Johannes in Bratislava getroffen



 

Gestern bin ich per Zug von Starnberg über München und Wien nach Bratislava gefahren. Nach sieben Stunden Fahrt kam ich abends hier an. Ich hatte mir ein Bett im 10er Dorm des Wild Elephant Hostels reserviert. 15 Euro muss ich dafür pro Nacht löhnen, hätte in Osteuropa eigentlich mit weniger gerechnet.

In meinem Zimmer lernte ich den Australier Joe und einen bärtigen Engländer kennen, der so einen krassen britischen Akzent hat, dass ich fast nichts von dem verstehen konnte, was er sagte. Nicht mal seinen Namen, irgendwas mit „Sch“, der Rest verschwand irgendwie in seinem Bart.

Wir ließen uns von der süßen ungarischen Hostelmitarbeiterin Lila ein Restaurant für typisches slowakisches Essen empfehlen und kehrten dort zu dritt ein. Ich probierte das slowakische Nationalgericht Haluschki, das aus Kartoffeln und Käse mit Käsesoße und noch mehr Käse oben drüber besteht. Ich verstand den bärtigen Engländer immer noch nicht, aber er sah irgendwie so lustig aus beim Sprechen, dass ich ihm gerne zuschaute und hin und wieder „Jaja“ sagte.

Abends zog das halbe Hostel los in eine Kneipe um die Ecke, wo das große Bier kostete nur einen Euro kostete. Dazu gab’s ein bisschen Traveller Bla-bla, das mich aber ziemlich schnell langweilte. Ich hatte das Gefühl, die Geschichten schon 1000x gehört zu haben und hatte auch keinen so richtigen Bock auf eine 20-Mann-Sauftruppe. Lila interessierte mich, aber in ihrer Nähe war kein Platz frei, also verabschiedete ich mich bald. Irgendwie freue ich mich drauf, bald die ausgetretenen Pfade zu verlassen und Richtung Iran zu steuern, wo einem sicherlich nicht mehr als allen Ecken „Where-have-you-been-before-where-will-you-go-next-what-was-your-favorite-place“ entgegenschallt.

Heute bin ich ein wenig durch die Altstadt geschlendert, die echt süß ist. Überhaupt ist die Stimmung in Bratislava recht entspannt, hätte ich gar nicht so gedacht. Ich habe auch mal die Donau überquert und mir das südlich gelegene Plattenbauviertel aus tiefsten Sozialismuszeiten angeschaut. Es ist riesig, Betonklotz an Betonklotz, aber nicht wirklich heruntergekommen, zumindest der Teil, den ich gesehen habe.

Gegen 15 Uhr kam Johannes schließlich mit dem 30 Jahre alten T1 an. Seine schwäbischen Vorbesitzer haben die Karre „Schnauferle“ getauft, weil er am Berg immer etwas in Schnaufen gerät. Wir werden noch für eine Nacht hier im Hostel bleiben, dann geht’s mit dem Schnauferle Richtung Hohe Tatra. Natur und 2500 Meter hohe Berge erwarten uns da, freue mich schon voll drauf. Heute Abend werden wir uns aber erstmal das Bratislavaer Partyleben etwas näher anschauen.

Schweinsbraten und a Mass Bier in Starnberg



 

Nachdem ich mich vorgestern am Nürnberger Bahnhof von Alex verabschiedet hatte, machte ich mich mit dem ICE auf den Weg nach München und dann weiter ins benachbarte Starnberg. Meine Freundin Lisa aus Berlin besucht dort gerade zusammen mit ihrem Freund Daniel ihre Familie und hatte mich eingeladen, doch auf dem Weg in die Welt einen Abstecher dorthin zu machen. Ich kam gegen 22 Uhr abends an, pünktlich zum Anstoß des WM Halbfinales Deutschland Brasilien. 7:1, was für ein Hammer! Daran wird man sich wohl in 50 Jahren noch erinnern.

Der nächste Tag war recht verregnet, irgendwann trauten wir uns dann aber doch mal vor die Tür und drehten ein Ründchen durch die Starnberger Wälder und Felder. Ich spürte, wie die Ruhe dort mich so langsam ein bisschen runter brachte vom Stress der Reisevorbereitungen in den letzten Wochen. Abends gingen wir mit Lisas Familie zünftig bayerisch essen, mit Schweinsbraten und einer ordentlichen Maß Bier dazu.

Abends gab’s dann das zweite Halbfinale, Argentinien gegen Holland, und das war so ziemlich das Langweiligste, was ich jemals gesehen habe. Ich hatte das Gefühl, da wollte gar niemand gewinnen, aus Angst vor dem Massaker, das da im Finale warten würde.

Heute ist es nun an der Zeit, Deutschland für längere Zeit hinter mir zu lassen. Ich werde mich gleich von Lisa und ihrer Familie verabschieden, dann geht’s mit dem Zug durch Österreich weiter über die slowakische Grenze nach Bratislava.

Schwabach, die Goldschlägerstadt



 

Von Berlin ging’s gestern Morgen per Fernbus los nach Nürnberg. Stephanie verabschiedete mich am Busbahnhof, aber nicht für allzu lange, denn sie wird in 4 Wochen nach Bukarest geflogen kommen und wir werden ein Stück zusammen reisen.

Das Busticket kostete nur 15 Euro, mit der Bahn hätte ich für die gleiche Strecke über 100 gelöhnt. Das Ding mit den Fernbussen geht echt gerade so richtig durch die Decke, da wird die Bahn noch ziemlich dran zu knabbern haben.

In Nürnberg holte mich mein alter Schulfreund Alex vom Bahnhof ab und brachte mich ins benachbarte Schwabach. Ich hatte Alex seit 5 Jahren nicht gesehen und hab mich voll gefreut, dass wir es nun endlich mal auf die Kette gekriegt haben uns zu treffen. Ich musste dafür zwar erstmal zur Weltreise aufbrechen, aber egal. :)

In Schwabach liefen wir ein kleines Ründchen durch den Ort, unterwegs erzählte mir Alex, dass man Schwabach auch „Goldschlägerstadt“ nennt. Den Grund dafür nannte er mir sicherlich auch, aber ich habe ihn direkt wieder vergessen.

Letztendlich ging es ja auch nicht um Schwabach, sondern darum Alex mal wieder zu sehen. Wir hatten einen schönen Tag und Abend, dann eine Nacht auf einer Matratze zwischen Werkzeug und Farbeimern, denn Alex war gerade frisch umgezogen.

Seine Freundin machte sich die ganze Zeit Gedanken, ob man mir so eine rustikale Unterkunft anbieten könne. Darüber konnte ich nur schmunzeln, denn in der nächsten Zeit werde ich sicherlich das ein oder andere Mal in ganz üblen Absteigen landen, wo ich sehnsüchtig an den Luxus einer weichen Matratze mitten in der Baustellenwohnung zurück denken werde.

Wohnung gekündigt, Job beendet, Sachen verkauft… Weltreise!




 

Seit meiner 6-monatigen Südamerikareise 2008 spürte ich immer mal wieder den Drang, nochmal länger mit dem Rucksack in die Welt hinaus zu ziehen. Ich konnte ihn mit ein paar kürzeren Touren zwischendurch zwar so einigermaßen m Zaum halten, aber wirklich lange hielt das nie an.

Ich habe in den letzten 5 Jahren als selbstständiger Programmierer gearbeitet und hatte mir vorgenommen, dass ich, sobald die Auftragslage mal dünn war, meine Wohnung untervermieten und nochmal für eine Weile durch Südamerika ziehen würde. Nun ja, die Auftragslage wurde bis heute nicht dünn und so habe ich mich vor 3 Monaten entschlossen, den Schritt von mir aus zu gehen. Und zwar ziemlich radikal.

Ich habe meinen Job an den Nagel gehängt, die Wohnung gekündigt und alles verkauft, was mir nicht wirklich wichtig war. Ich war erstaunt wie wenig das am Ende noch war. Ich hatte mir vorgenommen, meinen Besitz so weit zu reduzieren, dass er in eine Holztruhe passen würde. Das habe ich geschafft, die Truhe ist gefüllt und steht nun bei meinem Freund Johannes im Keller.

Mein Rucksack ist gepackt, damit werde ich morgen aufbrechen auf eine lange Reise. Ich glaube, es wird sogar mehr viel mehr als eine Reise, ich würde es als eine Lebensphase ortsungebundenen Lebens bezeichnen. Ein Teil davon wird Reisen sein, ein Teil arbeiten, vielleicht finde ich mal einen Ort zum länger bleiben oder einen, der mir so gut gefällt, dass ich dort nie mehr weg will. Ich bin da völlig offen und habe auch keine Ahnung, wie lange das Ganze überhaupt dauern wird. Im Moment fühlt es sich wie irgendwas zwischen zwei und fünf Jahren an, aber das kann sich unterwegs auch gut noch ändern.

Zunächst möchte ich nach Südostasien kommen, so weit wie möglich über Land. Ab Donnerstag werde ich mit meine Freund Johannes 6 Wochen lang mit seinem 30 Jahre alten T1-Wohnmobil durch Osteurapa fahren: Slowakei, Ungarn, dann weiter ans Schwarze Meer nach Rumänien und Bulgarien, falls die Karre uns wirklich so weit tragen sollte. An der türkischen Grenze wird er mich dann in 6 Wochen rauswerfen und ich werde weiter durch die Türkei in den Iran fahren. Von Teheran aus will ich nach Indien fliegen, dann weiter nach Bangladesch, Myanmar, Thailand, Kambodscha, Vietnam und Laos. Dann wird wohl so ungefähr ein Jahr vorbei sein und ich werde bis dahin sicher eine Idee haben, wie das Ganze so weiter gehen soll.

Morgen geht’s von Berlin aus per Bus zu meiner ersten Station: Schwabach bei Nürnberg, wo ich meinen alten Schulfreund Alex besuchen werde.