Nach einer eiskalten Nacht im High Camp begann der Aufstieg auf den 5400 Meter hohen Pass. Nicht alle haben es geschafft.
Um kurz nach 4 klingelte der Wecker, um 5:30 Uhr setzten wir uns schließlich in die Spur, um im Morgengrauen den Aufstieg zum 5400 Meter hohen Thorung La Pass zu beginnen.

Unser Trupp schritt langsam voran, Schritt für Schritt auf Eis und Schnee nach oben. Nach einer halben Stunde mussten zwei Mädels aufgeben. Die eine hatte schon am Morgen mit Magenproblemen zu kämpfen und nun keine Kraft mehr, die andere plötzlich heftige Symptome der Höhenkrankenheit. Sie wurde daraufhin so panisch, dass sie einen Rettungshubschrauber rief und sich raus fliegen ließ.
Ich fand den Aufstieg dagegen zunächst erstaunlich einfach. Im Gegensatz zum Rest unseres Trupps hatte ich vor einigen Tagen mal einen Tagesausflug von 3600 Metern Höhe zu einem auf 4600 Metern gelegenen See gemacht. Das scheint einiges an Akklimatisierung gebracht zu haben. Ich war so fit, dass ich an allen vorbei zog und bald nicht mehr zu sehen war. Zusätzlich zur Höhe machte den Israelis auch das Laufen auf Eis und Schnee zu schaffen. Im Gegensatz zu mir hatten sie damit kaum Erfahrung und kamen deshalb viel langsamer voran. Ab 5200 Metern wurde aber auch ich sehr, sehr langsam. Jeder Schritt war nun unglaublich anstrengend und trotz der aufgehenden Sonne blieb es bitterkalt.
Kurz bevor ich den Pass erreicht hatte, löste sich plötzlich eine Lawine vom rechts gelegenen Berg. Sie war weit entfernt, doch donnerte so gewaltig, dass es mich kurz in Angst und Schrecken versetzte.
Schließlich erreichte ich den Pass. Als ich das Schild sah, das zum Erreichen dieser Höhe gratulierte, musste ich fast weinen vor Glück. Ich hielt mich aber nicht lange dort auf, denn ich wollte auf einmal nur noch runter. Ich hatte genug von Kälte, sauerstoffarmer Luft und schlaflosen Nächten.

Kurz hinter dem Pass sah ich plötzlich faustgroße Eisbrocken hunterte Meter weit verstreut liegen. Ein Bergführer sagte, die Lawine habe diese kurz zuvor dorthin geschleudert und wir hätten Glück gehabt, da noch nicht dort gewesen zu sein.
Der Abstieg war lang und weit, 1600 Höhenmeter ging es nach unten. Ich musste immer wieder an die 42 Todesopfer denken, die der Schneesturm vor einem Monat an dieser Stelle umgebracht hatte. Zunächst ging es über Eis und Schnee, dann über Felsen und Geröll. Der Trekk führte nun in eine Wüste, die aber noch weit über 3000 Metern gelegen war.
Der nächste Ort war Muktinath, kurz nach Mittag traf ich dort ein und suchte mir ein Zimmerchen. Im Laufe des Nachmittags schlugen auch die Israelis dort auf, außer den beiden Mädels, die umkehren mussten, hatten es alle geschafft.

Wir verbrachten noch einen lustigen letzten Abend zusammen, dann hieß es Abschied nehmen, denn die anderen beendeten den Trekk hinter dem Pass. Am nächsten Morgen ließen sie sich mit Jeeps zurück nach Pokhara in die Zivilisation fahren. Ich habe aber noch lange nicht genug und will die Strecke lieber laufen, das wird wohl noch so eine Woche dauern.
Als die Israelis weg waren, fühlte es sich zunächst ein wenig einsam an, wieder allein unterwegs zu sein. Nach ein paar Stunden Laufen in den Weiten der Wüste wurde dieses Gefühl aber abgelöst von einem anderen, nämlich dem von absoluter Freiheit. Gefühle sind beim Alleinreisen einfach viel extremer, in beide Richtungen.


Ich bin nun auf entspannten 2600 Höhenmetern angekommen. Die letzte Nacht war die erste seit Ewigkeiten, in der ich nicht aufgrund von Kälte oder Sauerstoffmangel aufgewacht bin. Ich bin gespannt auf das letzte Kapitel dieses Trekks, das nun vor mir liegt.
Wow, wahnsinnig tolle Bilder. Du bist echt n harter Hund ey ;) sei gegrüßt aus dem winterlichen Berlin.
Dankeschön, Grüße zurück nach Berlin. Ist bestimmt wärmer als hier. :-)
2°
Wätnflaschensaison
Das sind wirklich atemberaubende Bilder! Und, wie man sieht, ist Mister Oberschenkel wohl wieder in Topform:-) Respekt! Brich dir nicht die Haxen auf den nächsten Extremtouren ( Wobei so ein kleiner Hubschrauberrundflug wohl sicher auch seinen Reiz hätte).
Liebste Grüße aus dem Flachland von
Müscha Gitti und Moritz
(Wenn du mal wieder ordentliches Netz hast, lass uns mal skypen)
Hey Felix, unser absoluter Respekt.
Wer noch nie in dieser Höhe war, ahnt nicht ansatzweise,
was die Natur einem abverlangt. Meine Grenzen ( dachte bisher ganz schön fit zu sein) lagen bei 3.300 m.
Also Respekt und schöne Grüße zum Advent.