Wir sind nun in Rumänien gelandet. Die Grenzüberquerung aus Transnistrien heraus nach Moldawien war relativ problemlos. Zweimal Passkontrolle, ein kurzer Blick ins Schnauferle, ein paar Fragen der moldawischen Beamten, dann hatten wir es geschafft. Im Rückblick wirkt Transnistrien wie ein schräger Traum, aus dem man plötzlich wieder aufgewacht ist.
Wir legten noch einen Nachtstopp in Moldawien an einem See in der Nähe von Balti ein, konnten dort aber leider nicht schwimmen. So setzen wir uns einfach vors Schnauferle, tranken Wein und schauten erst dem Sonnenuntergang und dann den Sternschnuppen zu. Wir hatten einen richtig klaren Nachthimmel und Sternschnuppen alle paar Minuten, einfach nur Kopf in den Nacken und Kino ab.
Sonnenuntergang am See
Johannes macht das Schnauferle startklar
Wassertank-Füllung am Brunnen
Grenzeüberquerung von Moldawien nach Rumänien
Bad im Sonnenblumenfeld
Moldawische Landstraße
Heute Morgen fuhren wir weiter über die rumänische Grenze nach Iasi. Der Wiedereintritt in die EU war ein wenig nervig, vielleicht auch deshalb, weil wir kurz vorm Grenzposten in Sichtweite nochmal wendeten, weil uns einfiel, dass wir noch billig in Moldawien tanken wollten. Als wir zum zweiten Mal an die Grenze kamen, wurde das Schnauferle genaustens durchsucht, bis man uns nach einer Stunde endlich weiter ließ.
Wir haben den Tag in Iasi kurz hinter der Grenze verbracht und nun auf einem Hügel ein wenig abseits der Stadt geparkt. Dort haben wir unser Nachtlager aufgeschlagen, ein paar Anwohner kamen gerade vorbei, um nach dem Rechten zu schauen. Sie hatten wohl etwas Angst vor dem seltsamen Gefährt, dass plötzlich am Acker vor ihren Häusern stand. Als ich erklärte, dass wir Camper aus Deutschland seien, war aber anscheinend alles ok.
Als wir gestern Abend gemütlich im Schnauferle schlafen gehen wollten, hielt plötzlich ein Polizeiauto neben uns. Zwei uniformierte transnistrische Polizisten stiegen aus und sprachen uns auf russisch an. Wir verstanden kein Wort, die beiden deuteten daraufhin auf ein Verkehrsschild, das einen Pfeil nach links zeigte. Man wollte uns wohl zu verstehen geben, dass wir vor dem Schild hätten links abbiegen müssen und nicht stehen durften, wo wir standen.
Die beiden waren um die 30 Jahre alt, einer war recht rundlich, der andere schlacksig. Der rundliche ließ sich von Johannes Führerschein und Ausweis geben und redete weiter auf russisch auf ihn ein. Wir versuchten uns dumm zu stellen und taten so, als hätten wir keine Ahnung, was sie von uns wollten.
Nun sollte Johannes sich ins Auto setzen, der Dickliche setzte sich neben ihn holte ein Buch mit Abbildungen von Verkehrszeichen heraus. Johannes zeigte ihm darin das Zeichen für Parkverbot um klar zu machen, dass das nirgends zu sehen war.
Die beiden Polizisten wurden nun etwas ungehalten und der Dickliche machte Anstalten, mit Johannes auf dem Beifahrersitz loszufahren. Der Schlacksige gab mir zu verstehen, dass ich mit ihm dort warten sollte, ich aber riss die Tür auf und Johannes sprang aus dem Polizeiauto. Alleine mit der transnistrischen Polizei hätte ich ihn ganz bestimmt nicht in die Nacht hinfahren lassen.
Aber es war wohl ein wenig falscher Alarm, denn der Schlacksige malte nun mit viel Mühe eine kleine Karte auf, um deutlich zu machen, was sie vor hatten. Johannes sollte mit dem Dicken eine Runde um den Block fahren, um am Anfang der Straße das Parkverbotsschild anzuschauen. Das hatte Johannes selbst aber auch schon längst gesehen, also wechselten wir die Taktik und fragten mit Händen und Füßen, wie hoch die Strafe sei.
Der Dicke schrieb zwei Preisspannen auf einen Zettel: 50 – 100 transnistrische Rubel (3,50 – 7 Euro) und 50 – 100 Dollar (37,50 – 75 Euro). Wir verstanden zunächst nicht so recht und Johannes verlangte nach einer Quittung. Da strich der Dicke den Rubelpreis weg und ließ nur noch die Dollar stehen. Alles klar, ohne Quittung 50 – 100 Rubel, mit Quittung 50 – 100 Dollar. Wir entschieden uns für die Variante ohne Quittung, aber was sollte die Preisspanne? „Zahlen Sie was es Ihnen wart ist“ oder wie? Johannes zeigte auf die 50 Rubel, wir schoben den Schein rüber und es schien ok zu sein. Der Schlacksige war noch so nett, auf seiner gezeichneten Karte einen Stellplatz zu markieren, wo wir ungestört bleiben konnten, dann verschwanden die beiden.
Wir fuhren um die Ecke zum empfohlenen Platz und wollten wieder schlafen gehen, als plötzlich ein Polizeiauto um die Ecke geschossen kam und ein Zugriffstrupp einen Typen direkt vor unserem Auto festnahm. Wir konnten durch einen Spalt neben dem Vorhang aus dem Autofenster heraus alles sehen, die Polizisten schlugen ordentlich auf den Typen ein und mir wurde ziemlich mulmig. Wo waren wir hier gelandet? Wir verriegelten alle Türen und schliefen schließlich ein.
Eine Stunde später wurde ich nochmal wach, weil ein Polizeiauto mit quietschenden Reifen auf der anderen Straßenseite hielt und ein Polizist mit kugelsicherer Weste in ein Spielcasino stürmte. Kurz darauf kam er aber anscheinend erfolglos wieder heraus. Dann verlief die Nach zum Glück friedlich.
Kinder beim Fischen
Überflutete Bäume
Essenspause im transnistrischen Dorf
Das Navi steikt in Transnistrien schon lange
Tanken bei Sheriff
Grenzbrücke zwischen Transnistrien und Moldawien
Heute Morgen mussten wir uns noch die Genehmigung besorgen, länger als 24 Stunden in Transnistrien bleiben zu dürfen. Im zuständigen Büro gab es das Formular dafür nur auf Russisch, aber eine nette Russlanddeutsche half uns glücklicherweise bei der Übersetzung.
Wir setzten uns wieder in Bewegung fuhren innerhalb einer Stunde einmal von Süden nach Norden durch fast das komplette „Land“, das teilweise so schmal ist, dass wir auf der linken Seite Moldawien und auf der rechten die Ukraine sehen konnten. Echt surreal.
Nun haben wir gerade einen Koch-Stopp in einem kleinen, transnistrischen Dorf eingelegt und ich habe die Kartoffeln gekocht, die wir auf dem ukrainischen Bauernhof in Kvasi gekauft hatten. Auch surreal.
Wir sind in Transnistrien. Das ist total surreal. Es mag wohl daran liegen, dass es dieses Land eigentlich gar nicht gibt.
Als im Zuge des Zerfalls der Sowjetunion zwischen 1990 und 1992 Moldawien seine Unabhängigkeit erlangte, spaltete sich der überwiegend von Russen bewohnte östliche Landstreifen Transnistrien ab. Moldawien akzeptierte die Abspaltung nicht und griff Transnistrien 1992 mit Unterstützung von Rumänien an. Transnistrien wurde von Russland militärisch unterstützt und konnte nicht eingenommen werden. Nach fast fünf Monaten Bürgerkrieg mit über 1000 Toten kam es zu einem Waffenstillstandsabkommen. Bis heute wird Transnistrien von keinem Staat außer sich selbst anerkannt, allerdings hat Russland seine 14. Armee dort stationiert und damit Fakten geschaffen.
Vor ein paar Jahren hatte mir mal jemand im Zug von Budapest nach Berlin von Transnistrien erzählt, war total interessant ich hätte aber nie gedacht, dort mal vorbei zu kommen. Wo wir aber nun aber schon mal vor der Tür standen, haben wir uns heute Morgen Richtung Tiraspol aufgemacht, der „Hauptstadt“ Transnistriens. Wir wussten nicht so recht, was uns erwarten würde, aber als wir an ein Zollhäuschen kamen und zwei moldawischen Polizisten unsere Pässe zeigen mussten, war klar, dass das mit der „Landesgrenze“ ernst gemeint war.
Und das war erst der Anfang, denn hinter der nächsten Kurve war die Straße mit Krähenfüßen versperrt und unsere Pässe wurden von zwei transnistrischen Uniformierten gecheckt. Einer von ihnen hatte gesehen, dass ich aus dem Auto heraus fotografiert hatte. Das gefiel ihm gar nicht und ich musste das Foto vor seinen Augen löschen.
Doch das waren alles erst Vorposten, hinter der nächsten Kurve erreichten wir die tatsächliche Grenze. Man sprach dort nur noch russisch, aber mit etwas dämlich gucken und „Turisti, Turisti!“ konnten wir ganz gut verständlich machen, dass wir keine Ahnung hatten, wie die Einreise funktionierte. Man schicke uns zuerst zu einem Kabuff, an dem ein Typ in Militäruniform unsere Pässe kopierte und einige Fragen auf Russisch stellte, die wir allerdings nur mit einem Achselzucken beantworten konnten. Auf seiner Brust waren die kyrillischen Buchstaben „KGB“ zu lesen und mit „Turisti, Turisti!“ kamen wir auch hier ganz gut durch.
Dann wurden wir aufgefordert, das Schnauferle etwas beiseite zu fahren und mit ins Grenzgebäude zu kommen. Johannes sollte mit einem weiteren uniformierten Typen alleine in einem Büro bleiben, ich mich währenddessen in eine Schlange stellen. Als ich an der Reihe war, drückte man mir ein Formular in die Hand, das ich ausfüllen sollte. Nach weiteren unbeantwortbaren russischen Fragen bekam tatsächlich die Immigrationskarte, die es erlaubte, für 24 Stunden in Transnistrien zu bleiben.
Ich ging zurück zu dem Büro, in dem Johannes mit dem Uniformierten verschwunden war und fragte mich, ob er nun geteert und gefedert an der Decke hängen würde. Tat er aber nicht, sondern er musste dort die Einfuhrerlaubnis für das Schnauferle organisieren. Das war ein noch komplizierteres Unterfangen als die Erlangung des Immigrationsscheins, denn ich sah, wie er ein sehr längliches Pamphlet ausfüllte. Es dauerte, dauerte und dauerte, kostete 15 Euro und irgendwann gab man ihm endlich ein sehr amtlich aussehendes Dokument in die Hand, das es erlaubte, mit dem Schnauferle über die Grenze zu fahren. Danach blühte Johannes noch mal das Prozedere, das ich bereits hinter mich gebracht hatte, um die Immigrationserlaubnis für sich selbst zu erhalten. Als das geschafft war, konnten wir nach 90 langen Minuten endlich die „Grenze“ überqueren.
Grenzübergang nach Transnistrien
Industrieanlagen
Transnistrische Rubel
Transnistrien-Karte
Kriegsdenkmal
Gräber der Bürgerkriegsopfer
Lenin vor dem Parlament
Krankenwagen
Krankenhaus von Tiraspol
Heldenverehrung
Strandleben am Dniestr
14 Jahre Transnistrien
DHL liefert bis nach Transnistrien
Bankenwerbung
Denkmal
Haus vor Haus
Und nun waren wir drin in dem Land, das es eigentlich nicht gibt. Die Grenzüberquerung war ein echtes Abenteuer, so muss es sich früher ungefähr angefühlt haben, aus der BRD in die DDR einzureisen, nie so genau wissend, was an der Grenze passieren würde. Wir erreichten bald Tiraspol, schauten staunend aus dem Fenster und dachten nur: Surreal. Die Außenbezirke sind mit uralten Industrieanlagen umsäumt, die nach verfallener Sowjetunion aussehen, aber zum Teil noch in Betrieb zu sein scheinen. Das Stadtzentrum strotzt vor altkommunistischer Symbolik, im Zentrum ist ein Denkmal mit den Gräbern der im Bürgerkrieg gefallenen Soldaten errichtet, wo Transnistrien seinen Heldenmythos pflegt. Und vor dem Parlament ragt eine übergroße Lenin-Statue in den Himmel empor. Als ich ein Foto machen wollte, wurde ich wieder von Soldaten zurecht gewiesen, denn das war anscheinend auch verboten. Habe aber trotzdem unbemerkt eins hingekriegt.
Mit der Grenzüberquerung waren unsere Herausforderungen des Tages aber noch nicht beendet. Um länger als 24 Stunden im „Land“ bleiben zu dürfen, muss man sich in Tiraspol in einem weiteren Büro registrieren. Es dauerte eine Ewigkeit, dieses zu finden, denn niemand sprach Englisch und besonders hilfsbereit schienen die Transnistrier auch nicht zu sein. Man schickte uns in verschiedene Richtungen, wir irrten ewig umher und als wir das Büro endlich fanden, war es schon zu spät und man sagte uns, wir sollten morgen wieder kommen.
Die nächste Herausforderung war die Geldbeschaffung. Was wir nicht gewusst hatten: Transnistrien hat eine eigene Währung, den Transnistrischen Rubel. Der ist nur eingeschränkt konvertierbar, so dass wir dafür mit unseren Kreditkarten nichts anfangen konnten. Zum Glück fanden wir einen Geldautomaten, der auch Dollars ausspuckte, die wir dann in einer Wechselstube in transnistrische Rubel tauschen konnten.
Inzwischen war es Abend, wir hatten einen Stellplatz für das Schnauferle in einer Seitenstraße gefunden und konnten nun endlich ein wenig entspannen. Johannes legte sich ans Flussufer des Dniestr, wo bei über 30 Grad die Hölle los war, ich steunte ein wenig durch die Innenstadt und ließ Lenin und transnistrischen Nationalkult auf mich wirken.
Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus, kann mich einfach nur umschauen und alles anstarren. Die transnistrische Flagge auf dem Parlamentsgebäude, das Partyschiff auf dem Dniestr, das mit lauter russischer Musik auf und ab fährt, die Väter, die ihre Kinder in ferngesteuerte Buggys setzen und damit durch den Park kutschieren, die Verkäuferinnen, die einen anschnauzen, wenn sie merken, dass man kein russisch spricht. Alles ist eigenartig, ziemlich befremdlich und deshalb richtig interessant.
Gleich wird es dunkel, wir werden uns wohl einen ruhigen Abend machen und bald ins Schnauferle verkriechen.
Chisinau ist cool, chaotisch, tussig, prollig, schön, hässlich, irgendwie alles zusammen und deshalb total interessant. Als wir gestern das Schnauferle in die moldawische Hauptstadt steuerten, bekamen wir auf jeden Fall etwas zu sehen, was wir so nicht erwartet hatten.
Aber der Reihe nach. Als wir gestern Morgen vom See aufbrachen, machten wir uns zunächst auf den Weg zum Höhlenkloster Orheil Vechi, das aus dem 12. Jahrhundert stammt und etwa eine Autostunde nördlich von Chisinau liegt. Es war eine ziemliche Herausforderung, den Weg dorthin zu finden, denn die laut Reiseführer „größte Sehenswürdigkeit Moldawiens“ war nirgends ausgeschildert. Passanten, die wir nach dem Weg fragten, zuckten nur mit den Schultern, bis uns zwei nette Typen anboten, ihrem Auto zu folgen und uns dorthin zu führen.
Das Kloster liegt in einem Tal, dessen Wände aus schroffem Kalkstein bestehen, landschaftlich auf jeden Fall malerisch gelegen. Allerdings waren unsere Erwartungen an die „größte Sehenswürdigkeit“ wohl etwas zu hoch gesteckt, denn wir fanden dort nur eine winzige Höhle, in der ein Altar und etwas Kirchenkrams standen. Wir konnten nicht glauben, dass das schon alles gewesen sein sollte und suchten den Hügel nach dem echten Höhlenkloster ab. Aber da gab es nichts weiter, nur diese eine, winzige Höhle. Der Ort war auf jeden Fall einen Besuch wert, aber ich hatte irgendetwas vom Kaliber von Petra in Jordanien erwartet und war deshalb doch etwas enttäuscht.
Tal von Orheil Vechi
Kloster auf dem Berg
Höhlenkloster
Fahrt nach Chisinau
Angekommen im Hotel Turist
Sowjet-Flair
Sozialismus in Beton
Stalin für’s Wohnzimmer
Klimaanlagen
Gegen Abend erreichten wir Chisinau und fanden uns plötzlich in chaotischem Verkehrstreiben wieder. Die Hauptstadt hat 800.000 Einwohner und wirkt wie eine quirlige Mischung aus Überbleibseln der alten Sowjetunion und neuer, westlicher Konsumgesellschaft. Man sieht eine stolze Mittelschicht, neureiche Prolls, sympathische Studenten, klunkerbehangene Tussen, irgendwie alles auf einmal. Und trotzdem liegt über allem ein entspannter, an Lateinamerika erinnernder Sommer-Vibe, man kann es gar nicht so richtig beschreiben, es fühlt sich einfach gut an hier zu sein und das alles auf sich wirken zu lassen.
Wir nahmen uns ein Zimmer im „Hotel Turist“, das schon zu Sowjetzeiten hier gestanden haben muss. Auf jeden Fall wurde seitdem weder die die Einrichtung, noch der Service in irgendeiner Form verändert, so ist es ungewollt eine Art Erlebnishotel mit Zeitreisefunktion.
Moldawien ist für mich in Europa so etwas wie Paraguay in Südamerika: Kaum ein Tourist fährt dorthin, viele haben noch nie davon gehört und es gibt eigentlich auch nichts wirklich weltbewegendes zu sehen. Als ich 2008 in Asuncion, der Hauptstadt von Paraguay ankam, war ich auch sehr positiv überrascht und habe mich gleich ein bisschen in die Stadt verliebt.
Gestern Abend ließen wir es uns mal richtig gut gehen, aßen gebackenen Hasen in einem schicken Restaurant und stolperten dann durch ein paar Clubs. Hier wir auf jeden Fall deftig gefeiert, auch wenn man sich an den Style erst ein wenig gewöhnen muss. Wie in der Ukraine hört man hier wohl am liebsten straffe EDM Beats und macht dazu ein wenig auf dicke Hose. Der Frauen-Style ist recht tussig angehaucht, aber wenn man sich ein wenig auf das Ganze einlässt, kann man dabei ganz gut Spaß haben.
Auf jeden Fall sind die Chisinauer erfreut bis erstaunt, wenn sie hören, dass wir Traveller aus Deutschland sind. Es passiert wohl nicht so oft, dass jemand dieses Land besucht und wir sind hier eine ziemliche Besonderheit. Auch das kenne ich so ähnlich von Paraguay.
Wir haben die letzte Nacht am ukrainischen Feldweg ohne ungebetene Besucher hinter uns gebracht. Heute Morgen wurden wir von Lastwagengeräuschen geweckt, denn an unserem Stellplatz führte offenbar eine Transportstrecke für eine nahegelegene Zementfabrik vorbei. Als wir im offenen Schnauferle frühstückten, wurden wir von den Fahrern mit großen Augen angestarrt, wir starrten mit großen Augen zurück. Dabei war nicht so richtig klar, ob sie uns oder wir sie suspekt finden sollten.
Wir fuhren los Richtung moldawische Grenze. Zwischenzeitlich waren wir uns sicher, dass es dort keinen Grenzübergang gab, denn je näher wir Moldawien kamen, desto weniger Autos waren auf der Straße. Offenbar wollte niemand dorthin, denn am Ende waren wir fast allein auf weiter Flur. Schließlich erreichten wir die Grenze, es gab natürlich doch einen Übergang und nach dem üblichen Papierkrams und den uns inzwischen auch bekannten belustigten Kommentaren der Grenzbeamten über unser Gefährt hatten wir die Ukraine verlassen und Moldawien betreten.
Grenzübergang Ukraine-Moldawien
Plattenbaumeer
Zwischenstopp in Balti
Panzerdenkmal
Schlafplatz am See
Das Schnauferle vor unserer Hütte
Die Ukraine war auf jeden Fall ein Erlebnis, das ich nicht missen möchte. Bemerkenswert ist, dass wir während unseres Aufenthaltes dort keinen einzigen Touristen getroffen haben, das ist mir bis jetzt nur in Venezuela passiert, als ich mit Johannes 2012 von Caracas Richtung Kolumbien reiste.
In Moldawien kamen wir ganz gut vorwärts, weil die Straßenverhältnisse hier wesentlich besser als in der Ukraine sind. Nach einer guten Stunde erreichten wir Balti, die zweitgrößte Stadt des Landes. Für einen Augenblick überkam mich ein ziemlicher Kulturschock, denn wir fuhren durch Meere von Plattenbauten, die aussahen, als würden sie beim nächsten Windhauch zusammenbrechen. Wir legten einen Zwischenstopp im Zentrum ein, wo dann wiederum eine recht entspannte Normalität zu spüren war. Moldawien sieht wohl recht wenige Touristen und diese Stadt ganz sicher so gut wie nie einen. Der zentrale Platz von Balti wirkte ein wenig wie aus der Zeit gefallen, von einem Regierungsgebäude blickten Marx, Engels und Lenin auf uns herab und um das Denkmal eines sowjetischen Kampfpanzers herum stutzten Gärtnerinnen die Hecke.
Nach einem leckeren Essen fuhren wir weiter Richtung Hauptstadt Chisinau, aber auf halber Strecke bekamen wir von einem Tankwart den Tipp, in einer Hütte an einem nahe gelegenen See zu übernachten. Das taten wir dann auch und nun haben wir einen Schlafplatz in einer Holzhütte mit Bad und Bett für 350 Lei (18 Euro) bekommen. Nochmal schön chillen hier, bevor es morgen weiter geht ins quirlige Chisinau.
Gestern Mittag sind wir weiter nach Chernivtsi gefahren, einer Universitätsstadt östlich der Karpaten nahe der rumänischen Grenze. Wir parkten das Schnauferle in einer Seitenstraße im Zentrum und streunten ein wenig durch die Stadt. Leider verließ uns unser Wetterglück etwas, denn es regnete den ganzen Tag.
Chernivtsi ist eine schöne Stadt, es gibt viele hübsch anzusehende und bunt angemalte Häuser. Das Prunkstück der Stadt ist das Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Universitätsgebäude, das aus rotgelben Klinkersteinen besteht und dessen Dächer mit bunten Mosaikmustern verziert sind.
Marktplatz
EU-Bekenntnis am Rathaus
Straßenverkäuferinnen im Regen
Elektrobus
Hinterhof
Universität
Flaniermeile in Chernivtsi
Öllampen-Romantik im Schnauferle
Bahnübergang
Abends tranken wir ein paar Bierchen im Pub 34, einer hier recht angesagten Kellerbar. Dort wurde Karaoke gesungen und nach ein paar Gläsern Gerstensaft trauten Johannes und ich uns eine Billie-Jean Performance zu. Hat Spaß gemacht, aber so richtig groß raus kamen wir damit nicht. Auf jeden Fall blieb der tosende Applaus, mit dem ich eigentlich gerechnet hatte, leider aus.
Wir lernten einen Trupp ukrainische Jungs kennen, die ein wenig Englisch konnten und setzten uns zu ihnen. Einer von ihnen war recht kräftig gebaut und angeblich irgendein Kampfsport Champion. Er machte sich einen Spaß daraus, Johannes Mütze immer mal wieder zu klauen und selbst aufzusetzen.
Als wir irgendwann gehen wollten, war er auf einmal der Meinung, die Mütze nicht mehr her geben zu müssen. Johannes erklärte, dass es ein Andenken an seine Neuseelandreise sei und holte sich die Mütze zurück. Der Typ schien es aber echt ernst zu meinen, stellte sich Johannes in den Weg und fragte, ob er sich mit ihm schlagen wolle. War alles noch so halb spaßig, aber man wusste nicht so recht, was als nächstes kommen würde. Auf jeden Fall war Johannes seine Mütze schon wieder los und der Typ setzte sich damit zurück an den Tisch.
Wir beschlossen, nicht kampflos aufzugeben. Johannes schlich sich von hinten heran, zog ihm die Mütze vom Kopf, dann rannten wir auf die Straße. Wir sahen, dass ein paar Jungs hinter uns her kamen, aber wir hatten einen ganz guten Vorsprung. Wir bogen unauffällig in einen Hinterhof ab, versteckten uns dort ein paar Minuten, dann war die Luft rein und wir trauten uns wieder raus.
Inzwischen waren wir ganz gut in Partystimmung und beschlossen, uns den einzigen am Dienstag geöffneten Club „Egoist“ mal näher anzuschauen. War ein ziemlich schicker Laden, in den man uns zunächst nicht reinlassen wollte. Ob es an unserer Bierseligkeit oder an Johannes Wanderschuhen lag, war nicht so richtig klar, aber nach ein wenig Überredungskunst waren wir schließlich drin.
Wir lernten wieder ein paar Ukrainer kennen, aber irgendwie müssen wir bisschen ins Saufen gekommen sein, denn bald war nicht mehr wirklich viel mit uns anzufangen. Karaoke gab es auch wieder, wir versuchten es nochmal mit Billie-Jean, aber ich musste Johannes das Mikro zwischendurch wegnehmen, weil seine Interpretation nicht mehr allzu viel mit dem eigentlichen Song zu tun hatte. Gegen 4 Uhr traten wir schließlich im strömenden Regen den Rückzug zum Schnauferle an.
Heute ging nicht viel bei uns, gegen Nachmittag schafften wir es erst, uns in die Senkrechte zu begeben. Wir suchten uns ein Schwimmbad, um mit ein paar Schwimmzügen und einer Dusche wieder auf den Damm zu kommen. Hat auch geklappt, aber lustig war, dass man eine Badekappe zum Schwimmen tragen musste, sowas hatte ich seit DDR-Zeiten nicht mehr gesehen.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit setzten wir das Schnauferle wieder in Bewegung, denn wir wollten uns ein ruhigeres Plätzchen zum Schlafen suchen. Nachdem wir Chernivtsi verlassen hatten, fuhren wir ein Stück auf der Autobahn. Innerhalb weniger Minuten sahen wir drei Dinge, die man auf einer Autobahn nie erwarten würde: Einen Fußgängerüberweg, eine Pferdekutsche und einen Traktor, dessen linkes Vorderrad so eierte, als ob es gleich abfallen würde. Als wir schließlich haarscharf an einem grubentiefen Schlagloch vorbei schrammten, beschlossen wir, erst bei Tageslicht weiter zu fahren.
Nun stehen wir mit dem Schnauferle an einem verlassenen Feldweg hinter einem Bahnübergang und kein Mensch ist weit und breit zu sehen. Ein wenig mulmig ist mir hier schon, aber ich hoffe einfach mal, dass das gute, alte Schnauferle nicht wie ein überfallwürdiges Fahrzeug aussieht.
Gestern sind wir durch die Ostkarpaten in Richtung Chernivtsi gefahren. Die Straßen aus den Karpaten heraus war nach wie vor katastrophal, aber nach der Anfahrt zum Hoverla am Tag davor konnte uns nichts mehr schocken. Ich gab als Beifahrer Navigationsanweisungen, so gut es ging und Johannes manövrierte uns langsam, aber sicher, durch den Hindernisparcour. Irgendwann hatte das Drama dann tatsächlich ein Ende und wir fuhren wieder auf einer Straße, die diesen Namen verdiente.
Fahrt durch die Karpaten
Schlagloch
Brücke
Kirche
See am Abend
Polit-Statement
Kurz vor Chernivtsi lachte uns ein schöner See an und wir beschlossen, hier zu übernachten. Man gab uns zu verstehen, dass Camping hier nicht erwünscht ist und wir im Hotel schlafen sollten. Als wir hörten, dass wir dort ein Doppelzimmer mit Bad und Balkon für 200 Giwny (12,50 Euro) bekamen, überlegten wir nicht lange. Nach einer guten Woche im Schnauferle ist es das pure Glück, mal wieder eine Nacht in einem Zimmer mit richtigem Bett, Dusche und Toilette zu verbringen. Innerhalb einer Stunde verwandelten wir uns von verfilzten Campern zu rasierten, frisch duftenden Wesen.
In den Tagen ohne Internet hatten wir in den Karpaten vom Abschuss des Passagierflugzeuges in der Ostukraine absolut nichts mitbekommen. Ist wirklich ein schlimmes Ding, vor 2 Jahren bin ich mit Stephanie zusammen mit der gleichen Airline auf der gleichen Route nach Kuala Lumpur geflogen. Man bekommt hier in der Westukraine vom Konflikt im Osten direkt nicht allzu viel mit. Aber es ist zum Beispiel auffällig, dass viele Autos mit blaugelben Ukraine-Flaggen bestückt sind. Hier am See habe ich auch eine gesehen, die zur Hälfte aus blaugelb zur Hälfte aus einer EU-Flagge bestand.
Gestern Morgen machten wir uns auf den Weg nach Vorokhta, dem Ort, an dem aus die kürzeste Route zur Besteigung des 2062 Meter hohen Hoverla beginnt. Auch wenn wir es bis dahin nicht für möglich gehalten hatten, aber die Straßenverhältnisse auf dem Weg dorthin wurden tatsächlich noch katastrophaler, als sie es bisher schon waren.
Irgendwann konnte man das, auf dem wir uns fortbewegten, weder mit dem Wort „Straße“, noch mit „Schotterpiste“ oder „Feldweg“ beschreiben. Der Asphalt war Steinen und Felsbrocken gewichen, die bedrohlich hoch Richtung Unterboden ragten. Zwischenzeitlich wollte Johannes nicht mehr weiter fahren, weil er Angst um das Leben des Schnauferle hatte. Aber am Ende überlebten wir und das Fahrzeug den Höllenritt und fanden uns auf gut 1250 Höhenmetern am Fuß Hoverla wieder.
Die 800 Höhenmeter auf den Gipfel schrubbten wir in rekordverdächtigen einunddreiviertel Stunden. Erst führte uns der Weg durch märchenhaft anmutendes Wurzelwerk, später dann durch grüne Büsche und Gräser. Ich finde das Gefühl immer super, auf dem höchsten Berg einer Region zu stehen und zu sehen, dass alle anderen Gipfel unter einem liegen. So wie damals auf dem Gipfel des 6088 Meter hohen Huayna Potosi in Bolivien, wenn auch in einer etwas anderen Dimension.
Wurzelwerk
Waldpanorama
Gipfelleben
Auf dem Gipfel
Blick vom Berg
Viktors Forellenteich
Unser Fang
Forellenzubereitung
Bierchen mit Viktor
Nach dem Abstieg parkten wir das Schnauferle auf einem kleinen Campingplatz, auf dem wir allerdings die einzigen Gäste waren. Nur ein kleiner Imbiss-Wagen war noch geöffnet, dessen Besitzer Viktor uns freudig begrüßte. Er konnte ein wenig englisch und erzählte uns von seiner Forellenzucht. Nachdem unser Angelglück in Uschhorod ja recht bescheiden ausfiel, gefiel uns die Aussicht ganz gut, es hier unter erleichterten Bedingungen nochmal zu versuchen.
Viktor war einverstanden und wir warfen die Angel in seinen prall gefüllten Forellenteich. Nach ein paar Minuten hatten wir schon zwei Fische gefangen, bezahlten 90 Griwny (5,50 Euro) dafür und machten uns daran, sie auszunehmen. Viktor konnte unsere laienhaften Versuche aber offenbar nicht mit ansehen, denn er holte sein Messer, bat uns, ihm zum Fluss zu folgen und zeigte uns, wie man es richtig machte.
Er füllte die Forellen anschließend mit Zwiebeln, würzte sie mit Salz, Pfeffer und Paprika und wickelte sie in Alufolie. Dann entfachte er ein Holzfeuer, legte die Fische in die Glut und nach 15 Minuten aßen wir das leckerste Fischgericht unseres Lebens.
Wir verbrachten den Abend mit Bierchen, Viktor und Plaudern. Er war ganz begeistert vom Schnauferle, denn er ist auch ein wenig in der Welt rumgekommen und das Auto ließ ihn wohl wieder vom Reisen träumen.
Nun ist unsere Zeit in den Bergen wohl vorbei, den wir brechen heute Richtung Chernivtsi auf und werden die ukrainischen Karpaten hinter uns lassen.
Vorgestern sind wir morgens von Uschhorod aus in die Karpaten weitergefahren. Ich hatte uns eine kleine Straße rausgesucht, die durch sehr ländliches Gebiet führte, das wirklich richtig schön war. Weniger schön war allerdings der Zustand der Straße. In der Ukraine muss man auf allen Straßen mit kratergroßen Schlaglöchern rechnen, von denen jedes einzelne dafür geeignet scheint, einen sofortigen Achsenbruch zu verursachen. Je tiefer wir in die Karpaten vordrangen, um so höher wurde auch die Schlaglochdichte, Johannes aber manövrierte das Schnauferle souverän durch die Kraterlandschaft hindurch.
Wir passierten kleine, wunderschöne Bergdörfer, am Straßenrand verkauften die Bewohner Gemüse, selbstgesammelte Pilze und Blaubeeren. Wir ärgerten uns, dass wir den Kühlschrank morgens noch aus dem Supermarkt befüllt hatten und beschlossen, in Zukunft nur noch bei den örtlichen Bauern einzukaufen. Die ukrainischen Karpaten sind eine arme Region und ich glaube, es ist ziemlich wichtig, dass Geld von außerhalb dorthin gelangt.
Wir hatten kein wirkliches Ziel, sondern wussten nur grob, dass wir in Richtung des 2062 Meter hohen Hoverla wollten, den höchsten Berg der Ukraine. Gegen Abend sah ich am Straßenrand einen Wegweiser, auf dem „кемпінг“ stand. Ich reaktivierte meine Russisch-Kenntnisse aus der Schule erkannte, dass „Camping“ gemeint war. Wir folgten dem Weg und landeten auf einem Bauernhof, dessen Besitzer eine Wiese an Camper vermietete. Wir waren offenbar die einzigen Gäste und beschlossen, das Schnauferle dort abzustellen.
Ivan, Roman und Vali begrüßen uns
Leichter Stilbruch
Bauernhof vom Hügel aus
Landhäuschen
Landidylle
Weite Wiesen
Weg ins Grün
Johannes zeigt Zaubertricks
Unser Pilzfang
Johannes mit der Klampfe
Johannes macht Seifenblasen
Kaum waren wir angekommen, sprangen die drei Bauernsöhne Ivan, Vali und Roman ganz aufgeregt um uns herum. Sie waren 7, 6 und 3 Jahre alt und wie aus dem Häuschen, uns zu treffen. Sie führten uns alle Späßchen und Tricks vor, die sie jemals gelernt hatten und hatten uns sofort in ihre Herzen geschlossen und wir sie auch bald in unsere.
Wir bauten unseren Grill auf und ließen den Tag mit einem Feierabendbierechen und Grillfleisch ausklingen. Johannes spielte noch ein paar Lieder auf seiner Gitarre, dann schliefen wir zwischen Truthähnen, Schafen, einem Schwein und einem Kalb ein.
Am nächsten Tag wachte ich ein Stündchen vor Johannes auf und machte einen kleinen Morgenspaziergang. Als Ivan und Vali mich den Hang hinauf klettern sahen, rannten sie mir sofort hinterher und zeigten mir freudig die Gegend. Meine reaktivierten Russisch-Kenntnisse reichten leider nur für einzelne Brocken, aber mit Händen und Füßen konnten wir uns schon irgendwie verständigen.
Nach einem Frühstück mit Johannes starteten wir zu zweit zu einer Wanderung. Unser Weg führte uns durch ein Tal in den Wald hinein und schließlich zu einer Lichtung auf einem Berg. Wir schienen die einzigen Menschen weit und breit zu sein, auf jeden Fall begegnete uns nach einer Weile wirklich niemand mehr.
Wir sind nun seit zwei Tagen in Uschhorod, ist auf jeden Fall ein ziemlich entspanntes Örtchen. Wir haben das Schnauferle nochmal umgeparkt und uns in eine Seitenstraße direkt neben dem Fluss gestellt. Johannes ist direkt mal reingesprungen, ich habe dem Wasser nicht so recht über den Weg getraut.
Vorgestern zogen wir abends ein wenig durch die Stadt, auf der Suche nach einem Plätzchen für unser wohlverdientes Feierabendbier. Wir landeten auf einer Terasse am Fluss, wo wir von deftigen EDM Beats beschallt wurden. Das große Bier kostete 13 Griwna, umgerechnet 80 Cent.
Kirche
Altar
Festungsmauer
Straßenszene 1
Polit-Statement gegen Janukovitsch
Straßenszene 2
Bauarbeiten
Bus
Opernhaus
Vom Schnauferle zum Angeln
Angelversuch
Frühstück vorm Schnauferle
Ich quatschte zwei ukrainische Studentinnen am Nachbartisch an, von denen eine ganz gut englisch konnte. Wir fragten sie nach der aktuellen Lage in der Ostukraine, sie meinte, dass dort inzwischen wirklich Bürgerkrieg herrschte, ein Kommilitone von ihr sei dort vor drei Tagen ums Leben gekommen. Wir hätten uns gerne noch ein wenig weiter unterhalten, aber die beiden waren leider schon auf dem Sprung nach Hause.
Gestern Morgen wurden wir von einem lauten Donnergrummeln geweckt, dass den ganzen Tag über andauerte. Wir wunderten uns, was das war, es klang auf jeden Fall nicht wie Gewitter. Später erfuhren wir, dass die ukrainische Armee kurz hinter der Stadt ein Panzermanöver veranstaltet und dies die Panzerschüsse waren. Hier in der Westukraine bekommt man ansonsten im Moment nicht viel vom Konflikt im Osten ab, aber die Stimmung sei auf jeden Fall angespannt, sagte man uns.
Ich streunte gestern noch ein wenig durch die ganz hübsche Altstadt und fand auf jeden Fall Gefallen an Uschhorod. Ich kam irgendwann auf einem Hügel an einer Burg an, dann lief ich zurück zum Schnauferle, wo Johannes inzwischen unsere Angelausrüstung startklar gemacht hatte. Wir versuchten unser Glück im Fluss, hatten aber keinen Erfolg. Es schien auch nicht der beste Angeltag zu sein, denn die einheimischen Angler fingen auch kaum etwas.