Gestrandet am Toten Meer?



 

Gestern Abend trafen wir Riyad, Stephanie’s Freund aus Haifa, in Ramallah. Er legte dort auf einer Party auf und ich fragte mich, wie ein israelischer DJ auf einer palästinensischen Party gelandet war. Es stellte sich heraus, dass Riyad selbst Palästinenser mit einem israelischen Pass war. Er gehörte einem Musikertrupp an, der versucht, über Konzerte und Parties Verbindungen zwischen Haifa und Ramallah herzustellen und zu halten. Er meinte, im Westjordanland sei Ramallah die einzige Stadt, in der soetwas möglich ist.

Die Party selbst fand ich nicht so spannend, das Publikum bestand aus scheinbar etwas reicheren Palästinensern und Ausländern. An einer langen Bar wurden Biere und Schnäpse gezischt, auf der daneben liegenden Tanzfläche wurde getanzt, aber irgendwie ging die Post nicht so richtig ab. Vielleicht war’s auch einfach nicht mein Partytag, auf jeden Fall sprang der Funke nicht über. Allzu lange hielt ich mich dann auch nicht auf den Beinen, weil mich ein paar zu große Schlucke aus dem Schnapsglas ausknockten. Stephanie lieferte mich in meinem Bett ab und feierte selbst noch die ganze Nacht weiter, sie hatte wohl ganz gut Spaß mit der Truppe.

Heute Mittag wollten wir Ramallah verlassen und nach En Gedi zum Toten Meer aufbrechen. Wir mussten aber feststellen, dass das gar nicht so einfach war, denn der Freitag ist für Moslems, was der Sonntag für Christen ist und es gab nur wenige Busverbindungen.

Am Busbahnhof fanden wir mit etwas Verhandlungsgeschick einen Minibusfahrer, der uns für 160 Schekel (32 Euro) zum Checkpoint vor En Gedi fahren wollte. Dort endete das palästinensisch kontrollierte Westjordanland, deswegen durfte er nicht weiter fahren.

Auf halber Strecke fuhr er plötzlich rechts ran und deutete auf ein anderes Auto, in das wir einsteigen sollten. Die beiden Gestalten darin sahen aus, als wären sie direkt einem Gangsterfilm entsprungen. Sie sprachen kein Wort englisch und ich fragte mich, wohin wir nun entführt werden würden. Aber was blieb uns anderes übrig, unser Fahrer wollte sich partout nicht überreden lassen, selbst weiter zu fahren, weil sein Bus wohl für diese Strecke nicht zugelassen war.

Also Auto gewechselt und weiter. Aus den Boxen donnerte Ghetto-Hiphop, wir rasten, als wären wir auf einer Verfolgungsjagd, aber nach einer halben Stunde kamen wir tatsächlich am Checkpoint an.

Ich fragte einen Soldaten, wie wir von hier aus weiter kämen, er meinte, wir sollten trampen. Während ich noch zu verstehen versuchte, was er meinte, hielt Stephanie schon den Arm raus und im gleichen Moment hielt auch schon ein Auto. Drei nette Israelis nahmen uns mit bis nach En Gedi, sie selbst wollten in die Wüste fahren, um ein bisschen zu wandern.

Auf unserem letzten Israel-Trip hatten wir schon mal im gleichen Ort übernachtet. Leider war unser Hostel vom letzten Mal komplett ausgebucht. Wir probierten es bei der zweiten günstigen Übernachtungsmöglichkeit, doch auch hier war nichts mehr frei. Langsam wurde mir etwas mulmig, denn nun blieb als letzte Option im Ort nur noch ein Luxushotel. Doch nicht mal dort war ein Bett zu bekommen. Morgen ist israelischer Sabbat, also freier Tag, viele Israelis scheinen da auf die Idee zu kommen, mal bisschen ans Tote Meer zu fahren.

Ich rief alle Hotels in den Nachbarorten an, doch hatte auch dort nirgends Glück. Der letzte Bus war auch schon weg, also waren wir völlig gestrandet. Ich fragte verzweifelt im Hostel, ob wir nicht auf dem Boden im Speiseraum schlafen konnten, doch der Typ an der Rezeption lehnte ab. Draußen schlafen hielt er auch für keine gute Idee, da es hier in der Wüste wohl nachts ziemlich kalt würde.

Doch plötzlich gab es einen Lichtblick. Er meinte, vielleicht würde in der nächsten Stunde jemand seine Buchung stornieren und für uns würde ein Zimmer frei. Wenn das nicht klappen würde, wollten wir versuchen nach Jerusalem zu trampen. Das mussten wir aber nicht, denn nach einer Stunde kam er aus seinem Kabuff mit der Nachricht, dass er nun ein Zimmer für uns hätte.

Am Toten Meer auf gut Glück einfach mal an Hoteltüren zu klopfen, ist also scheinbar keine so gute Idee. Der Tag war spannend bis zum Schluss, sowas kickt mich immer ganz gut. Noch mehr kickt mich aber das Klima hier. Wir sind nun 500 Meter unter dem Meeresspiegel, ich kann endlich im T-Shirt draußen rumrennen und wir müssen keine Nächte mehr in unbeheizten Kühlkammern verbringen.

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