Exotisches Essen mit Claudia



 

Zur Feier meines letzten Abends in Arequipa hab ich Claudia, meine peruanische Disco-Bekanntschaft, gestern angerufen und gefragt, ob ich sie zum Essen einladen darf. Ich durfte und wir fuhren mit dem Taxi Richtung San Francisco, der Straße mit den schicken Touri-Restaurants. Auf dem Weg fiel mir ein kleiner Laden auf, der „Bratwurst und Sauerkraut“ anbot. Neugierig ließ ich das Taxi anhalten und wir schauten hinein.

Felix und Claudia im deutschen Restaurant

Ich fragte die Besitzerin, ob sie deutsch spricht. Sie erzählte mir, dass sie zwei Monate in Berlin gelebt hat und danach die Idee hatte, in Arequipa exotisches Essen anzubieten. Claudia war neugierig auf die seltsame Speise und ich bestellte uns Bratwurst mit Sauerkraut und Erdinger Weißbier.

War ein lustiger Abend, Claudia fand das Essen super, auch wenn’s nicht so richtig original war. Die Bratwurst war ’ne gebratene Bockwurst und das Sauerkraut war auch etwas eigenartig, ist aber sicher schwierig, in Peru die richtigen Zutaten zu bekommen.

Claudia war bisschen traurig, dass es mein letzter Abend war, ließ sich aber leider nicht überzeugen, zu diesem Anlass einen Abstecher zu meinem Hotel zu machen. Also brachte ich sie nach Hause, gab ihr ’nen Abschiedskuss, versprach ihr von jedem neuen Land aus ’ne E-Mail zu schreiben und verabschiedete mich.

Tour zum tiefsten Canyon der Welt



 

Bin vorgestern mit Johnny zusammen zu ’ner zweitägigen Tour ins Colca Valley aufgebrochen. Dort gibt’s den Colca Canyon, der mit ca. 3600 Metern der tiefste der Welt ist. Paul wollte in Arequipa bleiben, weil er vor einigen Tagen schon auf ’ner längeren Tour unterwegs war und sich nicht noch eine geben wollte.

Um 7 Uhr morgens ging’s los mit dem Bus, wir waren ’ne Gruppe von 20 Leuten. Von unserer peruanischen Führerin war ich sofort begeistert, sie hatte wunderschöne Augen und hatte irgendwas resolutes, aber doch attraktives an sich. Sie hieß Maria Eugenia und legte großen Wert darauf, mit ihrem vollen Namen, nicht nur Maria, angesprochen zu werden, was ein echter Zungenbrecher für alle war.

HochlandAlpakas und VikunjasPass auf fast 5000 HöhenmeternMädchen mit HaustierMenschen in ChivayColca ValleyGrabstätteKinderFelix und Maria Eugenia, unsere FührerinKondorCanyon, 1200 Meter tiefFelix mit Adler

Wir fuhren für einige Stunden durch Berglandschaften, auf denen es jede Menge Alpakas und Lamas zu sehen gab, außerdem einen vom Aussterben bedrohten Verwandten, das Vikunja. Die gibt’s dort noch reichlich, sind lustige, kleine, kuschlige Viecher.

Die Landschaft war beeindruckend, wir erreichten Höhen von fast 5000 Metern und die Luft wurde ziemlich dünn. Maria Eugenia empfahl das Kauen von Kokablättern gegen die Höhenkrankheit, was ich genüsslich tat.

Nach einigen Stunden erreichten wir Chivay, ein süßes Dörfchen, das ein bisschen aussah, als wäre es direkt aus der Vergangenheit dorthin gebeamt worden. Frauen in bunten, traditionellen Trachten trugen Körbe mit Früchten auf ihrem Rücken, Kinder spielten mit Murmeln auf den Straßen. Man konnte aber einen deutlichen Schnitt zwischen älteren und jüngeren Menschen erkennen, jeder über 40 war traditionell gekleidet, alle jüngeren ziemlich westlich.

Inzwischen hat der Tourismus in Chivay Einkehr gehalten und es gibt ’ne Menge Hotels, unter anderem unseres. War ein gemütliches Plätzchen für die eine Nacht. Man versuchte uns zu ’nem teuren Buffet mit Gringopreisen (5 Euro) zu locken, Johnny und ich waren aber schlau und suchten uns selber was, wo wir für 1,50 Euro Hähnchen mit Pommes und Salat bekamen.

Danach ging’s für zwei Stunden auf ’nen kleinen Trek in die Berge. Maria Eugenias Family stammt aus dem Colca Valley, deshalb konnte sie jede Menge Geschichten darüber erzählen und ich hing an ihren schönen Lippen. :) Wir sahen alte Grabstätten und einige Schädel, wunderschöne Landschaften und kleine Dörfchen.

Abends gab’s im Restaurant ’ne Show mit traditionellen Tänzen, war ganz lustig, für meinen Geschmack aber bisschen zu touri-mäßig. Nachdem ich den ganzen Tag über Lamas gesehn hatte, musste ich natürlich mal eins als Steak verspeisen. War lecker und erinnerte ein bisschen an Lamm.

Interessant war ein Tanz, mit denen man früher versuchte, das Gelbfieber zu heilen. Dabei wird der Betanzte auf den Boden gelegt und der Partner tanzt über ihm mit einer Peitsche, deren Schläge die Krankheit austreiben sollen. Natürlich wurden auch Touris dazu „eingeladen“, den Tanz auszuprobieren. Ich bin glücklicherweise verschont geblieben, aber auf einige Opfer schnellte unter lauten Schreien erbarmungslos die Peitsche nieder.

Die Nacht war etwas durchwachsen, weil sich die 3600 Höhenmeter, auf denen wir uns befanden, durch pochende Kopfschmerzen bemerkbar machten. Zum Glück fand ich morgens jemanden mit Aspirin, zu alternativer Heilung mit Kokablättern fehlte mir in dem Moment ein wenig die Experimentierfreude.

Wir fuhren zum Cruz del Condor, einem Aussichtspunkt, an dem man ’ne gute Chance hat, Kondore zu sehen. Wir hatten Glück und bekamen mehr als 10 dieser Riesen zu sehen, mit bis zu drei Metern Flügelspannweite sind das sehr beeindruckende Kollegen. Einige segelten in wenigen Metern Abstand vorbei und man konnte ein lautes Zischen hören.

Danach ging’s auf einen kleinen Walk am Canyon-Rand entlang. Es war nicht die tiefste Stelle, aber mit ca. 1200 Metern trotzdem nicht zu verachten. Maria Eugenia erzählte die eine oder andere Geschichte über den Canyon. Er wurde in den 90er Jahren zu ersten Mal vermessen, erst da wurde bekannt, dass es der tiefste der Welt ist. Vorher gab es keinen Tourismus dorthin, die Tiefe war aber natürlich ’ne gute Werbung, um das Geschäft anzukurbeln. Es ist aber wohl trotzdem nicht der spektakulärste Canyon, denn seine Wände sind schräg und er gleicht eher einem steilen Tal. Der Grand Canyon in den USA ist zwar nur ca. 1000 Meter tief, dafür hat er senkrechte Wände.

Wir fuhren mit dem Bus weiter, machten noch einige Stopps im Tal, dann ging’s wieder zurück nach Arequipa. Ich ließ es mir natürlich nicht nehmen, Maria Eugenias E-Mail-Adresse zu ergattern, gab ihr noch zwei Küsschen, ein gutes Trinkgeld und verabschiedete mich. :)

Alles in allem war’s ’ne super Tour, nicht unbedingt wegen dem Canyon, sondern der Landschaft und den Dörfern ringsherum. Und natürlich wegen Maria Eugenia, die der beste Tour-Guide meiner ganzen bisherigen Reise war.

Kokablätter



 

Eine alte Tradition in Peru ist das Kauen von Kokablättern. Das unbehandelte Blatt enthält neben Calcium, Eisen und Vitaminen 14 Alkaloide. Kokain wird durch chemische Weiterverarbeitung des Kokablatts gewonnen, dadurch wird allerdings nur ein einziges dieser Alkaloide in konzentrierter Form isoliert. Heutzutage ist der Verkauf von Kokablättern nur noch in Bolivien und Peru legal.

Hab mir gestern zusammen mit Paul Kokablätter vom Markt geholt. Nach einigen gescheiterten Versuchen bekamen wir raus, wie’s funktioniert. Die Alkaloide lassen sich nur durch Zugabe eines Katalysators aus dem Blatt lösen. Dazu dient ein Stein aus gepresster Pflanzenasche, den dazu kaufen kann. Man schnappt sich 10 oder mehr der Blätter, streut einige Brösel des Steins darauf, faltet das Ganze zusammen und stopft es sich zwischen Wange und Zähne. Nach einigem Saugen und Kauen fühlt sich der Mund leicht taub an, das Gefühl zieht sich bis in den Hals und ist ganz angenehm. Nach ca. 45 Minuten spuckt man die Blätter aus. Der bittere Geschmack ist nicht jedermanns Sache, ich hab aber kein Problem damit.

Koka soll Energie geben, das Hungergefühl unterdrücken und gegen Höhenkrankheit helfen. Außer der Taubheit im Mund hab ich davon allerdings nicht allzu viel gemerkt, wahrscheinlich braucht man ’ne ganze Menge dafür. Die Locals kauen Koka von früh bis abends, das soll gegen alles mögliche helfen, von Krankheiten bis zu Zahnverfärbungen.

In Peru gibt’s jede erdenkliche Speise mit Koka, Kokaschokolade, Kokabonbons, Kokatee, Kokaplätzchen und Kokagummibärchen. Eine spürbare Wirkung hat aber nur das Kauen der Blätter, weil ohne den Katalysator kaum Alkaloide in den Körper gelangen. Ich hab noch ’nen ganzen Sack an Blättern und werd damit noch ’ne Weile rumexperimentieren. :)

Inka Mumie



 

Gestern Abend ist der gute, alte Paul, mein irischer Travelling-Kollege, in Arequipa angekommen. Haben uns heute Mittag getroffen und uns die Stadt bisschen angeschaut.

Highlight war das Museum „Santury“. Dort gibt’s einiges über die Opferrituale der Inkas zu sehen. Die Inkas glaubten, Erdbeben und Vulkanausbrüche verhindern zu können, indem sie für die Götter Kinder auf den Vulkanen opferten. In den 90er Jahren brach ein Vulkan in der Nähe von Arequipa aus, der das ihn bedeckende Eis schmolz und so ein 13jähriges geopfertes Mädchen freilegte, das unter der Eisdecke eingefrohren war.

Im Museum wurde der gut erhaltene Körper von „Juanita“, bei -20 Grad tiefgefrohren, ausgestellt. Leider werden im Moment Restaurierungen an dem Mädchen vorgenommen, deshalb ist stattdessen ein anderer, nicht ganz so gut erhaltener, Körper von „Sarita“ zu sehen. Sarita ist 16 Jahre alt und das Gesicht ist schon ziemlich zusammengefault, die Haare sind aber perfekt erhalten.

Außerdem gab’s ein Video über die Opferrituale der Inka zu sehen. Ganz schön gruselig, die Kinder wurden auf einem langen Marsch über Monate hinweg durch Schnee und Eis auf den Vulkan gebracht, dort mit einem Schlag auf den Kopf getötet und vergraben. Sie hatten allerdings den festen Glauben, von da an mit den Göttern zusammen zu leben.

Dinner mit Claudia



 

Ich hab’s gestern erst aus dem Bett geschafft, als es schon fast wieder dunkel war. Stadt angucken war so erstmal nicht angesagt, also rief ich Claudia an und lud sie zum Essen ein. Waren in ’ner Pizzeria und hatten ’nen netten Abend. Sie ist ’ne lustige, 19jährige Maus, kann einigermaßen englisch und ich einigermaßen spanisch, die Kommunikation hat so erstaunlich gut funktioniert.

Haben danach noch ’ne Weile im Park gechillt, dann wollte sie nach Hause, weil sie am nächsten Morgen um 6 Uhr raus musste. Sie hat am Dienstag oder Mittwoch wieder Zeit, würde sie gerne wieder treffen. Mein Aufenthalt in Arequipa wird also etwas länger als geplant ausfallen. :)

Samstagabend in Arequipa



 

Hab mich gestern Abend mit Johnny auf den Weg gemacht, das Nachtleben in Arequipa bisschen zu erkunden. Wir wohnen hier direkt im Partyviertel, also lag alles direkt vor der Nase. Wir sind als erstes in einer Kneipe gelandet, die nach ’ner guten Portion Spaß aussah. Der hippeste Drink dort waren bunte Schnapsmischungen, die in Eimern in allen erdenklichen Größen serviert wurden. Haben ein paar Jungs kennen gelernt, die zusammen einen 5 Liter Eimer mit Tequila, Rum, Whisky, Wodka, Sekt, Wasser und Zucker leerten. Wir haben’s erstmal mit Bierchen gehalten und ’ne Weile mit den Jungs gequatscht. Es waren Studenten aus Peru, nach ’ner Weile sind wir zusammen weiter gezogen.

Haben uns aus ’nem Shop ein Fläschchen Pisco geholt, mit Sprite gemixt und auf der Straße verdrückt. Die ganze Straße war plötzlich voll mit Feier- oder zumindest Trinkvolk. Ein paar Bullen mit Schlagstöcken streunten herum und meckerten hin und wieder, dass Trinken auf der Straße verboten ist, zogen dann aber wieder ab.

Plötzlich gab’s Krach und Tumult von allen Seiten. Bullen mit Schlagstöcken kamen angeflitzt, Fäuste und Flaschen flogen durch die Luft. Es brach ein kleiner Riot aus, einfach so am Samstagabend, keiner wusste so richtig wieso. Ich flitzte lieber bisschen, denn als Gringo hätte garantiert ’ne Faust in meinem Gesicht versenkt. Aus einiger Entfernung beobachteten wir das Spektakel, war bisschen wie Walpurgisnacht in Berlin. :) Nach ’ner Runde Bullenknüppelei war alles wieder ruhig und wir zogen in die Disco weiter.

Hatten ordentlich Partyspaß, ich lernte ’ne peruanische Chica namens Claudia kennen. War ’ne richtig süße und haben schön zusammen Reggaeton getanzt. Gegen 4 Uhr musste sie los, hat mir aber ihre Nummer dagelassen. Johnny und ich hatten noch ’ne nette Partynacht, sind in irgendeiner Kneipe gelandet und irgendwann um 8 Uhr morgens im Bett.

Bisschen schräg an der Nacht war, dass wir als Gringos in allen Läden besser behandelt wurden als die Peruaner. Im Spätshop zum Beispiel wird nachts nur durch abgeschlossene Gitter verkauft, für uns haben sie aber aufgeschlossen und uns reingelassen. Wir konnten kostenlos in den Club, die Peruaner sollten Eintritt bezahlen. Um die Welt zu verbessern hab ich hier leider keine Zeit, deshalb hab ich hier und da mit ein paar Soles (peruanische Währung) ausgeholfen und alle hatten Spaß. Muss für die Peruaner aber deprimierend sein, in ihrem eigenen Land schlechter als die Gringos behandelt zu werden.

Fahrt nach Arequipa/Peru



 

Gestern ging’s mit dem Bus weiter nach Peru. Von Arica aus fahren ständig Busse über die Grenze. Ich hatte Glück und die Schlange am Grenzübergang war nicht allzu lang. Sie nehmen’s dort ganz schön genau mit Taschenkontrollen, weil Nordchile Duty-Free-Zone ist und keine steuerfrei gekauften Geräte über die Grenze gelangen sollen.

Eine Frau aus einem anderen Bus hatte das komplette Busdach mit Krams vollgepackt, den sie in Peru verkaufen wollte, Klopapier, Süßigkeiten und alles mögliche. Weil sie keine Handelsgenehmigung hatte, sackte der Zoll aber den gesamten Berg ein. Sie versuchte hartnäckig zu diskutieren und als sie nach 15 Minuten begriff, dass es keine Chance für sie gab, fing sie bitterlich an zu weinen. Das muss für sie ein Vermögen sein, was da den Bach runter ging, sie tat mir richtig leid.

Der Bus endete in Tacna, dort kaufte ich ein Ticket für den nächsten Bus nach Arequipa. Hab mich für die Luxusvariante entschieden, weil ich das Land noch nicht genau kenne und kein Gefühl für die Gefährlichkeit der Busfahrten hab. Bin mal kurz um das Busterminal rumgestreunt und hab direkt gemerkt, dass ich das Land gewechselt hab. Links und rechts der Straße verkauften sie alles mögliche, von Obst bis zu Kugelschreibern und Fernsehern. Ich sah viele Frauen in traditionellen Gewändern und die Menschen sahen viel inigener aus als in Chile. Lustig sind die Wüstenberge rund um Tacna: Weil man sie von der ganzen Stadt aus sehen kann, haben ein paar schlaue Leute Werbung für ihre Geschäfte darauf geschrieben. Sie haben Grasbüschel und Geäst auf riesigen Flächen so ausgelegt, dass man von der Ferne aus den Namen ihrer Geschäfte lesen konnte.

Im Busterminal hab ich im Restaurant noch ’ne Ladung Fleisch verdrückt, die Kellnerin war richtig schnucklig und hat mich die ganze Zeit angegrinst. Als ich bezahlt hab, hat sie mich gefragt, wo ich herkomme. Sie hat allerdings noch nie was von Deutschland gehört, ihre Kollegin auch nicht. Hab der Süßen dann erklärt, dass Deutschland in Europa liegt und bisschen mit ihr gequatscht. Sie hat mich dabei mit einem total verliebten Blick angeschaut und ununterbrochen angegrinst. Da schmolz ich natürlich auch gleich dahin, aber leider musste ich ja weiter ziehen. Sie hat mir noch ihre E-Mail-Adresse gegeben und gesagt, dass ich ihr unbedingt schreiben soll. Hab ihr ein Küsschen gegeben, dann musste ich aber auch schon zum Bus.

Und wieder hab ich gemerkt, dass ich das Land gewechselt hab. Bevor’s in den Bus ging, wurden die Taschen druchsucht und alles mit Metalldetektoren gescannt. Dann wurde von jedem ein Foto gemacht, erst dann konnte man einsteigen. 6 Stunden später war ich in Arequipa. Hab im Bus ’nen Iren namen Johnny kennen gelernt und mir mit ihm zusammen ein Guesthouse gesucht. Liegt ziemlich zentral, ist für peruanische Verhältnisse recht luxuriös und für meine auch. Hab ein Einzelzimmer mit eigenem Bad und Fernseher, perfekt um mal bisschen zu chillen.