Johannes und ich kletterten auf einen Berg, der uns irgendwie angelacht hatte. Einen verbotenen Berg, wie wir bald erfahren sollten. Und das hatte Folgen für uns.
Als uns ein Taxi in die Nähe des Berges fuhr, schien es aber, als müssten wir unser Vorhaben direkt wieder abbrechen. Das gesamte Gelände um den Berg herum war abgesperrtes Militärgebiet. Doch dann fanden wir eine Straße, die am Militärgelände vorbei zu führen schien und schöpften neue Hoffnung. Die Straße endete an einem verschlossenen Tor.
Durch den Zaun gelassen
Im Pförtnerhäuschen hingen ein paar geschwätzige Männer herum, die nach ein wenig Plauderei über Deutschland und Fußball das Tor schließlich für uns öffneten. Sie waren nicht vom Militär und gaben uns noch mit auf den Weg, dass wir nur geradeaus und nicht nach links oder rechts laufen sollten, weil dort das Militärgebiet wäre. Wir waren froh, nun doch weiter zu können und machten uns an den Aufstieg.


Außer einem einsamen Kräutersammler waren wir die einzigen Menschen weit und breit. Wir suchten uns einen Weg nach oben, bis es richtig steil und felsig wurde. Auf dem letzten Abschnitt mussten wir ziemlich viel kraxeln, doch dann erreichten wir endlich den 2400 Meter hohen Kamm des Berges.
Gute Sicht ins Tal – und auf die Militäranlage
Von dort oben hatten wir eine wunderbare Aussicht, auch die Militäranlage am Fuß des Berges war deutlich zu sehen. Ich wusste, dass man sich im Iran nicht dabei erwischen lassen sollte, Militärgebäude zu fotografieren, aber weil ja kein Mensch weit und breit zu sehen war, knipsten wir einfach munter drauf los. Auf ein paar Fotos war die Militäranlage voll zu sehen, durch meine Kamera wurden sie zusätzlich mit GPS Koordinaten und Höhenangaben getaggt. Wir gönnten uns noch ein kleines Picknick mit Kaffee und Tee aus meinem Gaskocher, dann wurde es Zeit für den Abstieg, denn bis zum Sonnenuntergang war nur noch eine gute Stunde Zeit.


Auf dem Weg nach unten hörten wir plötzlich, wie jemand „Hey, friends!“ rief. Zunächst sahen wir nicht, woher die Stimme kam, doch nach einem weiteren „Hey, friends!“ Ruf entdeckten wir einen uniformierten Mann, der uns entgegen kam. An seinem Hosenbund baumelten Handschellen, doch er begrüßte uns überaus freundlich. „Wo kommt ihr her? Deutschland? Ich liebe euch!“ sagte er mit dem wenigen Englisch, das er konnte. Er meinte, dass er sich auf den Weg gemacht hätte, als er uns oben auf dem Berg laufen sah. Man konnte ihn zwar sehr schlecht verstehen, doch nach einer Weile begriffen wir, dass es verboten war, den Berg ohne Genehmigung zu besteigen.
Er erklärte uns, dass er kein Polizist oder Soldat wäre, sondern nur Naturschutzwächter, der Berg wäre Naturschutzgebiet. Die Stimmung blieb heiter, wir liefen zusammen nach unten und scherzten ein bisschen herum. Der Wächter erkundigte sich, in welchem Hotel wir wohnen würden und fragte, ob wir Pässe dabei hätten. Wir meinten, dass die im Hotel liegen würden, er erklärte uns nochmal, dass es verboten wäre, sich hier ohne Genehmigung aufzuhalten. Er blieb dabei nach wie vor entspannt, doch während wir weiter in Richtung Tal liefen, telefonierte er immer wieder und man konnte mehrmals die Worte „Aleman“ (Deutsche) und „Golshan“, den Namen unseres Hotels, heraus hören.
Empfangskomitee am Fuß des Berges?
So langsam schwante mir, dass wir uns nicht einfach verabschieden können würden, sondern uns am Fuß des Berges sicher irgendein Empfang bevorstünde. Als ich Johannes von diesen Gedanken erzählte, schien ihm das völlig abwegig. „Quatsch, ist doch total entspannt alles.“ War es auch noch, aber irgendwas lag in der Luft.

Inzwischen hatte die Dämmerung eingesetzt und ein weiterer uniformierter Wächter stieß zu uns. Er hatte einen anderen Weg genommen, auf dem wir den Berg hätten verlassen können. Auch er war überaus freundlich und scherzte mit uns herum. Doch Johannes Vorschlag, dass wir doch nun allein nach Hause gehen könnten, fand keinen Anklang bei den beiden. Stattdessen schlugen sie vor, uns mit dem Auto zum Hotel zu fahren, wenn wir gemeinsam den Fuß des Berges erreicht hätten. Wir sagten, wir wollten noch essen gehen. Daraufhin meinten die beiden, wir sollten einfach mit ihnen kommen, sie würden uns etwas zu essen anbieten.
Johannes freute sich: „Super, dann gehen wir mit den beiden essen und dann bringen sie uns auch noch nach Hause!“ Ich wollte lieber so schnell wie möglich weg, was Johannes nicht so ganz verstehen konnte. Die beiden fragten uns, ob wir auf dem Berg Fotos gemacht oder ein GPS benutzt hätten. Wir verneinten. Wir wussten, dass das Probleme geben könnte. Doch auf meiner Kamera und Johannes‘ Handy waren nun so einige Fotos gespeichert, die dort nicht sein sollten.
Schließlich erreichten wir die Absperrung am Fuß des Berges, allerdings nicht an der Stelle, die wir beim Aufstieg passiert hatten. Wir konnten die Straße schon sehen, ich sagte, dass wir nun ein Taxi nehmen würden und wollte mich verabschieden. Doch das wurde recht bestimmt zurückgewiesen. Ein Taxi wäre keine gute Idee, wir würden gleich zum Hotel gebracht werden.
Im gleichen Moment hielt ein Wagen neben uns, aus dem ein riesiger Hüne stieg, der die gleiche Uniform wie die beiden Naturschützer trug. Er war an die zwei Meter groß, muskelbepackt und hatte einen unglaublich großen Kopf. Er hätte perfekt als Bösewicht in einen Hollywoodfilm gepasst, nur war das kein Film, sondern er stand leibhaftig vor uns.
„Einladung“ zu Tee und Früchten
Wir wurden in eine Baracke gebeten und sollten uns setzen. Mir war die Situation nun gar nicht mehr geheuer, doch die drei Männer versuchten weiter gute Stimmung zu verbreiten und servierten uns Tee und Granatäpfel. In seinem grenzenlosen Optimismus glaubte Johannes nach wie vor, dass wir einfach zu einem lustigen Kaffeeklatsch eingeladen worden waren. Dass er meine Sorgen nicht teilte, hatte allerdings den Vorteil, dass er völlig unbeschwert seine Späßchen in die Runde werfen konnte, mich sogar ein wenig damit ansteckte und die Stimmung dadurch ziemlich entspannt blieb. Wir versuchten uns sogar im Armdrücken gegen den Hünen, natürlich ohne jede Chance.

Scheinbar beiläufig wurde sich nach unseren Namen erkundigt, woraufhin diese gleich notiert wurden. „Könnt ihr uns ein paar Fotos aus Deutschland zeigen?“ wurden wir außerdem neugierig gefragt. Auf Johannes‘ Handy und meiner Kamera waren die Fotos der Militäranlage, also zückte ich mein Handy, das einzige Gerät, mit dem wir auf dem Berg nicht fotografiert hatten. Dessen Fotogalerie wurde interessiert beäugt, währenddessen hielt ein weiteres Auto vor der Baracke.
Ein älterer Typ stieg aus und stellte sich sehr freundlich vor, er war offensichtlich der Chef der anderen drei Männer. Er fragte uns, was wir auf dem Berg wollten und ob wir dort Fotos gemacht hätten. Wieder verneinten wir. „Kein GPS benutzt, keine Fotos gemacht?“ „Nein, gar nichts.“ antworteten wir. „Dann werdet ihr keine Probleme haben.“ Mir wurde klar, dass die Fotos ein großes Problem werden würden, würden sie entdeckt werden.
Problematische Fotos in der Hosentasche
Da kam mir eine Idee. Ich raunte zu Johannes: „Ich gehe jetzt aufs Klo und verstecke die Speicherkarte aus meiner Kamera in meinem Schuh!“ Ich fragte nach der Toilette, der Hüne begleitete mich bis vor die Tür. Ich schloss hinter mir ab, drinnen zog ich die Speicherkarte aus meiner Kamera und schob sie unter die Sohle in meinem Schuh. Als ich wieder heraus kam, stand Johannes vor der Tür. Sein Optimismus war nach wie vor nicht gebrochen, aber auch er hielt es für keine gute Idee, die Fotos direkt in der Hosentasche zu haben. Auf dem Klo versteckte auch er die Speicherkarte aus seinem Handy, dann gingen wir zurück zu den inzwischen vier Männern.
„Habt ihr eine Kamera dabei?“ wurden wir wieder gefragt. „Nein, nur Handys.“ antworteten wir. „Und Ferngläser?“ „Nein, keine Ferngläser.“ Ich sagte ich zu Johannes, dass wir nun besser gehen sollten. „Echt, jetzt schon?“ war seine Antwort.
Doch natürlich ließen uns unsere neuen Freunde nicht so einfach gehen. „Wir fahren euch jetzt zu eurem Hotel, dort schauen wir kurz eure Pässe an, dann ist alles ok. Wenn ihr kein GPS benutzt und keine Fotos gemacht habt, gibt es keine Probleme.“ Einer der vier blieb zurück, mit uns nach draußen gingen der Chef, der Hüne und der Kollege, der uns am Berg aufgesammelt hatte. Der Chef setzte sich in einen Wagen, wir uns mit den beiden anderen in einen zweiten.
Wir fuhren los, inzwischen war es stockdunkel. Nach ein paar Minuten auf der Autobahn wurden wir immer langsamer. Der Hüne schaute immer wieder in den Rückspiegel, als würde er auf jemanden warten. „Die bringen uns nicht zum Hotel.“ sagte ich zu Johannes. „Wie kommst du denn auf sowas?“ antwortete er überrascht. „Nein, nein, die wollen nur kurz unsere Pässe checken.“
Plötzlicher Stopp am Straßenrand
Plötzlich fuhren wir rechts ran, das Auto des Chefs parkte direkt vor uns. Wir fragten, worauf wir hier warten würden. „Der Chef telefoniert nur kurz.“ war die Antwort. „Wir wissen aber nicht mit wem, vielleicht mit seiner Familie.“ Unsere beiden Begleiter versuchten uns bei Laune zu halten, indem sie uns lustige Handyvideos zeigten. „Wir müssen die Speicherkarten loswerden!“ raunte ich zu Johannes. „Was?“ fragte er völlig entgeistert. „Jetzt lass doch mal die Kirche im Dorf!“
Zehn Minuten vergingen, nun wurde auch Johannes ungeduldig. „Wann fahren wir weiter?“ fragte er. Nun wollten uns die beiden weiß machen, dass der Chef unser Hotel angerufen hätte und jemand von dort die Pässe vorbei bringen würde. Diese Geschichte war nun total hanebüchen, doch aus irgendeinem Grund glaubte Johannes sogar das noch. Ich fragte: „Warten wir hier auf die Polizei?“ „Nein, nein, keine Polizei, es kommt jemand aus eurem Hotel. Kein Problem, kein Problem!“
Dann klopfte jemand von außen ans Fenster. Das Blaulicht vom Wagen, der hinter uns geparkt hatte fiel durch die Heckscheibe in unseren Wagen. „Das ist niemand aus unserem Hotel!“ erkannte nun auch Johannes. „Guten Tag, ich bin iranischer Polizeibeamter, bitte kommen Sie mit.“ begrüßte uns der Herr. Wir fragten die Naturschutzwächter, die gar nicht so sehr im Namen der Natur unterwegs zu sein schienen, was das sollte. „Kein Problem, die Polizei bringt euch jetzt zum Hotel, um kurz eure Pässe zu checken.“
Uns blieb keine andere Wahl, als in den Polizeiwagen zu steigen. „Die bringen uns nicht ins Hotel.“ sagte ich zu Johannes. „Wie kommst du denn auf sowas?“ fragte er und schaute mich an, als wäre ich von ernsthafter Paranoia geplagt. „Wir fahren jetzt auf die Wache.“ bekamen wir eine Sekunde später von dem Beamten zu hören. „Warum auf die Wache?“ fragte Johannes entgeistert. In diesem Moment wurde auch ihm klar, dass wir in Schwierigkeiten steckten.
Zum Verhör auf die Polizeiwache
Die freundliche Einlullungstaktik, mit der uns die Naturschutzwächter seit Stunden beglückt hatten, beherrschte auch der Polizist hervorragend. Mit einem breiten Grinsen versuchte er uns zu beruhigen: „Alles kein Problem, wir warten auf der Wache auf jemanden aus dem Hotel, der eure Pässe vorbei bringt.“ Nun ließ sich auch Johannes nicht mehr bequatschen und sagte, dass das keinen Sinn machen würde. Nach mehrfacher Nachfrage erfuhren wir schließlich, dass wir auf der Wache vom Polizeichef verhört werden sollten.
Unauffällig holte ich die Speicherkarte mit den Fotos aus meinem Schuh und steckte sie in meine Hosentasche. „Ich werfe die Karte weg, sobald ich kann.“ sagte ich zu Johannes. „Ich meine auch.“ antwortete er. Der Ernst der Lage war uns nun beiden bewusst.
Wir erreichten die Wache, gesichert mit einer Mauer, Stacheldraht und einem Wachturm. Hinter uns schloss sich das Tor, keine Chance, die Karten loszuwerden. Wir wurden in einen kahlen Raum gebracht, beleuchtet mit einer nackten Birne. Dort sollten wir auf den Polizeichef warten. Der Wächter, der vor dem Raum stand, grinste uns genauso freundlich an, wie es alle anderen bis dahin getan hatten. Johannes fragte: „Kommt wirklich gleich jemand aus dem Hotel mit unseren Pässen hierher?“ „Sicher“, war die Antwort, begleitet von einem noch breiteren Grinsen.
Ich schwitzte Blut und Wasser, tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. Irgendwelche Geschichten von Touristen, die wegen angeblicher Spionage im Iran verhaftet und eingeknastet wurden. Um nichts in der Welt durfte die Speicherkarte in meiner Hosentasche entdeckt werden. Vielleicht in den Mund stecken… nein, zu auffällig beim Sprechen, runterschlucken… nein, zu sperrig, aufs Klo… nein, keins da…
Hoffnung auf ein Ende des Schreckens
Der Beamte, der uns zur Wache gebracht hatte, kam wieder in den Raum. „Wir fahren Sie jetzt ins Hotel. Der Chef kommt heute nicht mehr, er will Sie morgen sprechen.“ Was war das jetzt? Wieder irgendein Trick? Ich war mir sicher, dass wir nicht zum Hotel fahren würden, sondern die Nacht in einer iranischen Zelle verbringen müssten. Johannes hatte seinen Optimismus inzwischen auch begraben und dachte das gleiche. So waren wir waren erstaunt und erleichtert, als wir stattdessen wirklich vor unserem Hotel hielten und aussteigen durften.
Wir wurden von den beiden Beamten bis zur Rezeption begleitet. Es tat gut, wieder an diesem vertrauten Ort zu sein und die bekannten Gesichter zu sehen. Die Polizisten überprüften unsere Pässe und meine Anspannung löste sich langsam: Die größte Gefahr schien vorüber zu sein und wir würden die Nacht im Hotel statt in einer Zelle verbringen. Die Speicherkarten wären gleich außer Reichweite der Polizei, am nächsten Tag würden wir noch ein paar Fragen beantworten, dann wäre das alles aus der Welt geschafft.
Während die Polizisten noch mit unseren Pässen beschäftigt waren, lief ich in unser Zimmer und warf meinen Rucksack, den ich die ganze Zeit dabei gehabt hatte, in die Ecke. 10 Sekunden später standen die Beamten mit Johannes im Schlepptau plötzlich hinter mir. „Wo ist Ihr Gepäck?“ fragten sie mich. Ich verfluchte mich dafür, den kurzen Augenblick nicht genutzt zu haben, die Speicherkarte loszuwerden, die immer noch in meiner Hosentasche steckte.
Durchsuchung im Hotel
In meinem kleinen Rucksack, den ich gerade abgeworfen hatte, befand sich die Kamera, aus der ich die Speicherkarte entfernt hatte. Ich zeigte deshalb auf meinen großen Reiserucksack, der in der Ecke stand. Dieser wurde nun durchsucht, der darin befindliche Laptop und eine Festplatte wurden beschlagnahmt.
Ich konnte mir absolut nicht vorstellen, dass die Polizisten so blöd sein könnten, weder meinen kleinen Rucksack, den ich mit auf dem Berg gehabt hatte, noch meine Hosentaschen zu durchsuchen. Doch tatsächlich interessierten sie sich nicht dafür und wendeten sich lieber Johannes‘ Rucksack zu. Ich nutzte diesen Moment und warf meine Speicherkarte unbemerkt unter das Bett. Johannes‘ Gepäck enthielt nichts von Belang, zum Glück wurde auch seine Speicherkarte nicht entdeckt.
Uns wurden noch unsere Handys abgenommen, die inzwischen aber ja keine verfänglichen Fotos mehr enthielten. Zum Schluss wurden unsere Pässe eingezogen. Man sagte uns, dass wir am nächsten Morgen auf die Polizeiwache kommen sollten, dann ließ man uns endlich allein. Wir waren froh, wieder im Hotel zu sein, doch ohne Pässe und ohne Visum mitten im Iran fühlten wir uns nun ziemlich ausgeliefert.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg zur Wache. Uns saß die Zeit ziemlich im Nacken, weil Johannes‘ Flug zurück nach Deutschland am gleichen Tag von Teheran aus ging. Um diesen pünktlich zu erreichen, hatten wir schon einen Bus gebucht, der wenige Stunden später abfahren würde.
Interview auf der Wache
„Seid ihr die Deutschen?“ wurden wir bei unserer Ankunft auf der Wache gefragt. Anscheinend waren wir dort inzwischen recht bekannt. Im Warteraum ließ man uns eine Stunde lang versauern. Dann wurden wir in einen Raum gerufen, der mit „Interview“ beschriftet war. Man sagte uns dort, dass wir nun einzeln befragt werden würden. Johannes war der erste.
Gedanken rasten durch meinen Kopf. Was fragten sie Johannes wohl gerade? Würden sie von mir mein Computerpasswort verlangen? Sollte ich mich weigern, es ihnen zu geben? Würden sie auf meiner Festplatte etwas finden, das im Iran illegal ist? Würde Johannes von meinem Blog erzählen? Würden sie von meinen Reisen nach Israel erfahren?
10 Minuten später kam Johannes wieder raus. Zu meinem Erstaunen durften wir uns unterhalten, er erzählte mir, dass alles harmlos war und er nur ein paar allgemeine Fragen beantworten musste. Doch er hatte gesehen, dass mein Computer und unsere Handys in den Interview-Raum gebracht wurden. Kurz darauf sahen wir, wie ein Typ mit einem dicken Koffer aus dem Raum kam. Da hatten die doch wohl tatsächlich jemanden mit Gerätschaft unsere Sachen untersuchen lassen.
„Haben Sie im Iran Fotos von Militäranlagen gemacht?“
Dann wurde ich zum Interview gerufen. „Sind Sie zum ersten Mal im Iran?“ wurde ich gefragt. Nachdem ich das bejaht hatte, schaute der Befrager mir tief in die Augen. Dann sagte er: „Ich denke aber, dass Sie vorher schon einmal im Iran waren!“ „Ganz sicher nicht.“ antwortete ich. „Haben Sie im Iran Fotos von Militäranlagen gemacht?“ fuhr er fort. „Nein, habe ich nicht.“ erzählte ich ihm. „Wenn Sie Fotos von Militäranlagen gemacht haben und es abstreiten, wäre das sehr schlecht für Sie. Es ist besser, es zuzugeben!“ Ich blieb dabei, keine Fotos gemacht zu haben.
Dann wurde Johannes dazu geholt und uns wurde, inzwischen schon zum 10. Mal, erklärt, dass wir auf verbotenem Gebiet unterwegs waren. Wir erklärten zum 10. Mal, dass wir das nicht wussten und machten darauf aufmerksam, dass wir inzwischen den Bus zu Johannes‘ Flug verpasst hätten. „Kein Problem, ein Bus später reicht auch noch.“ wollte man uns beruhigen. „Wir erstatten Ihnen auch das Ticket für den verpassten Bus.“ Das war nun wirklich zu plump, um auch nur kurz daran zu glauben.
„Sie haben einen Fehler begangen!“
Wir sollten wieder draußen im Warteraum warten. Nach 10 Minuten wurden wir wieder herein gerufen. „Ich habe mit meinem Chef telefoniert.“ meinte der Beamte und schaute uns tief in die Augen. Pause. „Er sagt, dass Sie einen Fehler begangen haben.“ Pause. In meinem Kopf entstand in diesem Moment das Bild von klickenden Handschellen und einer Gemeinschaftszelle mit 40 Mithäftlingen. „Sie haben einen Fehler begangen. Deshalb können wir Ihnen das Geld für das Busticket nicht erstatten.“ fuhr er fort. „Beim nächsten Mal sollten Sie sich eine Genehmigung besorgen und einen Führer nehmen. Sie können jetzt gehen.“
Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich realisierte, dass wir es nun geschafft hatten. Oder war das wieder nur ein Trick? Wir bekamen unsere Geräte und die Pässe wieder, verabschiedeten uns und gingen hinaus. Doch die Anspannung war selbst dann noch da, als wir zurück im Hotel waren. Ich versteckte meine Speicherkarte wieder in meinem Schuh, denn wer wusste, ob uns draußen nicht wieder jemand erwarten würde.
Doch nichts dergleichen geschah. Wir fuhren zum Busbahnhof und erwischten den letzten Bus, mit dem Johannes rechtzeitig am Flughafen in Teheran ankommen würde. Erst als wir nach einer Stunde Fahrt Shiraz weit hinter uns gelassen hatten, fiel die Anspannung komplett von mir ab. Es war vorbei. Wir hatten unsere Freiheit wieder. Durchatmen.
Ein letzter Schreck
Plötzlich stoppte der Bus: Polizei-Checkpoint. Zwei Beamte kamen herein, liefen langsam durch die Reihen und musterten jeden einzelnen Fahrgast. Bei Johannes und mir blieben sie stehen. „Die Pässe bitte.“ Herzklopfen. Doch sie checkten nur kurz unser Visum, dann durften wir weiter.
Wir hatten es geschafft. Johannes kam pünktlich am Flughafen an und ist inzwischen schon wieder in Deutschland gelandet. Ich habe mir eine Absteige in Teheran gesucht und muss mich erst mal wieder daran gewöhnen, allein unterwegs zu sein. Ich werde mir in den nächsten Tagen mal ein paar Gedanken machen, wie diese Weltreise für mich weiter gehen soll.
Ihr macht Sachen! Kann ich das Passwort haben?
Gerade als Privatnachricht geschickt. :)
Hätte auch gerne das Passwort!
Ich auch, ich auch… bitte ;)
Passwort, bitte bitte bitte
Habe ich euch geschickt.
jo Fällix, mannmannmann! passwordplease:-)
Ihr habt aber auch nen Schwein gehabt!
Mensch, dat kannst du doch nisch mit nem Passwort versehen!
Huih, da hätte ich aber auch gern ein Passwort…
Top Geschichte. Auf jeden Fall solltest du jetzt wo dies nicht mehr passwortgeschützt ist, nie wieder in den Iran reisen.. ;)
Naja, mal schauen. Ansonsten gibt das halt wieder Stoff für eine neue Geschichte. :)
Man, du bist so ein Kunde!