Ich lief in eine Bierstube im Dorf und fragte den Kellner, ob er wüsste, wo man Bootstouren buchen könnte. Er deutete auf einen Typen um die 50, der in der Ecke sein Bier trank und meinte, ich solle den fragen. Das tat ich und es stellte sich heraus, dass er ein Fischerboot besaß und uns ins Delta fahren würde. Wir wurden uns schnell einig, für je 50 Lei (11 Euro) würde er uns 4 Stunden lang kutschieren.
Perfekt, dachten wir, und los ging es. Nach einem kurzen Stopp an der Bootstankstelle fuhren wir auf dem Delta-Arm der Donau bis an die Stelle, wo sich der Fluss ins Meer ergießt. Dort leben viele seltene Vögel und wir konnten Reiher, Albatrosse und jede Menge Pelikane sehen, am Strand sitzend, schwimmend und fliegend in der Luft. Es war wunderbar, sie dabei zu beobachten, wie sie sich stolz empor reckten, um kurz darauf mit ein paar kräftigen Flügelschlägen abzuheben.
Als wir uns sattgesehen hatten, fragte unser Bootsmann: „You like fishing?“ Ich bejahte, denn meine Neugier aufs Angeln trage ich nach wie vor mit mir herum. Daraufhin steuerte er sein Boots weiter aufs offene Meer. Ich war überrascht zu sehen, dass das Süßwasser aus der Donau und das Salzwasser aus dem Meer an einer harten Kante klar voneinander getrennt waren und sich nicht vermischten, selbst kilometerweit vom Ufer entfernt. Wir sahen ein Fischerboot, das im Salzwasser angeln wollte, es hatte sich genau auf dieser Kante postiert und die Route vornüber ins Salzwasser geworfen, während sich das Heck noch im Süßwasser befand.
Dann warf unser Bootsmann, der Kette rauchte und schon wieder ein Bierchen öffnete, seine Angel aus und wir durften beobachten, wie er angelte. Als ich nach einer Weile fragte, ob ich auch mal dürfte, ließ er mir zwei Versuche, bevor er wieder selbst ran wollte. Moment mal, sollte der Rest der „Tour“ daraus bestehen, ihm beim Angeln zuzuschauen? Ich konnte es nicht fassen und fragte, ob er noch zu weiteren Orten im Donau-Delta fahren würde. Er tat erst so, als verstünde er nichts, dann meinte er, das wäre hier ja schon das Donau-Delta und es wäre zu teuer, andere Orte anzusteuern. Als ich nicht locker ließ, startete er schließlich wieder den Motor und setzte das Boot in Bewegung. Doch anstatt uns noch etwas zu zeigen, fuhr er einfach zurück in den Hafen und warf uns dort wieder raus.
Dreiste Nummer auf jeden Fall, aus den versprochenen 4 Stunden wurden 1 1/2. Das, was wir gesehen hatten, war zwar super, aber dass wir den Großteil der Zeit damit verbringen sollten, unserem Bootsmann beim Angeln zuzuschaun, ging dann doch etwas zu weit. Beim nächsten Mal bin ich schlauer und hole unseren Fahrer nicht mehr aus der Ecke einer Bierstube.