Gefängnis in La Paz



 

Heute wollten Paul und ich das Gefängnis „San Pedro“ in La Paz besuchen. Es ist ein kleiner Stadtteil für sich, umgeben von ’ner hohen Mauer. Drinnen herrscht zügellose Korruption: Wer als „Insasse“ genug Kohle rüberreicht, kann dort eine Luxuswohnung haben, wer’s nicht tut, landet im letzten Loch. Das Gefängnis ist außerdem eine der größten Kokainfabriken in ganz Bolivien. Inzwischen ist es außerdem ’ne kleine Touristenattraktion geworden und wir haben uns sagen lassen, dass man für 200 Bolivianos (20 Euro) Bestechungsgeld rein darf und sogar ’ne Führung bekommt.

Also sind Paul und ich heute mit Taschen voller Geld vor’m Gefängnis aufgelaufen und haben den Wärter um Einlass gebeten. Er meinte aber trocken, dass keine Touristen rein dürften, nur Besucher von Gefängnisinsassen. Wir boten ihm an, dass wir bezahlen könnten, aber er ließ sich nicht im geringsten beeindrucken. Schließlich zogen wir unverrichteter Dinge von dannen.

Inzwischen wissen wir, wie der Laden wirklich funktioniert. Man besticht nicht die Wärter, sondern einen Insassen. Dafür lässt der einen als sein „Besucher“ ins Gefängnis und zeigt einem auf ’nem Rundgang, wie der Laden so läuft. Es zirkulieren einige Telefonnummern von Insassen, die man anrufen kann und den Deal mit ihnen klar machen. Wir haben leider keine Zeit mehr dafür, weil wir morgen Mittag nach Cochabamba weiter ziehen.