Gestern Abend habe ich nochmal probiert, partytechnisch was klar zu machen, aber an ’ne Montagabend in ’nem 200.000 Einwohner-Städchen war da nichts zu machen. Habe ein paar junge Leute angequatscht, die bei so ’ner Art Open-Air Familienfeier rumstanden und gefragt, wo es denn was zu tanzen gäbe. Nach langem Überlegen haben sie mich zu ’ner Bar namens Castellana geschickt, die dann aber montagabends dicht war. Ich muss mich für diese Reise dann wohl oder übel von dem Gedanken verabschieden, mir ’ne hübsche Venezuelanerin zu angeln, aber ich komme sicher wieder. :)
Kurz vor der Abenddämmerung bin ich noch bisschen durch die Gassen von Coro geschlendert, inzwischen gefällt mir das Städchen richtig gut. Im Gegensatz zum Sonntag waren sogar Menschen auf der Straße, hin und wieder winkte mir auch mal jemand zu oder grüßte mich. Man ist als Nicht-Südamerikaner hier zwar nicht ganz so ein Superstar wie in Chichirivice, aber umdrehen tun sich die Leute auf der Straße schon noch. :) Habe ein paar ganz nette Fotos von den alten, amerikanischen Autos geschossen, die sich hier so durch die Straßen schieben. Bei einigen kann man sich kaum vorstellen, dass sie die nächste Straßenecke noch überstehen und sie schlucken sicher so viel Benzin wie ein Panzer, bei Spritpreisen von 2-4 Cent pro Liter kümmert das hier aber keinen. Johannes setzte den ganzen Tag keinen Fuß vor die Tür und gab sich den kompletten Hardcore-Chillout.
Morgen früh machen wir uns auf den Weg nach Kolumbien. Die Tage hier waren schön um mal runterzukommen, aber ich bin nun auch bereit, endlich weiter zu ziehen. Uns bleibt auch gar nichts anderes übrig, denn nach einem Kassensturz und einigen Erkundigungen, was uns die Fahrt nach Santa Marta in Kolumbien kosten würde, bleiben uns nur 10 Dollar Notreserve. Vor Santa Marta treffen wir in Kolumbien auf keinen Geldautomaten und in Venezuela wollen wir mit unseren letzten Bolivares auskommen, um nicht zum offiziellen Tauschkurs abheben zu müssen. Haben deshalb die letzten beiden Tage nur noch selbst gekocht und auf Sparflamme gelebt. Aber wenn nichts schief geht, scheint es ziemlich genau zu passen.
Ich bin gespannt auf die Fahrt und die Grenzüberquerung, das wird sicher recht abenteuerlich. Los geht’s um 5:00 Uhr mit einem Sammeltaxi nach Maracaibo, von dort aus mit dem nächsten Sammeltaxi über die Grenze nach Maicao, den ersten Ort auf kolumbianischer Seite. Maicao ist voll von Schmugglern und Halsabschneidern, deshalb werden wir dort nicht übernachten sondern versuchen, direkt weiter mit dem Bus nach Santa Marta zu kommen.
Ich habe schon wilde Geschichten über die Grenzüberquerung gehört, dauernde Checkpoints und ewige Durchsuchungen sollen da üblich sein. Travelnden Gringos werden dabei wohl auch hin und wieder mal ein paar Scheine abgenommen, was wir uns bei unserem Budget aber echt nicht mehr leisten können. Mal schauen, wenn alles gut geht, kommen wir morgen Abend tatsächlich in Santa Marta an.