Gefängnis in La Paz



 

Heute wollten Paul und ich das Gefängnis „San Pedro“ in La Paz besuchen. Es ist ein kleiner Stadtteil für sich, umgeben von ’ner hohen Mauer. Drinnen herrscht zügellose Korruption: Wer als „Insasse“ genug Kohle rüberreicht, kann dort eine Luxuswohnung haben, wer’s nicht tut, landet im letzten Loch. Das Gefängnis ist außerdem eine der größten Kokainfabriken in ganz Bolivien. Inzwischen ist es außerdem ’ne kleine Touristenattraktion geworden und wir haben uns sagen lassen, dass man für 200 Bolivianos (20 Euro) Bestechungsgeld rein darf und sogar ’ne Führung bekommt.

Also sind Paul und ich heute mit Taschen voller Geld vor’m Gefängnis aufgelaufen und haben den Wärter um Einlass gebeten. Er meinte aber trocken, dass keine Touristen rein dürften, nur Besucher von Gefängnisinsassen. Wir boten ihm an, dass wir bezahlen könnten, aber er ließ sich nicht im geringsten beeindrucken. Schließlich zogen wir unverrichteter Dinge von dannen.

Inzwischen wissen wir, wie der Laden wirklich funktioniert. Man besticht nicht die Wärter, sondern einen Insassen. Dafür lässt der einen als sein „Besucher“ ins Gefängnis und zeigt einem auf ’nem Rundgang, wie der Laden so läuft. Es zirkulieren einige Telefonnummern von Insassen, die man anrufen kann und den Deal mit ihnen klar machen. Wir haben leider keine Zeit mehr dafür, weil wir morgen Mittag nach Cochabamba weiter ziehen.

Huayna Potosi Tag 1 – Training am Übungsgletscher



 

Heute startete unsere dreitägige Mission zur Besteigung des 6088 Meter hohen Huayna Potosi. Um 9 Uhr morgens wurden wir von La Paz aus ins 25 km entfernte Base-Camp gebracht, das auf 4700 Metern Höhe liegt, von hier aus wird’s zu Fuß weiter gehen. Unsere erste Nacht werden wir hier im Zelt verbringen. Unser Führer baute ein Doppelzelt für Paul und mich auf und ein Einzelzelt für sich. Er ist bis jetzt bisschen maulfaul, mal sehn, ob er noch bisschen munterer wird.

Der 6088 Meter hohe Huayna PotosiAuf dem Weg zum ÜbungsgletscherTraining am ÜbungsgletscherZelten im Base-Camp

Heute stand erstmal ein zweistündiges Training am Übungsgletscher auf dem Programm. Weil wir komplett null Bergsteigerfahrung haben, ist das ’ne ganz gute Idee. Bepackt mit Thermoanzug, Plastikstiefeln, Steigeisen und Eisaxt machten wir uns auf den Weg zum 150 Höhenmeter weiter oben gelegenen Gletscher. Dort angekommen war ich schon ordentlich außer Puste. Das kann ja heiter werden, wenn’s erst richtig hoch geht.

Am Gletscher angekommen lernten wir verschiedene Techniken, mit den Steigeisen zu laufen, auf ebenem Eis, leichten Steigungen und steilen Hängen. Die Königsdisziplin war schließlich das Klettern an einer 15 Meter hohen, 90 Grad steilen Eiswand. Dort musste man sich mit Steigeisen und zwei Eisäxten im Eis festkrallen und Schritt für Schritt nach oben hangeln. Bin nur zwei Meter hoch gekommen, dann hat mich die Kraft verlassen. Paul ist bewundernswerterweise die komplette Wand hochgekraxelt. Zum Glück war das nur Übung, so ’ne Wand wird uns bei unserem Aufstieg nicht begegenen.

Am Gletscher waren verschiedene Gruppen mit ihren Führern zu Gange. Zwei Kandidaten haben direkt Bekanntschaft mit der Höhenkrankheit gemacht, einer lag beduselt mit Kopfschmerzen am Gletscherrand und konnte nicht mitmachen, der andere hat sich nach kurzer Zeit die Seele aus dem Leib gekotzt. Mit ging’s eigentlich recht gut, bis auf dass ich recht schnell außer Puste war.

Nach zwei Stunden ging’s zurück zum Base-Camp, unser Führer hat uns Spaghetti Bolognese gekocht. Gleich werden wir ratzen, um morgen fit für die erste Etappe zu sein.

Besteigung eines 6000ers, morgen geht’s los



 

Jetzt steht’s fest, Paul und ich werden versuchen auf den 6088 Meter hohen Huayna Potosi zu klettern. Wir hatten ja schon letzte Woche mit dem Gedanken gespielt, waren uns aber noch nicht 100%ig sicher. Mal hatte ich Zweifel, mal Paul, aber heute haben wir schließlich in ’ner Agentur alles gebucht, wir werden drei Tage unterwegs sein, bekommen einen Führer und sämtliche Ausrüstung gestellt.

So richtig sicher bin ich mir nicht, ob ich das packen werde. In La Paz, das auf 3600 Meter Höhe liegt, komm ich bei kleinen Hügeln schon ganz schön ins schnaufen. Die Luft ist auf jeden Fall nicht besonders dick hier, und dann nochmal fast 2500 Meter höher bei Eis und Schnee? Naja, ’nen Versuch ist’s wert…

Getrocknete Lamaföten



 

Gestern Abend haben Paul und ich mal im Loki vorbei geschaut, dem Partyhostel von La Paz. War ganz lustig, haben schön Bierchen getrunken und sind gegen eins in ’nen Club weiter gezogen. Den fand ich nicht besonders dolle, weil nur Gringos aus dem Hostel dort waren und keine Bolivianer(-innen).

Plaza Pedro D MurilloSchuhputzer mit SkimaskeMarkttreibenGetrocknete Lamaföten auf dem Hexenmarkt

Heute sind wir bisschen durch die Stadt gelatscht. Hat mir gut gefallen, ich mag das Straßenleben in La Paz, fast alles findet draußen statt. Die Straßen sind mit hunderten Verkäufern gesäumt, die alles anbieten, was man sich nur vorstellen kann. In der Nähe von unserem Hotel gibt’s ’nen Hexenmarkt, dort kann man zum Beispiel getrocknete Lamaföten kaufen. Wenn man ein Haus baut, soll man einen drunter begraben, das bringt angeblich Glück. Hab heute übrigens auch ein riesiges Lamasteak verspeist. Das Fleisch ist aber nicht so besonders, ziemlich zäh und schmeckt nicht wirklich lecker. Ein seltsames Phänomen in La Paz sind die Schuhputzer mit Skimaske. Ich hab gehört, dass viele Studenten als Schuhputzer arbeiten, um sich was dazu zu verdienen. Weil das aber ein großes Stigma ist, tragen sie Skimasken, um nicht erkannt zu werden.

Morgen geht’s mit dem Mountainbike auf die gefährlichste Straße, deswegen wird’s heute wohl ein ruhiger Abend für uns. Vielleicht ein, zwei Bierchen im Loki, denn Paul findet ’ne Blondine dort süß, die er sich heute nochmal anschauen will. :)

Abenteuerplanung in La Paz



 

Heute Mittag haben Paul und ich den Bus nach La Paz, der Hauptstadt von Bolivien, genommen. Zwischendurch wurde der Lake Titikaka mit der Fähre überquert, wir mussten aussteigen und ansehen, wie der Bus auf eine schwimmende Holzkonstruktion fuhr, die aussah, als würde sie keine 100 kg tragen. Wir setzten mit ’nem Boot rüber, dass wirkte, als wäre es von ’nem Hobbyheimwerker fix zusammen gekloppt worden. Aber der Schein trügte, die Technik funktionierte bestens.

Unser Bus auf der FähreUnser Boot auf dem Lake TitikakaMädchen aus dem BusLa Paz von oben

Im Bus saß ein lustiges Mädchen vor uns, vielleicht 4 oder 5 Jahre alt. Hab die ganze Zeit mit ihm rumgealbert und Faxen gemacht, hab zwar kein Wort vom Babyspanisch verstanden, aber Faxen machen ist zum Glück international. :)

In La Paz angekommen haben wir uns ein Hotel gesucht, haben beide ein Einzelzimmer mit Fernseher, denn Bolivien ist so billig, dass wir uns auch mal ein bisschen Luxus gönnen können. Danach haben wir ein paar Agenturen ausgecheckt, denn wir haben hier einige Abenteuer vor.

Wir haben für Samstag einen Mountainbike-Downhill-Trip auf der sogenannten „gefährlichsten Straße der Welt“ gebucht. Es ist die Strecke von La Cumbra nach Coroico, insgesamt 64 km lang mit einem Höhenunterschied von 3600 Metern. Die Straße ist eine holprige Schotterpiste, nur 3,20 Meter breit und verläuft entlang einem 600 Meter tiefen Abgrund. Vor zwei Wochen erst hat einer Bekanntschaft mit einem laaaangen freien Fall gemacht. Wir haben uns aber ’ne gute Agentur ausgesucht die Spitzen-Downhill-Bikes zur Verfügung stellt, sollte also glatt gehen.

Nächste Woche wollen wir uns dann mal mit ernsthaftem Bergsteigen beschäftigen. Der Machu Picchu Trek war ein gutes Warm-up mit dem 4600-Meter-Pass, jetzt wollen wir mehr. In der Nähe von La Paz befindet sich der Huayna Potosi, ein 6088 Meter hoher Berg. Haben uns heute mal bisschen schlau gemacht, wie man dort hochkommt, werden morgen wohl eine 3-Tages-Tour buchen. Wir bekommen ein Bergsteig-Training und Ausrüstung von der Agentur, komplett mit Seilen, Steigstiefeln und Eisaxt. Die letzte Nacht verbringen wir im Zelt in Eis und Schnee im Base-Camp bei -10 Grad, dann geht’s steil eine 300-Meter-Wand hoch zum Gipfel. Bin gespannt, ob wir das hinkriegen, 6088 Meter, das wäre echt ’ne krasse Sache!