Die korrupteste Stadt im korruptesten Land



 

Ich bin gestern Abend in Ciudad del Este angekommen, direkt an der Grenze zu Brasilien und Argentinien gelegen. Die Stadt hat den Ruf, die korrupteste in ganz Paraguay zu sein und Paraguay ist ohnehin schon das Land mit der meisten Korruption weltweit außerhalb Afrikas. Die Regierung lässt Millionen Dollars verschwinden, jeder weiß es und hat sich irgendwie daran gewöhnt. Es gibt zum Beispiel keine einzige Radaranlage im ganzen Land, nicht mal am Hauptflughafen in Asuncion, weil Regierungsmitglieder verhindern wollen, dass Schmuggelflugzeuge damit entdeckt werden. Ciudad del Este ist eine Schmugglerhochburg, von hier aus wird alles erdenkliche illegal nach Brasilien und Argentinien geschleust.

StraßeneckeStraße nach Brasilien

Als ich gestern ankam, war es schon dunkel und die Stadt war wie ausgestorben, selbst auf der Hauptstraße zur einen Kilometer entfernten brasilianischen Grenze war kaum ein Mensch zu sehen. Als ich heute an dieser Straße ankam, musste ich erstmal überlegen, ob es wirklich dieselbe war. Das gesamte Stadtzentrum hatte sich in einen riesigen Markt verwandelt, auf dem von Socken bis zu Schrotflinten alles angeboten wurde. Man kann sich sogar mit „offiziellem“ Zollstempel versehene Blankoformulare kaufen, um sich selbst „Handelsgenehmigungen“ für die Grenze auszustellen.

Alles in allem ist Ciudad del Este ’ne ziemlich hässliche Stadt, die einzig und allein für Brasilianer, die billig einkaufen wollen oder Schmuggler da zu sein scheint. Was ich allerdings ganz spannend finde, ist dieses verruchte Flair, dass einem hier um die Nase weht, der Geruch zwielichtiger Machenschaften liegt überall in der Luft.

Asuncion – Liebe auf den ersten Blick

Ich liebe Asuncion! Es gibt nicht viele Traveller, von denen ich das gehört habe, aber mir geht’s wirklich so. Der Kanadier Rob ist heute schon abgereist, also bin ich alleine bisschen durch die Stadt gestreunt. Fast jeder hat mir davon abgeraten, nach Paraguay zu kommen, weil es angeblich hässlich ist und nichts zu sehen gibt.

Straßenbild in AsuncionHochhausSlumsRegierungssitz, wenige Meter neben den SlumsKunstPalastFußballSonnenuntergang über Asuncion

Für mich hat Asuncion aber einen ganz besonderen Charme. Es ist eine sehr gegensätzliche Mischung aus Gebäuden im Kolonialstil und grauen Betonblöcken, die einfach dazwischen geknallt wurden. Diese Mischung aus schön und hässlich, poliert und dreckig gibt der Stadt eine spezielle Kantigkeit, in die ich mich sofort verliebt habe.

Außerdem ist’s endlich, endlich, endlich wieder warm. Nachdem ich in Bolivien halb erfroren bin, kann ich hier im T-Shirt rumrennen, es sind ca. 25 Grad, die Luft ist feucht und die Bäume grün. Nur auf die Mücken könnte ich gut verzichten, die hier gerne mal Malaria und Dengue-Fieber mit sich rumtragen. Malaria zu bekommen ist in der Stadt nicht so wahrscheinlich, aber Dengue-Fieber ist ein ernsthaftes Problem. Richtung Brasilien wird’s noch schlimmer, in Rio de Janeiro ist seit Monaten ’ne Epidemie unterwegs, die schon über 100 Tote gefordert hat. Nach ein paar unangenehmen Stichen von letzter Nacht hab ich mich heute von Kopf bis Fuß mit DET eingesprüht, das hilft hoffentlich.

Ziemlich schräg fand ich die Tatsache, dass in Asuncion direkt wenige Meter neben dem schicken Regierungssitz das Slum-Viertel beginnt. Man muss sich nur um 180 Grad drehen, um eine völlig andere Welt zu sehen, fast noch heruntergekommener als in Bolivien.

Es gab aber auf meiner ganzen Stadttour keine brenzlige Situation und je mehr ich über den paranoiden Kanadier nachdenke, um so mehr muss ich schmunzeln. Grad ist mir wieder eingefallen, dass er mir gestern Abend doch tatsächlich erzählt hat, dass er sich sicher ist, dass in Asuncion jeder mit ’ner Knarre rumrennt. Vielleicht sollte er lieber Urlaub auf Sylt machen, statt nach Südamerika zu kommen. :)

Der kälteste Bus der Welt



 

Um 22 Uhr gestern Abend fuhr unser Bus Richtung Puno ab, es sollte eine gemütliche 7stündige Busfahrt in Schlafsesseln werden. Unsere Lieblingsbusgesellschaft Cruz del Sur fuhr sonntags nicht, also nahmen wir eine Alternative, San Luis. Die Fotos vom Bus sahen ok aus, günstig war’s auch.

Nach kurzer Zeit im Bus wurde es allerdings kälter und kälter. Wir befanden uns auf ca. 3900 Metern Höhe, also wäre ’ne gute Heizung nötig gewesen. Der Bus besaß aber gar keine! Zum Glück hatte ich zufälligerweise einige Pullover in meinem Handgepäck, die allerdings nur notdürftig halfen. Mit Schlafen war auch nicht viel, weil die Neonbeleuchtung im Bus angelassen wurde. Ein Mitarbeiter kam vorbei und sagte, wir sollten auf unsere Rucksäcke aufpassen, weil Klauerei in diesem Bus Gang und Gäbe sei, deswegen auch die Beleuchtung.

Na super, wir waren offensichtlich mit dem beschissensten Bus in ganz Peru unterwegs. Um 5 Uhr morgens kamen wir bibbernd in Puno an, es war eisig kalt draußen. Wir ließen uns von ’nem Taxi ins Hotel bringen, das allerdings auch keine Heizung hat, beheizte Räume sind in Peru generell unüblich. Die Betten waren auch nicht wirklich warm, so wachte ich heute Mittag mit immer noch kalten Füßen auf.

Tagsüber wurde es recht warm, aber mir graut schon vor der nächsten Nacht. Ist aber vielleicht ’ne gute Vorbereitung auf Bolivien, wo es ja auch recht bergig ist und bestimmt nicht wärmer. Wenn’s mir dort aber zu bunt wird, düse ich einfach weiter nach Brasilien und lass mich in der Sonne brutzeln. :)