Wir machten uns heute Morgen per Bus auf den Weg dorthin, nach 2 ½ Stunden Fahrt durch die Wüste kamen wir an. Am Eingang knöpfte man uns happige 50 Dinar Ausländerpreis (50 Euro) für den Eintritt ab, Jordanier zahlen nur einen Euro. Petra zieht jedes Jahr 500.000 Besucher an, das macht also hübsche 25.000.000 Euro Umsatz pro Jahr.
Den Eingang zur Stadt bildet ein natürlicher Canyon, 1,2 Kilometer lang, 80 Meter hoch und an der engsten Stelle zwei Meter schmal. Allein der Fußmarsch dort hindurch war beeindruckend. Meine Neugier stieg, als sich zum Ende des Canyons plötzlich das 80 Meter hohe „Schatzhaus des Pharao“ durch den schmalen Felsspalt hindurch abzeichnete. Und dann stand ich davor, leider in einem Pulk von Besuchern, aber ich war trotzdem richtig geflasht. DAS nenne ich mal Monumentalbau, riesige Säulen mit feinen Verzierungen erhoben sich vor mir, einfach aus dem Fels geschlagen. Das Schatzhaus, wie es von den Beduinen genannt wird, ist eigentlich eine Grabkammer. Muss auf jeden Fall ein ziemlich wichtiger Typ gewesen sein, für den das damals gebaut wurde.
Das Gelände war wirklich riesig, abseits des ausgetretenen Touristenweges mit den Hauptattraktionen kann man richtige Wanderungen starten und weniger frequentierte Grabkammern oder Gebäude entdecken. Wir entschieden uns, dem Hauptweg erst ein wenig zu folgen und uns dann auf eine weniger begangene Route zu begeben, die uns zu einem Aussichtspunkt von oben auf Petra führen würde.
Wir sahen ein Theater, weitere Grabkammern und verfallene Tempel. Ich kam mir wirklich klein zwischen der von Menschenhand geschaffenen Monumentalstadt vor. An Felswänden waren eingemeißelte Inschriften zu sehen. Ich dachte daran, wie deren Schöpfer damals wohl reagiert hätte, hätte ihm jemand erzählt, dass 2000 Jahre später Touristenhorden staunend davor stehen würden.
Es ist auf jeden Fall deutlich zu spüren, dass Petra der wichtigste Touristenmagnet Jordaniens ist. Jede einzelne Sehenswürdigkeit ist gepflastert von Verkaufsständen, Kamelritt-Anbietern oder Kindern, die Postkarten zu verkaufen versuchen. Vor einiger Zeit wurden sogar Hotels direkt in der antiken Stätte gebaut, aber inzwischen glücklicherweise wieder abgerissen. Nach einigen Stunden war es wirklich erholsam, den ausgetretenen Pfad zu verlassen und auf den felsigen Weg zu einem hoch gelegenen Aussichtspunkt abzubiegen.
Zuerst sahen wir keinen einzigen Menschen mehr und wussten nicht, ob wir noch auf dem richtigen Pfad waren. Wir kamen an kleinen Grabkammern vorbei und ich stellte mir vor, wir wären die ersten, die diese entdeckten. War natürlich völliger Schwachsinn, aber ein lustiger Gedanke. Nach einem steilen Aufstieg auf 2000 Jahre alten Steinstufen erreichten wir den Gipfel und mussten dann doch erkennen, dass wir bei Weitem nicht die ersten Ankömmlinge dort oben waren.
Der Aufstieg hatte sich aber auf jeden Fall gelohnt, denn wenn man von oben ins Tal blickte, gesäumt von Felsen und dort hinein geschlagenen Säulen, auf die wuselnde Touri-Meute blickend, weit weg und winzig klein, fühlte man sich in die Zeit versetzt, als Petra einst eine belebte Stadt war. Die letzten Szenen des Films „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ wurden hier gedreht. Kein Wunder, in dieser Umgebung braucht man keine Filmkulisse mehr. Schließlich kletterten wir wieder vom Berg hinab, durchquerten den Eingangs-Canyon wieder, sahen noch den Sonnenuntergang und machten uns auf den Heimweg.
Als wir am vereinbarten Treffpunkt auf Moner, unserem Chauffeur vom Vortag, warteten, tauchte plötzlich der „falsche“ Fahrer auf, der schon gestern einfach mal so behauptete, von Moner geschickt worden zu sein. Ich schaute ihn ungläubig an, aber diesmal war es wohl wirklich so, dass Moner andere Kundschaft hatte und dafür ihn geschickt. Er konnte zwar kaum Englisch, aber genug, um über die Geschichte lachen zu können, dann fuhren wir mit ihm zurück nach Aqaba. Er nutzte die Gunst der Stunde und vereinbarte, uns morgen zur israelischen Grenze zu fahren. Passt für uns auch, er macht uns einen guten Preis und ich habe das Gefühl, dass Moner und seine Jungs ziemlich korrekt sind.
Nun bricht unsere letzte Nacht an, bevor es morgen zurück nach Tel Aviv geht. Am Tag darauf hebt unser Flieger zurück nach Berlin ab.