wieder zurück. Israel war eine wirklich coole Erfahrung und hat mich ziemlich beeindruckt. Es ist ein Land mit vielen Gegensätzen auf ganz kleiner Fläche, sowohl politisch, als auch landschaftlich und klimatisch.

Für die kurze Zeit war es perfekt, denn nirgendwohin gibt es wirklich lange Wege. Es gibt aber viel, was ich noch sehen möchte, ich werde auf jeden Fall mal wieder kommen. Ich will mehr von Jerusalem sehen, mal in der Wüste wandern gehen, die Golan-Höhen kennen lernen, mehr vom Westjordanland sehen und vielleicht irgendwann auch mal den Gaza-Streifen, wenn die politische Situation es zulässt. Und irgendwie hat mich auch der Blick über’s tote Meer nach Jordanien neugierig gemacht, was da drüben wohl so los ist, da werde ich wohl irgendwann mal nachschauen müssen. :)

Palästinenserleben im Westjordanland



 

Gestern Abend hab ich Stephanie noch zum Essen ausgeführt, es gab Fleischplatte und Salat. Leider sind die Restaurants hier nicht so richtig auf Kälte eingestellt und so froren wir uns durch den Abend. Zurück in unserem Stinkeloch von Hostel ertrugen wir die letzte Nacht, bevor wir uns heute Morgen um 7:30 Uhr auf den Weg ins Westjordanland machten.

Zuerst ging es per Minibus in die Hauptstadt Ramallah. Auf dem Weg dorthin passierten wir die Mauer, die das Westjordanland vom restlichen Israel trennt. Ich fand das total gruselig, sie sah der Berliner Mauer ziemlich ähnlich, war aber noch ein ganzes Stück höher. Die Grenzüberquerung selbst war unproblematisch, nach einer kurzen Sichtkontrolle winkten uns die Soldaten durch.

Kurz nach der Grenze säumten ein ganzes Stück lang israelische Soldaten mit Maschinengewehren die Straße. Ich konnte mir richtig vorstellen, wie schnell hier die Stimmung umschlagen kann, sobald der Stress losgeht. Im Moment scheint aber alles ruhig zu sein, denn sowohl die Sicherheitskontrollen in Jerusalem, als auch die Soldaten an der Grenze waren alle recht entspannt. Das kann sich aber schnell wieder ändern, sobald sich irgendwo wieder jemand in die Luft gesprengt hat.

In Ramallah wollten wir keine Zeit verbringen, da es die westlichste Palästinenserstadt sein soll. Wir wollten aber etwas ursprünglicheres Leben sehen, also stiegen wir sofort in den nächsten Bus nach Nablus. Nablus hatte in den letzten Auseinandersetzungen mit Israel in heftigen Widerstand geleistet, deshalb haben die Israelis ringsherum Checkpoints errichtet, die jederzeit geschlossen werden können. Aber wie gesagt, im Moment ist es ruhig und wir kamen problemlos durch. Trotzdem war mir unterwegs etwas mulmig zumute, ich konnte mich doch nicht ganz frei machen von den Bildern von Anschlägen und Entführungen, die jahrelang durch die Nachrichten gingen.

In Nablus angekommen nahmen wir uns ein Doppelzimmer im Crystal Motel. Es ist nichts dolles und mit 180 Schekel (36 Euro) pro Nacht nicht gerade billig, aber wir hatten keinen Bock, ewig mit den Rucksäcken herumzuirren. Wir warfen unsere Sachen ins Zimmer und erkundeten die Stadt. Hier ist auf jeden Fall alles komplett anders als im jüdischen Israel. Die Straßen sind kilometerweit von Märkten umsäumt, eigentlich ist die halbe Stadt ein riesiger Markt. Am Anfang war es schon ein kleiner Kulturschock, von allen Seiten prasselten Gerüche, Geräusche und Stimmen auf uns nieder.

Alle paar Meter rief uns jemand fröhlich zu: „What’s your name? Welcome to Palestine!“ Und das war nicht so dahergesagt, sondern man sah den Leuten an, dass sie sich richtig freuten, dass wir ihr Land besuchten. Wir sahen so gut wie keine Touristen unterwegs und waren einfach mittendrin.
In einer kleinen Straßenlokalität probierten wir Knafeh, das ist eine lokale Spezialität und besteht aus warmem Käse und Teigfäden in zuckersüßen Sirup getaucht. Ist superlecker, aber definitiv eine ordentliche Kalorienbombe.

Ich wollte auch gerne noch ein Flüchtlingslager sehen, um einen besseren Eindruck vom Leben der Palästinenser zu bekommen. Also ließen wir uns per Taxi zum nahegelegenen Lager Balata bringen. Ganz wohl war mir nicht dabei, aber ich wollte auch nicht der Friede-Freude-Eierkuchen-Touri sein, der sich nur die Sonnenseiten anschaut. Als wir ausstiegen kamen uns nach ein paar Metern ein paar ca. 12jährige Jungs entgegen, die uns wieder fröhlich begrüßten und nach unseren Namen fragten. Sie wollten wissen, ob wir zum nahegelegenen Joseph-Grab wollten und weil wir unser Ziel selbst nicht so genau kannten, sagten wir ja. Einer von ihnen konnte recht gut Englisch und meinte, er wolle uns hinführen.

Wir wussten nicht so genau, ob wir gleich entführt würden, aber gingen mit den Jungs mit. Unterwegs machte der Englisch sprechende den ein oder anderen Witz, der uns noch mehr erschreckte. „Seid ihr Moslems? Nein? Oh… nicht gut!“ „Vorsicht, palästinensische Polizei! Ach du Scheiße!“ Aber dann lachte er immer verschmitzt und plapperte weiter.

Die palästinensische Polizei ließ uns schließlich ins Grab von Joseph hinein. Drin stand ein Steinsarg, in dem garantiert nicht die Überreste von Joseph lagen, aber es war irgendwie krass, mit Maschinengewehren begleitet dort hinein eskortiert zu werden.

Dann verabschiedeten wir uns von den Jungs und liefen noch ein wenig im Flüchtlingslager umher. Ich hatte mir das eher als Zeltstadt vorgestellt, aber weil diese Lager schon so lange existieren, sind es inzwischen teilweise richtige Stadtteile mit normalen Häusern. So richtig wohl war uns dort aber immer noch nicht, also ließen wir und von einem Taxi nach oben auf den Berg über Nablus fahren.

Eigentlich wollten wir nur die Aussicht genießen, fanden uns dann aber am Eingang einer jüdischen Siedlung wieder. Zwei Soldaten mit Maschinengewehren bewachten die Straße und wir mussten unsere Pässe zeigen, um eingelassen zu werden. Wir gingen nur ein paar Meter hinein, weil wir Schiss hatten, dass unser Taxi nicht warten würde und wir auf dem Berg festsitzen. Aber es ist schon heftig, dass dort Menschen freiwillig von Feinden umgeben leben. Am Streit um diese Siedlungen eskaliert immer wieder regelmäßig der Konflikt, weil ein paar besessene die Grenzen des Palästinensergebiets nicht akzeptieren wollen.

Zurück in Nablus streunten wir noch etwas durch die quirligen Marktstraßen, bevor es dunkel wurde. Nach wie vor wurden wir freundlich aus allen Ecken gegrüßt, inzwischen hatten wir uns schon ein bisschen eingelebt und fühlten uns fast schon ein wenig heimisch.

Auf den Spuren von Jesus



 

Heute Morgen haben wir uns direkt wieder auf den Weg in die Altstadt gemacht. Ich finde die Stimmung dort nach wie vor unglaublich, man kann die Geschichte förmlich riechen. Die Altstadt ist in jüdische, muslimische und christliche Viertel unterteilt, die alle ihren ganz eigenen Charakter haben.

Zuerst machten wir uns auf den Weg zur Klagemauer, der heiligsten jüdischen Stätte der Welt. Wir sahen Gläubige davor stehen, nach Frauen und Männern getrennt, wippen und Bibeltexte lesen. Ich musste mir ein Käppchen aufsetzen, um in die Synagoge zu dürfen. Dort wurden eigenartige Zeremonien gefeiert, in deren Mittelpunkt immer ein ca. 14jähriger Junge stand. Es gab viele dieser Grüppchen, sie tanzten und sangen um den Jungen herum und gaben ihm schließlich ein silbernes Gefäß, dass dieser dann trug. Dabei wurden Bonbons geworfen und immer neue Lieder gesungen.

Danach wollten wir auf den Tempelberg, aber uns war die Schlange zu lang un wir verschoben das auf morgen. Stattdessen machten wir uns auf den Weg, den Jesus nach historischer Überlieferung auf seinem Weg zur Kreuzigung beschritten hat. Die 14 Stationen sind beschildert, auf den meisten ist außerdem noch eine Kapelle oder ein Ort zur Andacht errichtet. Obwohl ich mit Religion nicht allzu viel am Hut habe, hat mich das doch schwer beeindruckt. Ich weiß nicht warum, aber dieser Weg hat mir tatsächlich ein paar Tränen in die Augen getrieben.

Der Weg endet an der Grabeskirche, die an dem Ort errichtet wurde, an dem Jesus gekreuzigt und begraben wurde. An der Stelle, an der sich sein Grab befand, aus dem er auferstanden sein soll, ist ein Schrein mit einem Altar errichtet. Man kann dort hinein, wenn man sich eine Weile anstellt, wird dann allerdings recht unsanft von der Security durchgetrieben und nach wenigen Sekunden wieder verscheucht, damit die nächsten rein können. Trotzdem war das alles ziemlich bewegend für mich.

Danach liefen wir noch ein Stück auf der Stadtmauer entlang, bevor der Himmel schwarz wurde und wir vor dem Regen zurück in unser stinkendes Hostel flüchteten.

Silvester ohne Feuerwerk



 

Hätte ich nicht ab und zu mal auf’s Datum geschaut, hätte ich echt nicht mitgekriegt, dass gestern Silvester war. Wir saßen so bis 23 Uhr in unserem Hostelhof rum, tranken ein paar Bierchen und schnackten bisschen Traveller-Schnack. Dann setzten wir uns in die Spur und landeten in irgendeinem leerstehenden Wohnhaus, von dem eine Etage zur Partyarea umfuntioniert worden war. Es gab einen Balkon und die Stimmung war ziemlich nett. Als es 12 war, wurde kurz von 10 auf 0 gezählt, dann ging die Mucke wieder los und alle feierten weiter, als wäre nichts geschehen. Kein einziger Böller, keine Rakete, normales Nachtleben auf der Straße, sonst nichts. Diese Unaufgeregtheit hatte aber auch irgendwie was. :)

Wir zogen mit unserem Hostel-Trupp noch weiter und landeten in irgendeinem Club. Ich war bisschen eifersüchtig, weil ich der Meinung war, dass Stephanie mit irgendwelchen Kerlen rumschäkern würde, bis sie mir klar machte, dass das ein Schwulen-Club war. :) Wir gaben uns ganz gut die Kante und landeten um 6 Uhr morgens im Bett.

Gegen 10 sind wir aufgewacht, immer noch ziemlich besoffen und völlig fertig. Wir schleppten uns zum Busbahnhof und versuchten einen Minibus nach Jerusalem zu bekommen. Das System ist nicht ganz einfach, denn die Busse haben nur ca. 15 Plätze, aber sind sofort von einer Traube von 50 Menschen umringt, die sich reindrängeln wollen. Nachdem wir beim ersten Versuch gnadenlos untergegangen sind, hatten wir das System beim zweiten Bus geschnallt. Ich krallte mir den Türöffner, während der Bus noch fuhr, Stephanie blockte die Meute mit ihrem Körper ab und ruck zuck saßen wir drin.

In Jerusalem hatten wir das billigste Hostel gebucht für 50 Schekel (10 Euro) pro Nacht pro Dorm-Bett. Vielleicht hätten wir etwas mehr bezahlen sollen, denn wir sind in einem ziemlichen Loch gelandet. Die Betten sind so schmal, dass man fast raus fällt und alles ist dreckig und stinkt. Was soll’s, für zwei Nächte werden wir das überleben.

Wir haben unsere verkaterten Körper eine Stunde lang durch die Altstadt geschleppt, zu mehr waren wir nicht mehr in der Lage. Trotzdem bin ich von der Stadt gut geflasht, sobald man die Stadtmauer zur Altstadt hinter sich gelassen hat, schreitet man durch 700 Jahre alte Gassen. Hier ist so viel Geschichte auf einem Fleck, dass es einem einfach nur die Kinnlade runter klappen lässt. Ich bin gespannt auf morgen, wenn wir mit etwas mehr Energie unterwegs sind.

Treffen mit Picasso, Van Gogh und Monet



 

Gestern Abend war es hier im Hostel richtig nett. Wir saßen im Hof und haben Bierchen gezischt und so nach und nach kamen alle aus ihren Löchern gekrochen. Hier gibt’s einen Russen, einen Polen, ein paar Amerikaner, Holländer und ziemlich viele Deutsche. Hab mich mit einem Amerikaner namens Zach über’s Westjordanland unterhalten und mir ein paar Tipps geben lassen, wo man echtes Palästinenserleben kennen lernen kann. Er empfahl mir, einen Stopp im Flüchtlingslager Jenin einzulegen, das klang richtig gut. Zach war ganz begeistert von der Gastfreundschaft der Palästinenser, seine Erzählungen haben mich ein wenig an unsere Erlebnisse in der Türkei erinnert.

Wir hatten überlegt, heute einen Tagesausflug nach Jerusalem zu machen. Sind dann aber wieder davon abgekommen, weil Sabbat ist und da nach jüdischem Glauben niemand arbeiten darf. In Tel Aviv sieht man das nicht so eng, aber in Jerusalem hat wirklich alles geschlossen, man bekommt nicht mal einen Happen zu Essen, geschweige denn eine Busfahrt irgendwohin. Eine Deutsche aus unserem Hostel hat erzählt, dass in Jerusalem zum Sabbat sogar die Fahrstühle automatisch in jeder Etage halten, weil das drücken der Knöpfe schon als Arbeit zählen würde. Nur Sex ist zum Sabbat erlaubt, denn dadurch kann neues Leben entstehen. :)

Wir blieben deshalb heute in Tel Aviv und besuchten das Museum of Art. Ich bin ja nicht sooo der Kunstexperte, aber Originalgemälde von Picasso, Van Gogh und Monet zu sehen hat mich dann trotzdem ordentlich beeindruckt. Aber schon das Gebäude an sich ist ein architektonisches Kunstwerk. Von außen sieht es aus, als würde es aus computergerenderte Polygonen bestehen. Drinnen ziehen sich geschwungene Linien aus Gussbeton durch die Räume und das Licht wird sehr elegant durch Scheiben in der Decke über mehrere Etagen hinweg gelenkt.

Ich muss mich immer mal wieder selbst daran erinnern, dass heute Silvester ist. Nach jüdischem Kalender ist heute nicht der 31. Dezember 2011, sondern der 5. Tewet 5772, also hier kein besonderer Tag. In Jerusalem wird gar nicht gefeiert, in der Partystadt Tel Aviv nutzt man die Gelegenheit dann aber doch, mal ein wenig auf die Kacke zu hauen. :) Allerdings gibt’s kein Feuerwerk, ist schon irgendwie komisch, sich vorzustellen, dass in Berlin gerade die halbe Stadt explodiert. Wahrscheinlich würde man hier auch nicht verstehen, warum man zum Spaß Explodieren spielen soll.

Mal sehen, wohin es uns heute Nacht verschlägt. Goa Party am Strand wäre total nett, mal schauen, ob es irgendwas in der Richtung gibt. Wir werden bestimmt mit den Leuten vom Hostel bisschen rumziehen und uns einfach bisschen treiben lassen.

Ein Tag in Tel Aviv und Jaffa



 

Nachdem wir gestern in Tel Aviv gelandet sind, fuhren wir mit dem Zug in die City und liefen vom Bahnhof aus eine halbe Stunde Richtung Hostel. Die Sonne schien und es waren so 18 Grad. Die Luft roch nach „weit weg“ und ich fühlte mich gleich total beschwingt.

Unser Hostel ist sehr nett, wir schlafen in einem 12er Dorm, der erst vor 2 Tagen eingerichtet wurde, worauf der Chef stolz wie Oskar ist. Er wird nicht müde zu wiederholen, was für ein geiles Hostel er hat, was sehr amüsant ist. Das Hostel ist zwar nicht schlecht, aber auch nichts besonderes. Er sieht das völlig anders und möchte das weltweit best-gevotete Hostel auf Hostelworld werden. :)

Wir waren gestern Abend vom ganzen Weihnachts- und Losflieg-Stress noch so fertig, dass wir gestern Abend nicht mehr viel gemacht haben. Noch schnell am Strand vorbei geschaut, im Künstlerviertel einen Fleischspieß mit Humus gegessen und dann ins Bett gefallen.

Heute sind wir nach Jaffa gelaufen, aus dieser alten Stadt ist durch den Zuzug jüdischer Einwanderer irgendwann Tel Aviv hervorgegangen. In die Altstadt von Jaffa habe ich mich gleich verliebt. Sie liegt auf einem Hügel und besteht aus süßen Häusern und schmalen Gassen. Ich habe in einer Galerie erfahren, dass dort nur Künstler leben und arbeiten dürfen. In den Erdgeschossen haben sie ihre Galerien und obendrüber wohnen sie.

Danach sind wir noch ein wenig durch Tel Aviv gelaufen. Die Stadt macht einen sehr entspannten Eindruck, ist mal laut, mal leise, mal von Hochhäusern und mal von kleinen Häuschen geprägt. Es gibt einige Strände, aber im Moment ist es doch ein wenig zu frisch um schwimmen zu gehen.

Flug von Berlin nach Tel Aviv



 

Wir sind in der Luft auf dem Weg nach Tel Aviv. Ich habe Stephanie zu Weihnachten einen Flug geschenkt, ihr aber bis zum Abflug nicht gesagt, wohin es geht. Die Überraschung war perfekt, damit hatte sie wirklich nicht gerechnet.

Wir werden in Tel Aviv Silvester feiern, danach noch ein bisschen rumfahren, bevor wir in einer Woche zurück fliegen. Israel ist so klein, dass man mit relativ kurzen Wegen viel sehen kann. Insgesamt ist es nicht größer als Mecklenburg Vorpommern. Schon krass, dass so ein kleines Land so viele Schlagzeilen macht. Im Moment ist es recht ruhig und sicher, mein israelischer Kollege Daniel meinte, dass es kurz nach einem Krieg am sichersten sei und der letzte ist noch nicht allzu lange her.

Ich möchte auf jeden Fall Jerusalem sehen und ins Westjordanland. Dort liegt Bethlehem was mich sehr interessiert, ich will aber auch gerne das Leben der Palästinenser etwas abseits der Touri-Städte kennen lernen, mal sehen, wo es die Möglichkeit dazu gibt. Zum Gaza Streifen hat man im Moment als Tourist auf jeden Fall keinen Zutritt.

Zum Toten Meer müssen wir auch unbedingt fahren. Ich freue mich voll drauf, wie auf einer Luftmatratze auf dem salzigen Wasser zu liegen. Das Tote Meer ist der tiefst gelegene Punkt der Erde und der Luftdruck ist so hoch, dass man kaum gebräunt wird, weil so wenig UV-Strahlung durch die dichte Atmosphäre dringt, das ist irgendwie total abgefahren.