Weiter, immer weiter...

Nach 300 Kilometern zurück in der Zivilisation

Nach 300 Kilometern Fußmarsch bin ich zurück in der Zivilisation. In den letzten Tagen erlebte ich eine emotionale Fahrstuhlfahrt – einmal ganz hoch, dann ganz tief runter – und nun einen gewissen Kulturschock.



 

Nachdem die Israelis nach der Überquerung des 5400 Meter hohen Passes den Trekk beendet hatten, war ich zunächst alleine unterwegs. Ein Mädel aus der Truppe hatte den Aufstieg wegen akuter Höhenkrankheit sogar schon vor dem Pass abbrechen müssen und sich per Helikopter ins Krankenhaus von Kathmandu fliegen lassen. Wir hatten Kontakt per Handy, so wusste ich, dass es ihr inzwischen wieder gut ging.

Provisorische Brücke
Provisorische Brücke
Kinder im Dorf
Kinder im Dorf

Ich mochte sie ganz gerne und fragte sie, ob sie nicht mit mir zusammen den Rest des Trekks laufen wollte. Daraufhin verschob sie ihren Rückflug nach Israel um eine Woche, kaufte sich eine neue Trekking-Permit für 40 Dollar, trat eine zweitägige Anreise per Bus an und stieß in einem kleinen Dorf wieder zu mir.

Emotionale Fahrstuhlfahrt

Was dann folgte, war eine emotionale Fahrstuhlfahrt: 2 Tage lang bis ganz nach oben, dann weiter durch die Decke, wo irgendwo das Seil gerissen sein muss. Danach ging es steil nach unten, bis ganz tief in den Keller. Nach 4 Tagen gingen wir schließlich wieder getrennte Wege.

Langsam wird es wieder grün
Langsam wird es wieder grün
Kleines Dorf
Kleines Dorf

Hoch und runter ging es auch auf der Trekking-Route, dort eher entgegengesetzt meiner Gefühlslage: Zwischenzeitlich bis auf 1300 Meter runter, dann wieder hoch auf den 3200 Meter hoch gelegenen Poon Hill, einen Aussichtspunkt, von dem aus man einen umwerfenden Sonnenaufgang hinter den schneebedeckten Bergen bewundern kann.

Sonnenaufgang von Poon Hill aus gesehen
Sonnenaufgang von Poon Hill aus gesehen

Danach führte der Trekk durch Wälder, die so verwunschen wie aus einem Märchen aussahen, bis wieder die altbekannte Dschungellandschaft vom Beginn des Trekks Überhand nahm. Nun bin ich wieder in Pokhara angekommen, 18 Tage gelaufen, über 300 Kilometer weit. Wobei Kilometer eine andere Dimension bekommen, wenn es dabei bis zu 1500 Meter Höhenunterschied pro Tag zu bewältigen gilt.

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Frauen bei der Arbeit im Bergdorf
Frauen bei der Arbeit im Bergdorf

Kulturschock in der Zivilisation

Seit Tagen habe ich mich darauf gefreut, die Errungenschaften der Zivilisation zu genießen. Doch im Moment habe ich erstmal einen gewissen Kulturschock zu bewältigen: Straßenlärm, Betonböden und Menschenmassen habe ich eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Obwohl die heiße Dusche und die gegrillten Würstchen, die ich mir gerade gegönnte habe, eine Wohltat waren, wird es sich sicher komisch anfühlen, morgen aufzuwachen, ohne 20 Kilometer weiter zu laufen.

One thought on “Nach 300 Kilometern zurück in der Zivilisation”

  1. Mein liebes „Kind“,
    ich staune und lese voller Respekt deine Berichte und erfreue mich an den herrlichen Aufnahmen. Bin aber auch froh, dass du wieder unten bist.
    Hier sieht es in den Einkaufstempeln nach Weihnachtswahnsinn aus. Aber am Fluß ists schön und die lichtgeschmückten Elbkähne ziehen mäjestätisch vorbei. Morgen fahre ich paar Tage nach Klingenthal.
    Ich wünsch dir von Herzen Glücklichsein.
    Deine Mutter

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