Endlose Busfahrten



 

Zur Grenze nach Argentinien in Villazon fährt man 9 Stunden mit dem Bus. Leider haben wir keinen Nachtbus erwischt und mussten noch eine Nacht in Uyuni bleiben. Heute Morgen um 6 Uhr ging’s aber los. Erste Überraschung: Der Bus hatte keine Heizung und draußen waren’s ca. -20 Grad. Im Bus müssen’s -10 gewesen sein, denn an der Decke bildete sich ’ne richtige Eisschicht.

Wir waren zwar warm angezogen, trotzdem war’s eisig kalt. Am Horizont konnte man langsam ’nen hellen Streifen erkennen, aber die Sonne war noch lange nicht in Sicht. Der Streifen wurde heller und heller und wir taten nichts anderes, als darauf zu starren und auf die Sonne zu warten. Nach über ’ner Stunde war’s endlich so weit. Ich hab mich selten so über die ersten Sonnenstrahlen gefreut wie an diesem Tag.

MarktErdrutschBuspanneBehausungen

Unterwegs machten wir ’nen Mittagsstopp in ’ner kleinen Stadt. Auf dem Markt dort gab’s das übliche Straßenessen, vor dem jeder Traveller gewarnt wird, denn die hygienischen Bedingungen in Bolivien sind prädestiniert für Lebensmittelvergiftungen. Vor meinem Abgang aus dem Land wollte ich mir dieses Abenteuer aber unbedingt mal geben, also kaufte ich für 5 Bolivianos (50 Cent) Kartoffeln mit Fleisch und Mais. Und siehe da, es war lecker und ich hatte keine Probleme. :)

Auf der Weiterfahrt war plötzlich eine Zwangspause angesagt: Ein Erdrutsch hatte die Straße blockiert und ein Bulldozer musste es richten. Danach ging’s weiter, im nächsten Dorf mussten wir umsteigen. Der nächste Bus sah so verrostet aus, dass ich dachte, dass er unterwegs auf jeden Fall auseinander fällt.

Wir fuhren los und als wäre ich ein Prophet blieb der Bus nach ’ner Stunde stehen. Zuvor machte er ein Geräusch, dass klang, als wäre das Getriebe in alle Einzelteile zerfallen. In Europa wäre nun Sense gewesen und ein neuer Bus hätte her gemusst. In Bolivien geht das so: Der Fahrer schnappt sich das Ersatzrad, holt den Schlauch raus, schneidet ihn auseinander, kriecht unter den Bus, flickt damit irgendwas zusammen und nach ’ner Stunde geht’s weiter. Dieser außerplanmäßige Stopp erfolgte in ’nem kleinen Dorf. Normalerweise würde man so ’nen Ort nie genauer zu sehen bekommen, aber so lief ich mal ’ne kleine Runde herum. Es war schon ziemlich erschreckend, wie arm die Menschen dort auf dem Land leben. Die Behausungen sind kaum als solche zu bezeichnen, so ähneln eher Schuppen, die aus Lehm und Schlamm zusammengekloppt wurden und sehen aus, als ob sie beim nächsten Regen zusammenfallen würden.

Schließlich kamen wir in Villazon an und liefen über die Grenze. War ziemlich seltsam, nach Monaten wieder in Argentinien zu sein, ist voll die andere Welt als Bolivien. Inzwischen war es 7 Uhr abends und wir versuchten, einen Bus zu bekommen. Paul wollte weiter nach Cordoba, ich nach Resistencia, was nahe der Grenze zu Paraguay liegt. Zum Glück gab’s 20 Minuten später ’nen Bus, den wir beide nehmen konnten. Paul fuhr damit direkt nach Cordoba, ich musste in Tucuman umsteigen. Bis nach Tucuman waren’s 12 Stunden Fahrt, nach Cordoba 18. Nach der Odyssee, die wir hinter uns hatten, gönnten wir uns jeder ’ne Valium und dösten langsam weg.

Schlafen auf Valium ist lustig: Man macht die Augen zu, hat das Gefühl ein paar Minuten zu dösen und wenn man sie wieder aufmacht, sind plötzlich Stunden vergangen, perfekt für nervige Busfahrten. Nach einigen Minuten war die Nacht also vorbei, wir erreichten Tucuman und verabschiedeten uns. Wahrscheinlich sehen wir uns in Südamerika nicht mehr, Paul will aber auf jeden Fall zu meinem Geburtstag nach Berlin kommen.

In Tucuman musste ich 4 Stunden auf meinen Anschluss warten. Alles, was ich im Kopf hatte, war ein argentinisches Steak. In sämtlichen anderen Ländern auf meiner Reise waren die Steaks ein Witz, ich sehnte mich nach einem fetten, argentinischen Stücke Rind. Ich fand ein Restaurant, in dem alle bei Kaffee und Frühstück saßen. Um 9 Uhr morgens bestellte ich dort Steak mit Pommes. Der Ober machte große Augen und musste erst in der Küche fragen, ob das möglich ist, schließlich bekam ich aber mein Steak, ein himmlisches Stück Fleisch!

Um 12 Uhr mittags ging’s weiter mit dem Bus nach Resistencia, weitere 13 Stunden Fahrt. Unterwegs gab’s, oh Wunder, wieder ’ne Panne, außerdem ’ne Polizeikontrolle, schließlich kam ich um 1 Uhr nachts an. Von Uyuni nach Resistencia war ich inklusive Stopps also 43 Stunden unterwegs, wirklich schneller als in Bolivien kam ich also auch nicht vorwärts. Dafür waren die Busse besser und ich konnte Steak essen, alles in allem war’s die richtige Entscheidung, den Weg über Argentinien zu nehmen.

In Resistencia hab ich ’ne Nacht verbracht, nun sitz ich im Bus-Terminal und warte auf meinen Bus zur Grenze nach Paraguay, wenn alles glatt geht, bin ich in 5 Stunden dort.

Trek zum Machu Picchu – Tag 3



 

Letzte Nacht schlief ich in meinem Zelt wie ein Mumeltier. Die Temperatur war recht angenehm und ich war erschöpft genug, um die harte Iso-Matte nicht zu spüren. So ging es den meisten und wir standen um 6 Uhr alle recht fit auf der Matte.

Der Tag sollte entspannt werden. Bis zum Mittag standen 6 Stunden Fußmarsch auf mehr oder weniger gerader Strecke auf dem Programm, ca. 20 Kilomater. Nach dem gestrigen Tag die reinste Erholung. Es gab zwar hin und wieder mal ’nen Bach auf ’ner wackligen Brücke zu überqueren, war aber nicht wirklich gefährlich. Allerdings mussten wir hin und wieder auch von Stein zu Stein durch ein Bächlein springen. Ich war froh, meine wasserdichten Wanderschuhe zu haben, nachdem ich mich schon gefragt hatte, warum ich die unbenutzt durch halb Südamerika geschleppt hab.

Start im WasserDörfchenFelix mit Führer Jose LuisBrücke

Unterwegs tauchte ein kleiner Junge mit seiner Mutter auf, er war vielleicht 8 Jahre alt. Unglaublich stolz zeigte er uns seine Künste, von Stein zu Wurzel in High-Speed die Hänge hinunter zu spurten. Er wurde immer übermütiger, zum Schluss baute er sogar Turnübungen wie Klimmzüge an Bäumen in seine Performance ein. :)

Nach dem Mittag brachte uns ein Bus zum Campingplatz, also wirklich ein lockerer Tag. Danach ging’s zu den heißen Quellen in der Nähe, war ein himmlisches Gefühl dort einzutauchen und außerdem das erste Wasser seit drei Tagen, das unsere Körper berührte.

Abends brachte uns der Bus wieder zum Zeltplatz zurück. Wenige Meter entfernt wurde gerade in diesem Moment eine Kuh geschlachtet. Paul, James (ein englischer Kollege) und ich liefen neugierig zurück, um uns das Spektakel anzuschauen. Das Schlachten haben wir verpasst, aber wir sahen, wie die Kuh aufgeschnitten, entweidet und in Einzelteile zerlegt wurde. Die Beine wurden abgeschnitten und aufgehängt, unglaublicherweise zuckten sämtliche Muskeln der Kuh noch, als wäre sie lebendig! Wir fragten, woher das komme und man sagte uns, das seien Reflexe, die noch ca. eine Stunde anhielten. Es war echt gruselig, die aufgehängten Beine zucken und wobbeln zu sehen.

Bisschen eklig war, als der Magen der Kug aufgeschnitten wurde: Literweise halbverdautes Essen klatschte auf den Boden und stank abscheulich. Der Darm wurde ausgespült und wie ein Ballon mit Wasser gefüllt. Fasziniert und etwas schaudrig beobachteten wir das Spektakel.

Plötzlich kam uns eine Idee: Wir hatten die einzigartige Gelegenheit, das frischeste Steak unseres Lebens zu essen! Wir fragten, ob wir ein Stück Fleisch kaufen konnten und ließen uns 500 Gram aus der Kuh herausschneiden, die noch keine Stunde tot war. Das Fleisch war noch warm, wir brachten es zum Koch unseres Treks und ließen es für ein kleines Trinkgeld braten. Es schmeckte fabelhaft, soft und aromatisch und wirklich frisch. War eine faszinierende Erfahrung, so frisches Fleisch ist nicht einfach zu bekommen.

Frisch geschlachtete KuhFleisch, noch keine Stunde alt……in der Pfanne……und in unserem Mund

Danach hatten wir ’nen lustigen Abend mit Bierchen und Kartenspielen. „Shithead“ ist das Spiel der Stunde, ich hab’s hier beim traveln gelernt und bin ziemlich süchtig danach geworden. Nach ’ner Weile wurden alle richtig ehrgeizig und waren mit Feuer und Flamme dabei, es war eine meiner besten Shithead-Runden ever.

Nu geht’s ab ins Bett, morgen stehn wir recht gechillt um 7 Uhr auf und haben unseren letzten Trekking-Tag vor uns, bevor wir den Machu Picchu erreichen.

Abschied von Sabrina und Argentinien



 

Hatte gestern nochmal ’nen schönen Abend mit Sabrina. Allerdings war es der letzte so langsam wurde es Zeit für mich weiter zu ziehen. Sabrina hat die nächsten Tage wenig Zeit, weil sie studieren muss und am Mittwoch Prüfung hat und ich bin auch langsam so weit wieder on the road zu sein.

Orangenbaum am StraßenrandSabrina und die Katze Felix

Heute war also Abschied angesagt. Haben uns nachmittags im Park getroffen und ich hab hab romantisches Abschiedgesäusel von mir gegeben, da bin ich ja ganz gut drin. :) Um die Dramatik noch etwas zu steigern, hab ich ihr ein kleines Kätzchen geschenkt. In Südamerika gibt’s nur wenige menschliche Felixe, das ist hier eher ein Katzenname. Und so bleibt ein kleiner Felix weiter bei ihr. Sie hat sich voll gefreut, mich noch zum Bus gebracht, es gab eine Runde Abschiedskuscheln, einen letzten Kuss, dann kam der Bus, ich musste schnell reinspringen, noch kurz gewunken und ab dafür.

Hab sie eingeladen, mich mal in Berlin zu besuchen, aber es ist wohl ziemlich schwierig bis unmöglich für sie, einen Flug zu bezahlen. Hab sie mal gefragt, was sie in ihrem Nebenjob (Krams im Kiosk verkaufen) verdient. Das sind so 2-3 Pesos pro Stunde (40-60 Cent). Mit ’nem „richtigen“ Job ist’s zwar sicher mehr, aber ein Flug ist für die meisten wohl unerschwinglich. Mal sehn, wenn ich mal reich und berühmt bin, spendiere ich ihr mal einen. :)

Lustig übrigens: Ihre Familie hat einen kleine Kater, der bis jetzt keinen Namen hatte und eigentlich auch keinen bekommen sollte. Als ich dort zum Essen war, hab ich angemerkt, dass das eine ganz schöne Schmach für den arme Kater sein muss, für immer namenlos zu sein. Das leuchtete allen ein und deshalb heißt er jetzt… Felix!

Ich bin inzwischen wieder in Mendoza, das wird heute mein letzter Tag in Argentinien sein, morgen geht’s weiter nach Santiago de Chile. Bin schon ein bisschen wehmütig, denn so schnell werde ich nicht mehr in dieses Land kommen. Ich werde meinen Abschied hier zelebrieren, indem ich’s mir nochmal richtig gut gehn lasse. Ich werde das größte Streak Rindfleisch der Stadt verdrücken und guten Wein aus Mendoza schlürfen bis ich platze, dann bin ich endlich so weit, weiter zu ziehen.

Mit dem Boot durch den Beagle-Kanal



 

Haben uns heute eine Bootstour durch den Beagle-Kanal gegeben, eine natürliche Wasserstraße südlich von Ushuaia, die den Atlantik mit dem Pazifik verbindet. Brian hat’s fast verpennt, weil er sich gestern Abend auf Saufspiele mit Argentiniern eingelassen hat und nicht gut dabei aussah. :)

Im Beagle-Kanal liegen viele kleine Inseln verstreut, haben viele davon gesehen und sind auf einer ausgestiegen, war ein super Blick auf Ushuaia von dort aus. Auf einigen gab’s brütende Kormoran-Kolonien zu sehen, auf anderen Seelöwen, die allerdings entsetzlich stinken.

KormoraneUshuaia aus der FerneKormorane und ein SeelöweLeuchtturm

Abends haben wir uns für unglaublich wenig Geld unglaublich viel Fleisch aus dem Supermarkt geholt und unglaublich leckere Steaks daraus gebraten, nur ganz kurz in die Pfanne gehauen, damit sie in der Mitte schööön blutig bleiben, lecker! :)