Polizei-Panzer

Diyarbakir – Ausgangssperre, gefangen im Hotel

Es wird ungemütlich hier in Diyarbakir. Nach gewaltsamen Protesten gegen die türkische Regierung, bei denen es mehrere Tote gab, wurde eine Ausgangssperre verhängt, ich bin sozusagen im Hotel gefangen.



 

Ich bin die letzten beiden Tage nicht viel rausgekommen, weil ich einen Auftrag angenommen und die meiste Zeit in meinem Hotelzimmer gearbeitet hatte. Ich habe trotzdem mitgekriegt, dass die kurdische Stadt Kobane in Syrien kurz vor dem Fall steht und deshalb überall Proteste stattfinden. Ich hatte hier in Diyarbakir letztes Wochenende auch gesehen, dass es kleinere Auseinandersetzungen mit der Polizei gab.

Doch gestern schien es plötzlich ernster zu werden. Von meinem Hotelzimmer aus hörte ich, dass auf der Straße ununterbrochen Autos mit Sirenen unterwegs waren und Hubschrauber über die Stadt flogen.

Polizei-Panzer
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Plötzlich Ausgangssperre in Diyarbakir

Als ich mir abends gegen 21 Uhr was zu essen holen wollte, erklärte mir der Hotel-Portier, dass Ausgangssperre sei und keiner mehr auf die Straße dürfe. Ausgangssperre? Nun war ich doch einigermaßen von den Socken. Dass die Situation so eskaliert war, hatte ich nicht geahnt. Ich hatte zum Glück noch bisschen was zu essen und zu trinken im Zimmer, so dass ich gestern noch über die Runden kam.

Draußen hörte ich es immer wieder knallen, ich war mir nicht sicher, ob das Böller oder Schüsse waren. Ab und zu waren auch richtig wuchtige Detonationen dabei, die schienen aber weiter weg zu sein. Dann fiel auch noch der Strom aus und ich saß im dunklen Hotelzimmer. Zum Glück war ich ganz gut ausgerüstet, so dass ich mein Handy an meine Powerbank hängen konnte und die UMTS-Verbindung an den Laptop weiter geben. So arbeitete ich noch weiter, biss der Laptop-Akku schließlich leer gezogen war.

Einsatz der Armee in Diyarbakir
Einsatz der Armee in Diyarbakir

Tote bei Protesten

Heute früh las ich auf Spiegel-Online, dass es in Diyarbakir gestern Schießereien gegeben hatte, bei denen fünf Menschen getötet wurden. Auch in Mardin, wo ich vor ein paar Tagen noch war, soll es drei Tote gegeben haben.

Die Putzfrau aus dem Hotel fragte mich, ob ich keine Angst hätte. Ich sagte, dass ich mich im Hotel ziemlich sicher fühle, das ist auch tatsächlich so. Bisschen mulmig ist mir zwischendurch allerdings schon immer mal wieder.

Gespenstische Stimmung zur Ausgangssperre
Gespenstische Stimmung zur Ausgangssperre

Heute wollte ich mir um 1 Uhr mittags was zu essen kaufen und war verwundert, dass kein einziger Laden geöffnet war und keine Autos auf den Straßen fuhren. Ich fand dann zum Glück doch einen kleinen Shop, wo ich mich mit genug Essen und Wasser eindecken konnte. Später erfuhr ich, dass die Ausgangssperre bis morgen früh verlängert wurde und somit auch heute noch gilt.

Es sind trotzdem einige Menschen in Diyarbakir unterwegs, aber die Stimmung ist total gespenstisch draußen. Ich bin nun sozusagen im Hotel gefangen und mir bleibt nicht viel mehr übrig, als das beste draus zu machen und einfach meinen Job abzuschließen. Genau genommen tue ich also das, was ich hier sowieso vor hatte.

14 thoughts on “Diyarbakir – Ausgangssperre, gefangen im Hotel”

  1. hey felix, die haben gestern in den Nachrichten gesagt, dass auf türkischer Seite IsisKämpfer in Krankenhäusern versorgt werden, und auch Waffen über die Türkei an die Isis geliefert werden. Zudem kam es bei den Demos im kurdischen Gebiet auch zu Toten, weil angeblich islamistische Gegendemonstranten kleinkalibrige Waffe und Gewehre einsetzen. Mann, Mann, Mann…
    Mal skypen?

  2. felix…. da kann selbst ich dich im notfall nicht mehr rausboxen:-) also hübsch acht geben! verfolge mit spannung weiterhin deinen blog… angetan hats mit der 6finger mann.

  3. Hey Olli, shit, auf dich hab ich gesetzt. Dann muss ich mich eben selber rausboxen.

    Den 6-Finger-Mann gibt es leider nicht mehr lange. Er lässt sich den 6. Finger in einem Monat wegoperieren, weil er Medizin studiert und es keine Arzthandschuhe für 6 Finger gibt.

  4. Felix…
    im Zweifel reite ich natürlich doch ein. Ich lass doch keine Freunde hängen^
    Wie krass es ist, wenn man sich den Finger abnehmen lassen muss, nur weil es keine (verständlicherweise) geeigneten Handschuhe gibt…
    Pass auf Dich auf!

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