Seilbahnen sind ja nun nicht unbedingt mein Lieblingsgefährt, aber nach der ewigen Warterei beschloss ich, meine Höhenangst an diesem Tag hinter mir zu lassen und mich zu entspannen. Nach ein paar Minuten ging das sogar ganz gut. Die Fahrt dauerte 20 Minuten, führte hoch über den Dschungel und es gab eine nette Aussicht von oben auf Caracas. Allerdings war dabei eher der Weg das Ziel, denn vom Gipfel aus waren hauptsächlich Wolken zu sehen.
Irgendwie scheinen Hauptstädte mit Seilbahnen immer dazu zu führen, dass sich kleine Mädchen mit mit fotografieren lassen wollen, auf jeden Fall war ich plötzlich von 5 kichernden Chicas umgeben, die auf so ’ner Art Ferienfahrt waren und alle ein Foto mit mir wollten. Sie kamen nicht aus Caracas und haben in mir eine gewisse Hoffnung geweckt, dass die Menschen woanders in Venezuela etwas freundlicher sind. Sie waren ganz begeistert, dass ich spanisch konnte und wir haben ein Weilchen gequatscht, hauptsächlich wollten sie wissen, welche venezuelanischen Spezialitäten ich schon gegessen hatte. Lustige Begegnung irgendwie. :)
Wieder unten angekommen regnete es in Strömen und ich wartete auf ein Taxi. Dabei lernte ich zwei… ja… tatsächlich… freundliche Caraqueños kennen, einen Kerl, der inzwischen in Schweden lebt und seine Familie besucht und ein Mädel aus Caracas. Sie boten mir an, mich mit dem Auto zurück in die Stadt zu fahren und weil sie recht metropolitan daher kamen, sollte das sicherheitstechnisch auch klar gehen. Haben mich direkt nach Sabana Grande gebracht, wo ich als nächstes hin wollte, total nett.
Sabana Grande ist ein alter Einkaufsboulevard und kam gar nicht so heruntergekommen daher, wie es im Lonely Planet beschrieben war. Hatte auch nicht das Gefühl, dass es besonders gefährlich wäre, man sollte sich also nicht paranoid machen lassen. Lustig: Hab mich in ein Restaurant gesetzt und bekam, bevor ich überhaupt bestellt hatte, erstmal ein kaltes Bier auf den Tisch gestellt, sehr schön. :)
Nach einem kleinen Abstecher ins etwas schickere Altamira hab ich schließlich meine Sachen im Hostel geschnappt, mich von Gustavo verabschiedet und auf den Weg zur Busstation gemacht, von wo aus angeblich Busse nach Macuto fahren sollten. Die Sonne senkte sich schon langsam bedrohlich Richtung Horizont und ich stand mit 2 Rucksäcken beladen mitten in Caracas. So richtig wohl fühlte ich mich dabei nicht, noch weniger, als ich nach zwei Runden um den Platz immer noch keinen Bus nach Macuto gefunden hatte. Schließlich stellte sich heraus, dass bei zu viel Verkehr die Busse dorthin nicht fahren und es war eben einfach zu viel Verkehr.
An Taxis standen nur 2 blaue mit weißen Schildern da, sicher sind aber angeblich nur weiße mit gelben Schildern. Noch unsicherer wäre es allerdings, bei Einbruch der Dunkelheit mit sämtlichem Gepäck durch Caracas zu stolpern, also bin ich für schweineteure 350 Bolivares (35 Euro) eingestiegen und war gepannt, ob ich entführt würde. Nachdem ich mit dem Taxifahrer aber recht nettes Bla-Bla geschnackt hatte, fühlte ich mich einigermaßen sicher.
Der Stau war endlos, aber nach 2 Stunden kamen wir schließlich in Macuto an, wo ich ein Zimmer reserviert hatte. Es war mal wieder ein erhebendes Gefühl, anzukommen und noch alle Sachen zu haben. :)
Ich muss sagen, dass ich froh bin, aus Caracas raus zu sein, denn es ist keine schöne Stadt, die Stimmung ist angespannt und man trifft nur selten freundliche Leute. Allerdings kam es mir auch nicht wie die Hölle vor, als die es oft beschrieben wird und ich bin froh, es mal gesehen zu haben.