Mit 100 durch die 20er Zone, ein paar Stunden später in der verschlafenen Wüsten-Altstadt von Yazd. Und plötzlich auf einem iranischen Polterabend. Ein Reisetag.

So landeten wir wie geplant in Yazd, einer alten Wüstenstadt zwischen den beiden Wüsten Dascht-e Kavir und der Dascht-e Lut. Wir haben uns im Kourosh Hotel in der wunderschönen Altstadt niedergelassen. Die Stimmung hier ist irgendwie eine ganz besondere: ruhig, verschlafen, irgendwie total entspannt. Zwischen kleinen, alten Lehmhäuschen winden sich verwinkelte Gassen entlang, in denen man sich wunderbar verlaufen kann. Selbst nach zwei Tagen finden wir den Weg zum Hotel nicht auf Anhieb und es ist immer wieder überraschend, wo man so landet. Zwischen den kleinen Lehmhäuschen ragen immer wieder imposante, mit Mosaiken verzierte Moscheen heraus.


Iranischer Polterabend in Yazd
Gestern Abend gegen 23 Uhr chillte ich noch ein bisschen im Hof des Hotels. Johannes war schon im Bett, als ich plötzlich laute Musik von der Straße hörte. Ich wurde neugierig, ging nochmal raus und fand mich auf einmal inmitten eines iranischen Open-Air-Polterabends wieder. Um einen kleinen Platz waren um die 150 Leute versammelt, links die Männer, rechts die Frauen, streng getrennt. Musik wurde gespielt, die Männer tanzten, die Frauen durften scheinbar nicht und schauten zu.
Lange ließ man mich nicht am Rande rumstehen, denn als ich entdeckt wurde, zerrte man mich auf die Tanzfläche und mir blieb nichts anderes übrig, als mich in orientalischen Bewegungskünsten zu üben. Lustige Spontan-Party irgendwie. Am Ende wurde ein Schaf geopfert, eine blutige Angelegenheit, die ich vom Opferfest vor ein paar Wochen aber schon kannte.
Begegnung mit einer fast ausgestorbenen Religion
Heute schauten wir uns ein paar Sehenswürdigkeiten an, darunter die „Towers of Silence“, zwei Türme, die früher von den Zarathustriern zur Bestattung ihrer Toten benutzt wurden. Diese wurden dort abgeleget, bis Geier und Raben ihr Fleisch aufgefressen hatten. Der Zarathustrismus ist eine Religion mit weltweit heute nur noch 150.000 Anhängern. Wir hatten das Glück, zwei von ihnen bei den Türmen zu treffen und uns ein wenig mit ihnen unterhalten zu können.


Den Sonnenuntergang schauten wir uns vom Dach eines Cafes in der Altstadt von Yazd an. Dort hatten wir einen wundervollen Blick über die Lehmdächer, die nun in ein goldgelbes Licht getaucht wurden. Ich kann es nur wiederholen: Eine ganz besondere Stimmung hat es, dieses Yazd.