Ich lernte heute eine Runde kurdische Jungs kennen. Ehe mich mich versah, saß ich mit ihnen in einer Teestube und rauchte Wasserpfeife. Und plötzlich hörten wir Roland Kaiser.
Ich werde etwas länger in Diyarbakir verweilen, weil ich einen kleinen Programmierauftrag angenommen habe und nächste Woche etwas arbeiten will. Ich habe das perfekte Zimmer dafür im Hotel Kent gefunden: Einzelzimmer für 35 Lira (12,30 Euro) mit schnellem Internet und Kühlschrank. Vor allem der Kühlschrank mich glücklich, einfach mal einkaufen gehen und Bier, Käse und Wurst immer griffbereit haben, herrlich.
Heißhunger auf Brot und Leberwurst
Apropos Wurst: Ich habe zwar normalerweise kein Problem, mich beim Reisen den lokalen Essgewohnheiten anzupassen, aber ich bekomme gerade einen ziemlichen Heißhunger auf deutsches Brot. Hier gibt es nur Fladenbrot oder fluffiges Weißbrot. Ich bin gestern bestimmt zwei Stunden durch Diyarbakir gerannt in der Hoffnung, irgendwo ein dunkleres zu finden, mit richtig Biss und am besten noch mit einer knusprigen Kruste. Dazu noch ein deftiger Belag, vielleicht ein Käse mit kräftigem Aroma, oder Leberwurst… Die Ausbeute war am Ende ein – mit viel Phantasie – etwas dunkleres Weißbrot, eine sündhaft teure Packung schinkenähnlicher Belag, der ziemlich eigenartig schmeckte, ein Käse, dessen Aroma einfach nur säuerlich war und ein jagdwurstähnlicher Aufschnitt, der wesentich besser aussah, als er tatsächlich schmeckte. Ich kam dann auf die Idee, mir in zwei Wochen von Johannes Wurstkonserven aus Berlin in den Iran mitbringen zu lassen, ist aber auch nicht so einfach, weil der Import von Schweinefleisch dort verboten ist.
Heute nachmittag saß ich so beim Dönermann, als am Nebentisch sechs kurdische Jungs ankamen. Sie quatschten mich an, wo ich herkäme und was ich hier wollte, nach ein paar Minuten meinten sie, ich solle doch an ihren Tisch kommen. Sie konnten nur ein paar Fetzen englisch, aber irgendwie bekamen wir etwas Konversation hin, weil jeder von ihnen ein paar andere Wörter konnte. Sie waren um die 20 Jahre alt, Studenten aus der Stadt hier und völlig aus dem Häuschen, sich mit mir zu unterhalten.
Diyarbakir und Roland Kaiser – Culture Clash
Wir zogen zusammen weiter in eine Teestube, die Jungs bestellten eine Kanne und dazu eine Wasserpfeife. Es ging ziemlich quirlig zu, jeder wollte gleichzeitig irgendwas anderes von mir wissen und ich wusste gar nicht, wem ich zuerst antworten sollte. Mit Händen und Füßen und Google Translate verstanden wir uns dann sogar ganz gut und es wurde richtig lustig. Sie spielten mir kurdische Musik auf dem Handy vor, ich ihnen bisschen Berliner Electro.
Dann kam ich auf die Idee, doch mal Roland Kaiser vorzustellen und gab „Santa Maria“ zum besten. Die Jungs schauten etwas schräg drein und ich musste mich halb totlachen. Roland Kaiser mit Wasserpfeife und Tee in Diyarbakir, was für ein Culture-Clash. :) Ich erklärte ihnen, dass der Roland schon etwas betagter ist und zeigte ihnen ein Foto von ihm. „This Roland Kaiser?“ meinten sie. „Fucking Roland Kaiser!“ Ich befürchte, der gute Roland konnte in Diyarbakir keine neuen Fans gewinnen. :)
Wie kann man Roland Kaiser nicht gut finden ???
:)
Man muss ihnen vielleicht etwas Zeit geben um den richtigen Zugang zu Roland Kaiser zu finden. :) Wenn ich nochmal einen Tee mit ihnen trinken gehe, kann ich’s ja nochmal versuchen. Diesmal „Joanna“, vielleicht?
Also, mit Tee würde ich auch keinen Gefallen an Roland finden. Is doch klar, was da fehlte ;)