Tag in Kuala Lumpur



 

Heute haben wir Kuala Lumpur erkundet. Wir wohnen ja mitten in Chinatown, davon haben wir gestern schon bisschen was gesehen, vom Rest aber noch nichts weiter.

Wir sind vom Hostel aus losgelaufen und gleich auf einen buddhistischen Tempel gestoßen. War ’ne richtig nette Atmosphäre da drin, alles roch nach Weihrauchstäbchen, der dort in Massen verbrannt wurden. Ich meine wirklich Massen, denn jeder hatte Batterien an Stäbchen in der Hand, die er zugleich abfackelte.

Dann liefen wir weiter Richtung Little India, den Stadtteil der indischen Einwanderer. Die Straßen waren plötzlich gesäumt von indischen Essensständen und man sah Frauen in bunten Gewändern. Kuala Lumpur scheint ein ziemlicher Schmelztiegel von Einwanderern verschiedenster Kulturen zu sein. Deshalb findet man sich hier ziemlich leicht zurecht, jeder spricht englisch und fast alles ist auf englisch ausgeschildert.

In Little India wagten wir uns an unser erstes Straßenessen heran. Wir stellten uns in die längste Schlange und hofften, dass die Einheimischen schon wüssten, wo es was genießbares gibt. Als wir an der Reihe waren, drückte man uns einen Teller mit Reis in die Hand, den wir dann selbst mit Soßen und Fleisch auffüllen konnten. Ich war mit der Soßenverteilung recht großzügig, was sich aber als fataler Fehler herausstellen sollte. Denn kaum nahm ich den ersten Bissen vom Fleisch, bekam ich eine Ahnung, was das Wort „scharf“ bedeuten kann. Brennender Schmerz zog sich durch meinen Mund, ich spürte mit Hitzewallungen an den Stellen, wo sich das Fleisch sich seinen Weg Richtung Magen bahnte. Ich wollte mit Reis gegensteuern, aber der war ertränkt in nicht minder scharfer Soße, was das ganze zusätzlich anfeuerte. Wie auch immer, das gehört zum Abenteuer dazu, dachte ich, und aß das Fleisch komplett auf. Den Reis mit Soße ließ ich stehen, denn ich wollte meinen Magen nicht aufs Äußerste herausfordern. Nach dem Essen suchten wir verzweifelt nach einem Laden mit Getränkekühlschrank, um unsere geschundenen Münder mit irgendetwas zu kühlen. Die Rettung war schließlich eine eiskalte Cola, die das schlimmste Leiden linderte.

Dann machten wir uns auf den Weg ins sogenannte „Golden Triangle“, das Einkaufs- und Business-Zentrum von Kulala Lumpur. Dort streckt sich ein Wolkenkratzer neben dem anderen gen Himmel, schön ist das nicht unbedingt, aber schon irgendwie interessant zu sehen. Highlight waren auf jeden Fall die 452 Meter hohen Petronas Towers, zwei 452 Meter hohe Zwillingstürme und die zweithöchsten Wolkenkratzer der Welt. Sie sind in 170 Metern Höhe mit einer Skybridge verbunden, zu der man hoch fahren kann, aber leider waren für heute schon alle Tickets ausverkauft.

Egal, um die Ecke gab’s noch den Fernsehturm, der mit 421 Metern der vierthöchste Der Welt ist. Dort fuhren wir hoch und hatten eine perfekte Aussicht über die Stadt. Lustig: Auf einigen der umliegenden Wolkenkratzer gibt es Swimming-Pools ganz oben auf dem Dach. Die dort badende feine Gesellschaft fühlt sich garantiert unbeobachtet und ahnt dabei nicht, dass auf dem Fernsehturm so fette Teleskope stehen, dass sich jeder Touri ihre Speckfalten einzeln angucken kann. Das hab ich mir natürlich nicht nehmen lassen. :)

Bisschen schräg fand ich allerdings: Mit dem Ticket vom Fernsehturm konnte man noch einen „Zoo“ besuchen, den sie unter dem Fernsehturm eingerichtet hatten. In ein paar Käfigen waren dort auf wenigen Quadratmetern Tiere zusammengepfercht, die teilweise schon halb tot aussahen. Ich frage mich, wer sich sowas ausgedacht hat. Als wenn irgendeinen Touri, der nicht so recht weiß, ob er die 38 Ringgit (ca. 10 Euro) für den Fernsehturm investieren sollte, der Zoo letztendlich überzeugen würde. Das ist einfach nur Tierquälerei.

Abends fuhren wir noch nach Chow Kit, im Lonely Planet stand, dass es dort einen quirligen malaysianischen Markt gibt. Am Anfang waren wir bisschen enttäuscht, weil wir nur Stände mit dem Nippes sahen, den es auch in Chinatown gibt. Etwas tiefer drin fanden wir aber das, wonach wir gesucht hatten: Schreiende Obsthändler, hackende Fleischer und allerlei seltsam aussehende Früchte. Zum Beispiel trafen wir auf einen Typen, der grüne, einen halben Meter lange, stachelige Früchte zerschnitt und eiförmige, faustgroße orange Teile herausholte. Wir fragten, ob wir mal kosten düften. Sowas hatten wir noch nie gesehen oder gegessen, es schmeckte ein bisschen nach Mango und war wirklich lecker.

Abends gingen wir wieder in ’nem Straßenrestaurant essen. Inzwischen waren wir ja abgehärtet und unsere Mägen hatten zu meiner Überraschung immer noch nicht rebelliert. Also noch ’ne Ladung drauf, diesmal fand ich’s gar nicht mehr so scharf. Die Schärfe von heute Mittag ist aber auch schwer zu toppen. :)

Morgen früh geht’s weiter auf die Insel Langkawi im Norden Malaysias. Weil wir bisschen in Eile sind haben wir uns ’nen Flug geleistet, kostet nur 40 Euro und wir sind in einer Stunde da, statt 10 Stunden mit Bus und Fähre. Auf der Insel soll es wunderschöne Strände geben, aber inzwischen auch ziemlich viel mit Hotels zugebaut sein. Mal sehen, ich bin auf jeden Fall gespannt und es wird höchste Zeit, aus dem Großstadttrubel rauszukommen und die Sonne und das Meer zu genießen.

Weihnachten im Sommer



 

Heute ist Weihnachten, es ist Nacht und immer noch fast 20 Grad warm. Es hat was ziemlich schräges, die Weihnachtsdeko im sommerlichen Santa Cruz zu sehen.

Heute sind wir wieder schön mit unserem Auto über die Insel geheizt, mitten durch’s Gebirge um den Teide-Vulkan herum. Er ist mit ca. 3700 Metern der höchste Berg Spaniens, aber raufzuklettern lohnt sich nur bei wolkenlosem Wetter, das hatten wir heute leider nicht. Wir konnten aber ein paar gute Blicke auf den Riesen erhaschen, wenn hin und wieder ein Guckloch zwischen den Wolken auftauchte.

Wir machten noch ’nen Ausflug nach Orotava, eine wunderschöne, historische Stadt mit echtem Kanarencharakter. Dort probierten wir Mojo, eine kanarische Spazialität. Was genau drin ist, kann ich nicht sagen, es ist eine Soße, die man über Kartoffeln oder Brot oder was auch immer packen kann, halb rot, halb grün und mit ordentlich Knoblauch drin.

Danach machten wir noch ’nen Abstecher nach Puerto de la Cruz. Dort war ich schonmal, als ich vor 15 Jahren auf Teneriffa war, so richtig wieder erkannt hab ich aber nichts. Damals wohnten wir in Los Realejos, wir fuhren da noch fix durch, weil ich mir einbildete, vielleicht unser Hotel von damals wieder zu finden. Das hab ich mir dann aber wohl doch etwas zu romantisch vorgestellt, alle Hotels sahen gleich aus und 15 Jahre sind dann auch ein Tacken Zeit, der seitdem vergangen ist.

Wieder in Santa Cruz angekommen mussten wir feststellen, dass am 24.12. um 21 Uhr jede Kneipe, jedes Restaurant, einfach alles dicht machte. Wir hatten uns ja auf ein schönes Weihnachtsessen eingestellt, aber es war einfach kein offener Laden zu finden. Nach langer Suche kamen wir schließlich an ’ner Kaschemme vorbei, die Essen machte und bestellten uns Fisch und Paella. Es war grottenschlecht, aber egal, wenigstens überhaupt was.

Ich war Weihnachten noch nie in irgend ’ner Stadt unterwegs, es war echt gespenstisch, alles war wie ausgestorben, nicht mal Autos waren auf der Straße. Wir setzten uns mit Bierdosen auf ’nen Bordstein und feierten dort Weihnachten auf unsere Art. Wenn mal ein Passant vorbei kam, wurden wir mit mitleidigen Blicken bedacht. Es hätte sich fast gelohnt, ’nen Klimperbecher aufzustellen. :)

Festgesessen auf Gran Canaria



 

Bis jetzt ist das Glück nicht gerade auf unserer Seite. Die Fähre nach Teneriffa ist uns vor der Nase davon gefahren, weil sich die Abfahrtszeiten geändert hatten. Jetzt sitzen wir hier erstmal für eine weitere Nacht fest, morgen früh um 8 Uhr fährt die nächste. Wir haben für die Nacht im Falow eingecheckt, wo man uns tobend und wutschnaubend empfing. Ein eigenartiges Männlein an der Rezeption fluchte auf spanisch: „Meine Frau hat die ganze Nacht auf euch gewartet und kein Auge zu getan, sie wird euch die Kehle durchschneiden!“ Das konnte nun wirklich keiner ahnen, wir entschuldigten uns, aber das Männlein schimpfte weiter, unterstützt von Arschtrittgesten und Andeutungen, dass seine Frau uns erwürgen würde.

Schließlich gab er uns aber doch ein Zimmer. Ich war froh, dass er uns nicht rausschmiss, Johannes aber hatte den Mut zu fragen, was aus unserer 3-Euro Anzahlung geworden ist. „No Commission!“ polterte er und schimpfte wieder von vorn los. Wir flüchteten in unser Zimmer, nach fünf Minuten klopfte das Männchen an. Was könnte er jetzt noch wollen? „No Commission, no Commission!“ musste er anscheinend nur nochmal los werden. Ich sagte jaja, machte die Tür zu und hoffte, dass wir seiner Frau nicht begegnen würden.

Tagsüber streunten wir bisschen durch Las Palmas. Es ist ein recht gechilltes Städtchen mit ’ner schönen Altstadt und kaum von Touristen verseucht. Wir latschten etwas am Strand umher und freuten uns, nicht mehr im kalten, grauen Berlin zu sein. Abends fanden wir ein Restaurant namens Büffet-King, wo man sich für 6,50 Euro All-you-can-eat reinfahren konnte. Ordentlich Völlerei im guten, alten Südamerika-Style, das brauchte ich.

Wir aßen, bis wir nicht mehr geradeaus gehen konnten und kippten uns ein paar Bierchen hinter die Binde. Dann beobachteten wir die anderen Gäste, All-you-can-eat-Restaurants haben ja irgendwie immer ein ganz eigenes Klientel. Ein Typ am Nachbartisch war der Hit, vielleicht 65 Jahre alt, allein essend bis wirklich kurz vorm Brechreiz. Er hatte schon Mühe, die Happen überhaupt noch in den Mund zu kriegen, drückte sie aber tapfer immer wieder mit der Muskelkraft seiner Hand hinein. Spontandiagnose: Depressiver Frustfresser.

Jetzt packen wir uns gleich mal ins Bett, denn morgen früh geht’s um 8 Uhr auf die Fähre, die wir auf keinen Fall verpassen sollten.

Party in Quito



 

Nach den ruhigen Tagen in den Bergen hat’s mich gestern Abend wieder mal richtig nach ’ner heißen Runde Reggaeton gedürstet. Vorher hab ich aber noch ’nen Stopp in ’nem Parilla-Restaurant gemacht und die mir die mittlerweile schon bekannte Kilopfanne Fleisch bestellt. Das werd ich in Deutschland vermissen, da gibt’s sowas wohl nur zu unbezahlbaren Preisen.

Danach hab ich in der Bar vorbei geschaut, in der ich letzte Woche den Deutschen Jonas kennen gelernt hatte, und tatsächlich war er wieder da. Ich lernte zwei ecuadorianische Freunde von ihm kennen, wir schnackten bisschen und tranken lecker Mojito. Dann zogen weir weiter in ’ne Disco, in der angeblich gut Reggaeton laufen sollte.

Tat es dann aber leider gar nicht, die Musik war scheiße und der Laden gringoverseucht. Die beiden Ecuadorianer versuchten mir hier und da ’ne Chica zum Tanzen schmackhaft zu machen, aber keine gefiel mir, entweder es waren Gringas oder sie waren hässlich. Ich spielte ’ne Runde Billard, es wurde später und später und meine Stimmung nicht besser. Plötzlich sah ich eine kleine, süße Maus am Rand der Tanzfläche sitzen. Ich fragte sie einfach, wie sie heißt und wir kamen ins Schnacken. Die Kleine hieß Marildy und „klein“ ist hier wörtlich zu nehmen, 1,48 Meter, aber superschnucklig irgendwie, sie war Halb-Chichua und hatte deshalb was sehr indianisches an sich.

Bald machte die Disco dicht und ich schlug vor, noch zu ’nem After-Hour Laden um die Ecke zu gehen. Den kannte ich schon von letzter Woche und ich wusste, dass ich da auf jeden Fall meine Reggaeton-Dosis kriegen würde, was natürlich hervorragende Aussichten mit Marildy waren. :) Sie war einverstanden und wir zogen weiter.

Angeln – das erste Mal



 

Ich hab schon lange so ’ne romantische Vorstellung vom Angeln. Mir meinen eigenen Fisch zu fangen und zu braten, am besten noch über ’nem Feuer, das hab ich mir immer so richtig heimelig vorgestellt. Um so interessierter war ich, als ich in der Agentur von unserer Inseltour ’ne Menge Angelequipment rumstehen sah.
Daniel und ich wollten es mal auf ’nen Versuch ankommen lassen. Also haben wir uns zwei Angeln ausgeliehen und sind heute Morgen um 6 Uhr losgezogen.

Fisch an der AngelFisch auf’m BrettFisch in der PfanneFisch auf’m Teller

Nach ungefähr ’ner Stunde hatte Daniel wirklich ’nen zuckenden Fisch an der Angel, nicht riesig, aber auf jeden Fall wert gebraten zu werden. Dadurch ordentlich motiviert versuchten wir’s weiter, aber in der nächsten Stunde zogen wir nichts raus. Die Fische waren schlau genug, den Köder abzufressen, ohne in den Haken zu beißen. Mein einziger Fang war ’ne Krabbe, die mit ihrer Zange den Köder festhielt. :)

Daniel musste bald los, weil er mit seiner Französin zum Frühstück verabredet war, ich versuchte es noch bisschen. Bald hatte ich auch ein Exemplar an der Angel, das recht essbar aussah. Die romantischen Angelgefühle verflogen aber schon etwas, als ich den Kollegen vom Haken befreien wollte. Das zerriss ihm das halbe Maul und war keine leckere Angelegenheit. Für ihre letzten Stunden setzte ich die beiden in ’nem Eimer mit Meerwasser. Ich probierte noch ’ne Weile mein Glück, aber die Ebbe nahm die Fische bald mit auf’s offene Meer.

Auf dem Weg zurück ins Hostel segnete mein Fisch das Zeitliche, die Hakenaktion muss wohl zu krass gewesen sein. Michaels Exemplar plantschte aber noch munter herum. Ich hatte nun die ehrenvolle Aufgabe, ihn um die Ecke zu bringen. Die Hostel-Besitzerin riet mir, ihn einfach an der Luft verrecken zu lassen. Das erschien mir aber ziemlich grausam, ich wollte ihm ’nen schnelleren Tod gönnen.

Spätestens jetzt war alle Romantik verflogen, denn was nun kam, war alles andere als appetitlich. Ich gab dem Viech ’nen ordentlichen Schlag mit ’nem Stein auf den Kopf, was ihn aber nicht im geringsten zu stören schien. Noch ein Schlag, noch einer und noch einer. Er zuckte immer noch. Sein Kopf war mit ’ner dicken Knochenplatte geschützt, aber in der Mitte gab’s ’nen kleinen Spalt. Ich rammte ein Messer dort rein, aber unglaublicherweise lebte der Fisch immer noch! Ein Stich quer durch Kiemen und Hinterkopf, das muss nun doch endlich mal reichen. Kurze Ruhe… doch dann wieder Zappeln!

Inzwischen hatte sich ’ne kleine Zuschauerschaft versammelt, die mir riet, den Fisch jetzt einfach aufzuschneiden und auszunehmen. Hm… in den Innereien von ’nem lebendigen Fisch rumwühlen? Das war echt nicht lecker, aber was muss das muss. Ich schnitt seinen Bauch auf, die Gedärmer quollen hervor. Bewegungslos lag der Kollege vor mir. Also endlich tot. Ich fing an, die Innereien mit dem Messer rauszuziehen, als er plötzlich wieder wie wild zuckte!

Ich machte einen Satz zurück und schrie, das war ja der reinste Horrorfilm! Der unsterbliche Fisch, was für ein Drama! Aber da musste ich jetzt durch. Der Fisch war wieder ruhig und sah nun wirklich tot aus. Es war wohl das letzte Aufbäumen, ich fasste rein und riss raus, was ich zu fassen kriegte. Aber selbst jetzt sah ich seine Kiemen noch nach Luft schnappen. Nach dem nächsten Griff war aber wirklich Ruhe, der ewige Fisch war endlich dahingeschieden. Es war supereklig die warmen Innereien rauszuholen, aber ich brachte es hinter mich und verfütterte sie an die dankbare Katze.

Beim nächsten Exemplar war das dann alles recht ok. Es half ziemlich, dass das Teil schon mausetot war und nicht mehr ewig herumzuckte. Wenn ich mal wieder angle, lass ich die Fische wohl doch an der Luft sterben, meine Variante war alles in allem nicht wirklich humaner. Wie auch immer, am Ende war der Kollege ziemlich lecker, schön mit Salz eingerieben und in ’nem halben Liter Öl frittiert hat er sich am Ende doch irgendwie wieder mit mir versöhnt. :)

Das nächste Mal will ich mal richtig dicke Dinger rausziehn, hier gibt’s Hochsee-Angeltouren, bei denen man mit etwas Glück meterlange Viecher fangen kann.

Feudale Futterei



 

Gestern hab ich lange meinen Rausch ausgeschlafen und mich irgendwann nachmittags aus dem Bett geschält, bisschen dies und das erledigt und mich bald auf die Nahrungssuche begeben. Im Reiseführer hatte ich von einem Grill-Laden namens Paulista gelesen und machte mich auf den Weg dorthin, um größere Mengen Fleisch zu verspeisen. Der Weg war viel weiter als gedacht und so latschte ich ’ne Stunde lang quer durch die Stadt, war aber ganz interessant, um bisschen was zu sehen.

Um halb 6 kam ich dort an und musste feststellen, dass erst ab 19 Uhr geöffnet ist. Ich suchte mir ein Kino um die Ecke und zog mir den neues Indiana Jones rein. War nicht so der Brüller, aber wenigstens hatte ich die Zeit rumgekriegt.

Feudales Buffet

Inzwischen war ich hungrig wie ein Bär und passenderweise gab’s im Paulista Flatrate-Futtern. Man zahlt einmal 50000 Guaranis (8 Euro) und kann sich dann alles vom riesigen Büffet reinfahren, was man will. Es war paradiesisch, von Sushi bis zu ausgefallenen Salatkreationen gab’s alles, was man sich so vorstellen konnte.

Das Beste aber war die Fleischregelung. Auf dem Tisch hatte man ’nen kleinen Anzeiger, den man auf rot oder grün drehen konnte. Wenn er auf grün stand, kam ständig jemand mit Fleisch vom Grill vorbei und stapelte Nachschub auf den Teller, von Steak bis Hähnchenherzen war alles dabei.

Ich fuhr mir 4 volle Teller rein und mästete mich, bis ich mich nicht mehr bewegen konnte. Herrliche Erfindung, dieses Paulista, aber irgendwie wurde dort auch der Gegensatz von arm und reich in Paraguay überdeutlich: Während ich Rekorde im Fleischverzehr aufstellte standen draußen an der Kreuzung mitten in der Nacht 5jährige Kinder, die die Scheiben der wartenden Autos putzten, um ein paar Guaranis zu verdienen.

Ich lernte ’nen 54jährigen Amerikaner vom Nachbartisch kennen, der sichtlich beeindruckt von meiner Verzehr-Performance war. Ich schwatzte ’ne Runde mit ihm, er spendierte mir freundlicherweise ein Bierchen und ein Schnäpperchen, dann kam noch sein paraguayanischer Kumpel dazu. Der konnte sogar deutsch, weil er ’nen deutschen Großvater hatte. Er hat mich später mit seinem Pick-up zu meinem Hotel gebracht, ich saß auf der Ladefläche und wir düsten bei 27 Grad durch die Nacht von Asuncion. Wunderbares Gefühl und die Bullen, die hier an jeder Ecke stehen, scheren sich einen Dreck darum. Im straff regulierten Deutschland hätte man nach spätenstens 100 Metern Stress bekommen.

Sucre – die weiße Stadt



 

Paul und ich sind heute Morgen mit dem Nachtbus in Sucre angekommen. Nachdem wir einige Hotels abgeklappert haben, die entweder ausgebucht oder scheiße waren, sind wir schließlich recht nobel untergekommen. Hab jetzt ein Eizelzimmer mit Fernseher, edlem Holzmobiliar und gefließtem Bad. Dafür muss ich 100 Bolivianos (10 Euro) pro Nacht berappen, was für bolivianische Verhältnisse feudal teuer ist, aber hier kann ich mir schon mal etwas Luxus leisten.

Die weiße StadtStraßenlebenKircheBolivianische Überraschung

Schlafen im Nachtbus klappt meistens nicht wirklich, deshalb hab ich gleich mal bis nachmittags geratzt. Bin dann bisschen durch die Stadt gelatscht, hauptsächlich um Speise zu finden, und hab schon ’nen ersten kleinen Eindruck bekommen, allerdings wirklich nur ’nen kleinen. Sucre war früher mal Hauptstadt von Bolivien, heute ist es immer noch das juristische Zentrum des Landes. Man nennt es auch „weiße Stadt“, weil fast alle Gebäude in weiß gehalten sind. Optisch macht die Stadt auf jeden Fall was her.

Bin schließlich in ’nem schicken Cafe gelandet und hab mir, neugierig wie ich bin, die „bolivianische Überraschung“ zum Frühstück bestellt. Hab dann einen Teller mit Kartoffeln, Mais und einem Berg roter, seltsamer Krebse bekommen. Nachdem ich zwei von ihnen aufgepopelt und trotzdem kaum Fleisch rausbekommen hab, erklärte mir die Kellnerin, dass man sie komplett mit Schale zerkaut. Das funktionierte dann bestens und war bisschen wie Chips wegknuspern. :)

Jetzt wird’s auch schon wieder dunkel und ich werd mich mal auf die Suche nach Paul begeben. Vielleicht ziehn wir noch bisschen um die Häuser, mal sehn, wie’s ihm geht. Gestern hat ihn seine wöchentliche Lebensmittelvergiftung mal wieder erwischt. :(

Letztes Mal Shithead



 

Heute bin ich dann doch erstaunlich früh aufgewacht, um 9 war Schluss mit Schlafen. Muss mich wohl erst dran gewöhnen, nicht mehr im Morgengrauen loszumarschieren. :) Hab tagsüber einigen Krams geregelt, bisschen was im Netz gemacht, telefoniert und – ganz wichtig – Wäsche zu Reinigung gebracht, denn ich hatte inzwischen kein einziges Kleidungsstück mehr, das nicht entsetzlich stank. :)

Essen und letzte Runde Shithead

Abends haben wir uns nochmal mit allen von der Trekking-Truppe getroffen, sind Essen gegangen und haben unsere letzten Runden Shithead gespielt. Dann hieß es good bye, in den nächsten Tagen ziehen wir alle in verschiedene Richtungen weiter. Die anderen wollen heute noch bisschen um die Häuser ziehn, Paul und ich gehn aber früh schlafen, denn wir müssen morgen fit sein. Paul hatte nämlich die hervorragende Idee, Motorräder zu mieten!

Trek zum Machu Picchu – Tag 5



 

Die Nacht im Bett hatte ich mir himmlisch vorgestellt: Vier Stunden Schlaf auf einer weichen Matratze nach drei Nächten steinharter Iso-Matte. Doch seltsamerweise drehte ich mich hin, drehte mich her und konnte und konnte nicht einschlafen. Was war los? Die letzten beiden Nächte im Zelt schlief ich wunderbar. Konnte ich einfach nicht mehr in einem Bett schlafen? Nach ’ner Stunde riss ich die Matratze kurzerhand aus dem Bett, legte mich mit ihr auf den Boden und siehe da, nach fünf Minuten schlief ich ein.

Heute Morgen um 4 Uhr klingelte der Wecker, Paul’s erste Frage war: „Felix, bist du aus’m Bett gefallen?“ :) Nach ’nem Frühstück machten wir uns um 5 Uhr auf den Weg zum Machu Picchu. Die 500 Höhenmeter kann man entweder mit dem Bus überwinden, aber nur, wenn man ein Weichei ist. Wir ließen uns den Spaß nicht nehmen, die originale Inka-Treppe hinaufzusteigen, fast 3000 Stufen lang.

3000 Stufen zum Machu Picchu im MorgengrauenSonnenaufgangDer Machu Picchu schält sich aus dem NebelTerassen zur LandwirtschaftMachu Picchu vom Wayna Picchu ausBesucherDie ganze PrachtHäuschen

Wie anstrengend das wird, hätte ich mir aber nicht träumen lassen. Die Stufen sind uneben und verschieden groß, nach den ersten 300 konnte ich schon kaum mehr weiter. Nach ’ner kurzen Pause ging’s aber wieder, schließlich gewöhnte ich mich daran und schwitzte und schnaufte mich Richtung Machu Picchu. Wir wollten unbedingt bei Sonnenaufgang oben sein und hatten deshalb nicht viel Zeit zu verlieren. Nach einer endlosen Stunde Aufstieg sahen wir endlich die Mauern des Machu Picchu, ein unglaubliches Gefühl. Nun mussten wir nur noch auf Claire warten, die zehn Minuten später aber auch schweißgebadet eintraf.

Es wurde schon gefährlich hell und wir machten uns Sorgen, das Eintrittsprozedere rechtzeitig zum Sonnenaufgang hinter uns zu bringen. Tourimassen schoben sich Richtung Eingang, die meisten waren faule Bus-Anreiser. Schließlich ließen wir den Eingang hinter uns, spurteten noch einige Stufen hoch und waren perfekt getimed am besten Platz, um zu sehen, wie sich die Sonne hinter dem Berg empor schob.

Wir bekamen einen Führer für den Machu Picchu und verabschiedeten uns von Jose Luis, unserem Trekking-Führer der letzten Tage. Wir wurden zwei Stunden rumgeführt und erfuhren ’ne ganze Menge über den Ort. Machu Picchu wurde ca. 1450 von den Inkas gebaut als heilige Stadt zur Religionsausübung und Astronomieforschung. Die Spanier fanden die Stadt nicht, da sie zwischen den Bergen vesteckt liegt, so entging sie der Zerstörungswut. 1911 entdeckte der US-Amerikaner Hiram Binghams durch Zufall Machu Picchu.

Es liegt schon eine gewisse Erhabenheit über dem Ort, viele Gebäude sind hervorragend erhalten. Technisch ausgefeilt wurden die Mauern erdbebensicher gebaut. Viele Details sind perfekt nach astronomischen Gesetzmäßigkeiten ausgerichtet. In heilgen Gebäuden sind natürliche Felsformationen beeindruckend in künstliche Mauern eingearbeitet. In Machu Picchu lebten ca. 1000-3000 Menschen, die sich durch Ackerbau auf den Terassenebenen selbst versorgten. Zu 100% sicher ist sich die Wissenschaft aber bis heute nicht, was genau in Machu Picchu geschah, so bleibt eine ganze Portion Mysterie über dem Ort.

Machu Picchu heißt übersetzt „alter Berg“. Den besten Ausblick darauf hat man allerdings von benachbarten Wayna Picchu („junger Berg“). Auf diesen führten weitere ca. 1500 Stufen 300 Höhenmeter hinauf. Was sind schon 1500 Stufen mehr, das ließen wir uns natürlich nicht nehmen. Der Aufstieg war allerdings um einiges steiler und holpriger als der erste, wir kamen nach einer Stunde oben an, ich war am Ende meiner Kräfte.

Der Gipfel war nicht so ganz ohne, links und rechts von einem schmalen Fels ließen Steile Abgründe das Adrenalin durch den Körper schießen. Pascal aus unserer Truppe machte Bekanntschaft damit, zum Glück nicht persönlich, aber seine Kamera fiel 30 Meter in die Tiefe. Er suchte mit ein paar Jungs danach, um wenigstens die Memory-Card mit den Fotos zu retten. War nicht ganz einfach, denn im Gebüsch lauern Schlangen. Schließlich tauchte das zerbeulte Stück aber auf, die Bilder waren gerettet.

Nach dem Abstieg vom Wayna Picchu, der nicht weniger anstrengend als der Aufstieg war, machten wir eine kleine Mittagspause, ich sank erschöpft in meinem Stuhl zusammen und döste ’ne Stunde weg. Plötzlich kamen Paul und Michael, ein Amerikaner unserer Truppe, auf die wahnwitzige Idee, doch noch den Ausblick von der anderen Seite aus zu genießen, das hieß weitere 300 Höhenmeter zum sogenannten Sonnentor hochzuklettern. Ok ok, ich ließ mich breit schlagen und schwitzte und schnaufte eine weitere Stunde. War aber wirklich ’ne gute Position um noch ein paar Fotos zu schießen.

Danach streunten wir noch ’ne Stunde durch den Machu Picchu und machten uns schließlich an den Abstieg, 3000 Stufen runter vom Berg. Am Ende konnte ich echt spüren, was ich meinen Knien an diesem Tag zugemutet hatte, die Beine fingen an zu zittern, aber ich war froh, alles zu Fuß gemeistert zu haben. Nun hatten wir uns aber wirklich ’ne ordentliche Zivilisationkost verdient und ließen uns in ’ner Pizzeria nieder… himmlisch nach Tagen Reis und grauer Suppe!

Zurück nach Cuzco sollte es ’ne Stunde später mit dem Zug gehn. Plötzlich stellte ich entsetzt fest, dass ich mein Zugticket versehentlich weggeschmissen hatte. Fixer Sprint zum Bahnhof und noch größeres Entsetzen: Der Zug ist voll, neue Tickets gibt’s nicht mehr, ich sollte eine Nacht warten. In Touri-Town gefangen zu sein war das letzte, was ich wollte. Nach dem Sichten endloser Passagierlisten fand ich meinen Namen endlich, 20 Dollar später war man bereit, mir ein neues Ticket zu drucken.

Nach drei Stunden kamen wir in Cuzco an. Etwas übermütig hatten wir zuvor ausgemacht, alle in ’ne Bar zu ziehen, inzwischen waren aber alle so fertig, dass wir nur noch ins Bett wollten. Wir treffen uns morgen, heute passiert nicht mehr viel, ich werd mich gleich ins Hotel verabschieden und lange, lange schlafen. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich immer noch die unglaublichen Landschaften der letzten fünf Tage vor mir, werd bestimmt davon träumen. :)

Trek zum Machu Picchu – Tag 4



 

Heute Morgen ging’s los zum letzten Stück Strecke auf dem Weg zum Machu Picchu. Schwierig war diesmal nicht das Gelände, denn das war fast komplett eben, sondern die brüllende Hitze: Mit bestimmt mehr als 30 Grad brannte uns die Sonne entgegen.

TalSeilbahn über reißendem Fluss……und deren BefestigungRast auf Schienen

Unterwegs mussten wir einen reißenden Fluss mit ’ner „Seilbahn“ überqueren. Diese bestand aus ’ner notdürftig zusammengekloppten Gondel, die in 10 Metern Höhe an ’nem Stahlsein über dem Strom hing. Zwei oder drei Passagiere wurden mit Schwung über den Fluss geschoben, zurückgezogen wurde das Gerät mit ’nem langen Seil. Mir wurde schon ein wenig anders, als ich die Konstuktion sah. Der Fluss war felsig und rauh genug, um keine Zweifel aufkommen zu lassen, dass ein Missgeschickt tödlich wäre. Die Info, dass vor zwei Jahren das Seil gerissen ist und zwei Engländer dabei starben, half mir auch nicht gerade weiter.

Egal, Augen zu und durch. Ich saß mit James in der Gondel, wir wurden angeschoben… ab dafür! Die Fluten wüteten unter uns, es kribbelte im Bauch, das andere Ufer kam näher und… der Schwung reichte nicht, wir blieben über dem Abgrund hängen! Es war nicht mehr weit, aber ein wenig Panik machte sich doch breit. Ich griff das Stahlseil, an dem wir hingen und zog uns Zentimeter um Zentimeter auf unser Ziel zu, das wir schließlich auch erreichten. Als wir nun die Technik sahen, mit der das Stahlseil gehalten wurde, waren wir froh, vorher nichts darüber gewusst zu haben: Da waren einfach drei Stahlpfeiler kreuz und quer in den Boden geschlagen und das Seil notdürftig drumgewickelt und festgebunden.

Danach ging’s weiter am Ufer entlang, wir sahen Kaffee-, Bananen- und Avocadobäume. Nach vier Stunden in sengender Hitze erreichten wir unseren Mittagsplatz. Es gab wie immer graue Suppe und Reis, diesmal mit Fisch. Wir konnten das Essen langsam nicht mehr sehen, es wurde außerdem von Tag zu Tag schlechter.

Danach liefen wir drei Stunden an der Bahnstecke entlang nach Agua Caliente, einem kleinen Örtchen am Fuße des Machu Picchu. Es war unglaublich anstrengend, auf den schmalen Stegen zu laufen, weil man nie den ganzen Fuß aufsetzen konnte. War nicht gerade die beste Strecke zum Finale. In Agua Caliente anzukommen war dann ein kleiner Kulturschock, der Ort ist voll von Touris, die üblicherweise von Cuzco aus mit dem Zug einfahren, sich dann in ’nem schicken Hotel niederlassen und mit dem Bus zum Machu Picchu hochfahren. Wir kamen dagegen aus der Wildnis von 5 Tagen Fußmarsch. Allerdings muss ich zugeben, dass ich auch ein wenig froh war und bereit, ein bisschen Zivilisation zu erleben.

Unsere letzte Nacht verbringen wir dann auch in ’nem Hostel in Agua Caliente. Ein Bett, ein Klo und eine Dusche, das ist schon irgendwie ’ne himmlische Erfahrung nach den letzten Tagen. Abendessen gab’s in ’ner Pizzeria. Uns lief das Wasser im Mund zusammen, Pizza war eine reizvolle Vorstellung für uns nach der kargen Kost der letzten Tage. Aber die Enttäuschung folgte prompt: Wir wurden in der Pizzeria von unserem Trekking-Koch bekocht… mit grauer Suppe und Reis. Bäh, aber ok, es sollte der letzte Tag sein.

Nach ’ner Runde Shithead für alle geht’s nun gegen 12 Uhr ins Bett. Die Nacht wird nicht lange dauern, denn um 4 Uhr müssen wir aufstehn, um rechtzeitig zum Sonnenaufgang am Machu Picchu zu sein.