Bergbesteigung und Forellen



 

Gestern Morgen machten wir uns auf den Weg nach Vorokhta, dem Ort, an dem aus die kürzeste Route zur Besteigung des 2062 Meter hohen Hoverla beginnt. Auch wenn wir es bis dahin nicht für möglich gehalten hatten, aber die Straßenverhältnisse auf dem Weg dorthin wurden tatsächlich noch katastrophaler, als sie es bisher schon waren.

Irgendwann konnte man das, auf dem wir uns fortbewegten, weder mit dem Wort „Straße“, noch mit „Schotterpiste“ oder „Feldweg“ beschreiben. Der Asphalt war Steinen und Felsbrocken gewichen, die bedrohlich hoch Richtung Unterboden ragten. Zwischenzeitlich wollte Johannes nicht mehr weiter fahren, weil er Angst um das Leben des Schnauferle hatte. Aber am Ende überlebten wir und das Fahrzeug den Höllenritt und fanden uns auf gut 1250 Höhenmetern am Fuß Hoverla wieder.

Die 800 Höhenmeter auf den Gipfel schrubbten wir in rekordverdächtigen einunddreiviertel Stunden. Erst führte uns der Weg durch märchenhaft anmutendes Wurzelwerk, später dann durch grüne Büsche und Gräser. Ich finde das Gefühl immer super, auf dem höchsten Berg einer Region zu stehen und zu sehen, dass alle anderen Gipfel unter einem liegen. So wie damals auf dem Gipfel des 6088 Meter hohen Huayna Potosi in Bolivien, wenn auch in einer etwas anderen Dimension.

Nach dem Abstieg parkten wir das Schnauferle auf einem kleinen Campingplatz, auf dem wir allerdings die einzigen Gäste waren. Nur ein kleiner Imbiss-Wagen war noch geöffnet, dessen Besitzer Viktor uns freudig begrüßte. Er konnte ein wenig englisch und erzählte uns von seiner Forellenzucht. Nachdem unser Angelglück in Uschhorod ja recht bescheiden ausfiel, gefiel uns die Aussicht ganz gut, es hier unter erleichterten Bedingungen nochmal zu versuchen.

Viktor war einverstanden und wir warfen die Angel in seinen prall gefüllten Forellenteich. Nach ein paar Minuten hatten wir schon zwei Fische gefangen, bezahlten 90 Griwny (5,50 Euro) dafür und machten uns daran, sie auszunehmen. Viktor konnte unsere laienhaften Versuche aber offenbar nicht mit ansehen, denn er holte sein Messer, bat uns, ihm zum Fluss zu folgen und zeigte uns, wie man es richtig machte.

Er füllte die Forellen anschließend mit Zwiebeln, würzte sie mit Salz, Pfeffer und Paprika und wickelte sie in Alufolie. Dann entfachte er ein Holzfeuer, legte die Fische in die Glut und nach 15 Minuten aßen wir das leckerste Fischgericht unseres Lebens.

Wir verbrachten den Abend mit Bierchen, Viktor und Plaudern. Er war ganz begeistert vom Schnauferle, denn er ist auch ein wenig in der Welt rumgekommen und das Auto ließ ihn wohl wieder vom Reisen träumen.

Nun ist unsere Zeit in den Bergen wohl vorbei, den wir brechen heute Richtung Chernivtsi auf und werden die ukrainischen Karpaten hinter uns lassen.

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