Angeln – das erste Mal



 

Ich hab schon lange so ’ne romantische Vorstellung vom Angeln. Mir meinen eigenen Fisch zu fangen und zu braten, am besten noch über ’nem Feuer, das hab ich mir immer so richtig heimelig vorgestellt. Um so interessierter war ich, als ich in der Agentur von unserer Inseltour ’ne Menge Angelequipment rumstehen sah.
Daniel und ich wollten es mal auf ’nen Versuch ankommen lassen. Also haben wir uns zwei Angeln ausgeliehen und sind heute Morgen um 6 Uhr losgezogen.

Fisch an der AngelFisch auf’m BrettFisch in der PfanneFisch auf’m Teller

Nach ungefähr ’ner Stunde hatte Daniel wirklich ’nen zuckenden Fisch an der Angel, nicht riesig, aber auf jeden Fall wert gebraten zu werden. Dadurch ordentlich motiviert versuchten wir’s weiter, aber in der nächsten Stunde zogen wir nichts raus. Die Fische waren schlau genug, den Köder abzufressen, ohne in den Haken zu beißen. Mein einziger Fang war ’ne Krabbe, die mit ihrer Zange den Köder festhielt. :)

Daniel musste bald los, weil er mit seiner Französin zum Frühstück verabredet war, ich versuchte es noch bisschen. Bald hatte ich auch ein Exemplar an der Angel, das recht essbar aussah. Die romantischen Angelgefühle verflogen aber schon etwas, als ich den Kollegen vom Haken befreien wollte. Das zerriss ihm das halbe Maul und war keine leckere Angelegenheit. Für ihre letzten Stunden setzte ich die beiden in ’nem Eimer mit Meerwasser. Ich probierte noch ’ne Weile mein Glück, aber die Ebbe nahm die Fische bald mit auf’s offene Meer.

Auf dem Weg zurück ins Hostel segnete mein Fisch das Zeitliche, die Hakenaktion muss wohl zu krass gewesen sein. Michaels Exemplar plantschte aber noch munter herum. Ich hatte nun die ehrenvolle Aufgabe, ihn um die Ecke zu bringen. Die Hostel-Besitzerin riet mir, ihn einfach an der Luft verrecken zu lassen. Das erschien mir aber ziemlich grausam, ich wollte ihm ’nen schnelleren Tod gönnen.

Spätestens jetzt war alle Romantik verflogen, denn was nun kam, war alles andere als appetitlich. Ich gab dem Viech ’nen ordentlichen Schlag mit ’nem Stein auf den Kopf, was ihn aber nicht im geringsten zu stören schien. Noch ein Schlag, noch einer und noch einer. Er zuckte immer noch. Sein Kopf war mit ’ner dicken Knochenplatte geschützt, aber in der Mitte gab’s ’nen kleinen Spalt. Ich rammte ein Messer dort rein, aber unglaublicherweise lebte der Fisch immer noch! Ein Stich quer durch Kiemen und Hinterkopf, das muss nun doch endlich mal reichen. Kurze Ruhe… doch dann wieder Zappeln!

Inzwischen hatte sich ’ne kleine Zuschauerschaft versammelt, die mir riet, den Fisch jetzt einfach aufzuschneiden und auszunehmen. Hm… in den Innereien von ’nem lebendigen Fisch rumwühlen? Das war echt nicht lecker, aber was muss das muss. Ich schnitt seinen Bauch auf, die Gedärmer quollen hervor. Bewegungslos lag der Kollege vor mir. Also endlich tot. Ich fing an, die Innereien mit dem Messer rauszuziehen, als er plötzlich wieder wie wild zuckte!

Ich machte einen Satz zurück und schrie, das war ja der reinste Horrorfilm! Der unsterbliche Fisch, was für ein Drama! Aber da musste ich jetzt durch. Der Fisch war wieder ruhig und sah nun wirklich tot aus. Es war wohl das letzte Aufbäumen, ich fasste rein und riss raus, was ich zu fassen kriegte. Aber selbst jetzt sah ich seine Kiemen noch nach Luft schnappen. Nach dem nächsten Griff war aber wirklich Ruhe, der ewige Fisch war endlich dahingeschieden. Es war supereklig die warmen Innereien rauszuholen, aber ich brachte es hinter mich und verfütterte sie an die dankbare Katze.

Beim nächsten Exemplar war das dann alles recht ok. Es half ziemlich, dass das Teil schon mausetot war und nicht mehr ewig herumzuckte. Wenn ich mal wieder angle, lass ich die Fische wohl doch an der Luft sterben, meine Variante war alles in allem nicht wirklich humaner. Wie auch immer, am Ende war der Kollege ziemlich lecker, schön mit Salz eingerieben und in ’nem halben Liter Öl frittiert hat er sich am Ende doch irgendwie wieder mit mir versöhnt. :)

Das nächste Mal will ich mal richtig dicke Dinger rausziehn, hier gibt’s Hochsee-Angeltouren, bei denen man mit etwas Glück meterlange Viecher fangen kann.