Tag in Kuala Lumpur



 

Heute haben wir Kuala Lumpur erkundet. Wir wohnen ja mitten in Chinatown, davon haben wir gestern schon bisschen was gesehen, vom Rest aber noch nichts weiter.

Wir sind vom Hostel aus losgelaufen und gleich auf einen buddhistischen Tempel gestoßen. War ’ne richtig nette Atmosphäre da drin, alles roch nach Weihrauchstäbchen, der dort in Massen verbrannt wurden. Ich meine wirklich Massen, denn jeder hatte Batterien an Stäbchen in der Hand, die er zugleich abfackelte.

Dann liefen wir weiter Richtung Little India, den Stadtteil der indischen Einwanderer. Die Straßen waren plötzlich gesäumt von indischen Essensständen und man sah Frauen in bunten Gewändern. Kuala Lumpur scheint ein ziemlicher Schmelztiegel von Einwanderern verschiedenster Kulturen zu sein. Deshalb findet man sich hier ziemlich leicht zurecht, jeder spricht englisch und fast alles ist auf englisch ausgeschildert.

In Little India wagten wir uns an unser erstes Straßenessen heran. Wir stellten uns in die längste Schlange und hofften, dass die Einheimischen schon wüssten, wo es was genießbares gibt. Als wir an der Reihe waren, drückte man uns einen Teller mit Reis in die Hand, den wir dann selbst mit Soßen und Fleisch auffüllen konnten. Ich war mit der Soßenverteilung recht großzügig, was sich aber als fataler Fehler herausstellen sollte. Denn kaum nahm ich den ersten Bissen vom Fleisch, bekam ich eine Ahnung, was das Wort „scharf“ bedeuten kann. Brennender Schmerz zog sich durch meinen Mund, ich spürte mit Hitzewallungen an den Stellen, wo sich das Fleisch sich seinen Weg Richtung Magen bahnte. Ich wollte mit Reis gegensteuern, aber der war ertränkt in nicht minder scharfer Soße, was das ganze zusätzlich anfeuerte. Wie auch immer, das gehört zum Abenteuer dazu, dachte ich, und aß das Fleisch komplett auf. Den Reis mit Soße ließ ich stehen, denn ich wollte meinen Magen nicht aufs Äußerste herausfordern. Nach dem Essen suchten wir verzweifelt nach einem Laden mit Getränkekühlschrank, um unsere geschundenen Münder mit irgendetwas zu kühlen. Die Rettung war schließlich eine eiskalte Cola, die das schlimmste Leiden linderte.

Dann machten wir uns auf den Weg ins sogenannte „Golden Triangle“, das Einkaufs- und Business-Zentrum von Kulala Lumpur. Dort streckt sich ein Wolkenkratzer neben dem anderen gen Himmel, schön ist das nicht unbedingt, aber schon irgendwie interessant zu sehen. Highlight waren auf jeden Fall die 452 Meter hohen Petronas Towers, zwei 452 Meter hohe Zwillingstürme und die zweithöchsten Wolkenkratzer der Welt. Sie sind in 170 Metern Höhe mit einer Skybridge verbunden, zu der man hoch fahren kann, aber leider waren für heute schon alle Tickets ausverkauft.

Egal, um die Ecke gab’s noch den Fernsehturm, der mit 421 Metern der vierthöchste Der Welt ist. Dort fuhren wir hoch und hatten eine perfekte Aussicht über die Stadt. Lustig: Auf einigen der umliegenden Wolkenkratzer gibt es Swimming-Pools ganz oben auf dem Dach. Die dort badende feine Gesellschaft fühlt sich garantiert unbeobachtet und ahnt dabei nicht, dass auf dem Fernsehturm so fette Teleskope stehen, dass sich jeder Touri ihre Speckfalten einzeln angucken kann. Das hab ich mir natürlich nicht nehmen lassen. :)

Bisschen schräg fand ich allerdings: Mit dem Ticket vom Fernsehturm konnte man noch einen „Zoo“ besuchen, den sie unter dem Fernsehturm eingerichtet hatten. In ein paar Käfigen waren dort auf wenigen Quadratmetern Tiere zusammengepfercht, die teilweise schon halb tot aussahen. Ich frage mich, wer sich sowas ausgedacht hat. Als wenn irgendeinen Touri, der nicht so recht weiß, ob er die 38 Ringgit (ca. 10 Euro) für den Fernsehturm investieren sollte, der Zoo letztendlich überzeugen würde. Das ist einfach nur Tierquälerei.

Abends fuhren wir noch nach Chow Kit, im Lonely Planet stand, dass es dort einen quirligen malaysianischen Markt gibt. Am Anfang waren wir bisschen enttäuscht, weil wir nur Stände mit dem Nippes sahen, den es auch in Chinatown gibt. Etwas tiefer drin fanden wir aber das, wonach wir gesucht hatten: Schreiende Obsthändler, hackende Fleischer und allerlei seltsam aussehende Früchte. Zum Beispiel trafen wir auf einen Typen, der grüne, einen halben Meter lange, stachelige Früchte zerschnitt und eiförmige, faustgroße orange Teile herausholte. Wir fragten, ob wir mal kosten düften. Sowas hatten wir noch nie gesehen oder gegessen, es schmeckte ein bisschen nach Mango und war wirklich lecker.

Abends gingen wir wieder in ’nem Straßenrestaurant essen. Inzwischen waren wir ja abgehärtet und unsere Mägen hatten zu meiner Überraschung immer noch nicht rebelliert. Also noch ’ne Ladung drauf, diesmal fand ich’s gar nicht mehr so scharf. Die Schärfe von heute Mittag ist aber auch schwer zu toppen. :)

Morgen früh geht’s weiter auf die Insel Langkawi im Norden Malaysias. Weil wir bisschen in Eile sind haben wir uns ’nen Flug geleistet, kostet nur 40 Euro und wir sind in einer Stunde da, statt 10 Stunden mit Bus und Fähre. Auf der Insel soll es wunderschöne Strände geben, aber inzwischen auch ziemlich viel mit Hotels zugebaut sein. Mal sehen, ich bin auf jeden Fall gespannt und es wird höchste Zeit, aus dem Großstadttrubel rauszukommen und die Sonne und das Meer zu genießen.

Gelandet in Kuala Lumpur



 

Mit dem Abflug in Berlin hat alles geklappt, nach ’nem Zwischenstopp in Amsterdam ging’s 11 Stunden lang nach Malaysia. Das ist schon ’ne harte Strecke, nach 3 Stunden taten mir alle Knochen weh und ich musste ernüchtert feststellen, dass gerade mal ein gutes Viertel geschafft ist. Schlafen konnte ich nur so zwei Stunden, Stephanie schaffte das bisschen besser.

Um 15:30 Uhr Ortszeit (+ 7 Stunden zu Deutschland) schlugen wir endlich in Kuala Lumpur auf. Der erste Schritt aus dem Flughafen war der Hammer: 35 Grad und die Luft zum Auswringen feucht, da läuft man wie gegen eine Wand. Wir haben uns dann ’nen Bus ins Zentrum gesucht, war so eine Stunde Fahrtzeit.

So aus dem Fenster betrachtet ist Kuala Lumpur so ziemlich das, was ich erwartet habe: Hochhäuser, Schnellstraßen auf mehreren Etagen und ziemlich viel Beton. Auf dem Weg in die Stadt sind wir aber auch an Wäldern vorbei gekommen, die komplett aus Palmen bestanden, das sah super aus. Unterwegs hat es plötzlich wie aus Eimern gegossen. Im Moment ist hier gerade das Ende der Regenzeit, wird aber weiter nördlich wohl besser.

Unser Hostel liegt mitten in Chinatown, haben hier ein gemütliches Doppelzimmer mit Klimaanlage. Viel haben wir von der Gegend noch nicht davon gesehen, sind vorhin mal ’ne Runde rumgelaufen und an vielen Ständen mit „Marken“-Klamotten und Straßenköchen vorbeigekommen. Ans Straßenessen haben wir uns noch nicht so richtig rangetraut, aber morgen probieren wir’s bestimmt mal aus und beten, dass unsere Mägen durchhalten. :)

Jetzt bin ich wirklich todmüde und falle sofort in mein Bett.

Es geht los, Abflug nach Malaysia!



 

Yeah, yeah, yeah, es ist mal wieder soweit! Der Rucksack ist gepackt und vor Stephanie und mir liegen 3 Wochen Travelling durch Südostasien. Um 17:30 Uhr, also in 4 Stunden, startet unser Flug nach Kuala Lumpur (Malaysia), wo wir morgen um 15 Uhr Ortszeit aufschlagen werden.

Wir haben drei Wochen Zeit, uns durch Malaysia, Thailand und Kambodscha bis nach Vietnam durchzuschlagen. Am 18. März fliegen wir von dort aus zurück. Wird auf jeden Fall ein ziemlich sportliches Programm, vier Länder in drei Wochen sind mal ’ne straffe Ansage. Uns war das gar nicht so bewusst bei der Flugbuchung. Auf Google Maps sah die Strecke so schön übersichtlich aus. Ein kurzer Check mit der Google Routenplanung ergab, dass das insgesamt nur ein reichlicher Tag Fahrtzeit wäre. Das sollte man in drei Wochen ja wohl locker schaffen, dachten wir, und schuppdiwupp war der Flug gebucht.

Ein bisschen Recherche ergab aber, dass die Google Routenplanung wohl nicht für Länder mit etwas abenteuerlicheren Straßenverhältnissen gemacht ist. Allein die relativ kurze Strecke von Bangkok (Thailand) bis Phnom Penh (Kambodscha) ist eine zweitägige Odyssee auf Schotterpisten. Außerdem ist das Grenzgebiet zwischen Malaysia und Südthailand anscheinend recht unsicheres Terrain, in dem sich Separatistengruppen herumtreiben, denen man besser keinen Besuch abstatten sollte. Über diese Grenze müssen wir auf jeden Fall drüber, wir können uns aber zum Glück im Westen ein bisschen um den Stress herumschlängeln.

Zu guter Letzt haben sich Thailand und Kambodscha kürzlich wieder an der Grenze beschossen, an der es seit Jahren Streit um den Preah Vihear Tempel gibt. Dem können wir aber südlich ganz gut ausweichen. Ich hab irgendwie immer so ein Glück, kaum hab ich ein Reiseziel, bricht dort auch gleich der Stress aus, wie damals in Südamerika auf dem Weg nach Kolumbien.

Aber da bekanntlich alles meistens etwas kühler gegessen als gekocht wird, freuen wir uns auf drei Wochen Sommer, Sonne, Inseln, Meer, Dschungel, Tempel und Abenteuer. Für die erste Nacht in Kuala Lumpur haben wir ein Hostel-Zimmer gebucht, dann schauen wir mal weiter.

Ich bin gerade ziemlich aufgeregt und mach mir Gedanken über alles Mögliche. Wie finden wir den Weg vom Flughafen zum Hostel ohne Internet? Kommen wir schnell genug nach Vietnam? Werden wir beklaut, was machen wir dann? Aber eigentlich ist das alles Mumpitz, schließlich hab ich in Südamerika ein halbes Jahr lang einfach so in den Tag hinein gelebt und alles hat immer irgendwie funktioniert. Man wird nur nach ’ner Weile immer etwas zivilisationsgeschädigt und muss sich erstmal wieder auf’s Travelling-Leben einlassen. Aber kaum hat man den Rucksack auf dem Rücken und sitzt im holprigen Bus auf einer staubigen Schotterpiste ins Nirgendwo ist der Rest der Welt sooooo weit weg und es gibt nur noch das Hier und Jetzt. Das ist wie ein Schalter, der von einem Moment auf den anderen umgelegt wird und so wird’s auch diesmal sein.

Und los geht’s!

Neuartiger Monitor auf dem Markt

Ein völlig neuartiger Monitor ist auf den Markt gekommen, er verwendet die innovative Röhrentechnik. Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. At vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum. Neuartiger Monitor auf dem Markt weiterlesen

Flugzeugabsturz?



 

Jetzt sind wir wirklich wieder in Berlin. Und es ist schweinekalt, 5 Grad oder so und nass.

Gestern auf dem Flughafen kam uns noch die glorreiche Idee, Bier und Schnaps zu trinken, bevor wir ins Flugzeug stiegen. Ich war richtig schön bedüdelt, als ich einstieg und ratzte sofort weg.

Mitten im Flug weckte mich Stephanie plötzlich und meinte, dass das Flugzeug komische Geräusche machen würde. Mit meinem halb bedüdelten, halb verkaterten Verstand konnte ich noch so weit denken, dass ich das ihrer Flugangst zuschrieb und nicht weiter ernst nahm. Plötzlich fiel die Innenbeleuchtung komplett aus. Nun wurde mir doch etwas mulmig. Stephanie meinte: „Sag mal, merkst du nicht auch, wie wir absacken?“ Ich merkte es, versuchte nach draußen zu schauen, aber da war nur schwarzes Nichts.

Ich legte meine Hand beruhigend auf ihr Bein, aber merkte, dass der Angstschweiß durch ihre Hose suppte. Stürzten wir wirklich ab? Auf einmal sah ich den Boden 10 Meter unter uns aus dem Nebel auftauchen. Langsam näherten wir uns ihm und setzten behutsam auf. Wir waren die ganze Zeit einfach im Landeanflug, hatten es aber nicht bemerkt, weil draußen so dichter Nebel war. :)

Rechtzeitig zurück in Istanbul



 

Heute Morgen haben wir’s tatsächlich geschafft, um 6 Uhr aufzustehen, uns das erste Dolmus zu schnappen und wie am Schnürchen die Anschlüsse nach Izmir zu erwischen. Das war schon mal die erste Hürde auf der Mission „Flug kriegen“.

Das Ticket nach Istanbul hatte nur 35 Lira (17,50 Euro) pro Nase gekostet, ich hab da eigentlich ’ne richtige Klapperkiste als Bus erwartet. Umso erstaunter war ich, als wir uns plötzlich in einem richtigen Reisebus mit Klimaanlage wieder fanden.

Der weit schwierigere Teil unserer Mission schien die Fahrt vom westlich von Istanbul gelegenen Busbahnhof zum östlich gelegenen Flughafen innerhalb knapper Zeit zu sein. Doch am Ende stellte sich alles als unkompliziert heraus: Wir konnten schon ein Stück vorher aussteigen und hatten nun noch jede Menge Zeit, zum Flughafen zu kommen. Das gab uns Gelegenheit, nochmal einen Iskender Kebab zu probieren. Davon hatte ich schon die ganze Reise über geträumt, aber noch keine Gelegenheit gehabt. War dann auch richtig lecker. Man bekommt einen Teller mit in Fett gebratenen Brotstücken, darauf einen Berg Dönerfleisch mit brauener Soße und dazu viel sauere Sahne zum reinrühren. Voll die Fettbombe, aber genial.

Jetzt sind wir endlich am Flughafen und gleich geht unser Flug nach Berlin zurück. Mir graut’s schon vor dem Wetter. Hier waren’s durchweg ungefähr 30 Grad, in Berlin sind’s bestimmt unter 10. Alles in allem war das so eine geile Reise, unglaublich. Bis auf den einen Zickabend war’s mit Stephanie auch echt harmonisch, irgendwie hatten wir so ziemlich das gleiche Reisetempo und ähnliche Interessen. Wir lieben gechillte Orte, ab und zu mal ’ne Stadt dazwischen und hassen Pauschal-Touris. Mit ihr könnte ich mir sowas auf jeden Fall auch mal für länger vorstellen.

Die antike Stadt Ephesos



 

An unserem letzten Tag, bevor es morgen wieder nach Istanbul geht, wollten wir uns die Ruinen der antiken Stadt Ephesos anschauen. Wir hatten gehört, dass man möglichst früh dort sein sollte, weil ab Mittags die Touri-Horden einfallen würden. War aber gar nicht so einfach, mit dem Dolmus hinzukommen, wir mussten umsteigen und ’nen ziemlichen Umweg fahren. Schließlich kamen wir genau mittags an, also alles falsch gemacht. :)

Vor den Eingängen stapelten sich die Reisebusse fast. Von allen Seiten wollte einem irgendjemand was verkaufen, aber wir überstanden alles und waren irgendwann drin. Auf den Hauptwegen waren wirklich viele Touris unterwegs. Gleich am Anfang fanden wir aber eine kleine Abzweigung zur Marienkirche, wo lustigerweise überhaupt niemand war. Die dummen Touris waren scheinbar zu blöd, die großen Wege zu verlassen. :) Von der Marienkirche aus erreichte man einige Ecken, die für die Öffentlichkeit eigentlich gar nicht freigegeben waren, war so richtig schön abenteuerlich, das mal zu erkunden. :)

Irgendwann stürzten wir uns aber doch wieder in die Massen und ließen uns mit dem Strom treiben. Am beeindruckendsten fand ich das alte Amphitheater, das ziemlich gut erhalten ist. Vielleicht wurde es auch restauriert, auf jeden Fall stand ein Kran direkt daneben, der sicher zur Römerzeit noch nicht da war. :) Richtig schön war außerdem noch die alte Bobliothek. Bücher gab’s da zwar nicht mehr, aber die Fassade war mit ganz filigranen Gravierungen verziert.

Nach ein paar Stunden hatten wir genug gesehen und machten uns wieder aus dem Staub. Ich hatte auf einmal so Bock auf Eis, dass ich völlig überteuerte 5 Lira (2,50 Euro) für ein Magnum investierte. Als ich es auspackte, traute ich meinen Augen nicht. Da stand zwar Magnum drauf, aber das war kein Magnum, sondern irgendeine unförmige Fälschung! Es war zwar trotzdem ganz lecker, aber ich regte mich noch eine Stunde später über so viel Frechheit auf.

Auf dem Rückweg schauten wir beim Artemis Tempel vorbei, einem der sieben Antiken Weltwunder. Viel steht allerdings nicht mehr davon, nur noch eine der ursprünglich 127 Säulen in erhalten. Man kann sich aber eine ungefähre Vorstellung davon machen, wie riesig der Tempel mal gewesen sein muss.

Wieder in Sigacik angekommen genossen wir unseren letzten Sonnenuntergang mit einen leckeren Efes. Danach schauten nochmal bei unserem Fischrestaurant von gestern vorbei, jetzt sind unsere Mägen vollgestopft mit Scholle und Calamares. Nu isses wirklich bald vorbei, morgen früh müssen wir ganz zeitig raus, um rechtzeitig nach Izmir und dann nach Istanbul zu kommen. Mal sehen, ob wir es bis 21 Uhr zum Flughafen schaffen oder ob wir in der Türkei hängen bleiben. :)

Die Odyssee nach Sigacik



 

Heute haben wir uns mal so richtig früh um 8 Uhr aus dem Bett gequält, um rechtzeitig auf der Piste Richtung Sigacik zu sein. Im Lonely Planet stand, dass wir mit dem Bus in eine Stadt namens Seferihisar fahren sollten und von dort aus ein Dolmus (Sammeltaxi) nach Sigacik nehmen. Als wir mit unseren Rucksäcken an der Hauptstraße standen, wurde uns plötzlich bewusst, dass der Bus nach Seferihisar nicht vom Haupt-Busbahnhof, sondern einem kleineren im Süden der Stadt abfuhr.

Schlimmer noch: Da wir übermorgen Abend um 21 Uhr am Flughafen von Istanbul sein müssen, mussten wir uns heute noch nach Busverbindungen erkundigen und ein Ticket kaufen. Das wiederum gab’s nur am Haupt-Busbahnhof im Norden von Izmir. Nach einer endlosen Fahrt waren wir dort und fragten nach Verbindungen nach Istanbul. In unserer Verpeiltheit kaufen wir ein Ticket für einen Bus, der um 11 Uhr morgens in Izmir startet und um 20 Uhr in Istanbul ist. Das ist an sich schon ziemlich knapp, weil der Flughafen nochmal 50 Kilometer östlich liegt. Zu allem Überfluss wurde uns auf einmal bewusst, dass wir an einem Busbahnhof weit westlich von Istanbul ankommen würden. Keine Ahnung, ob das alles klappt, wird auf jeden Fall supersportlich, den Flug überhaupt zu schaffen.

Wie auch immer, wir versuchten nun uns zum kleineren Busbahnhof südlich von Izmir durchzuschlagen. Scheinbar gab es aber keine Direktverbindung, ein Typ, den wir fragten, faselte irgendwas von umsteigen. Nach ewiger Warterei setzte er uns in einen Bus. Als wir ankamen gab’s eine nette Überraschung: Es war doch eine Direktverbindung und wir standen nun schon mitten auf dem Busbahnhof. Da wir das aber nicht wussten fragten wir jemanden, wie man dort hinkommen würde. Wir müssen wohl einen echt verpeilten Eindruck gemacht haben, den er schüttelte nur den Kopf und schaute uns an, als ob wir Aliens wären.

Wie auch immer, wir saßen nun im Minibus nach Seferihisar und nach einer Stunde im Dolmus nach Sigacik. Dort angekommen machten wir uns auf die Suche nach einer Bleibe. Nach einer Weile fanden wir das perfekte Zimmer für uns: 50 Lira (25 Euro) für zwei, direkt am Wasser mit Meerblick und einem Balkon. Das Paradies! Und alles ist richtig schön chillig und ruhig hier, perfekt nach dem stressigen Izmir.

Wir schnappten unsere Badesachen und fuhren ins benachbarte Städtchen Akkum. Dort gibt’s einen schönen Sandstrand, wo wir uns für ein paar Stündchen hinchillten und im Meer planschten. Das habe ich nochmal gebraucht, das letzte Mal Sommer, bevor’s übermorgen wieder ins kalte Berlin geht.

In Akkum liegt direkt neben dem Strand ein recht großes Hotel für Pauschal-Touris. Nur zum Spaß sind wir mal durch die Anlage geschlendert. Was wir sahen, war unglaublich: Die dummen Touris haben direkt das Meer vor der Nase, doch was machen sie? Sie liegen lieber am Pool hinter ’ner Hecke und lassen sich vom DJ mit schlechter Mucke beschallen. Mann, Mann, Mann, wie bescheuert kann man sein? Am Pool rannte ein junger, gut gebauter Animateur herum, zerrte die alten, dicken Trullas hoch und jagte sie in den Pool. Das finden die hinterher bestimmt so richtig abenteuerlich. :)

Abends fuhren wir wieder zurück nach Sigacik und führte die Stephanie zum Fisch essen aus. In ’nem Fischerort sollte man das unbedingt mal tun, finde ich. Zuerst wollte uns ein Touri-Schlepper reinlocken und erzählte was von 15 Lira (7,50 Euro) pro Fisch. Zum Glück sind wir ohne ihn gegangen, denn in Wirklichkeit hat’s nur die Hälfte gekostet. :)

Danach haben wir uns noch ein Wasserpfeifchen in ’ner Tee-Bar gegeben, jetzt werden wir uns gleich auf unseren Balkon chillen und dann ratzen gehn.

Kater und Chillout



 

Gestern war noch ein ziemlich schräger Abend. Die bisherige Reise war mit Stephanie echt superharmonisch, doch gestern haben wir uns auf einmal ziemlich angezickt. Alles nur wegen irgendwelchen Kleinigkeiten, z.B. ob wir Sonnenuntergang gucken gehen oder uns lieber auf dem Basar umschauen sollten. Schließlich landeten wir mit ein paar Dosen Efes am Wasser und spielten Backgammon auf meinem Handy. Doch auch das trug nicht gerade zum Frieden bei, denn inzwischen sind wir beide so ehrgeizig geworden, dass keiner von uns mehr verlieren kann.

Zu allem Überfluss kam zwischendurch noch ein bettelndes Kind vorbei, dem man wohl eingetrichtert hatte, einem so lange am Rockzipfel hängen zu bleiben, bis man ihm schließlich Geld gab. Die Kleine war ungefähr 10 und konnte einem echt Leid tun. Aber geben wollte ich ihr einfach nichts, sie hätte es garantiert an irgendeinen Aufseher abgeben müssen. Zuerst schlug sie einen mitleidserregenden Ton an. Ein „nein“ führte aber nur dazu, dass sie zunehmend dreister wurde, was darin gipfelte, dass sie uns „Money, Money, Money!“ ins Gesicht brüllte. Stephanie brüllte zurück, so laut sie konnte. Das Erschreckende war, dass das Mädchen daraufhin noch nicht einmal mit der Wimper zuckte. Wir ignorierten sie nun, sie schrie uns aber immer noch eine Ewigkeit nach Geld an, bis sie weiter zog.

Stephanie und steuerten später eine Shisha-Bar an. Einige Biere und Backgammon-Runden später beschlossen wir, uns einen Club zum Feiern zu suchen. Aber an ’nem Dienstagabend war das völlig unmöglich. In Izmir führt eine Uferpromenade namens Konak direkt am Wasser entlang. Dort gibt’s zwar einige Clubs, doch der einzige, der offen hatte, war gähnend leer und noch dazu viel zu Schickie-Mickie. Wir holten uns noch mehr Efes Dosen, liefen den Konak auf und ab, gaben uns dabei so richtig die Kante und fielen irgendwann ordentlich Hacke ins Bett.

Dementsprechend verkatert wachten wir heute Mittag auf. Wir waren nicht zu allzu viel Aktivität in der Lage, also setzten wir uns am Konak in eine Shisha-Bar, spielten Backgammon und rauchten Wasserpfeifen. Izmir hat’s mir nicht wirklich angetan, es ist laut, besteht zu 90% aus Beton und hat nicht mal einen Stand, obwohl es direkt am Meer liegt. Wir sollten zusehen, dass wir morgen hier weg kommen.

Aber heute gab’s natürlich auch wieder die „Unglaublich-freundlicher-Türke-des-Tages-Geschichte“: Mitten in Izmir steht eine winzige Moschee, die sicher nicht mehr als 10 Meter Durchmesser hat. Ständig kommen und gehen Gläubige, die scheinbar einfach mal kurz zwischendurch ’ne Runde beten wollen. Mich hat interessiert, wie es darin aussieht. Doch ich merkte, dass man direkt im Gebetsraum stehen würde, sobald man die Moschee betritt. Um die Gläubigen nicht zu stören, wollte ich nicht reingehen. Vergeblich versuchte ich meinen Kopf so weit durch die Tür zu recken, dass ich die Kuppel von innen sehen konnte. Plötzlich tippte jemand von hinten auf meine Schulter. Es war ein älterer Mann und ich dachte, jetzt kommt der Anschiss für’s Rumstressen. Aber gab mir zu verstehen, dass ich mit um die Ecke komme sollte und deutete auf ein Fenster. Da verstand ich plötzlich: Er hatte mich beobachtet, mein Problem erkannt und zeigte mir die Stelle, wo man durch’s Fenster einen perfekten Blick auf den Kuppel hatte. :)

Abends zogen wir noch eine Weile über den Basar von Izmir. Er ist zwar etwas kleiner, als der in Istanbul, aber immer noch riesig. Stephanie kaufte ein paar Stoffe, dabei hat sie sich wohl so richtig über den Tisch ziehen lassen. Das gehört aber auch irgendwie zum Touri-sein dazu. :)

Jetzt sitzen wir im Internetcafe und versuchen unsere weitere Reise zu planen. Wir haben mit dem Gedanken gespielt, mal einer griechischen Insel ’nen kleinen Besuch abzustatten. Aber so richtig lohnen würde sich das nicht mehr, die Fähren sind nicht ganz billig und wir hätten höchstens auf der Insel höchstens einen Tag Zeit.

Daca, das „Paradies“, das der Türke in Istanbul in wärmsten Worten angepriesen hatte, ist leider auch viel zu weit weg, um das noch zu schaffen. So langsam wird uns bewusst, dass unsere Reise bald zu Ende geht, in drei Tagen fliegen wir schon zurück. Irgendwie ein komisches Gefühl, denn während der letzten Woche hatte ich mein Zeitgefühl komplett abgeschaltet und nicht einen Gedanken daran verschwendet, wieder zurück zu müssen. Es ist wie ein Schalter, der auf Travalling-Modus gestellt wurde, alles vergessen und einfach los. Alles schien plötzlich wieder so einfach zu sein, keine Verpflichtungen, kein Gedanke an gestern oder morgen, einfach so in den Tag hineinleben. Ich könnte jetzt einfach weiter ziehen, quer durch die Türkei, weiter in den Iran, vielleicht mal kurz ’nen Einreisestempel für den Irak holen, nur so für den Nervenkitzel. :) Im Moment ist leider nicht die Zeit dafür, aber es ist ein super Gefühl zu spüren, dass ich den Schalter jederzeit umlegen kann.

Wir haben nun beschlossen, morgen weiter Richtung Süden zu fahren, aber nicht zu weit, denn dann wird’s echt eklig und es reiht sich eine Hotel-Bunker-Stadt an die nächste. Im Lonely Planet haben wir ein kleines Fischerörtchen namens Sigacik gefunden, wo es echt nett sein soll. Nicht zu touristisch, chillige Stimmung und ein Strand in der Nähe. Dorthin werden wir uns morgen versuchen durchzuschlagen.

Angekommen in Izmir



 

Heute Morgen sind wir in aller Herrgottsfrühe aufgestanden, um die erste Fähre aufs Festland um 9 Uhr zu bekommen. Zum Glück gab’s direkt einen Anschlussbus nach Canakkale und von dort aus einen weiteren nach Izmir. Mit dem waren wir 6 Stunden unterwegs, unterwegs suchten wir uns aus dem Lonely Planet ein günstiges Hotel namens „Hikmet“ raus.

Lustige Geschichte zwischendurch: Stephanie wollte im Bus den Vorhang vor’s Fenster ziehen, weil die Sonne blendete. Doch der bewegte sich kein Stück. Ich schaute mir die Konstruktion näher an und sah, dass dieser Vorhang nicht für unseren Platz gedacht war, er ließ sich nur zur anderen Seite hin schließen. Doch Stephanie behauptete felsenfest, dass er vorhin noch vor unserem Fenster hing. Ich zeigte ihr die Blockierung, die in der Führungsschiene angebracht war um sie zu überzeugen, dass das nicht möglich war. Doch sie wollte gar nicht hinschauen und beharrte weiter auf ihrer Meinung. Immer fester riss sie am Vorhang und ich fragte mich, ob der Steward irgendwann mal einschreiten würde. Die Diskussion endete fast in einem Beziehungsstreit, als Stephanie plötzlich des Rätsels Lösung erkannte: Der vor uns sitzende Typ hatte unseren Vorhang zu sich gezogen, dieser hing vorher noch bei uns und verschloss daher unser Fenster. :) Der Frieden war nun wieder hergestellt und wir fuhren erleichtert in Izmir ein.

Der Busbahnhof dort ist riesig, wir standen etwas verloren herum und wussten nur so ungefähr, in welche Ecke der Stadt wir mussten. Wir fragten den Fahrer eines Stadtbusses nach der Richtung. Der fackelte nicht groß herum, schnappte unsere Rucksäcke und schob uns in den Bus. Lustigerweise jagte er einen Mann von seinem Sitzplatz hoch, um uns dort zu platzieren. :)

Izmir ist echt ’ne große Stadt, wir fuhren ewig lang durch Häuserschluchten. Plötzlich field mir auf, dass mein kleiner Rucksack fehlte. Ich fragte Stephanie, ob sie ihn gesehn hatte, aber hatte sie nicht. Mir entglitten die Gesichtszüge, denn da war mein Reisepass drin! Stephanie sagte, ich solle nochmal vorne im Bus schauen. Wie in Trance stand ich auf, vor meinem geistigen Auge sah ich uns schon zurück nach Istanbul fahren um bei der deutschen Botschaft einen neuen Pass zu organisieren. Ich war mir sicher, den Rucksack am Busbahnhof stehen gelassen zu haben. Doch das Wunder geschah: Der Rucksack lag vorne auf einem Sitzplatz, auf dem wir nach dem Einsteigen kurz gesessen hatten, was ich in der Hektik aber völlig verpeilt hatte. Mir fiel sowas von ein Stein vom Herzen, selten zuvor hatte ich einen solchen Glücksmoment. Die türkischen Mitfahrenden hatten das alles gesehen und schauten mich erleichtert an. Das ist echtes Mitgefühl. :)

Eine Weile später hielt der Bus und der Fahrer meinte, wir wären an unserem Ziel. Doch wir hatten keine Ahnung, in welche Richtung wir laufen mussten. Nachdem uns ein paar Türken aufgrund mangelnder Englischkenntnisse nicht viel weiter brachten, quatschte uns ein jüngerer Kerl an und fragte, ob er helfe könne. Wir zeigten ihm im Lonely Planet, wo wir hin wollten, er meinte, wir sollten einfach mit ihm laufen, er könne uns den Weg zeigen.

Der Typ war echt nett, es stellte sich heraus, dass er uns schon von weitem gesehen und extra die Straßenseite gewechselt hatte, um uns zu helfen. Er lief tatsächlich einen Kilometer mit uns mit, um uns den Weg zu zeigen. Unterwegs bot er sogar noch an, bei ihm zu übernachten, aber das war mir dann doch etwas zu suspekt, wir bedankten und verabschiedeten uns.

Das Hikmet Hotel sollte in der Straße „Sokak 26“ liegen. Dort angekommen sahen wir aber nur ein Abrisshaus. Scheiße, gab es das Hotel vielleicht nicht mehr? Wir fragten einen Türken, ob er das Hotel kenne. Er gab uns zu verstehen, dass wir mit ihm mitkommen sollten und führte uns in ein Cafe. Dort fragte er einige Freunde, ob sie den Weg wüssten. Sofort sprangen alle auf und versuchten uns zu helfen. Einer von ihnen konnte deutsch und hatte – natürlich – mal für eine Weile in Deutschland gelebt. Plötzlich wurde wir von 5 Männern eskortiert, damit wir den Weg auf jeden Fall finden würden. Drei Straßen weiter entdeckten wir schließlich das Hotel, man bot uns noch an, bei der Übersetzung zu helfen. Das wollten wir aber schon alleine hinbekommen, also bedankten und verabschiedeten wir uns.

Das Zimmer war nichts besonderes, aber für 50 Lira (25 Euro) zu zweit war es ok. Wir fragten an der Rezeption, ob es in der Nähe eine Wäscherei geben würde, denn inzwischen hatten wir kaum mehr eine saubere Unterhose. Mittlerweile war ich kein bisschen überrascht mehr, dass uns jemand sofort zu Fuß zur Wäscherei führte. :) Unterwegs wunderte ich mich, dass scheinbar jede Straße „Sokak“ hieß. Dann wurde mir plötzlch klar, warum wir das Hotel nicht gefunden hatten: „Sokak“ heißt Straße und die Straßen sind durchnummeriert. Hikmet befand sich in der „945 Sokak“, der davorstehenden Nummer hatte ich vorher keinerlei Beachtung geschenkt. :)

Das Viertel, in dem wir wohnen, scheint ziemlich urig zu sein. Ist wohl etwas ärmer, dafür versprüht es wunderschönes türkisches Flair. Ältere Männer sitzen in Cafes, am Straßenrand werden Früchte, Nüsse und Döner verkauft. Gleich machen wir uns auf den Weg zum Wasser, mal sehen, ob wir den Sonnenuntergang noch schaffen.