Festgesessen auf Gran Canaria



 

Bis jetzt ist das Glück nicht gerade auf unserer Seite. Die Fähre nach Teneriffa ist uns vor der Nase davon gefahren, weil sich die Abfahrtszeiten geändert hatten. Jetzt sitzen wir hier erstmal für eine weitere Nacht fest, morgen früh um 8 Uhr fährt die nächste. Wir haben für die Nacht im Falow eingecheckt, wo man uns tobend und wutschnaubend empfing. Ein eigenartiges Männlein an der Rezeption fluchte auf spanisch: „Meine Frau hat die ganze Nacht auf euch gewartet und kein Auge zu getan, sie wird euch die Kehle durchschneiden!“ Das konnte nun wirklich keiner ahnen, wir entschuldigten uns, aber das Männlein schimpfte weiter, unterstützt von Arschtrittgesten und Andeutungen, dass seine Frau uns erwürgen würde.

Schließlich gab er uns aber doch ein Zimmer. Ich war froh, dass er uns nicht rausschmiss, Johannes aber hatte den Mut zu fragen, was aus unserer 3-Euro Anzahlung geworden ist. „No Commission!“ polterte er und schimpfte wieder von vorn los. Wir flüchteten in unser Zimmer, nach fünf Minuten klopfte das Männchen an. Was könnte er jetzt noch wollen? „No Commission, no Commission!“ musste er anscheinend nur nochmal los werden. Ich sagte jaja, machte die Tür zu und hoffte, dass wir seiner Frau nicht begegnen würden.

Tagsüber streunten wir bisschen durch Las Palmas. Es ist ein recht gechilltes Städtchen mit ’ner schönen Altstadt und kaum von Touristen verseucht. Wir latschten etwas am Strand umher und freuten uns, nicht mehr im kalten, grauen Berlin zu sein. Abends fanden wir ein Restaurant namens Büffet-King, wo man sich für 6,50 Euro All-you-can-eat reinfahren konnte. Ordentlich Völlerei im guten, alten Südamerika-Style, das brauchte ich.

Wir aßen, bis wir nicht mehr geradeaus gehen konnten und kippten uns ein paar Bierchen hinter die Binde. Dann beobachteten wir die anderen Gäste, All-you-can-eat-Restaurants haben ja irgendwie immer ein ganz eigenes Klientel. Ein Typ am Nachbartisch war der Hit, vielleicht 65 Jahre alt, allein essend bis wirklich kurz vorm Brechreiz. Er hatte schon Mühe, die Happen überhaupt noch in den Mund zu kriegen, drückte sie aber tapfer immer wieder mit der Muskelkraft seiner Hand hinein. Spontandiagnose: Depressiver Frustfresser.

Jetzt packen wir uns gleich mal ins Bett, denn morgen früh geht’s um 8 Uhr auf die Fähre, die wir auf keinen Fall verpassen sollten.

Landung auf Gran Canaria



 

Um 2:00 Uhr nachts landeten wir schließlich in Las Palmas de Gran Canaria. Ein Bus brachte uns ins Zentrum, aber noch ein ganzes Stück von unserem reservierten Zimmer im Falow entfernt. Die Stadt war wie ausgestorben und wir standen mit unseren Rucksäcken ein bisschen verloren auf der Straße herum. Wir klapperten die Gegend nach günstigen Zimmern ab, aber es war nichts zu finden.

Also was tun? Mit ’nem Taxi zum Falow fahren, wo wahrscheinlich sowieso niemand da wäre? Wir waren auch einigermaßen durch und wollten nur noch ein Bett… da erschien dieses 3-Sterne-Hotel plötzlich vor uns. 72 Euro für ein Doppelzimmer war natürlich ziemlich dicke, aber egal, das kostete es nun mal, Hauptsache ein Bett und ein Dach über’m Kopf. Also eingecheckt und hingehauen.

Unsere Investition wurde am Morgen mit einem grandiosen Frühstücksbüffet belohnt, wir schlemmten in der oberen Etage mit Meerblick und freuten uns auf die kommenden zwei Wochen. Wir wollen jetzt so schnell wie möglich mit der Fähre nach Teneriffa rüber und irgendwann weiter nach La Gomera. Auf Gran Canaria haben wir auf diesem Trip eigentlich nicht viel verloren. Die Hostelfrau hat uns die Abfahrtszeiten der Fähre gegeben, um 16:00 Uhr startet unser Schiff.

Abflug in Berlin



 

Mann, Mann, Mann, ich hab tatsächlich den Abflug geschafft. Gestern sah es irgendwann mal nicht wirklich danach aus. Nach der 12-stündigen, bier- und schnapsseeligen Firmenweihnachtsfeier und darauffolgender exzessiver After-Hour im KitKat war ich gestern sowas von geplättet, dass ich mich den ganzen Tag lang nicht aus dem Bett bewegen konnte. Mit schierer Willenskraft schleppte ich mich dann gestern Abend zum Waschsalon, reinigte meine Stinkewäsche, packte meinen Rucksack und wachte heute Morgen dann irgendwie rechtzeitig auf, um zum Flughafen zu fahren. Dort trudelte kurz darauf Johannes ein und ab ging’s in den Flieger, erstmal Richtung Madrid.

Wir flogen mit Iberia, die ich eigentlich als richtige Fluggesellschaft in Erinnerung hatte. Inzwischen muss dort aber jemand auf den Trichter gekommen sein, dass weniger mehr ist, denn weder kostenloses Essen, noch hübsche Stewardessen gab es an Bord. Dafür konnte man sich ein pappiges Sandwich für acht Euro kaufen. Aber die drei Stunden bis Madrid waren auch so auszuhalten.

Dort hatten wir vier Stunden Aufenthalt, genug für einen kleinen Ausflug in die Stadt. Es war frühlingshaft warm, die Sonne schien, wunderbar! Wir ließen uns ein Käffchen schmecken, dazu gab’s frisch geschnittenen Schinken von an der Wand hängenden Schweinebeinen. Zurück am Flughafen schockte uns Iberia gewaltig: Unser Flug sollte vier Stunden verspätet abheben, um 23:30 Uhr. Wir hatten für die erste Nacht ein Zimmer in einer kleinen Kaschemme namens „Falow“ reserviert, mitten in der Nacht würde dort garantiert keiner mehr aufmachen. Wir fragten am Iberia-Schalter, ob wir einen Hotelgutschein bekommen würden, aber alles, was man uns gewährte, war ein Anruf im Falow. Dort meinte man, sie würden versuchen, Personal für die Nacht zu finden, besonders vertrauenserweckend klang das aber alles nicht.

Schließlich hoben wir ab und Iberia besaß tatsächlich die Frechheit, den ausgehungerten Fluggästen tonnenweise Euros für ein paar Happen zu Essen aus der Tasche zu ziehen. Meine Frage, was wir denn für die Verspätung Entschädigung bekommen würden, wurde mit Achselzucken beantwortet, nach einiger Diskussion konnte ich der Stewardess schließlich zwei Becher stilles Wasser aus dem Kreuz leiern. Für Johannes und mich stand fest: Nie wieder Iberia!