Weiße Kolonialstadt Popayan



 

Gestern bin ich bisschen durch Popayan gestreunt. Architektonisch macht die Stadt schon ziemlich was her, das Zentrum ist komplett im weißen Kolonialstil gehalten, fast wie die Altstadt von Quito. Aber so richtig übergesprungen ist der Funke nicht, ich weiß nicht genau warum, aber Popayan hat mich nicht wirklich gepackt. Ich mag entweder die volle Packung Natur und Abenteuer oder richtig Großstadt mit Party und Chaos, Popayan hängt für mich irgendwo so’n bisschen hilflos dazwischen.

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Ich bin ziemlich lange nach ’ner Wäscherei rumgerannt, irgendwann hat mir jemand ’ne Adresse aus dem Telefonbuch rausgesucht. Ich lief 15 Minuten dorthin und bekam dann auch schlagartig das andere Popayan zu Gesicht. Außerhalb des blank polierten Zentrums werden werden die Häuser von Straße zu Straße runtergekommener und die Menschen sichtbar ärmer. Bis zur Wäscherei hab ich mich grad noch getraut, danach wurde mir die Gegend bisschen zu gruselig. Doch selbst die Wäscherei hatte mit den ärmlichen Verhältnissen zu kämpfen: Man sagte mir, dass es in der Gegend fließendes Wasser nur am Morgen gäbe und deshalb danach nicht mehr gewaschen werden könne.

Schließlich hab ich ein Hostel im Zentrum gefunden, dessen Besitzer auch ’nen Wäscheservice anbietet. Er war ein netter Typ, der 11 Jahre in Deutschland gelebt hatte und perfekt Deutsch sprach. Ich hab ihn bisschen nach der Sicherheitslage in Kolumbien ausgefragt und er meinte, dass es im Moment relativ ruhig sei, die Guerilla hätte momentan kein Interesse an Touristen. Wenn ich mal in ’ne Straßensperre der FARC geraten sollte, würde ich im schlimmsten Fall mit ’nem Arschtritt verscheucht. Er selbst ist jobmäßig öfters in ländlichen Regionen unterwegs und meint, für ihn sei es dort momentan gefährlicher als für Touristen, er wisse nie, ob er wieder zurück kommen werde.

Auf nach Kolumbien



 

Gestern hab ich mich von Mitad del Mundo aus auf den Weg zur kolumbianischen Grenze gemacht. Dort bin ich um 21 Uhr angekommen und hab die Nacht noch in ’nem Hotel in Tulcan auf der ecuadorianischen Seite verbracht. In Kolumbien geht’s ja schon etwas rauher zur Sache und der Lonely Planet meint, man solle lieber keine Nachtbusse nehmen, denn die würden von FARC-Terroristen manchmal in die Luft gesprengt. Meistens geht’s aber nur um ein politisches Zeichen und sie sind so nett, Leute und Gepäck vorher rauszulassen. Wie ernst das alles zu nehmen ist muss ich noch rausfinden, der erste Grenzübertritt musste aber nicht unbedingt nachts sein.

Heute Morgen ging dann alles ziemlich problemlos und fix und ich bin ins 7 Stunden weiter nördlich gelegene Popayan gefahren. Von der Stadt hab ich noch nicht viel gesehn, weil ich erst abends angekommen bin, scheint aber ein richtig schöner Kolonialort zu sein. Die paar Straßen, die ich gesehen hab, erinnern mich auf jeden Fall ziemlich an das schnucklige historische Zentrum von Quito.

Krieg in Kolumbien?



 

In Kolumbien sieht’s grad gar nicht gut aus, Stress liegt in der Luft, vielleicht gibt’s Krieg mit Ecuador. Das ist für mich nicht besonders hilfreich, weil ich im Juni in Ecuador sein werde und mein Rückflug Ende Juli von Kolumbien aus geht.

Letzte Woche hat die kolumbische Armee ein Lager der FARC-Rebellen auf ecuadorianischem Staatsgebiet angegriffen, 17 Menschen wurden getötet. Ecuador hat daraufhin Truppen an der Grenze aufmarschieren lassen. Venezuela hat Truppen im Norden zusammengezogen und die Grenze zu Kolumbien geschlossen. Die Grenze zu Ecuador ist, soweit ich weiß, momentan noch offen.

Bis zu meiner Ankunft kann noch ’ne Menge passieren, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Ich werde Augen und Ohren offen halten, wie sich die Lage entwickelt. Im schlechtesten Fall muss ich ’nen Flug nach Bogota nehmen, das sollte funktionieren, selbst wenn die Grenzen komplett dicht sind.

Hab praktischerweise ’nen Korrespondenten direkt vor Ort: Ein DJ aus Bogota hat mich letzte Woche über die Mixotic angeschrieben, werde ihn im Juli in Bogota treffen. Er kann mir sicher nützliche Infos über die aktuelle Lage geben.