Amerikanische Terrorabwehr live



 

Mann, Mann, Mann, noch nicht mal losgeflogen und schon der erste Schock. Johannes bringt mich in Berlin zum Flughafen, ich will mein Gepäck einchecken, die Tante guckt auf meine Flugdaten (Ankunft in Argentinien, Abflug 6 Monate später aus Kolumbien) und verschwindet direkt mit meinem Pass hinter den Kulissen.

Ich denke, dass Kolumbien ihr irgendwie suspekt vorkommt. Nach 10 Minuten ist sie immer noch nicht wieder da und ich werd schon langsam unruhig. Dann kommt plötzlich eine andere Tante zu mir und fragt mich nach meinem argentinischen Visum. Das braucht man allerdings nur bei Aufenthalten ab 3 Monaten und ich sage ihr, dass ich nach einem Monat schon in Chile sein werde. Da sagt sie, dass ich das nachweisen muss. Ich schlag die Hände über dem Kopf zusammen und frag, wie ich das machen soll. Da sagt sie allen Ernstes, ich soll ihr Busbuchungen für die gesamte Strecke nach Kolumbien vorlegen.

So langsam wird mir klar, dass das kein schlechter Scherz ist, sondern die mich nicht fliegen lassen wollen. Und das beste ist, dass das nicht die Argentinier sind, die da Stress machen, sondern die Amerikaner! Dass muss man sich mal vorstellen: Ich hab eine Zwischenlandung in New York, ein Flugticket direkt weiter nach Buenos Aires, aber die Amerikaner wollen mich nicht fliegen lassen, weil sie mir unterstellen, ich würde danach zu lange in Argentinien bleiben! Diese Logik ist mir völlig schleiherhaft, was haben die Amerikaner mit meinem Argentinien-Visum zu tun, wenn ich längst nicht mehr in den USA bin?

Da muss irgendeine Paranoia den Geist bei denen komplett lahmgelegt haben und der Begriff „Weltpolizei“ bekommt eine ganz neue Komponente. Kümmern sich die Amerikaner jetzt auch darum, Gesetze in Argentinien durchzusetzen? Der Delta-Air Mensch in Berlin meinte noch, wenn sie mich so nach New York fliegen lassen würden, käme ich dort direkt aus dem Flieger in die Arrestzelle.

Nach ewigen Diskussionen und Lösungsversuchen hat die Delta-Frau am Ticketschalter das Problem schließlich kurz und pragmatisch aus der Welt geschafft: Sie hat mir ein Ticket ausgedruckt, worauf ein Rückflug in 3 Monaten eingetragen ist, der aber nicht im System gebucht wird, sondern nur auf dem Papier steht, damit ich durchgewunken werde. Das ist nun wirklich komplettes Kaspertheater, aber hat funktioniert. Trotzdem: Nie wieder über Amerika, wenn es nicht sein muss, auch wenn’s 100 Euro mehr kostet. Die haben komplett ein Rad ab, aber was für eins.

In New York dann das übliche Prozedere mit Fingerabdrücken und Iris-Scan. So haben sie schon 90 Millionen Datensätze von Reisenden angelegt, die 70 Jahre gespeichert werden. Sehr beeindruckend ist die Zahl der Terrorverdächtigen, die so schon gefunden wurden: KEIN EINZIGER! Nicht einer von 90 Millionen. Herzlichen Glückwunsch!

7 thoughts on “Amerikanische Terrorabwehr live”

  1. Schon witzig, was man für Kopfstände machen muss, um ein bissel um die Welt zu reisen. Hauptsache 007 hat nicht Wind davon bekommen und verfolgt deinen argentinischen Reisebus :-)

    Bist du denn nun gut in Argentinien angekommen???

  2. Hey Steffen, na du bist ja fix. :)

    So zwischendurch auf dem New Yorker Flughafen hab ich echt bisschen Paranoia geschoben, dass ich unter Beobachtung stehe.

    Gut angekommen bin ich, dazu gibt’s aber ’nen extra Post, hab ich grad abgeschickt.

  3. Hey Felix,
    da haste ja was erlebt. Erinnert mich irgendwie an damals: Da durfte man nicht privat (ohne Einladung) in die SU reisen. Deshalb wurde ein Transitvisum gebucht, unterwegs ausgestiegen und auf Schleichwegen und auf der Hut vor der Miliz das Land erkundet. Vielleicht haben die Amis davon Wind bekommen und Du mußtest es jetzt ausbaden? ;-)
    LG Mütti

  4. Hey Felix,
    schön zu lesen, dass du es dann doch noch unbeschadet durch die „Homeland Security“ geschafft hast. Sei froh, denn ich durfte dort schon – grad angekommen- gleich zum Interview antanzen. Weltpolizei. Genau das zeigt die Haltung der- zum Glück nicht aller- Amis. Wer mag die noch? Vergessen wir solche Wichtigtuer… und schauen wir nach Südamerika:-)

  5. Wow, das ist ja echt mal eine ziemlich heftige Erfahrung. War jetzt ein paar Tage nicht im Netz und werde mich jetzt erst mal durch deine ersten Erfahrungen durchlesen.
    Sehr interessant das so zu lesen.

  6. Hi, Brüderchen. Schön, dass es trotzdem noch alles so geklappt hat. Ist schon sehr interessant, wenn man/frau so deine Erlebnisse und Erfahrungen durchliest.
    Pass auf dich auf!

    LG Dein Schwesterchen und Familie

  7. Hey, liebe Anja, schön von dir zu lesen. Liebe Grüsse an dich und deine Familie. Wolfgang wird am Freitag ausm Krankenhaus entlassen zu Angela und Fam. Er freut sich bestimmt, von dir zu hören. Und liebe Grüße natürlich auch dir,lieber Felix. Hab heute schöne Sachen für W. gekauft und geschickt, weil er doch das meiste in Leipzig gelassen hatte.

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