Basarviertel in Istanbul



 

Der heutige Tag begann für uns aufgrund der größeren Efes-Mengen von gestern zwar etwas verspätet, aber gegen Nachmittag haben wir es doch geschafft, uns ins Basarviertel von Istanbul durchzuschlagen. In scheinbar tausenden kleinen Gassen tummeln sich Händler für alles mögliche. Von Stoffen, Schmuck und Kopftüchern bis hin zu Farben, Hochzeitskleidern und Tresoren kann man dort alles kaufen. Der geballte Input von Eindrücken machte mich wieder einigermaßen fit. Lustig ist die Aufteilung des Basars, die Händler sind nämlich streng thematisch gruppiert. So gibt es eine Gasse, in der man ausschließlich Kopftücher kaufen kann. Eine andere ist nur von Schmuckhändlern bevölkert, die nächste von Lampenverkäufern. Alles in allem macht das Ganze aber durchaus Sinn, so muss man nicht durch den kompletten Basar irren, wenn man was bestimmtes sucht.

Mitten in diesem Viertel befindet sich ein Gebäude, das als überdachter Basar dient. Er hat unglaubliche Ausmaße und ist wieder von unzähligen Gassen durchzogen. Von allen Seiten schleudern die Händler dort flotte Sprüche hinaus, in der Hoffnung, das würde einen in den jeweiligen Laden locken. Mein Lieblingsspruch war: „Come in and let me sell you something you don’t need, I promise it’s very cheap!“

Heute besuchten wir auch unsere erste Istanbuler Moschee, die Yeni Camii. Stephanie hatte extra ein Kopftuch dabei, im touristenerprobten Istanbul wäre das aber gar nicht nötig gewesen. Wir hatten trotzdem das Gefühl, dass diese Geste des Entgegenkommens sehr wohlwollend anerkannt wurde. Innen sah die Moschee richtig gemütlich aus. Der komplette Boden ist mit buntem Teppich ausgelegt, die Kuppel ist liebevoll mit Mustern bemalt. Ansonsten ist die Moschee komplett leer. Auf dem Teppich lassen sich Gläubige nieder und beten gen Mekka. Ich mag die Atmosphäre dort total gerne, hat etwas sehr friedliches, entspanntes.

Gegen Abend besuchten wir noch die berühmte „Blaue Moschee“. Sie ist wesentlich größer als die Yeni Camii, aber der Innenraum nicht ganz so gemütlich, finde ich. Wir hatten Glück, dass wir noch rein durften, denn zum Sonnenuntergang werden alle Besucher rausgeworfen, damit die Gläubigen in Ruhe beten können. Ich konnte ein paar Worte von einem Touristenführer aufschnappen, der einer Gruppe den Islam erläuterte. Er meinte, dass die meisten Istanbuler sich sicher als Moslems bezeichnen würden, aber viele gar nicht wüssten, wie sie in einer Moschee beten sollten, da sie das nur zu Hause tun. Das hat mich dann doch etwas gewundert, weil dafür die Moscheen-Dichte in der Stadt doch recht hoch ist. Aber in Deutschland gibt’s ja auch an jeder Ecke ’ne Kirche, obwohl die Mehrheit sonntags nicht zum Gottesdienst geht, so gesehen ergibt das schon Sinn.

Auf dem Weg zurück ins Hostel landeten wir plötzlich in einem Viertel, in dem es wie in Holland aussah. Kleine, süße Holzhäuser mit schicken Fensterläden, ich frag mich, wie die dort hingekommen sind. Unterwegs quatschte uns mal wieder ein älterer Türke auf deutsch an. Er lebt in Deutschland und besucht gerade seine Familie in Istanbul. Er war in seinem Redefluss kaum zu stoppen und so erfuhren wir, dass er ein künstliches Hüftgelenk hat, Rentner ist und jetzt das Leben genießen möchte. Er meinte, wir sollten uns unbedingt mal den Osmanen-Palast anschauen, um zu sehen, „wie reich die damals gelebt haben, die Osmanen, diese Schweine!“ Man könne „von dem Gold der Osmanen die ganze Welt ernähren, diese Schweine!“ Mit viel Mühe schafften wir es schließlich, uns zu verabschieden. Das mit dem Palast klingt aber echt interessant. Mal schauen, ob wir das schaffen, ich würde eigentlich ganz gerne auch mal bisschen weiter ziehen und etwas Meeresluft schnuppern.

Abends chillten wir uns wieder in unsere altbekannte Wasserpfeifen-Bar, tranken Tee, spielten Backgammon und ließen den Tag ausklingen.

Tag in Istanbul



 

Heute Mittag haben wir tatsächlich ein richtiges Zimmer gefunden. Haben auf Hostelworld die Adresse vom Hostel „Chillout-Pera“ rausgesucht und uns auf den Weg gemacht. Istanbul ist richtig bergig, zum Hostel sind wir mit einer Standseilbahn gefahren, so steil war der Weg. In der Bahn hat uns ein ungefähr 40jähriger Türke auf deutsch angequatscht. Er meinte, dass er in den 90ern mal eine Zeitlang in Deutschland gelebt hatte.

Im Hostel war der von uns angepeilte 6er Dorm leider belegte und der verfügbare 4er ziemlich teuer, nach einigem Verhandlungsgeschick bekamen wir dort aber ein Bett zum Preis des 6ers. Im Zimmer angekommen war ich einfach nur noch glücklich: Ein richtiges Bett, in sanftem Grün gestrichene Wände, ein echtes Bad mit sauberem Klo und funktionierender Dusche! Das war der Himmel nach der Nacht im Loch. Unsere beiden Zimmermitbewohner sind Sarah und Fred, 2 Dänen, die für ein halbes Jahr in Istanbul studieren und gerade auf Wohnungssuche sind. Sarah ist echt nett und immer für ’nen Schwatz zu haben. Fred dagegen zieht den ganzen Tag ’ne Fresse und scheint Menschen nicht besonders zu mögen. Nur widerwillig sagte er hallo zu mir und auch sonst muss man ihm jedes Wort aus der Nase ziehen. Sarah hat ihn auch erst vor einigen Tagen kennen gelernt, ich frage mich, wie lange sie es wohl mit ihm aushalten wird.

Nach ’ner Runde Duschen zogen Stephanie und ich los, um Taksim bisschen zu erkunden. Scheint das reichste Viertel von Istanbul zu sein, es gibt eine riesige Fußgängerzone mit recht teuren Geschäften. Trotzdem ist ein ziemlich gemischtes Völkchen unterwegs, von völlig westlich gekleidet bis zu Männern mit Bärten und zugehöriger Burka-Frau sieht man alles. Stephanie hatte ein T-Shirt mit leicht angedeutetem Ausschnitt an. Das scheinen die Türken nicht so gewohnt zu sein, da sie mit ihren Blicken förmlich hineinfielen. :)

Ich probierte meinen ersten türkischen Döner. Der hat aber außer dem Spieß mit dem deutschen Döner nicht allzu viel zu tun. Als Brot wird so ’ne Art aufgeklapptes Baguette verwendet, darauf kommt eine recht dünne Schicht Dönerfleisch. Obendrauf wird etwas sauer eingelegtes Gemüse gepackt und manchmal noch Pommes mit rein, Soße wie bei uns gibt’s nicht. Ist auf jeden Fall interessant, aber im Vergleich zum deutschen Döner mit seinen Fleischbergen eher ein Snack.

In einer kleinen Seitenstraße setzten wir uns in ein gemütliches Straßencafe. Dort gibt’s den typischen türkischen Kaffee, eigenartigerweise wird er von Türken aber kaum getrunken. Viel beliebter ist Cay, schwarzer Tee aus einem kleinen Glas. Dazu wird gern und ausgiebig Backgammon gespielt. Wir taten beides, Tee trinken und Backgammon spielen und guckten dabei bisschen den Leuten zu. Im Cafe saßen fast nur ältere Männer, die über Gott und die Welt zu quatschen schienen. Später kam ein Grüppchen aus drei jungen Mädels dazu, die mich immer wieder mit interessierten Blicken musterten. :)

Später liefen wir noch bisschen am Bosporusufer herum. Wir sahen einige Touristen, aber keine Massen. Entweder die verlieren sich in dieser riesigen Stadt oder die Hauptsaison ist schon vorbei. Wir stolperten über eine nette Wasserpfeifenbar. Dort chillten uns dort ein Weilchen hin, man musste seine Schuhe ausziehen und saß dann in einem gemütlichen, gepolsterten Sitzeckchen. Ein Mitarbeiter oder Bekannter des Hauses – so genau kann man das manchmal nicht sagen – kam vorbei und schwatzte ein Weilchen auf deutsch mit uns. Er hatte früher mal in Deutschland gelebt, wie anscheinen so ziemlich jeder hier. :)

Eine Wasserpfeife, einige Tees und etliche Backgammonrunden später machten wir uns schließlich wieder auf den Weg ins Hostel. Alles in allem war’s echt ein gechillter Tag heute. Das Wetter ist auch super, fast 30 Grad tagsüber. Ich hab 5 Pullover und eine Jacke in meinen Rucksack gepackt und frag mich grad, was ich mir dabei wohl gedacht hab. :)