Rechtzeitig zurück in Istanbul



 

Heute Morgen haben wir’s tatsächlich geschafft, um 6 Uhr aufzustehen, uns das erste Dolmus zu schnappen und wie am Schnürchen die Anschlüsse nach Izmir zu erwischen. Das war schon mal die erste Hürde auf der Mission „Flug kriegen“.

Das Ticket nach Istanbul hatte nur 35 Lira (17,50 Euro) pro Nase gekostet, ich hab da eigentlich ’ne richtige Klapperkiste als Bus erwartet. Umso erstaunter war ich, als wir uns plötzlich in einem richtigen Reisebus mit Klimaanlage wieder fanden.

Der weit schwierigere Teil unserer Mission schien die Fahrt vom westlich von Istanbul gelegenen Busbahnhof zum östlich gelegenen Flughafen innerhalb knapper Zeit zu sein. Doch am Ende stellte sich alles als unkompliziert heraus: Wir konnten schon ein Stück vorher aussteigen und hatten nun noch jede Menge Zeit, zum Flughafen zu kommen. Das gab uns Gelegenheit, nochmal einen Iskender Kebab zu probieren. Davon hatte ich schon die ganze Reise über geträumt, aber noch keine Gelegenheit gehabt. War dann auch richtig lecker. Man bekommt einen Teller mit in Fett gebratenen Brotstücken, darauf einen Berg Dönerfleisch mit brauener Soße und dazu viel sauere Sahne zum reinrühren. Voll die Fettbombe, aber genial.

Jetzt sind wir endlich am Flughafen und gleich geht unser Flug nach Berlin zurück. Mir graut’s schon vor dem Wetter. Hier waren’s durchweg ungefähr 30 Grad, in Berlin sind’s bestimmt unter 10. Alles in allem war das so eine geile Reise, unglaublich. Bis auf den einen Zickabend war’s mit Stephanie auch echt harmonisch, irgendwie hatten wir so ziemlich das gleiche Reisetempo und ähnliche Interessen. Wir lieben gechillte Orte, ab und zu mal ’ne Stadt dazwischen und hassen Pauschal-Touris. Mit ihr könnte ich mir sowas auf jeden Fall auch mal für länger vorstellen.

Asiatischer Teil von Istanbul und Aufbruch nach Tekirdag



 

Der heutige Tag war erstmal unser letzter in Istanbul, wir beschlossen, etwas ruhigere Gefilde anzusteuern. Mich interessiert eine kleine Mittelmeerinsel namens Bozcaada, die nur 2500 Einwohner hat. Also besorgten wir uns heute Morgen ein Busticket in diese Richtung. Auf halber Strecke liegt Tekirdag, ein kleines Städtchen, das im Lonely Planet ganz nett beschrieben war. Falls wir von dort nicht weiter kommen, können wir da auch gut eine Nacht verbringen uns dann morgen weiter Richtung Insel fahren.

In Istanbul hatten wir aber noch einen Plan, nämlich den asiatischen Teil auf der anderen Seite des Bosporus kennen zu lernen. Wir setzten mit der Fähre über und lernten während der kurzen Fahrt zwei Deutschtürken kennen. Ich fragte sie bisschen aus, was es am Mittelmeer noch so zu sehen gibt. Über Bozcaada konnten sie nur Gutes berichten, aber wärmstens ans Herz legten sie uns Daca, eine Halbinsel im südlichen Mittelmeer. Nach welchem Ort auch immer ich fragte, die Antwort war stets: „Ja, dort ist es schön, aber kein Vergleich zu Daca, das ist das Paradies!“ Hat mich schon ein bisschen neugierig gemacht, aber ich bin mir nicht sicher, ob wir es schaffen können, uns bis dorthin durchzuschlagen.

Vom asiatischen Teil Istanbuls war ich etwas enttäuscht. Er ist neuer und viel betonlastiger als der europäische Teil und hat nicht annähernd so viel Flair. Wir latschten bisschen herum und landeten schließlich auf einem mulimischen Friedhof. Ich fand’s ziemlich interessant im Vergleich zu einer christlichen Ruhestätte. Alles schaut dort etwas verloddert aus, die Gräber waren recht lieblos hingebaute Steinkästen, die von wildem Bewuchs überwuchert waren. Dazwischen gab es keine Wege, sondern man musste direkt über die Gräber klettern, um voran zu kommen. Ich frage mich, ob Muslime der irdischen letzten Ruhestätte vielleicht wenig Bedeutung beimessen, da die Seele ja sowieso schon längst im Paradies weilt.

Ganz nett war der Besuch einer weiteren Moschee. Wie bei den bisherigen machte sich darin wieder diese ruhige, friedliche Stimmung breit. Wir waren zuerst etwas unsicher, ob wir als Besucher dort wirklich willkommen waren, was aber völlig unbegründet war. Wir wurden sogar nach oben auf eine Art Empore gebeten und konnten von dort eine schöne Aussicht über den Gebetsraum genießen.

Auf dem Weg zurück zur Fähre fanden wir uns zufällerweise plötzlich zwischen dutzenden malenden Künstlern wieder, die den Blick über den Bosporus auf den europäischen Teil festhielten. Neugierig schauten wir ihnen über die Schulter und fragten uns, ob das eine Art Malwettbewerb war. Kaum hatten wir uns versehen, wurden uns zwei Stühle angeboten. Man reichte uns Tee und Sandwiches, ohne dass wir nach irgendwas gefragt hätten oder jemand Geld haben wollte. Diese unglaubliche Gastfreundschaft finde ich wirklich beeindruckend. Eine ältere Frau erzählte uns in gebrochenem Deutsch, dass sie eine Weile in Wuppertal gelebt hatte. Ich fragte, was das denn hier für eine Veranstaltung sei, worauf sie aber auch keine Antwort wusste. Als wir schon am Gehen waren, eilte sie uns hinterher und sprach mich nochmal an. Sie hatte sich extra für uns erkundigt und erzählte mir, dass es wirklich ein Malwettbewerb war. Diese Türken sind schon ein nettes Völkchen.

Abends schnappten wir unsere Sachen im Hostel und machten uns auf den Weg zum Bus. Ein Minibus brachte uns zum Teminal, wo wir bis zu unserem Anschlussbus noch eine halbe Stunde Wartezeit hatten. Ein junger Kerl, bei dem ich mich nach dem genauen Abfahrtsort erkundigte, fragte, ob wir schon früher fahren wollten. Da setzte er plötzlich alles in Bewegung, damit wir unsere Tickets umtauschen konnten, um direkt zu starten. Es war wirklich unglaublich, ohne auch nur das geringste Eigeninteresse daran zu haben, sprang er zum Schalter, regelte alles und setzte uns in den richtigen Bus. Er zeigte uns unseren Platz und sagte, wir sollten einfach mit ihm in Tekirdag aussteigen.

Die Fahrt dauerte drei Stunden. Unterwegs erkundigte er sich für uns, ob wir einen direkten Anschlussbus zur Insel bekommen könnten. Dafür war’s zwar leider zu spät, aber er tat alles, um uns zu helfen und erklärte uns den Weg zu einem Hotel. Schließlich gab er uns noch seine Telefonnummer und meinte, falls wir nichts mehr finden würden, könnten wir einfach bei ihm übernachten. Ich war wirklich baff, sowas würde einem in Deutschland nie passieren. Wenn ich alleine gewesen wäre, hätte ich die Einladung vielleicht angenommen. Aber Stephanie und ich hatten konnten doch so ein wenig Misstrauen nicht abschütteln, dass da irgendwas nicht stimmen konnte bei so viel Freundlichkeit einem reisenden Päärchen gegenüber.

Wir suchten den Weg zum Hotel, ein Kioskbesitzer, den wir nochmal nach der Richtung fragten, überschlug sich fast vor Hilfsbereitschaft und malte eine Karte auf, damit wir die richtige Abbiegung finden. Wirklich ein nettes Völkchen, diese Türken. Schließlich schauten wir uns die beiden einzigen Hotels in der Stadt an. Die Zimmer sind teurer, als wir eigentlich geplant hatten, dafür haben wir nun ein wirklich nobles Schlafgemach.

Tekirdag ist berühmt für eine seine spezielle Zubereitungsart von Köfte, den wir natürlich probierten. War sehr lecker, auch wenn ich nicht wirklich einen Unterschied zu ganz normalem Köfte erkennen konnte. :) Ausklingen ließen wir den Abend mit einem Döschen Efes auf einer Mole am Wasser, morgen früh geht’s dann weiter zur Insel.

Basarviertel in Istanbul



 

Der heutige Tag begann für uns aufgrund der größeren Efes-Mengen von gestern zwar etwas verspätet, aber gegen Nachmittag haben wir es doch geschafft, uns ins Basarviertel von Istanbul durchzuschlagen. In scheinbar tausenden kleinen Gassen tummeln sich Händler für alles mögliche. Von Stoffen, Schmuck und Kopftüchern bis hin zu Farben, Hochzeitskleidern und Tresoren kann man dort alles kaufen. Der geballte Input von Eindrücken machte mich wieder einigermaßen fit. Lustig ist die Aufteilung des Basars, die Händler sind nämlich streng thematisch gruppiert. So gibt es eine Gasse, in der man ausschließlich Kopftücher kaufen kann. Eine andere ist nur von Schmuckhändlern bevölkert, die nächste von Lampenverkäufern. Alles in allem macht das Ganze aber durchaus Sinn, so muss man nicht durch den kompletten Basar irren, wenn man was bestimmtes sucht.

Mitten in diesem Viertel befindet sich ein Gebäude, das als überdachter Basar dient. Er hat unglaubliche Ausmaße und ist wieder von unzähligen Gassen durchzogen. Von allen Seiten schleudern die Händler dort flotte Sprüche hinaus, in der Hoffnung, das würde einen in den jeweiligen Laden locken. Mein Lieblingsspruch war: „Come in and let me sell you something you don’t need, I promise it’s very cheap!“

Heute besuchten wir auch unsere erste Istanbuler Moschee, die Yeni Camii. Stephanie hatte extra ein Kopftuch dabei, im touristenerprobten Istanbul wäre das aber gar nicht nötig gewesen. Wir hatten trotzdem das Gefühl, dass diese Geste des Entgegenkommens sehr wohlwollend anerkannt wurde. Innen sah die Moschee richtig gemütlich aus. Der komplette Boden ist mit buntem Teppich ausgelegt, die Kuppel ist liebevoll mit Mustern bemalt. Ansonsten ist die Moschee komplett leer. Auf dem Teppich lassen sich Gläubige nieder und beten gen Mekka. Ich mag die Atmosphäre dort total gerne, hat etwas sehr friedliches, entspanntes.

Gegen Abend besuchten wir noch die berühmte „Blaue Moschee“. Sie ist wesentlich größer als die Yeni Camii, aber der Innenraum nicht ganz so gemütlich, finde ich. Wir hatten Glück, dass wir noch rein durften, denn zum Sonnenuntergang werden alle Besucher rausgeworfen, damit die Gläubigen in Ruhe beten können. Ich konnte ein paar Worte von einem Touristenführer aufschnappen, der einer Gruppe den Islam erläuterte. Er meinte, dass die meisten Istanbuler sich sicher als Moslems bezeichnen würden, aber viele gar nicht wüssten, wie sie in einer Moschee beten sollten, da sie das nur zu Hause tun. Das hat mich dann doch etwas gewundert, weil dafür die Moscheen-Dichte in der Stadt doch recht hoch ist. Aber in Deutschland gibt’s ja auch an jeder Ecke ’ne Kirche, obwohl die Mehrheit sonntags nicht zum Gottesdienst geht, so gesehen ergibt das schon Sinn.

Auf dem Weg zurück ins Hostel landeten wir plötzlich in einem Viertel, in dem es wie in Holland aussah. Kleine, süße Holzhäuser mit schicken Fensterläden, ich frag mich, wie die dort hingekommen sind. Unterwegs quatschte uns mal wieder ein älterer Türke auf deutsch an. Er lebt in Deutschland und besucht gerade seine Familie in Istanbul. Er war in seinem Redefluss kaum zu stoppen und so erfuhren wir, dass er ein künstliches Hüftgelenk hat, Rentner ist und jetzt das Leben genießen möchte. Er meinte, wir sollten uns unbedingt mal den Osmanen-Palast anschauen, um zu sehen, „wie reich die damals gelebt haben, die Osmanen, diese Schweine!“ Man könne „von dem Gold der Osmanen die ganze Welt ernähren, diese Schweine!“ Mit viel Mühe schafften wir es schließlich, uns zu verabschieden. Das mit dem Palast klingt aber echt interessant. Mal schauen, ob wir das schaffen, ich würde eigentlich ganz gerne auch mal bisschen weiter ziehen und etwas Meeresluft schnuppern.

Abends chillten wir uns wieder in unsere altbekannte Wasserpfeifen-Bar, tranken Tee, spielten Backgammon und ließen den Tag ausklingen.

Handbier in Istanbul



 

Gestern Abend haben Stephanie und ich uns noch ein paar Efes-Biere geholt. Ich hab in Istanbul noch niemanden mit dem in Berlin üblichen Handbier gesehen, also dachte ich, man darf in der Öffentlichkeit keinen Alkohol trinken. Wir liefen deshalb so richtig schön im Penner-Style mit Tüte über der Dose herum, bis uns im Hostel jemand sagte, dass Bier in der Öffentlichkeit kein Problem sei.

Also zogen wir nun öffentlich Bier trinkend durch die Istanbuler Nacht. In der Fußgängerstraße war echt ’ne Menge los, so bisschen exotisch kam ich mir mit dem Bier aber doch vor. Einer machte sogar ein Foto von uns mit der Bierdose am Straßenrand, irgendwie scheint der Anblick nicht ganz alltäglich zu sein.

Im Hostel erwartete uns eine nette Überraschung: Sarah und Fred hatten unser Zimmer abgeschlossen und den einzigen Schlüssel nicht an der Rezeption abgegeben, sondern mitgenommen. Wir bekamen deshalb vorrübergehend ein anderes Zimmer, in dem ein Deutscher namens Joschka hauste, er studiert auch in Istanbul. Wir holten noch ein paar Bierchen und quatschten bisschen mit ihm. Mitten im Gespräch kam raus, dass er ein Kommilitone von einem alten Schulfreund von Stephanie ist. Was für ein Zufall, erstens, dass sie nach ihm gefragt hat und zweitens, dass er ihn auch noch kennt!

Ein paar Bierchen später tauchte doch noch ein Ersatzschlüssel für unser Zimmer auf. Ich war schon ziemlich fertig und legte mich schonmal ab. Gegen 3 Uhr wachte ich auf, Stephanie war immer noch nicht da. Ich machte mich auf die Suche nach ihr, schaute nach, ob sie noch bei Joschka war, aber der war schon lange am Ratzen. Nu machte ich mir echt Sorgen, weil sie im ganzen Hostel nicht aufzufinden war, ihr Handy war auch ausgeschaltet. Ich beschloss, noch bisschen zu warten und schlief wieder ein. Gegen 4 Uhr kam sie endlich ins Bett gekrochen und mir fiel echt ein Stein vom Herzen. Wir müssen uns wohl im Suff bisschen in die Haare gekriegt haben und sie war ziemlich sauer auf mich und ist deshalb mal ’ne Runde abgehauen. Aber nu is alles wieder ok.

Tag in Istanbul



 

Heute Mittag haben wir tatsächlich ein richtiges Zimmer gefunden. Haben auf Hostelworld die Adresse vom Hostel „Chillout-Pera“ rausgesucht und uns auf den Weg gemacht. Istanbul ist richtig bergig, zum Hostel sind wir mit einer Standseilbahn gefahren, so steil war der Weg. In der Bahn hat uns ein ungefähr 40jähriger Türke auf deutsch angequatscht. Er meinte, dass er in den 90ern mal eine Zeitlang in Deutschland gelebt hatte.

Im Hostel war der von uns angepeilte 6er Dorm leider belegte und der verfügbare 4er ziemlich teuer, nach einigem Verhandlungsgeschick bekamen wir dort aber ein Bett zum Preis des 6ers. Im Zimmer angekommen war ich einfach nur noch glücklich: Ein richtiges Bett, in sanftem Grün gestrichene Wände, ein echtes Bad mit sauberem Klo und funktionierender Dusche! Das war der Himmel nach der Nacht im Loch. Unsere beiden Zimmermitbewohner sind Sarah und Fred, 2 Dänen, die für ein halbes Jahr in Istanbul studieren und gerade auf Wohnungssuche sind. Sarah ist echt nett und immer für ’nen Schwatz zu haben. Fred dagegen zieht den ganzen Tag ’ne Fresse und scheint Menschen nicht besonders zu mögen. Nur widerwillig sagte er hallo zu mir und auch sonst muss man ihm jedes Wort aus der Nase ziehen. Sarah hat ihn auch erst vor einigen Tagen kennen gelernt, ich frage mich, wie lange sie es wohl mit ihm aushalten wird.

Nach ’ner Runde Duschen zogen Stephanie und ich los, um Taksim bisschen zu erkunden. Scheint das reichste Viertel von Istanbul zu sein, es gibt eine riesige Fußgängerzone mit recht teuren Geschäften. Trotzdem ist ein ziemlich gemischtes Völkchen unterwegs, von völlig westlich gekleidet bis zu Männern mit Bärten und zugehöriger Burka-Frau sieht man alles. Stephanie hatte ein T-Shirt mit leicht angedeutetem Ausschnitt an. Das scheinen die Türken nicht so gewohnt zu sein, da sie mit ihren Blicken förmlich hineinfielen. :)

Ich probierte meinen ersten türkischen Döner. Der hat aber außer dem Spieß mit dem deutschen Döner nicht allzu viel zu tun. Als Brot wird so ’ne Art aufgeklapptes Baguette verwendet, darauf kommt eine recht dünne Schicht Dönerfleisch. Obendrauf wird etwas sauer eingelegtes Gemüse gepackt und manchmal noch Pommes mit rein, Soße wie bei uns gibt’s nicht. Ist auf jeden Fall interessant, aber im Vergleich zum deutschen Döner mit seinen Fleischbergen eher ein Snack.

In einer kleinen Seitenstraße setzten wir uns in ein gemütliches Straßencafe. Dort gibt’s den typischen türkischen Kaffee, eigenartigerweise wird er von Türken aber kaum getrunken. Viel beliebter ist Cay, schwarzer Tee aus einem kleinen Glas. Dazu wird gern und ausgiebig Backgammon gespielt. Wir taten beides, Tee trinken und Backgammon spielen und guckten dabei bisschen den Leuten zu. Im Cafe saßen fast nur ältere Männer, die über Gott und die Welt zu quatschen schienen. Später kam ein Grüppchen aus drei jungen Mädels dazu, die mich immer wieder mit interessierten Blicken musterten. :)

Später liefen wir noch bisschen am Bosporusufer herum. Wir sahen einige Touristen, aber keine Massen. Entweder die verlieren sich in dieser riesigen Stadt oder die Hauptsaison ist schon vorbei. Wir stolperten über eine nette Wasserpfeifenbar. Dort chillten uns dort ein Weilchen hin, man musste seine Schuhe ausziehen und saß dann in einem gemütlichen, gepolsterten Sitzeckchen. Ein Mitarbeiter oder Bekannter des Hauses – so genau kann man das manchmal nicht sagen – kam vorbei und schwatzte ein Weilchen auf deutsch mit uns. Er hatte früher mal in Deutschland gelebt, wie anscheinen so ziemlich jeder hier. :)

Eine Wasserpfeife, einige Tees und etliche Backgammonrunden später machten wir uns schließlich wieder auf den Weg ins Hostel. Alles in allem war’s echt ein gechillter Tag heute. Das Wetter ist auch super, fast 30 Grad tagsüber. Ich hab 5 Pullover und eine Jacke in meinen Rucksack gepackt und frag mich grad, was ich mir dabei wohl gedacht hab. :)

Das Loch



 

Kurz vor dem Abflug gestern ist mir mit Schrecken aufgefallen, dass unser Billigflug nicht in Istanbul landet, sondern 50 km östlich. Hab ich beim Buchen natürlich überhaupt nicht gecheckt, aber hat trotzdem alles geklappt.

Wir sind gestern Nacht um 3 Uhr gelandet und haben direkt den Bus in die Stadt erwischt. Dabei gab es eine lustige Anekdote: Am Flughafen haben wir einen Mitarbeiter gefragt, welcher Bus zum Zentrum fährt. In gebrochenem Englisch faselte er die ganze Zeit Worte, die sich für mich wie „Taxi, Taxi“ anhörten, dabei zeigte er auf die Straße vor dem Flughafen. Ich glaubte, er wolle uns ein Taxi andrehen, für das er eventuell Provision kassieren würde und wir zogen recht genervt davon. Als wir den Bus schließlich fanden, sahen wir, dass der nach „Taksim“ fährt, einen Bezirk im Zentrum Istanbuls. :)

Gegen 4 Uhr kamen wir schließlich dort an. In Taksim scheint es ganz gut Nachtleben zu geben, denn es waren mitten in der Woche noch ’ne Menge Leute unterwegs. Wir versuchten uns zu Fuß zu unserem Hostel durchzuschlagen. Nach einer Weile wurden die Straßen dunkler und menschenleer. Mir war es dann doch zu gruselig, zu zweit mit großen Rucksäcken rumzulaufen, ich hatte das Gefühl, uns stand „Raubt uns aus!“ auf die Stirn geschrieben. Wir sprangen in ein Taxi und ließen uns zum Hostel bringen. War alles in allem eine gute Entscheidung, denn der Fußweg hätte mindestens eine halbe Stunde gedauert.

Nach einer Weile Sturmklingeln machte uns im Hostel schließlich auch jemand auf. Wir mussten einige Stockwerke nach oben über eine recht provisorisch wirkende Holztreppe klettern, bei jedem Schritt schien das ganze Haus zu wackeln. Zu dem Zeitpunkt fand ich das noch ganz abenteuerlich. Schließlich standen wir vor einem kleinen, fensterlosen Kabuff, aus dem heraus uns ein etwas bekifft wirkender Lockenkopf namens Luca begrüßte. Ich fragte zur Sicherheit nach, ob er im Hostel arbeitete, er tat es wirklich. Ich sollte ihm 40 Lira (20 Euro) für die zwei gebuchten Nächte zahlen, konnte aber nur einen 100er Schein geben. Mit dem Wechselgeld war er völlig überfordert, schließlich rechnete ich ihm vor, welche Scheine er uns wiedergeben musste. Ich merkte, wie er nochmal kurz versuchte, die Rechnung nachzuvollziehen, dann kapitulierte er jedoch und meinte, dass er mir einfach mal vertrauen würde.

Eigentlich hatten wir ein Bett im 10er Dorm gebucht, Luca bot uns aber netterweise an, im unbelegten Doppelzimmer zu schlafen, wir müssten dort bloß vor dem Eintreffen seines Chefs am nächsten Tag verschwinden. Er wühlte in einem blauen Müllsack nach Bettlaken, zog einige heraus, prüfte sie mit kritischem Blick nach Flecken und gab uns schließlich die beiden, die er für die am wenigsten verdreckten hielt.

Unser Doppelzimmer hatte kaum mehr Fläche als die beiden Matratzen, die dort auf dem Boden lagen. Fenster gab’s auch nicht, was zur Folge hatte, dass es sofort stickig und heiß wurde, sobald sich Menschen darin befanden. Ich als Optimist war immer noch der Meinung, dass es zum Schlafen schon ganz ok war. Ich fragte Luca, ob ich bei ihm was zu trinken kaufen könnte. Konnte ich nicht, aber netterweise schenkte er uns sein letztes Bier. Inzwischen war es 5 Uhr, wir zischten das Bierchen weg und legten uns ab.

Doch an Schlaf war nicht zu denken. Die Zimmerwände kann man kaum als solche bezeichnen, es waren nur millimeterdünne Spanplatten. Luca schaute nebenan Cartoons auf seinem Laptop. Abwechselnd schallte Filmsound und sein Lachen durch die „Wand“. Immer, wenn jemand im Treppenhaus vorbeilief, schien das ganze Zimmer zu wackeln. Schließlich stachen mich undefinierbare Insekten. Ich hoffte, dass es nur Mücken waren, wollte aber auch nicht ausschließen, dass die Matratze flohverseucht war. Kurz: Wir waren im allerletzten Loch gelandet. Ich sagte zu Stephanie: „Wir müssen morgen unbedingt hier raus, so schnell wie möglich!“ Es gab keinen Widerspruch.

Ich war schon kurz davor, die Sachen zu packen, ein Taxi zu rufen und uns für die Nacht in einem schicken Hotel einzumieten. Nach 2 Stunden hin- und herwälzen und etliche Stiche später klopfte Luca an die Tür. Wir sollten innerhalb von einer halben Stunde das Zimmer räumen, weil der Chef im Anmarsch war. Ich sagte bescheid, dass wir das Loch ganz verlassen würden. Luca meinte, er könne uns das Geld nicht wieder geben, das war mir inzwischen aber einfach sowas von egal. Nochmal fix das stinkende Klo benutzt, Rucksack gepackt und ab dafür.

Jetzt schauen wir grad im Internet auf Hostelworld nach ’nem echten Zimmer. Ab jetzt kann auf jeden Fall alles nur noch aufwärts gehn. :)