Ein Tag geht, die Nacht kommt



 

Als Johannes und ich heute wieder zu uns kamen, sahen wir, was wir angerichtet hatten. Scheinbar hatten wir uns nachts im Zelt quer über unser Essen gewälzt, auf jeden Fall war das Brot nun nur noch ein verdichteter Krümelhaufen und das Obst ein stinkender Brei. Zum Glück war die Salami hart genug, dass diese Aktion ihr nichts anhaben konnte.

Wie sollten wir ohne Essen die nächsten zwei Tage überleben? Johannes, körperlich und geistig wieder erstaunlich fit, hatte die geniale Idee, die größeren Stücken der verklumpten Brotmasse zu retten. Mit etwas Belag waren sie in der Tat wieder eine recht essbare Malzeit, zusammen mit der Pommesbude auf dem Festival sollten wir so überleben können.

Wir hingen noch bisschen am Feuer rum, wo Jimmy die Meute von 10 Leuten vergeblich zu motivieren versuchte, neues Holz vor Einbruch der Dunkelheit zu suchen. „Leute, ihr könnt nicht den ganzen Tag kiffen und am Feuer sitzen, ihr müsst Holz finden, so lange es hell ist, sonst gibt’s gleich kein Feuer mehr!“ „Jaja“, war die gechillte Antwort, aber keiner rührte sich. Nach einer Stunde erbarmten sich endlich Jens und Boris und schleppten mit Jimmy zusammen ein paar Äste ran.

Dann brach die Nacht an, wir chillten noch bisschen und tranken Bierchen am Feuer, gleich geht’s wieder los auf die Piste!

Regentag



 

Pünktlich um 8 Uhr stand ich heute morgen vor der Ferreteria. Irgendwie hatte ich immer noch Schiss, dass das Zelt nicht mehr da wäre, ich stürmte direkt nach der Ladenöffnung zum Regal… und wer hätte es gedacht, Zelt und Schlafsäcke waren noch da! Also gekauft, eingepackt, zurück in die Ferienwohnung und nochmal geratzt.

Das Wetter war heute aber alles andere als berauschend, alles war grau und es stürmte und regnete in Strömen. Nun dann, ein Chillout-Tag ist auch mal nicht schlecht, nach dem zweiten Aufwachen baute ich auf unserem Nachtschränkchen alle Frühstücks-Utensilien auf, so dass wir das Bett nicht verlassen mussten.

Johannes las die Süddeutsche zum 10. Mal und ich die Debug. Dann ging ich ins Internetcafe um bisschen zu surfen und zu bloggen. Und YES, der Besitzer fragte mich, ob wir ein Zelt gefunden hätten. Sicher doch, sagte ich so lässig wie ich konnte. Er staunte nicht schlecht, die Laberbacke.

Ansonsten war mit dem Tag nicht mehr viel anzufangen, nochmal in den Spiegel und die Debug geguckt, danach Luftmatratzen und bisschen Festivalzeugs gekauft. Bei Regen kann man auf Gomera nicht viel machen, zum Glück hat der Wetterbericht für den Rest der Woche strahlenden Sonnenschein angesagt.

Festgesessen auf Gran Canaria



 

Bis jetzt ist das Glück nicht gerade auf unserer Seite. Die Fähre nach Teneriffa ist uns vor der Nase davon gefahren, weil sich die Abfahrtszeiten geändert hatten. Jetzt sitzen wir hier erstmal für eine weitere Nacht fest, morgen früh um 8 Uhr fährt die nächste. Wir haben für die Nacht im Falow eingecheckt, wo man uns tobend und wutschnaubend empfing. Ein eigenartiges Männlein an der Rezeption fluchte auf spanisch: „Meine Frau hat die ganze Nacht auf euch gewartet und kein Auge zu getan, sie wird euch die Kehle durchschneiden!“ Das konnte nun wirklich keiner ahnen, wir entschuldigten uns, aber das Männlein schimpfte weiter, unterstützt von Arschtrittgesten und Andeutungen, dass seine Frau uns erwürgen würde.

Schließlich gab er uns aber doch ein Zimmer. Ich war froh, dass er uns nicht rausschmiss, Johannes aber hatte den Mut zu fragen, was aus unserer 3-Euro Anzahlung geworden ist. „No Commission!“ polterte er und schimpfte wieder von vorn los. Wir flüchteten in unser Zimmer, nach fünf Minuten klopfte das Männchen an. Was könnte er jetzt noch wollen? „No Commission, no Commission!“ musste er anscheinend nur nochmal los werden. Ich sagte jaja, machte die Tür zu und hoffte, dass wir seiner Frau nicht begegnen würden.

Tagsüber streunten wir bisschen durch Las Palmas. Es ist ein recht gechilltes Städtchen mit ’ner schönen Altstadt und kaum von Touristen verseucht. Wir latschten etwas am Strand umher und freuten uns, nicht mehr im kalten, grauen Berlin zu sein. Abends fanden wir ein Restaurant namens Büffet-King, wo man sich für 6,50 Euro All-you-can-eat reinfahren konnte. Ordentlich Völlerei im guten, alten Südamerika-Style, das brauchte ich.

Wir aßen, bis wir nicht mehr geradeaus gehen konnten und kippten uns ein paar Bierchen hinter die Binde. Dann beobachteten wir die anderen Gäste, All-you-can-eat-Restaurants haben ja irgendwie immer ein ganz eigenes Klientel. Ein Typ am Nachbartisch war der Hit, vielleicht 65 Jahre alt, allein essend bis wirklich kurz vorm Brechreiz. Er hatte schon Mühe, die Happen überhaupt noch in den Mund zu kriegen, drückte sie aber tapfer immer wieder mit der Muskelkraft seiner Hand hinein. Spontandiagnose: Depressiver Frustfresser.

Jetzt packen wir uns gleich mal ins Bett, denn morgen früh geht’s um 8 Uhr auf die Fähre, die wir auf keinen Fall verpassen sollten.

Landung auf Gran Canaria



 

Um 2:00 Uhr nachts landeten wir schließlich in Las Palmas de Gran Canaria. Ein Bus brachte uns ins Zentrum, aber noch ein ganzes Stück von unserem reservierten Zimmer im Falow entfernt. Die Stadt war wie ausgestorben und wir standen mit unseren Rucksäcken ein bisschen verloren auf der Straße herum. Wir klapperten die Gegend nach günstigen Zimmern ab, aber es war nichts zu finden.

Also was tun? Mit ’nem Taxi zum Falow fahren, wo wahrscheinlich sowieso niemand da wäre? Wir waren auch einigermaßen durch und wollten nur noch ein Bett… da erschien dieses 3-Sterne-Hotel plötzlich vor uns. 72 Euro für ein Doppelzimmer war natürlich ziemlich dicke, aber egal, das kostete es nun mal, Hauptsache ein Bett und ein Dach über’m Kopf. Also eingecheckt und hingehauen.

Unsere Investition wurde am Morgen mit einem grandiosen Frühstücksbüffet belohnt, wir schlemmten in der oberen Etage mit Meerblick und freuten uns auf die kommenden zwei Wochen. Wir wollen jetzt so schnell wie möglich mit der Fähre nach Teneriffa rüber und irgendwann weiter nach La Gomera. Auf Gran Canaria haben wir auf diesem Trip eigentlich nicht viel verloren. Die Hostelfrau hat uns die Abfahrtszeiten der Fähre gegeben, um 16:00 Uhr startet unser Schiff.