Aus und vorbei!



 

So, das war’s! Morgen früh um 8:30 geht der Flieger zurück nach Deutschland. Und irgendwie passt’s auch gerade. Ich bin nicht wirklich müde, aus dem Rucksack zu leben, aber auch nicht wirklich traurig wiederzukommen. Vollkornbrot und deutsches Bier sind zwei Sachen, auf die ich mich richtig freue. Und wieder ’ne eigene Wohnung zu haben wird sich auch richtig luxuriös anfühlen.

Bisschen Muffensausen hab ich vor der Zwischenlandung in den USA. Die Deppen dort sind so paranoid, dass sie mich wahrscheinlich komplett auseinandernehmen, wenn sie sehen, dass ich aus Kolumbien komme. Auf die Spezialbehandlung bin ich jetzt schon gespannt. :)

Weiße Kolonialstadt Popayan



 

Gestern bin ich bisschen durch Popayan gestreunt. Architektonisch macht die Stadt schon ziemlich was her, das Zentrum ist komplett im weißen Kolonialstil gehalten, fast wie die Altstadt von Quito. Aber so richtig übergesprungen ist der Funke nicht, ich weiß nicht genau warum, aber Popayan hat mich nicht wirklich gepackt. Ich mag entweder die volle Packung Natur und Abenteuer oder richtig Großstadt mit Party und Chaos, Popayan hängt für mich irgendwo so’n bisschen hilflos dazwischen.

StraßeKircheTaubenKathedrale

Ich bin ziemlich lange nach ’ner Wäscherei rumgerannt, irgendwann hat mir jemand ’ne Adresse aus dem Telefonbuch rausgesucht. Ich lief 15 Minuten dorthin und bekam dann auch schlagartig das andere Popayan zu Gesicht. Außerhalb des blank polierten Zentrums werden werden die Häuser von Straße zu Straße runtergekommener und die Menschen sichtbar ärmer. Bis zur Wäscherei hab ich mich grad noch getraut, danach wurde mir die Gegend bisschen zu gruselig. Doch selbst die Wäscherei hatte mit den ärmlichen Verhältnissen zu kämpfen: Man sagte mir, dass es in der Gegend fließendes Wasser nur am Morgen gäbe und deshalb danach nicht mehr gewaschen werden könne.

Schließlich hab ich ein Hostel im Zentrum gefunden, dessen Besitzer auch ’nen Wäscheservice anbietet. Er war ein netter Typ, der 11 Jahre in Deutschland gelebt hatte und perfekt Deutsch sprach. Ich hab ihn bisschen nach der Sicherheitslage in Kolumbien ausgefragt und er meinte, dass es im Moment relativ ruhig sei, die Guerilla hätte momentan kein Interesse an Touristen. Wenn ich mal in ’ne Straßensperre der FARC geraten sollte, würde ich im schlimmsten Fall mit ’nem Arschtritt verscheucht. Er selbst ist jobmäßig öfters in ländlichen Regionen unterwegs und meint, für ihn sei es dort momentan gefährlicher als für Touristen, er wisse nie, ob er wieder zurück kommen werde.

Amerikanische Terrorabwehr live



 

Mann, Mann, Mann, noch nicht mal losgeflogen und schon der erste Schock. Johannes bringt mich in Berlin zum Flughafen, ich will mein Gepäck einchecken, die Tante guckt auf meine Flugdaten (Ankunft in Argentinien, Abflug 6 Monate später aus Kolumbien) und verschwindet direkt mit meinem Pass hinter den Kulissen.

Ich denke, dass Kolumbien ihr irgendwie suspekt vorkommt. Nach 10 Minuten ist sie immer noch nicht wieder da und ich werd schon langsam unruhig. Dann kommt plötzlich eine andere Tante zu mir und fragt mich nach meinem argentinischen Visum. Das braucht man allerdings nur bei Aufenthalten ab 3 Monaten und ich sage ihr, dass ich nach einem Monat schon in Chile sein werde. Da sagt sie, dass ich das nachweisen muss. Ich schlag die Hände über dem Kopf zusammen und frag, wie ich das machen soll. Da sagt sie allen Ernstes, ich soll ihr Busbuchungen für die gesamte Strecke nach Kolumbien vorlegen.

So langsam wird mir klar, dass das kein schlechter Scherz ist, sondern die mich nicht fliegen lassen wollen. Und das beste ist, dass das nicht die Argentinier sind, die da Stress machen, sondern die Amerikaner! Dass muss man sich mal vorstellen: Ich hab eine Zwischenlandung in New York, ein Flugticket direkt weiter nach Buenos Aires, aber die Amerikaner wollen mich nicht fliegen lassen, weil sie mir unterstellen, ich würde danach zu lange in Argentinien bleiben! Diese Logik ist mir völlig schleiherhaft, was haben die Amerikaner mit meinem Argentinien-Visum zu tun, wenn ich längst nicht mehr in den USA bin?

Da muss irgendeine Paranoia den Geist bei denen komplett lahmgelegt haben und der Begriff „Weltpolizei“ bekommt eine ganz neue Komponente. Kümmern sich die Amerikaner jetzt auch darum, Gesetze in Argentinien durchzusetzen? Der Delta-Air Mensch in Berlin meinte noch, wenn sie mich so nach New York fliegen lassen würden, käme ich dort direkt aus dem Flieger in die Arrestzelle.

Nach ewigen Diskussionen und Lösungsversuchen hat die Delta-Frau am Ticketschalter das Problem schließlich kurz und pragmatisch aus der Welt geschafft: Sie hat mir ein Ticket ausgedruckt, worauf ein Rückflug in 3 Monaten eingetragen ist, der aber nicht im System gebucht wird, sondern nur auf dem Papier steht, damit ich durchgewunken werde. Das ist nun wirklich komplettes Kaspertheater, aber hat funktioniert. Trotzdem: Nie wieder über Amerika, wenn es nicht sein muss, auch wenn’s 100 Euro mehr kostet. Die haben komplett ein Rad ab, aber was für eins.

In New York dann das übliche Prozedere mit Fingerabdrücken und Iris-Scan. So haben sie schon 90 Millionen Datensätze von Reisenden angelegt, die 70 Jahre gespeichert werden. Sehr beeindruckend ist die Zahl der Terrorverdächtigen, die so schon gefunden wurden: KEIN EINZIGER! Nicht einer von 90 Millionen. Herzlichen Glückwunsch!