Sofia, mein zweites Mal



 

Ich bin ja letztes Jahr mal für ein paar Tage spontan nach Sofia geflogen und kenne die Stadt daher schon ein wenig. Damals hatte ich allerdings Studentski Grad verpasst, der Plattenbaubezirk, in dem fast alle Studenten wohnen, weil die Miete nur 20-25 Euro pro Monat kostet. Dort soll es ein recht nettes Kneipen- und Nachtleben geben, das wollte ich mir diesmal unbedingt anschauen.

Ich fuhr mit Stephanie gestern Abend dorthin, im Bus erzählte uns aber ein Mädel, das gerade Semesterferien seien und deshalb kaum jemand dort sei. So war es dann auch wirklich, der Bezirk wirkte so ziemlich ausgestorben. Mit uns wäre an dem Abend aber auch nicht viel anzufangen gewesen, weil plötzlich eine schwere Müdigkeit über uns hereinbrach. Es fühlte sich an, als wäre ein Stück der Reise-Energie, die uns durch die letzten Wochen getragen hat, mit dem Schnauferle und Johannes zurück nach Berlin gefahren und wir erstmal kurz durchatmen müssen, bis da eine neue entsteht.

Heute streunten wir durch das Zentrum von Sofia. Ich war zwar schon letztes Jahr an den meisten Orten, aber beim Reisen finde ich es auch ganz interessant, mal an einen Ort zurück zu kommen und zu sehen, an was ich mich erinnere, was sich verändert hat oder was ich neu entdecke. Ich habe eine ganze Weile nach dem Hostel gesucht, in dem ich letztes Jahr gewohnt habe und es schließlich gefunden. Der Moment, in dem man in einer neuen Stadt ankommt, etwas unsicher ist und schließlich sein neues Zuhause findet, hat immer etwas magisches für mich und an diesen Moment konnte ich mich wieder erinnern, als ich heute wieder davor stand.

Einsamer See und Abschied von Johannes



 

Für Johannes gehen die Ferien nun dem Ende entgegen, er muss das Schnauferle noch 2000 Kilometer nach Berlin fahren und nächste Woche wieder arbeiten. Eigentlich wollten Stephanie und ich vom Schwarzen Meer aus direkt in die Türkei fahren, aber weil wir noch fast zwei Wochen Zeit haben, bis sie von Istanbul aus zurück fliegt, haben wir spontan unsere Pläne geändert. So sind wir mit Johannes zusammen weiter Richtung Sofia gefahren, von wo aus Stephanie und ich noch einen Schlenker über Griechenland machen wollen.

Mit Johannes zusammen war es gestern unser letzter Abend. Wir wollten mit dem Schnauferle nicht direkt in Sofia übernachten, also habe ich uns auf dem Navi einen See kurz vor der Stadt herausgesucht, der den Anschein machte, als könnte man direkt bis ans Ufer fahren. So war es dann auch und außer uns war keine Menschenseele zu sehen, nur ein paar Ferienbungalows, die aber gerade nicht bevölkert waren. Wir sammelten Holz, machten uns ein Feuerchen und hatten einen wunderschönen letzten Abend zusammen. In der Glut stochern, Bierchen trinken, schwatzen und Sterne gucken. Schließlich holte Johannes nochmal seine Klampfe heraus und gab ein letztes Mal sein Repertoire zum Besten, bevor wir alle im Schnauferle einschliefen.

In Sofia lieferte uns Johannes heute an einem Hostel ab, dort hieß es dann Sachen packen und Abschied nehmen. Abschied vom Schnauferle, das für die letzten sechs Wochen mein Zuhause war. Abschied von Johannes, der über 10 Jahre lang in der gleichen Stadt wie ich gewohnt hat, was nun für längere Zeit nicht mehr so sein wird. Das macht mich nun doch ein wenig sentimental. Ich glaube, so richtig realisieren werde ich das alles erst, wenn Stephanie Ende des Monats auch noch zurück fliegt und ich alleine weiter ziehe. Dann wird mir wahrscheinlich erst wirklich klar werden, dass mein bisheriges Leben in Berlin hinter mir und ein Lebensabschnitt auf Reisen vor mir liegt.

Strandhopping am Schwarzen Meer



 

Vorgestern sind wir von Balchik aus weiter an der Schwarzmeerküste entlang Richtung Süden gefahren. Wir hatten keine Lust in den Hotelburgen rund um den Goldstrand zu übernachten, wollten uns aber doch mal kurz das Meer dort anschauen. Also machten wir unterwegs Strandhopping mit ein paar kurzen Abkühlstopps, hielten uns aber nirgends lange auf.

Wir schauten wir uns außerdem Nessebar an, das für seine schöne Altstadt bekannt ist. Die war zwar wirklich ganz hübsch, aber so gaaaaaanz leicht touristisch angehaucht. Genau genommen sahen wir fast keines der alten Gebäude, das nicht zu einem Shop oder Restaurant umfunktioniert worden war.

Unser eigentliches Ziel war das kleine Örtchen Sozopol, wo wir gegen Abend ankamen. Wir hatten gehört, dass es dort ein wenig gechillter zugehen sollte und man von Pauschaltouristen-Horden verschont bleiben würde. Das war dann auch tatsächlich so, dafür bevölkerten größere Mengen einheimische Touristen den Ort. Auch wenn es nicht so idyllisch wie an unserem letzten Strandstopp bei Balchik zuging, war Sozopol als letzter Stopp am Schwarzen Meer ganz nett. Wir chillten weiter herum, spielten Karten und ließen es uns gut gehen. Die Altstadt ist auch ganz süß und nicht ganz so shopverseucht wie die von Nessebar.

Der Meeres-Schiedsrichter



 

Die Grenzüberquerung nach Bulgarien ging recht problemlos vonstatten. Obwohl wir den Schengen-Raum verließen und deshalb durch die Passkontrolle mussten, interessierte sich diesmal keiner so recht für das Innenleben des Schnauferle.

In Vama Veche hatten wir von einem deutschen Rentener, der im Wohnmobil unterwegs ist, den Tipp für einen Campingplatz in der Nähe von Balchik bekommen, 30 Kilometer nördlich von den Hotel-Städten am Schwarzen Meer. Der Tipp war Gold wert, denn wir konnten wenige Meter vom Strand entfernt campen und aus dem Schnauferle heraus fast ins Wasser fallen.

Direkt nach unserer Ankunft aktivierte ich meine Luftmatratze und sonnte mich auf dem Meer, das mich langsam Richtung Ufer trieb. Um ein wenig mehr Zeit zu haben, bis ich angespült wurde, paddelte ich beim nächsten Mal richtig weit raus, weit hinter mir hörte ich die ganze Zeit jemanden auf einer Trillerpfeife pfeifen. Irgendwann drehte ich mich mal um und sah, dass ein Bademeister wie wild am Strand herumhampelte und anscheinend mit meiner Aktion nicht ganz einverstanden war. Ich weiß nicht, wie lange er dort schon gepfiffen hatte, aber nach den entsetzten Blicken der anderen Strandbesucher zu urteilen, wohl schon eine ganze Weile. Hatte ein bisschen was von einem Schiedsrichter, der ein grobes Foul pfiff.

Die nächsten beiden Tage taten wir das, was wir inzwischen schon ziemlich gut konnten, nämlich Sonne genießen, am Strand liegen, Karten spielen und Bierchen trinken. Für das Unterhaltungsprogramm sorgte der Meeres-Schiedsrichter, der kleine und größere Fouls mit Trillerpfeifentiraden bestrafte. Es war jedes Mal spannend zu schauen, wer denn nun diesmal wieder etwas falsch gemacht hatte.

Heute ziehen wir wieder los von hier, wir wollen uns weiter Richtung Süden an der bulgarischen Schwarzmeerküste entlang schlängeln.