Hagia Sophia, ein Visum und Prinzessinnen

Ein Kulturbesuch der Moschee „Hagia Sophia“, Entspannung auf den Prinzessinneninseln – alles super, aber die besten Erlebnisse gibt es nach wie vor auf dem iranischen Konsulat.



 

Vorgestern habe ich mir die Hagia Sophia in Istanbul angeschaut, früher mal eine christliche Basilika, die 1453 nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen zur Moschee umgebaut wurde. Als ich 2010 mit Stephanie in Istanbul war, hatten wir das in der Eile verpasst, woraufhin mein Vater ganz entrüstet war und meinte, das sei dann ja kein richtiger Istanbul-Besuch gewesen. Von innen wirkt die Hagia Sophia riesig, aber genauso riesig war leider ein Baugerüst, das für Rekonstruktionsarbeiten aufgebaut war und die halbe Halle ausfüllte. War trotzdem gut, mal dort gewesen zu sein, auch wenn ich andere Moscheen von innen schöner finde.

Gestern trat ich ganz früh beim iranischen Konsulat an, um mir mein Visum oder eine Abfuhr abzuholen. Das lustige Kerlchen, das zwei Tage zuvor schon meinen Antrag entgegen genommen hatte, war wieder für mich zuständig. Wieder verschwand er und ließ mich warten, während dessen sprach mit ein ungefähr 60jähriger Italiener an, der ziemlich gut Deutsch sprach, wo ich denn herkäme und wo ich hin wollte. Ich meinte, ich wäre auf längerer Weltreise unterwegs. „Ahhhh, das hört man, dass Sie länger nicht mehr deutsch gesprochen haben!“ meinte er. „Ihr Deutsch ist irgendwie… ein wenig eingerostet!“ Verdutzt sagte ich, dass ich erst seit zwei Monaten unterwegs sei. „Hm, aber ich verstehe Sie so schlecht, kommen Sie aus dem Osten?“ fragte er. Ich antwortete, dass ich ursprünglich aus Sachsen käme. „Ahhhh, dann wohl deswegen!“ meinte er. Nun gut, ich glaube eher, sein Deutsch war ein wenig eingerostet. :) Kurz darauf kam das lustige Männchen wieder hervor und drückte mir meinen Pass in die Hand. Darin klebte ein großes, fettes Visum für den Iran und ich habe nun drei Monate Zeit um einzureisen. Geschafft, juhuuu, Iran, ich komme! Dass es dann doch so schnell gehen würde, hätte ich nicht erwartet.

Da ich nun noch den ganzen Tag Zeit hatte, beschloss ich, noch einen Tagesausflug zu den sogenannten Prinzessinneninseln zu machen. Sie liegen nicht weit von Istanbul entfernt im Marmarischen Meer, südlich des Bosporus. Es gibt keine Autos auf den neun Inseln, per Fähre kann man vier von ihnen erreichen, die Fahrt kostet nur knapp 4 Lira (1,50 Euro). Ich steuerte Heybeliada an, weil sie mit ihren Pinienwäldern die Schönste der Inseln sein sollte. Ich hatte mir auch ein wenig Strand erhofft, wurde da allerdings etwas enttäuscht. Die Strände sind hässlich, Sand gibt es kaum und es werden unverschämte „Eintritts“-preise von 15-30 Lira (5,40 – 10,50 Euro) verlangt. Mein Einwand, das Meer sei doch frei und für alle da, fand kein Gehör. Die teuerste Badestelle namens „Green Beach“ war an Dreistigkeit nicht zu überbieten, denn die Grünheit des „Strandes“ war nur durch einen langen Holzsteg gegeben, der mit grünem Kunstrasen überspannt war.

Egal, das Wetter war sowieso nicht so dolle, also wanderte ich ein wenig durch den Pinienwald auf einen Hügel, von dem man eine wunschöne Aussicht über die Inseln hatte. Ich war dort völlig allein, legte mich irgendwo auf den Waldboden und schlief ein. Als ich wieder aufwachte, wurde mir klar, dass ich mal ein wenig raus muss aus dem Knäuel aus Sehenswürdigkeiten und Touristen. Ich will heute mal ein wenig recherchieren, wohin die Reise weiter gehen soll und morgen dann aufbrechen. Ich habe nun richtig viel Zeit, mich in der Türkei ein wenig treiben zu lassen, das ist wunderbar. Heute Morgen habe ich mich von Zafer verabschiedet und bin nochmal ins Bella-Vista Hostel gezogen, vielleicht kriege ich von anderen Travellern ein bisschen Inspiration.

2 thoughts on “Hagia Sophia, ein Visum und Prinzessinnen”

  1. “Hm, aber ich verstehe Sie so schlecht, kommen Sie aus dem Osten?” fragte er. Ich antwortete, dass ich ursprünglich aus Sachsen käme. “Ahhhh, dann wohl deswegen!”
    ….immer auf die Ossis. Selten so gelacht wie heute beim Lesen des Blogs. Danke Felix für den heutigen Einblick….
    Eine Bitte: Feile noch ein bißchen an Deinen Deutschkenntnisse ….und mach uns keine Schande:-)

  2. Hey Olli,

    das war auf jeden Fall ein Typ, sag ich dir. Der hatte dann noch eine angeregte Diskussion mit dem lustigen Botschafts-Männchen, weil er nicht wahr haben wollte, dass ein Visumsantrag ohne Referenznummer für eine Iran-Einreise über Land über einen Monat Bearbeitungszeit dauert. Ich habe die Gunst der Stunde genutzt und mich währenddessen aus dem Staub gemacht, bevor er mich in ein neues Gespräch verwickeln konnte. :)

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