Varanasi ist für Hindus der heiligste Ort, um zu sterben und sich bestatten zu lassen. Die Totenverbrennung findet direkt am Ganges unter aller Augen statt.


Totenverbrennung am heiligen Ganges
Die Toten werden, eingewickelt in Tücher, zuerst in den Ganges getaucht, dann neben dem Fluss auf Holzstapeln verbrannt. Der Anblick ist schon etwas gewöhnungsbedürftig, denn wenn das Tuch verbrannt ist, kann man direkt den brennenden Körper sehen. Von Zeit zu Zeit stochert der Feuerchef mit seinem Babusstock darin herum, damit jedes Körperteil genug Hitze abbekommt. Wenn ein Kind oder eine Schwangere stirbt, wird der Körper nicht verbrannt, sondern mit einem Stein beschwert und direkt im Ganges versenkt.


Buntes Leben an den Ghats von Varanasi
Ansonsten lädt Varanasi dazu ein, an den Stufen entlang zu schlendern, die über mehrere Kilometer hinweg von der Stadt zum Ganges hinab führen, die sogenannten „Ghats“. Dort kann man Pilger und Einwohner dabei beobachten, wie sie im heiligen Ganges baden oder auch nur einfach ihre Wäsche waschen. Hindus besuchen die vielen Tempel von Varanasi, dazwischen sitzen meditierende Sadhus und Bootsmänner, die auf der Suche nach Kundschaft für eine Rundfahrt sind.


Obwohl Varanasi von vielen Touristen besucht wird, fühlt es sich doch sehr authentisch an. Der größte Teil der Besucher sind Einheimische, westliche Touristen sind definitiv in der Minderheit. Wie in vielen anderen indischen Städten ist es ein super Erlebnis, die vielen kleinen Gassen zu erkunden, die sich verschlungen durch die Stadt ziehen.

Mein erstes Schwarzbrot seit 6 Monaten
Mein persönliches Highlight in Varanasi war jedoch die Entdeckung der „Brown Break Bakery“, eine Bäckerei mit deutschem Besitzer. Ich habe seit fast einem halben Jahr kein Schwarzbrot mehr gegessen. Die kurze Freude, die in Nepal aufkam, als ich die vielen „German Bakeries“ dort sah, war schnell wieder verflogen, als ich feststellte, dass dies dort eher ein Modename ist und man von dunklem, knackigem Brot noch nie gehört hatte. So konnte ich mein Glück kaum fassen, als ich hier tatsächlich plötzlich knackige Vollkornbrötchen, echten Käse und gebratene Würstchen vor mir stehen hatte. Der erste, knackige Biss in dieses Brötchen war eine Offenbarung, besser als Sex.

Heute Abend werde ich mit dem Nachtzug weiter nach Orchha fahren, wo ich für 2 Wochen ein wenig Freiwilligenarbeit in einem kleinen Dorf machen werde. Ich werde in dieser Zeit bei einer einheimischen Familie wohnen. Nach über 7 Monaten in ständiger Bewegung freue ich mich richtig darauf, mal etwas anderes zu machen als immer weiter zu reisen.