Blick über die Stadt in der Dämmerung

Teheran versinkt in der Abenddämmerung

In Teheran traf ich meinen Freund Johannes wieder, mit dem zusammen ich schon den ersten Teil meiner Weltreise bestritten hatte. Zusammen sahen wir die Stadt in der Abenddämmerung versinken.



 

Von Tabriz aus bin ich vorgestern mit dem Nachtzug nach Teheran gefahren, wo ich gestern. Am Bahnhof ließ ich mir von einem Polizisten den Weg zu dem Hotel in der Südstadt erklären, das ich mir rausgesucht hatte. Er meinte, ein Motorradtaxi wäre die beste Option und so landete ich mit Sack und Pack auf einem abenteuerlich anmutenden Gefährt samt Fahrer.

Motorradtaxi durchs Verkehrschaos in Teheran
Motorradtaxi durchs Verkehrschaos in Teheran

Mit dem Motorradtaxi durch Teheran

Recht abenteuerlich wurde dann auch die Fahrt, denn in Teheran verhalten sich Motorradfahrer ungefähr so, wie Fahrradfahrer in Deutschland. Wir fuhren verkehrt herum in Einbahnstraßen rein, über rote Ampeln mitten auf Kreuzungen und wenn auf der eigenen Spur mal zu viel Verkehr war, zog mein Fahrer auch mal eben auf die Gegenspur mit Gegenverkehr rüber, und das bei vierspurigen Straßen. Doch so chaotisch der Verkehr in Teheran auf den ersten Blick wirkt, so verwunderlich ist es, dass irgendeine Magie dafür zu sorgen scheint, das trotzdem alles ohne dauernde Zwischenfälle zu funktionieren scheint.

Frauenabteil in der Metro
Frauenabteil in der Metro

Schreck am Morgen

Im Hotel erwartete ich freudig Johannes, der vor 6 Wochen von Bulgarien aus zurück nach Deutschland gefahren war und nun wieder für zwei Wochen mit mir durch den Iran reisen wollte. Er sollte nachts in Teheran ankommen, ich gab ihm die Adresse den Hotels und schlief irgendwann ein. Bis in mein Schlafbewusstsein scheint sich die bevorstehende Ankunft aber nicht herumgesprochen zu haben, denn als er um 5 Uhr morgens plötzlich die Zimmertür aufriss und leibhaftig vor mir stand, war ich völlig von der Rolle und muss wohl minutenlang geschaut haben wie ein Auto. Nachdem ich mich in den letzten Wochen allein durch die Türkei bis in den Iran geschlagen hatte, kam mir diese Situation im Halbschlaf so surreal vor, dass ich Minuten brauchte, um wieder zu klarem Verstand zu gelangen.

Inzwischen habe ich es aber gecheckt und wir streiften heute ein wenig durch Teheran. Die Stadt wirkt vor allem laut und voll, ein Moloch mit 15 Millionen Einwohnern. Ein paar interessante Sehenswürdigkeiten gibt es aber auch, wir schauten uns den Golestan Palace an. Er wurde vor über 200 Jahren errichtet und war bis zur islamischen Revolution offizieller Sitz des persischen Monarchen. Auf jeden Fall wurde nicht mit Glitzer und Bling-Bling gespart, die Räume waren so schamlos dekadent mit Verzierungen und Spiegeln überladen, dass man sich das Leben am Hofe in Gedanken ganz gut ausmalen konnte.

Regierungssitz des persischen Monarchs
Regierungssitz des persischen Monarchs
Johannes und ich in Teheran
Johannes und ich in Teheran

Heute Abend wollten wir eigentlich noch zu einem anderen Palast am Stadtrand, aber Johannes hatte die spontane Idee, lieber auf einen kleinen Berg zu klettern, der uns auf einmal ins Auge stach. Wir taten es und das war die beste Entscheidung des Tages. Nach knapp zwei Stunden Aufstieg konnten wir von einem Logenplatz aus über das nicht enden wollende Häusermeer schauen und sehen, wie die Stadt langsam in der Dämmerung versank.

Blick über die Stadt in der Dämmerung
Blick über die Stadt in der Dämmerung

Taxi und Metro zu Centpreisen

Dann fuhren wir für 20.000 Rial (50 Cent) mit dem Taxi zur Metrostation und von dort für 4000 Rial (10 Cent) pro Einzelfahrschein zurück zum Hotel. Unser Doppelzimmer kostet pro Nase 200.000 Rial (5 Euro). Essen ist auch billig, so dass ich im Iran bis jetzt mit einem Tagesbudget von 10-15 Euro ausgekommen bin. Wenn ich mein Visum über die momentan zugestandenen 30 Tage hinaus verlängern kann, werde ich mich bestimmt noch bisschen länger im Iran rumtreiben – falls mich die Lust auf ein Bier nicht irgendwann vorher überkommt.

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