Strandwetter in Brasilien



 

Vorgestern Abend hab ich direkt nach den Wasserfällen den Bus nach Foz do Iguacu auf der brasilianischen Seite der Grenze genommen. Ich hatte ein Busticket von dort nach Sao Paulo für 19:30 Uhr, also schlenderte ich zum Busbahnhof und fragte ’nen Security-Typen nach dem Bahnsteig. Er zeigte mir, wo’s losgehn sollte und erzählte mir dazu irgendwas auf Portugiesisch. Hier in Brasilien versteh ich allerdings fast kein Wort mehr. Ist zwar dem Spanischen irgendwie ähnlich, aber nicht ähnlich genug, um mich wirklich gut verständigen zu können.

Jedenfalls wartete ich bis 15 Minuten vor der Abfahrt und fragte dann sicherheitshalber nochmal ’nen anderen Typen. Mit Händen und Füßen kommunizierten wir, bis ich schließlich begriff, dass ich zu ’nem anderen Busbahnhof musste. Ich sprintete zu ’nem Taxi, wir rasten durch die halbe Stadt und ich sprang geradeso noch auf den fast schon abfahrenden Bus auf.

Ich konnte zum Glück recht gut schlafen und nach 15 Stunden war ich in Sao Paulo. Echt riesig die Stadt, wir fuhren 45 Minuten durch Favelas und Hochhausmeere, bevor wir den Busbahnhof erreichten. Kurz überlegte ich, ’ne Nacht hier zu bleiben. Aber eigentlich war mir gerade nicht nach Großstadt, also kaufte ich mir ein Ticket ins gechillte Paraty.

Strand in TrindadeAltstadt von ParatyBootSpiegelStraßeKutsche

Nach 6 weiteren Stunden kam ich abends dort an. Ein Deutscher aus dem Bus bot mir ’nen kostenlosen Schlafplatz auf seinem Boot an, mit dem er von Europa aus nach Südamerika gesegelt war. Er kam aber ziemlich trocken und humorlos rüber, also suchte ich mir ein gechilltes Hostel.

Heute war dann der perfekte Tag: Sonnenschein, blauer Himmel, 27 Grad. Ich fuhr morgens ins benachbarte Trindade an einen Traumstrand. Fast keine Menschen, ein einsamer Angler, fette Wellen und Wald. Das hatte ich schon ’ne ganze Weile nicht mehr, mich einfach mal in der Sonne zu aalen und im Wasser zu plantschen.

Nachmittags hab ich mir Paraty bisschen näher angeschaut. Es gibt ’ne wunderschöne historische Altstadt mit kleinen, weißen Häuschen, in der keine Autos erlaubt sind. Die Neustadt besteht aus Hotels und schicken Gebäuden, die sich meist hinter hohen Mauern verstecken. Auf den ersten Blick war Paraty also richtig wohlhabend.

Aber in der Mitte der Stadt gibt’s ’ne Flugzeuglandebahn, die eine recht lange Schneise bildet, und sobald man die andere Seite betritt, sieht man die Rückseite der Medaille: Favelas mit krasser Armut, runtergekommene Leute auf der Straße, halbverfallene Häuser. Um ’nen kleinen Eindruck zu kriegen, bin ich ein paar Straßen reinspaziert, aber dann wurde’s mir doch bisschen mulmig, weil ich von allen Seiten angestarrt wurde, als ob ich dort nichts verloren hätte. Ich hab später in meinem Hostel nachgefragt und mir sagen lassen, dass es wirklich nicht die sicherste Gegend ist, um rumzustreunen.

Heute ziehe ich weiter auf die Ilha Grande, eine Insel ohne Autos vor der Küste Brasiliens mit Traumstränden und Regenwald. Super Timing um weiter zu reisen, denn heute regnet’s in Strömen und hier gibt’s im Regen sowieso nichts wirkliches zu tun.

Iguazu-Wasserfälle



 

Gestern Morgen bin ich von Ciudad del Este nach Puerto Iguazu in Nordargentinien weitergereist, um die Iguazu-Wasserfälle zu besuchen. Dazu musste ich zuerst die Grenze nach Brasilien passieren und dann vom brasilianischen Foz do Iguacu aus ’nen Bus ins wenige Kilometer entfernte Argentinien nehmen. Vorm Grenzübergang lernte ich ’nen 60jährigen überaus gesprächigen Nürnberger kennen, der mir ziemlich auf den Keks ging, weil er einfach nicht aufhörte mich zuzutexten. Zum Glück konnte ich ihn kurz danach wieder abschütteln.

Dann gab’s erstmal ein kleines Problem. Von den meisten Grenzübergängen war ich gewohnt, dass dutzende Typen dahinter stehen, bei denen man Geld tauschen kann. Ich hatte die Taschen voller Guaranis aus Paraguay, doch es gab genau eine einzige Wechselstube und die war dicht. Ich hoffe, dass die Kohle überhaupt jemand haben will, ich hab das ungute Gefühl, dass man außerhalb Paraguays Guaranis nirgends loskriegt.

Wie auch immer, ich hatte ein Problem: Der nächste Geldautomat war Kilometer entfernt und ich hatte keine brasilianischen Reales. Ich fragte Typen, der mit seinem Motorrad rumstand, ob’s hier wirklich keine illegalen Geldtauscher gibt. Gab’s nicht, aber er meinte, er sei ein Motorradtaxi und könne mich zum Geldautomaten bringen. Super, also draufgesprungen und losgedüst. Motorradtaxi, das hat was, ist auf jeden Fall ’ne ganze Ecke abenteuerlicher als in ’nem langweiligen Auto. :)

Ich ließ mich dann noch von ihm zum Busbahnhof bringen und fuhr rüber nach Puerto Iguazu auf der argentinischen Seite. Dort checkte ich im Hostel Inn ein, das hatte schicke Räume, super Essen und ’ne recht nette Atmosphäre. Ich lernte zwei Engländer kennen, die noch nicht lange in Amerika unterwegs waren und erzählte den ein oder anderen Schwank von meiner Reise. Nach ziemlich langer gringofreier Zeit in Paraguay war’s super, mal wieder unter Travellern zu sein. Abends gab’s im Hostel fü 30 Pesos (6 Euro) ein fettes Büffet und Caipi-Flatrate. Dazu gab’s ’ne recht dämliche Animation, wir vermieden erfolgreich, eingebunden zu werden, schädelten uns die Birne weg und schauten entspannt zu, wie die Hostelbewohnerinnen sich zu Arschwackel-Tanzmanövern überreden ließen.

PanoramaNah dranDirekt davorMit dem Boot mittenreinPonchos, geholfen hat’s nix :)Geballte Kraft

Heute Morgen um 8 Uhr startete meine Tour zu den Wasserfällen. Bedenkt man den gestrigen Caipi-Konsum, kam ich erstaunlich gut aus’m Bett. Im Tour-Bus gab’s ’ne englische Gruppe um eine recht freakige rothaarige Hippie-Frau, die leicht zur Aufmerksamkeitssucht tendierte, außerdem ein leicht spießig angehauchtes Paar bestehend aus einem Nürnberger und einer Holländerin. Diese beiden Gegenpole konnten sich naturgemäß nicht ausstehen, ich musste mich also entscheiden, mit wem ich den Tag verbringen wollte. Auf ganz alleine hatte ich keinen Bock, die Hippie-Frau kam bisschen zu anstrengend rüber, also blieb nur die Spießervariante übrig. Die beiden waren alles in allem recht nette Spießer, mit gelegentlichen Späßchen unter der Gürtellinie konnte ich ganz gut Stimmung verbreiten und so wurde es ein lustiger Tag mit ihnen.

Die Wasserfälle waren wesentlich fetter, als ich sie mir vorgestellt hatte. Insgesamt besteht Iguazu aus 280 Fällen, von winzig bis gewaltig ist alles dabei. Auf der argentinischen Seite kann man ziemlich weit ins Gelände hineinlaufen, auf der brasilianischen gibt’s nur ’nen Panoramablick, deswegen hab ich mich für Argentinien entschieden. Es ist echt beeindruckend, so nah an dieser donnernden Gewalt zu stehen, die da herunterprasselt. Das Gelände ist so riesig, dass man ohne Probleme den ganzen Tag dort verbringen kann.

Für den Nachmittag hatten wir ’ne Boots-Tour gebucht. Die Agentur hatte gesagt, dass man trockene Sachen mitbringen soll, weil’s recht feucht werden kann. Außerdem haben wir uns noch ’nen Regen-Poncho geholt und sind so präpariert ins Boot gesprungen. Was aber keiner wirklich wusste, war, dass der Hauptspaß an der Aktion eine Fahrt UNTER die Fälle sein würde. Also nicht direkt drunter, das wäre recht ungesund, aber so nah ran, dass man von dem Wasser geduscht wird, dass von der Wasseroberfläche meterhoch reflektiert wird.

Auf dem Weg an den Wasserfall heran wurden aber plötzlich alle völlig geil drauf, wirklich reinzufahren. Vorher hatte ich mir gewünscht, möglichst trocken zu bleiben, jetzt wollte ich einfach nur noch drunter. So manch einer behauptet, dass Wasserfälle positive Ionen aussenden, die Menschen bei der Annäherung ausrasten lassen. Was auch immer es war, danach waren alle bis auf die Haut nass, Regen-Poncho hin oder her, und alle brüllten: „Nochmal, nochmal!“

Um 16 Uhr ging’s zurück zum Hostel. Ich hab ein Busticket für heute Abend nach Brasilien. In Sao Paulo werd ich nur umsteigen, nicht übernachten, Rio reicht mir als Großstadt, ansonsten bin ich bereit für bisschen Chillout und Strand.

Das zweitgrößte Wasserkraftwerk der Welt



 

Heute hab ich mir das Wasserkraftwerk in Itaipu angeschaut, nicht weit von Ciudad del Este entfernt. Es war lange Zeit das größte der Welt, bis die Chinesen ein noch fetteres bauten. Die Paraguayer behaupten aber weiterhin felsenfest, das ihres das größte sei. :) 75 Prozent des Stromverbrauchs von Paraguay und 25 Prozent des brasilianischen werden hier produziert.

Staudamm

Weil’s in Paraguay nicht gerade Unmengen an Touristenattraktionen gibt, hat man kurzerhand das Kraftwerk zu einer gemacht. Es gibt ein kleines Kino, in dem gezeigt wird, wie der Laden läuft und eine Führung im Bus durch das Gelände. War aber nicht so der Brüller, am interessantesten ist wohl der künstliche 90 Meter hohe Wasserfall, wenn die Schleusen geöffnet werden. Das passiert aber nur bei zu hohem Wasserstand und heute leider nicht. :(

Das paraguayische Spanisch zu verstehen ist übrigens eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Am Anfang dachte ich, hier sind alle besoffen, denn der Akzent zeichnet sich durch eine lallende Sprachmelodie in Kombination mit extremem Nuscheln aus, und das in rekordverdächtiger Sprechgechwindigkeit. Chile war schon schwierig, aber Paraguay schlägt in der Beziehung alles.

Die Menschen sind aber extrem gastfreundlich, ich werde oft angequatscht und gefragt, wo ich herkomme. Oder wenn ich nach dem Weg irgendwohin frage geht man gleich mal ein paar Straßenecken mit mir, um mich hinzubringen.

Die korrupteste Stadt im korruptesten Land



 

Ich bin gestern Abend in Ciudad del Este angekommen, direkt an der Grenze zu Brasilien und Argentinien gelegen. Die Stadt hat den Ruf, die korrupteste in ganz Paraguay zu sein und Paraguay ist ohnehin schon das Land mit der meisten Korruption weltweit außerhalb Afrikas. Die Regierung lässt Millionen Dollars verschwinden, jeder weiß es und hat sich irgendwie daran gewöhnt. Es gibt zum Beispiel keine einzige Radaranlage im ganzen Land, nicht mal am Hauptflughafen in Asuncion, weil Regierungsmitglieder verhindern wollen, dass Schmuggelflugzeuge damit entdeckt werden. Ciudad del Este ist eine Schmugglerhochburg, von hier aus wird alles erdenkliche illegal nach Brasilien und Argentinien geschleust.

StraßeneckeStraße nach Brasilien

Als ich gestern ankam, war es schon dunkel und die Stadt war wie ausgestorben, selbst auf der Hauptstraße zur einen Kilometer entfernten brasilianischen Grenze war kaum ein Mensch zu sehen. Als ich heute an dieser Straße ankam, musste ich erstmal überlegen, ob es wirklich dieselbe war. Das gesamte Stadtzentrum hatte sich in einen riesigen Markt verwandelt, auf dem von Socken bis zu Schrotflinten alles angeboten wurde. Man kann sich sogar mit „offiziellem“ Zollstempel versehene Blankoformulare kaufen, um sich selbst „Handelsgenehmigungen“ für die Grenze auszustellen.

Alles in allem ist Ciudad del Este ’ne ziemlich hässliche Stadt, die einzig und allein für Brasilianer, die billig einkaufen wollen oder Schmuggler da zu sein scheint. Was ich allerdings ganz spannend finde, ist dieses verruchte Flair, dass einem hier um die Nase weht, der Geruch zwielichtiger Machenschaften liegt überall in der Luft.

Feudale Futterei



 

Gestern hab ich lange meinen Rausch ausgeschlafen und mich irgendwann nachmittags aus dem Bett geschält, bisschen dies und das erledigt und mich bald auf die Nahrungssuche begeben. Im Reiseführer hatte ich von einem Grill-Laden namens Paulista gelesen und machte mich auf den Weg dorthin, um größere Mengen Fleisch zu verspeisen. Der Weg war viel weiter als gedacht und so latschte ich ’ne Stunde lang quer durch die Stadt, war aber ganz interessant, um bisschen was zu sehen.

Um halb 6 kam ich dort an und musste feststellen, dass erst ab 19 Uhr geöffnet ist. Ich suchte mir ein Kino um die Ecke und zog mir den neues Indiana Jones rein. War nicht so der Brüller, aber wenigstens hatte ich die Zeit rumgekriegt.

Feudales Buffet

Inzwischen war ich hungrig wie ein Bär und passenderweise gab’s im Paulista Flatrate-Futtern. Man zahlt einmal 50000 Guaranis (8 Euro) und kann sich dann alles vom riesigen Büffet reinfahren, was man will. Es war paradiesisch, von Sushi bis zu ausgefallenen Salatkreationen gab’s alles, was man sich so vorstellen konnte.

Das Beste aber war die Fleischregelung. Auf dem Tisch hatte man ’nen kleinen Anzeiger, den man auf rot oder grün drehen konnte. Wenn er auf grün stand, kam ständig jemand mit Fleisch vom Grill vorbei und stapelte Nachschub auf den Teller, von Steak bis Hähnchenherzen war alles dabei.

Ich fuhr mir 4 volle Teller rein und mästete mich, bis ich mich nicht mehr bewegen konnte. Herrliche Erfindung, dieses Paulista, aber irgendwie wurde dort auch der Gegensatz von arm und reich in Paraguay überdeutlich: Während ich Rekorde im Fleischverzehr aufstellte standen draußen an der Kreuzung mitten in der Nacht 5jährige Kinder, die die Scheiben der wartenden Autos putzten, um ein paar Guaranis zu verdienen.

Ich lernte ’nen 54jährigen Amerikaner vom Nachbartisch kennen, der sichtlich beeindruckt von meiner Verzehr-Performance war. Ich schwatzte ’ne Runde mit ihm, er spendierte mir freundlicherweise ein Bierchen und ein Schnäpperchen, dann kam noch sein paraguayanischer Kumpel dazu. Der konnte sogar deutsch, weil er ’nen deutschen Großvater hatte. Er hat mich später mit seinem Pick-up zu meinem Hotel gebracht, ich saß auf der Ladefläche und wir düsten bei 27 Grad durch die Nacht von Asuncion. Wunderbares Gefühl und die Bullen, die hier an jeder Ecke stehen, scheren sich einen Dreck darum. Im straff regulierten Deutschland hätte man nach spätenstens 100 Metern Stress bekommen.

Asuncion – Liebe auf den ersten Blick

Ich liebe Asuncion! Es gibt nicht viele Traveller, von denen ich das gehört habe, aber mir geht’s wirklich so. Der Kanadier Rob ist heute schon abgereist, also bin ich alleine bisschen durch die Stadt gestreunt. Fast jeder hat mir davon abgeraten, nach Paraguay zu kommen, weil es angeblich hässlich ist und nichts zu sehen gibt.

Straßenbild in AsuncionHochhausSlumsRegierungssitz, wenige Meter neben den SlumsKunstPalastFußballSonnenuntergang über Asuncion

Für mich hat Asuncion aber einen ganz besonderen Charme. Es ist eine sehr gegensätzliche Mischung aus Gebäuden im Kolonialstil und grauen Betonblöcken, die einfach dazwischen geknallt wurden. Diese Mischung aus schön und hässlich, poliert und dreckig gibt der Stadt eine spezielle Kantigkeit, in die ich mich sofort verliebt habe.

Außerdem ist’s endlich, endlich, endlich wieder warm. Nachdem ich in Bolivien halb erfroren bin, kann ich hier im T-Shirt rumrennen, es sind ca. 25 Grad, die Luft ist feucht und die Bäume grün. Nur auf die Mücken könnte ich gut verzichten, die hier gerne mal Malaria und Dengue-Fieber mit sich rumtragen. Malaria zu bekommen ist in der Stadt nicht so wahrscheinlich, aber Dengue-Fieber ist ein ernsthaftes Problem. Richtung Brasilien wird’s noch schlimmer, in Rio de Janeiro ist seit Monaten ’ne Epidemie unterwegs, die schon über 100 Tote gefordert hat. Nach ein paar unangenehmen Stichen von letzter Nacht hab ich mich heute von Kopf bis Fuß mit DET eingesprüht, das hilft hoffentlich.

Ziemlich schräg fand ich die Tatsache, dass in Asuncion direkt wenige Meter neben dem schicken Regierungssitz das Slum-Viertel beginnt. Man muss sich nur um 180 Grad drehen, um eine völlig andere Welt zu sehen, fast noch heruntergekommener als in Bolivien.

Es gab aber auf meiner ganzen Stadttour keine brenzlige Situation und je mehr ich über den paranoiden Kanadier nachdenke, um so mehr muss ich schmunzeln. Grad ist mir wieder eingefallen, dass er mir gestern Abend doch tatsächlich erzählt hat, dass er sich sicher ist, dass in Asuncion jeder mit ’ner Knarre rumrennt. Vielleicht sollte er lieber Urlaub auf Sylt machen, statt nach Südamerika zu kommen. :)

Endlich in Paraguay



 

Juhuu, ich hab’s geschafft! Gestern Abend bin ich endlich in Paraguay angekommen. Freitag um 6 Uhr morgens in Uyuni/Bolivien losgefahren, Sonntag um 20 Uhr in Asuncion, der Hauptstadt von Paraguay, angekommen. Das hatte ich mir alles bisschen fixer vorgestellt.

Schnappschuss vom Bus aus: Effiziente Raumnutzung :)

Die Einreise war dann aber recht problemlos, der argentinische Bus hat direkt am Grenzübergang in Clorinda angehalten, ich hab mir meine Stempel abgeholt und bin auf der paraguayanischen Seite in ’nen Minibus gesprungen, der mich in ’ner halbe Stunde nach Asuncion gebracht hat. Unterwegs hab ich ’nen Busfahrer aus Asuncion kennen gelernt, der seinen freien Sonntag in ’ner Kneipe in Argentinien verbracht hat. :) Freundlicherweise hat er mich zum Stadtbus gebracht, der mich direkt bis vor mein Hotel gefahren hat, so konnte ich mir ’ne teure Taxifahrt sparen.



 

Asuncion hat mir direkt ’nen guten Vibe gegeben. Hab zwar noch nicht wirklich viel gesehen, aber hab ein gutes Gefühl, irgendwie pulsiert die Stadt recht nett. Im Bus haben mich die Mädels von allen Seiten neugierig angeguckt, waren paar sehr hübsche dabei. :) Bolivien war ’ne interessante Erfahrung, aber irgendwie bin ich froh, es hinter mir gelassen zu haben. Erstens ist’s schweinekalt, zweitens bisschen zu traditionell für meinen Geschmack. Ich mag ’ne gesunde Mischung aus Tradition und westlichem Einfluss, in Bolivien war der Zugang zu den Menschen einfach ziemlich schwer. Und die Mädels waren entweder zu schüchtern oder zu desinteressiert, hab auf jeden Fall kaum welche kennen gelernt.

Mein Hotel hier ist total nett, es wird von ’ner Familie betrieben, die richtig herzlich ist. Sie haben ’ne kleine Tochter, vielleicht 4 oder 5 Jahre alt, die ist total süß, hab gestern Abend die ganze Zeit mit ihr rumgealbert. Südamerikanische Kinder sind überhaupt voll lustig, ich glaub, ich nehm mir eins mit nach Berlin. :)

Außer mir sind noch ein Kanadier, ein Franzose und eine Venezuelanerin im Hotel. Der Kanadier ist erst vor einer Woche nach Südamerika gekommen und völlig paranoid, überfallen zu werden. Er hat den ganzen Sonntag das Hotel nicht verlassen, nur weil er im Reiseführer gelesen hat, dass es in Asuncion hin und wieder bewaffnete Überfälle gibt. :) Ich komm mir da inzwischen schon etwas Traveller-weise vor und denk mir so: Jaja, so war ich auch mal drauf, als ich das erste Mal in Peru unterwegs war. :) Inzwischen seh ich das alles etwas entspannter, die Gefahr, persönlich ein Problem zu bekommen, ist trotz aller Kriminalität verschwindend gering.

Der Kanadier spricht von nichts anderem als von Überfällen, benutzt nachts keine Geldautomaten und geht nicht allein vor die Tür. Er will mit mir heute bisschen die Stadt erkunden. So richtig scharf bin ich zwar nicht auf seine Gesellschaft, aber ich werd wohl mitkommen, sonst traut er sich wieder nicht raus und hat am Ende nichts außer sein Hotel von Paraguay gesehen. :)

Der Franzose und die Venezuelanerin traveln zusammen, ich hab aber noch nicht rausgefunden, ob sie ein Paar sind. Ich hoffe nicht, den die Venezuelanerin ist unglaublich hübsch, hab mich direkt bisschen verliebt. :) Ich hab gleich mal Lust gekriegt, noch ’nen kleinen Abstecher nach Venezuela zu machen, um zu schauen, ob dort alle Mädels so gut aussehen. Liegt eigentlich nicht auf meiner Strecke, aber wenn ich’s schaffe, hüpf ich von Kolumbien aus mal kurz rüber.

Heute Abend wollte ich mir eigentlich die paraguayanischen Mädels mal bisschen genauer anschauen. Es gibt nur ein Problem: Gestern Abend hab ich ’nen Fleischteller mit Unmengen an Knoblauch verspeist, jetzt stinke ich schlimmer als ein Lama! Da hilft nur eins: Wodka und Kaugummis, oder etwas Knoblauch in der Tasche, um die Mädels damit zu füttern. :)

Endlose Busfahrten



 

Zur Grenze nach Argentinien in Villazon fährt man 9 Stunden mit dem Bus. Leider haben wir keinen Nachtbus erwischt und mussten noch eine Nacht in Uyuni bleiben. Heute Morgen um 6 Uhr ging’s aber los. Erste Überraschung: Der Bus hatte keine Heizung und draußen waren’s ca. -20 Grad. Im Bus müssen’s -10 gewesen sein, denn an der Decke bildete sich ’ne richtige Eisschicht.

Wir waren zwar warm angezogen, trotzdem war’s eisig kalt. Am Horizont konnte man langsam ’nen hellen Streifen erkennen, aber die Sonne war noch lange nicht in Sicht. Der Streifen wurde heller und heller und wir taten nichts anderes, als darauf zu starren und auf die Sonne zu warten. Nach über ’ner Stunde war’s endlich so weit. Ich hab mich selten so über die ersten Sonnenstrahlen gefreut wie an diesem Tag.

MarktErdrutschBuspanneBehausungen

Unterwegs machten wir ’nen Mittagsstopp in ’ner kleinen Stadt. Auf dem Markt dort gab’s das übliche Straßenessen, vor dem jeder Traveller gewarnt wird, denn die hygienischen Bedingungen in Bolivien sind prädestiniert für Lebensmittelvergiftungen. Vor meinem Abgang aus dem Land wollte ich mir dieses Abenteuer aber unbedingt mal geben, also kaufte ich für 5 Bolivianos (50 Cent) Kartoffeln mit Fleisch und Mais. Und siehe da, es war lecker und ich hatte keine Probleme. :)

Auf der Weiterfahrt war plötzlich eine Zwangspause angesagt: Ein Erdrutsch hatte die Straße blockiert und ein Bulldozer musste es richten. Danach ging’s weiter, im nächsten Dorf mussten wir umsteigen. Der nächste Bus sah so verrostet aus, dass ich dachte, dass er unterwegs auf jeden Fall auseinander fällt.

Wir fuhren los und als wäre ich ein Prophet blieb der Bus nach ’ner Stunde stehen. Zuvor machte er ein Geräusch, dass klang, als wäre das Getriebe in alle Einzelteile zerfallen. In Europa wäre nun Sense gewesen und ein neuer Bus hätte her gemusst. In Bolivien geht das so: Der Fahrer schnappt sich das Ersatzrad, holt den Schlauch raus, schneidet ihn auseinander, kriecht unter den Bus, flickt damit irgendwas zusammen und nach ’ner Stunde geht’s weiter. Dieser außerplanmäßige Stopp erfolgte in ’nem kleinen Dorf. Normalerweise würde man so ’nen Ort nie genauer zu sehen bekommen, aber so lief ich mal ’ne kleine Runde herum. Es war schon ziemlich erschreckend, wie arm die Menschen dort auf dem Land leben. Die Behausungen sind kaum als solche zu bezeichnen, so ähneln eher Schuppen, die aus Lehm und Schlamm zusammengekloppt wurden und sehen aus, als ob sie beim nächsten Regen zusammenfallen würden.

Schließlich kamen wir in Villazon an und liefen über die Grenze. War ziemlich seltsam, nach Monaten wieder in Argentinien zu sein, ist voll die andere Welt als Bolivien. Inzwischen war es 7 Uhr abends und wir versuchten, einen Bus zu bekommen. Paul wollte weiter nach Cordoba, ich nach Resistencia, was nahe der Grenze zu Paraguay liegt. Zum Glück gab’s 20 Minuten später ’nen Bus, den wir beide nehmen konnten. Paul fuhr damit direkt nach Cordoba, ich musste in Tucuman umsteigen. Bis nach Tucuman waren’s 12 Stunden Fahrt, nach Cordoba 18. Nach der Odyssee, die wir hinter uns hatten, gönnten wir uns jeder ’ne Valium und dösten langsam weg.

Schlafen auf Valium ist lustig: Man macht die Augen zu, hat das Gefühl ein paar Minuten zu dösen und wenn man sie wieder aufmacht, sind plötzlich Stunden vergangen, perfekt für nervige Busfahrten. Nach einigen Minuten war die Nacht also vorbei, wir erreichten Tucuman und verabschiedeten uns. Wahrscheinlich sehen wir uns in Südamerika nicht mehr, Paul will aber auf jeden Fall zu meinem Geburtstag nach Berlin kommen.

In Tucuman musste ich 4 Stunden auf meinen Anschluss warten. Alles, was ich im Kopf hatte, war ein argentinisches Steak. In sämtlichen anderen Ländern auf meiner Reise waren die Steaks ein Witz, ich sehnte mich nach einem fetten, argentinischen Stücke Rind. Ich fand ein Restaurant, in dem alle bei Kaffee und Frühstück saßen. Um 9 Uhr morgens bestellte ich dort Steak mit Pommes. Der Ober machte große Augen und musste erst in der Küche fragen, ob das möglich ist, schließlich bekam ich aber mein Steak, ein himmlisches Stück Fleisch!

Um 12 Uhr mittags ging’s weiter mit dem Bus nach Resistencia, weitere 13 Stunden Fahrt. Unterwegs gab’s, oh Wunder, wieder ’ne Panne, außerdem ’ne Polizeikontrolle, schließlich kam ich um 1 Uhr nachts an. Von Uyuni nach Resistencia war ich inklusive Stopps also 43 Stunden unterwegs, wirklich schneller als in Bolivien kam ich also auch nicht vorwärts. Dafür waren die Busse besser und ich konnte Steak essen, alles in allem war’s die richtige Entscheidung, den Weg über Argentinien zu nehmen.

In Resistencia hab ich ’ne Nacht verbracht, nun sitz ich im Bus-Terminal und warte auf meinen Bus zur Grenze nach Paraguay, wenn alles glatt geht, bin ich in 5 Stunden dort.

Uyuni-Tour: Tag 3



 

Um 5 Uhr heute Morgen wurden wir geweckt. Erstaunlicherweise blieb der Raum wärmer als 0 Grad, 6 Körper scheinen ’ne Menge auszumachen. Wir dachten, die -25 Grad waren ein Scherz. Doch als wir das Haus verließen, wurde schnell klar, dass es draußen wirklich eisig war. Wir sprangen alle schnell in den Jeep und los ging’s. Die Heizung konnte einiges richten, aber der Fußraum schien gefroren zu bleiben.

VulkanFußbad in der heißen QuelleSee mit FlamingosAuf der Jagd nach Lamas

Wir machten einen Stopp an heißen Geysiren, leider zu heiß, um sich daran aufzuwärmen. Danach ging’s zu heißen Quellen. Ich hielt sofort meine gefrorenen Füße rein, es war himmlisch. Nach ’nem Frühstück sprangen wir schließlich komplett rein.

Mit dem Sonnenaufgang wurde es auch warm und langsam ging’s zurück nach Uyuni. Unterwegs sahen wir Flamingos und jede Menge Lamas. Wir versuchten, ’ne Lama-Herde zu fangen und stellten fest, dass es kein Problem wäre. Wenn man sich ihnen nähert, rennen sie zwar los, aber bleiben nach 10 Metern stehen und gucken dumm aus der Wäsche.

Wir kamen der chilenischen Grenze ziemlich nah und dort an einem Vulkan vorbei, den wir vor zwei Monaten von San Pedro in Chile von der anderen Seite aus gesehen hatten. Irgendwie war das ein seltsames Gefühl, so nah an San Pedro zu sein und doch in ’ner völlig anderen Welt.

Wir hielten später zwischen hunderten Felsen aus Sandstein an. Das neuentdeckte Kletterherz von Paul und mir ließ uns natürlich keine andere Wahl, als auf einen raufzuklettern, ca. 15 Meter hoch. Das war nicht allzu schwer, denn es gab genügend Löcher, um immer einen guten Griff zu finden. Runter ging’s allerdings nicht so einfach, an einer Stelle kam ich einfach nicht weiter. Mit einem gewagten Sprung erreichte ich schließlich die nächste Ebene und wäre dabei um ein Haar in ’ner Felsspalte verschwunden, ziemlich guter Adrenalinschub. :)

Auf der Tour hab ich meine Reisepläne direkt mal geändert. Eigentlich wollte ich zurück nach La Paz fahren und von dort aus weiter nach Paraguay. Zwei aus unserer Gruppe haben mir aber erzählt, dass die Straße nach Paraguay schlecht bis nicht vorhanden ist und die Busfahrt 30 Stunden dauert. Inklusive Nachtbus nach La Paz wären das also 40 Stunden in ’nem bolivianischen Bus ohne Klo und Federung. Paul fährt weiter nach Argentinien, ich werde mit ihm über die Grenze kommen von dort aus versuchen nach Paraguay zu kommen.

Uyuni-Tour: Tag 2



 

So kalt war die Nacht dann doch nicht, draußen waren’s zwar unter 0 Grad, aber wir schliefen zu dritt in unserem Zimmer und haben den Raum wohl genug aufgeheizt. Um 8 Uhr ging’s los, zurück in den Jeep.

Der Salar lag auf 3600 Metern Höhe, heute ging’s rauf auf über 5000. Die Landschaft wurde richtig marsmäßig, man könnte hier perfekt ’nen Science-Fiction-Film drehen. Das einzige Leben waren einige Grasbüschel und Alpacas, die scheinbar in jeder Höhe überleben können.

Felix auf ‘ner seltsamen PflanzeMittagspauseMarslandschaftEchte Kraft

Unsere Gruppe ist richtig nett. Für Paul und mich ist es unsere letzte Tour, danach trennen sich unsere Wege. Vielleicht lag’s daran, auf jeden Fall liefen wir zur Höchstform auf, waren völlig albern und unterhielten den ganzen Jeep. :) Zur Landschaft, die wir zu sehen bekamen, gibt’s nicht viel zu schreiben, die Bilder sagen alles.

Um 5 Uhr nachmittags kamen wir in unserer Bleibe für die Nacht an, auf 5000 Höhenmetern gelegen. Noch war es recht warm, aber nachts sollten es -25 Grad werden. Wir haben alle ziemlichen Bammel davor, denn Heizung oder warmes Wasser gibt’s hier nicht. Wir schlafen alle 6 in einem Raum, vielleicht reicht das, um den wenigstens etwas aufzuheizen.