Der Sandsturm in der Wüste rollt über uns

In der Wüste vom Sandsturm überrollt

Als wir in der iranischen Wüste standen, kam plötzlich ein Sandsturm auf. Eine riesige Wand aus Sand rollte erst auf uns zu, dann über uns drüber.



 

Von Esfahan aus haben wir uns gestern auf den Weg in das kleine Wüstendorf Garmeh gemacht, in dem außer den 260 Einwohnern noch 20 Ziegen und 2 Kamele leben. Auf der 6stündigen Busfahrt quatschte uns ein älterer Iraner, der direkt hinter uns saß, an. Er war offensichtlich großer Fan des aktuellen iranischen Präsidenten Rohani, aber noch größerer Verehrer seines, gelinde gesagt, recht streitbaren Vorgängers Ahmadinejad.

Sieht Johannes wirklich dem iranischen Präsidenten ähnlich?

Er musterte Johannes‘ Bart und Frisur und kam dann zu dem Schluss: „Du siehst wie Rohani aus, unser Präsident!“ Wir hatten kaum Zeit, überrascht zu schauen, da fügte er, den Blick auf mich gerichtet, hinzu: „Und du bist Ahmadinejad, Rohani und Ahmadinejad, ihr beide!“ Er lächelte glücklich dabei und wir überlegten, ob wir das gut oder schlecht finden sollten. Doch als er ein „Und ich bin Hitler!“ hinterher schob, musste ich dann doch energisch widersprechen.

Kamel und Ziegen im Wüstendorf Garmeh
Kamel und Ziegen im Wüstendorf Garmeh
Ateshooni - ein iranischer Hippie
Ateshooni – ein iranischer Hippie

In Garmeh sind wir in einem gemütlichen Guesthouse untergekommen. Der Besitzer Ateshooni ist eine imposante Erscheinung mit langem Bart und noch längeren Haaren, definitiv der erste iranische Hippie, der mir begegnet ist. Am Abend spielte er Didgeridoo und gab eine Trommelperformance mit zwei Prozellangefäßen, sehr entspannt alles. Wir lernten die Australierin Helen kennen, die gerade am Ende einer 10monatigen Weltreise ist, sowie ein lustiges Gespann aus drei älteren Belgiern, die zwei Monate lang mit dem Zug von Belgien aus in den Iran gereist sind.

Mitten rein in die Wüste

Heute brachen wir alle zusammen zu einer Wüstentour auf, die uns zum nahegelegenen Salzsee und am Nachmittag zu den Sanddünen führen sollte. Unser Fahrer stellte sich als etwas wortkarg heraus, um nicht zu sagen völlig wortlos. Er konnte zwar offensichtlich ein wenig englisch, vermied es aber konsequent, Erklärungen zu den Stopps der Tour zu geben.

Der Höhepunkt war, als er nach dem Mittagessen in einem Wüstendorf plötzlich spurlos verschwunden war. Wir suchten nach ihm, weil wir weiter wollten und fragten die Einwohner, wo er sein könnte, aber keiner wollte ihn gesehen haben. Als er nach zwei Stunden wieder auftauchte, meinte er, dass er ein Schläfchen gehalten hätte und wir schon am letzten Stopp der Tour wären. Wir sollten nun zu den Dünen laufen, er würde aber nicht mitkommen. Er war so konsequent unhilfsbereit, dass es schon wieder Spaß machte, ihn dabei zu beobachten.

Ab in die Wüste
Ab in die Wüste

Die Dünen waren dann aber ein echtes Erlebnis. Wir kletterten hinauf, kugelten uns runter und ließen uns den sandigen Wind um die Nase wehen. Plötzlich geschah ein Wunder: Es begann zu regnen in der Wüste. Es dauerte nur ein paar Minuten, aber kommt so selten vor, dass es sich großartig anfühlte, das zu erleben.

Ein Sandsturm rollt über uns

Als der Regen aufhörte, sahen wir plötzlich einen Sandsturm am Horizont aufziehen. Wir saßen zusammen mit Helen und den Belgiern auf dem Kamm einer Düne und konnten beobachten, wie sich eine Wand aus Sand immer weiter in unsere Richtung schob. Den Belgiern wurde es zu brenzlig und sie sahen zu, dass sie ins Tal kamen. Doch Helen, Johannes und ich wollten erleben, wie es sich anfühlen würde, von einem Sandsturm überrollt zu werden. Die Wand kam näher und näher und sah, als sie sich direkt vor uns auftürmte, wie eine Mauer aus. Zuerst rauschte Wind über unsere Körper, dann schob sich der Sandsturm über uns.

Sandsturm in der Wüste - eine Wand aus Sand kommt angerollt
Sandsturm in der Wüste – eine Wand aus Sand kommt angerollt

Plötzlich waren wir mitten drin, Sandkörner schlugen auf unserer Haut ein und der Sturm fegte uns fast von den Beinen. Helen hatte ihr Kopftuch vor ihr Gesicht gezogen, Johannes und ich schützten unsere Augen mit Sonnenbrillen, so gut es ging. Wir konnten kaum mehr als 10 Meter weit schauen, dahinter war nur noch Sand, Sand, Sand. Ich hatte kurze Hosen an und spürte schmerzhaft die Wucht des Sandes auf meine Waden peitschen. Wer sowas mal erlebt hat, wird über jede Peeling-Massage nur noch lachen können.

Der Sandsturm in der Wüste rollt über uns
Der Sandsturm in der Wüste rollt über uns
Peitschenhiebe aus Sand
Peitschenhiebe aus Sand

Wir ließen die Gewalt der Natur 10 Minuten lang auf uns nieder prasseln, dann liefen wir runter ins windgeschützte Tal und schließlich zurück zu unserem wortlosen Fahrer. Er fuhr uns wortlos zurück ins Guesthouse, aber eigentlich war das inzwischen egal. Der Sandsturm war, wenn auch ungeplant, das wirkliche Highlight dieser Wüstentour. Zurück im Guesthouse war es göttlich, unter die Dusche zu springen und endlich den Sand loszuwerden, den der Sandsturm in so ziemlich jede Körperöffnung gepresst hatte.

One thought on “In der Wüste vom Sandsturm überrollt”

  1. ..des sieht ja echt mega nach Weltuntergang aus, gut dass du so ne OutdoorKamera dabei hast, sonst gäbs wohl nicht so imposante Bilder..

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