Rückflug ohne Flug



 

Ui, ui, ui, so war das nicht geplant. Heute früh um 8 Uhr am Flughafen lachte mich ein Screen an mit der Info: Easyjet nach Berlin gecancelt! Na super, mal schauen, wie die mich jetzt von hier weg bringen. Ich hab mich ’ne Stunde in ’ne Schlange gestellt um rauszukriegen: Nächster Flug nach Berlin am Sonntag, heute könnte ich nur nach Dortmund fliegen und dann selber sehen, wie ich weiter komme.

Eigentlich hatte ich’s nicht wirklich eilig, aber wollte ganz gerne abends auf der Weihnachtsfeier von ’nem Kunden sein, also hab ich den Dortmund-Flug akzeptiert. 2 Stunden später die nächste Freude: Dortmund auch gecancelt! Inzwischen war gut Chaos auf dem Flughafen, weil bei Easyjet offensichtlich gar nichts mehr ging. Wahrscheinlich wurden sie vom seltenen Wetterphänomen namens Schnee dermaßen überrascht, dass sie nicht mehr weiter wussten. Ich war inzwischen einverstanden am Sonntag zu fliegen und wollte mein Ticket umbuchen lassen. Inzwischen war ihnen aber eingefallen, dass sie doch erst am Montag wieder starten. Ich könnte aber auch einfach die 60 Euro für’s Ticket zurückbuchen lassen.

Ich brauchte einen Schlachtplan, also ab ins Internet und bisschen rumrecherchiert. Auf der Deutschen Bahn Seite fand ich heraus, dass heute abend ein Nachtzug nach Berlin fährt. 125 Euro, mit Bahncard 90. Das war ok, ich fuhr zum Bahnhof um zu schauen, ob ich ’nen Platz bekommen würde. Und man höre und staune: In Budapest kauft man das Ticket für denselben Zug für 39 Euro! Ich muss echt mal checken, ob man sowas immer online bei internationalen Fahrten machen kann, einfach über’s Netz bei ’nem anderen Anbieter buchen und nur ein Drittel bezahlen.

Nun hatte ich noch 7 Stunden Zeit, also klingelte ich wieder bei meinem Hostel. Ich erzählte meine Geschichte und warf meine Sachen in die Ecke. Doch dann traute ich meinen Augen nicht: Das zauberhafteste Wesen, das ich seit Jahren gesehen hatte, sagte hallo zu mir und strahlte mich an. Ein Engel, ein echter Engel! Sie war groß, ein knapper Rock schmiegte sich an ihren Körper, sie hatte unglaublich lange, wohlgeformte Beine, die durch ihre schwarze, glänzende Strumpfhose so richtig zur Geltung kamen. Ihr Gesicht glich dem von Angela aus American Beauty, ihre Augen funkelten wie Sterne. Ich fragte, ob sie gerade angereist sei, sie sagte mit einer Feenstimme: „Nein, ich arbeite hier.“ Vielleicht doch erst Montag fliegen? Ich erzählte ihr irgendwas, an das ich mich jetzt schon nicht mehr erinnern kann, sie antwortete, ohne dass ich viel verstand, aber das Gespräch war trotzdem wundervoll. Ihre Augen flirteten mit jedem Wimpernaufschlag.

Leider begegnete mir dieses Wesen zu spät, um irgendwas draus zu machen, bald würde ich im Zug nach Berlin sitzen. Ich schaffte es irgendwie, meine Fassung wieder zu erlangen und überlegte, was ich mit dem restlichen Tag so anstellen konnte. Ich hatte es: Nochmal die Therme ausprobieren! Ich riss mich von der Frau los und machte mich auf den Weg. Unterwegs ’ne Badehose gekauft und rein ins Vergnügen.

Ich hatte mit ’nem kleinen Pool gerechnet, und mich echt gefragt, was ich da mehrere Stunden sollte. Aber das Teil war riesig! Ungefähr 20 Becken von klein bis groß, von 18 bis 40 Grad, von still bis sprudelig, das Paradies! Ich liebte es. Die Ungarn offensichtlich auch, besonders die älteren, dickeren Männer. :) Aber dazwischen kann man auch immer wieder junge, hübsche Ungarinnen und Touristinnen sichten. Es ist lustig, die älteren Männer dabei zu beobachten, wie sie den jungen Dingern hinterherschauen und dabei argwöhnisch von ihren Frauen beobachtet werden.

Außer den Pools gibt’s insgesamt 6 Saunen, ich musste natürlich alle ausprobieren. Am fettesten hat mir die Dampfsauna zugesetzt. Dort waren’s zwar nur gut 50 Grad, aber die Feuchtigkeit hat mir fast die Luft genommen und wie kochendes Wasser auf der Haut gebrannt.

Draußen gab’s auch noch 3 Pools, bei -5 Grad war das echt ein Erlebnis. Von der Sauna in die Kälte und dort ins heiße Wasser, coole Sache auf jeden Fall. Ich hab dann zwei unglaublich exotische Mädels gesehen, bestimmt Travelerinnen aus irgendeinem geheimnisvollen asiatischen Land. Die eine war eine der schönsten Frauen, die ich je in meinem Leben gesehen hab. Dass ich das schon zum 2. Mal an einem Tag denke, ist echt interessant. Die Reise hat irgendein Feuer in mir entfacht und es fühlt sich richtig gut an.

Ich wollte mir eigentlich noch ’ne Massage verpassen lassen, aber leider war alles ausgebucht. Also zurück ins Hostel. Die Fee saß am Empfangstisch, strahlte mich an und hatte dabei einen Blick drauf, den ich nur als puren Sex bezeichnen kann! Wie in Trance fragte ich, ob sie Kaffee will. Wir tranken den zusammen und redeten. Eigentlich hatten wir mentalen Sex, ich zumindest mit ihr. :) Ich hörte mich sagen, dass Berlin wurderbar ist und sie unbedingt mal hinfahren sollte. Sie wurde von Sekunde zu Sekunde noch schöner, doch irgendwann war die Zeit gekommen und ich musste los. Ich gab ihr noch meine E-Mail-Adresse und sagte, sie solle sich melden, wenn sie da ist. Sie strahlte mich immer noch an, dann schloss ich die Tür und machte mich auf den Weg Richtung Bahnhof.

Plötzlich waren überall wunderschöne Frauen. Tausendmal mehr als an den Tagen davor. Und das an meinem Abfahrtstag! Das hat eventuell auch eine kleine psychologische Komponente, aber stimmen tut’s trotzdem. Mein Schluss kann nur sein: Ich komme wieder, und dann ist Zeit für Party!

Jetzt sitze ich im Nachtzug nach Berlin und im Nebenabteil sitzt eine freakige Engländerin, die nicht damit einverstanden ist, dass der Zug über Bratislava fährt. Sie diskutiert permantent mit dem Personal und scheint die Route ändern zu wollen, echt lustig. :)

In meinem Abteil sitzen ausschließlich Easyjet Opfer vom Flughafen heute morgen. In 10 Stunden bin ich wieder in Berlin, die Woche war wunderbar und mein Leben hat den dringend nötigen Reboot bekommen!

Sightseeing auf singapurianisch



 

Budapest besteht ja aus zwei Teilen, Pest auf der östlichen Donauseite, Buda auf der westlichen. Bis jetzt war ich nur in Pest unterwegs, deshalb wollte ich mir heute endlich mal die Buda-Seite anschauen. Es gibt ’ne „kostenlose“ Walking Tour, die mir vom Hostel empfohlen wurde. Letztendlich ist sie nicht wirklich kostenlos, weil die Führerin ein Trinkgeld haben möchte und auch gleich dazu sagt, dass es so 2000 Forinth (8 Euro) für jeden sein sollten. Aber war wirklich nett, sie war cool drauf und ich hab ’ne Menge gesehen. Buda ist wirklich schön, ziemlich anders als Pest, nämlich eher chillig, hügelig und mit kleinen, süßen Häuschen bebaut. Das Schloss macht von der Pest-Seite aus aber mehr her, als wenn man wirklich davor steht. Dafür ist die Aussicht vom Schloss aus nach Pest hinüber richtig schön.

Mit mir waren ein Amerikaner, eine Australierin und zwei Singapurianerinnen unterwegs. Der Amerikaner und die Australierin gingen gar nicht, die waren von der Sorte Traveller, die auch auf der anderen Seite der Erde nicht über ihren beschränkten Horizont hinauskommen. Der Amerikaner war immer wieder begeistert davon, dass an jeder Ecke ein Burger King steht und er auch hier überall amerikanische Charthits hören kann. Die Australierin war einfach nur scheiße. Und Scheiße kannst du hinpacken wo du willst auf der Welt, es bleibt eben immer noch Scheiße.

Die zwei Singapurianerinnen waren aber supersüß. Hab ’ne ganze Weile mit denen geschnackt und war mal wieder hin und weg von diesem asiatischen, comichaften Mädchen-Charme. Allein die Geräusche, die sie beim Staunen von sich geben, lassen mich einfach dahinschmelzen. Ich muss unbedingt mal länger nach Asien, ist mir da wieder mal aufgefallen.
Lustig find ich, dass die beiden englisch miteinander reden (sollte zumindest englisch sein), obwohl sie beide chinesich als Muttersprache sprechen. Aber in Singapur wird indisch, chinesisch und malaysisch gesprochen, deswegen haben sich scheinbar alle darauf geeinigt, dass sie mit englisch am besten über die Runden kommen. Außerdem finden die beiden chinesisch zu schwer. Zu scher, ihre eigene Muttersprache! Singapur ist schon ein komisches Land. Es gibt hohe Strafen für alles, z.B. auf die Straße spucken. Die beiden finden das völlig normal und schauten mich verwundert an, als ich ihnen sagte, dass das in Europa jeder machen kann, wenn ihm danach ist.

Ist aber mal wieder ’ne super Erfahrung, eine Art Metaperspektive zur eigenen Kultur einzunehmen und z.B. zu erklären, wie Weihnachten gefeiert wird. Ich bin ja nicht soooo weit von zu Hause weg und auch nicht wirklich im Urlaub und trotzdem fühlt sich alles plötzlich so sehr nach Travelling an, I love it!

Abends hab ich bei ’ner Firma vorbei geschaut, die ein Projekt für ‘nen Kunden von umgesetzt hat und mir bisschen was erklären lassen. War nett, auch mal bisschen Businesswelt in Budapest zu sehen. Ich krieg hier so viel Input, Impressionen und einfach Leben mit, die Dezemberdepression ist mittlerweile in ein völliges Hochgefühl umgeschlagen.

Morgen früh geht’s auch schon wieder in den Flieger zurück nach Berlin. Hab mir gerade noch ’ne fette Abschiedsvöllerei mit Steak, Bier, Wein und Palatschinken gegönnt. Der perfekte Abschluss, ich liebe Budapest und ich liebe mein Leben wieder!
Im Hostel ist inzwischen eine Chilenin eingetrudelt. Süßes Ding mit ’nem bisschen dicken Hintern, aber alles in allem schon schnuckelig. Allerdings hat sie so was seltsam gelangweiltes (nur gespielt?) an sich, das bei mir sofort alle Alarmglocken läuten lässt. Ich kenne mich inzwischen zu gut, um zu wissen, dass ich leicht auf sowas abfahre in der Hoffnung, in ihr was verborgenes wecken zu können. Am Ende ist da aber nie was weckbares, also hab ich’s bei bisschen Geschnacke über meine Südamerikareise belassen und keine weiteren Annäherungsversuche gestartet. Jetzt sitzt sie auf’m Sofa und guckt DVD. Ich hab aber das Gefühl, dass sie dabei immer zu mir rüber schielt. Nee, nee, das lass ich wirklich. Ich verzieh mich gleich ins Bett und geb mir noch ’ne Runde Online-Poker.

Arbeitsrausch



 

Nachdem ich gestern nacht bis 5 Uhr morgens online gepokert hab, konnte ich mich erst um halb 1 aus dem Bett schälen. Schön gefrühstückt, Käffchen getrunken und bisschen draußen rumgelatscht. Zurück im Hostel ist inzwischen ein türkischer Traveller eingetroffen, wie alle anderen auch ein supernetter Typ. Jeder findet’s irgendwie lustig, dass ich nicht zum traveln, sondern zum arbeiten im Hostel bin. :)

Später hat sich ein Kunde gemeldet und wollte superdringend und unbedingt und sofort was programmiert haben. Also hab ich losgelegt und in die Tasten gehauen. Bald war ich so richtig drin, Programmierrausch von der feinsten Sorte. Zu dem türkischen Traveller war inzwischen ein ungarischer Freund gestoßen, die beiden hatten sich irgendwas auf’m Rechner reingefahren und dabei ordentlich Spaß gehabt. Gleichzeitig hab ich gecodet und auch Spaß gehabt, hat irgendwie super gepasst alles.

Jetzt ist es 3 Uhr nachts, alles ist fertig und ich hab’s zum Kunden gemailt. It works!

Suche nach dem Baum der Bäume



 

Heute wollte ich eigentlich nen vollen Arbeitstag einlegen. Aber dann hab ich aus dem Fenster geschaut und die Sonne lachte mich von ’nem strahlend blauen Himmel an. Da nicht raus zu gehen ist ja Verrat am eigenen Leben, dachte ich mir. Also startete ich ’nen Ausflug auf die Margareteninsel, die in der Donau liegt.

Meine Mutter war vor 35 Jahren mal in Budapest und hat mir erzählt, dass sie mit ihren Kumpels immer um einen Baum in der Mitte dieser Insel herumlag. Ich dachte, die Insel sei winzig und wollte mal schauen, ob der Baum noch steht, meiner Mutter vielleicht ein Foto davon mitbringen. Mir stach auch gleich einer ins Auge und ich fotografierte ihn. Nach ’ner Weile musste ich aber feststellen, dass die Margareteninsel kilometerlang war und tausende Bäume drauf standen. Ich fotografierte viele davon aber irgendwann verließ mich die Hoffnung, dass ich den richtigen erwischt hatte.

Auf der Insel gibt’s nicht viel zu sehen, außer ’nem Schwimmbad, das im Winter geschlossen hat. Trotzdem fand ich’s super, es war fast kein Mensch unterwegs und es hatte auf jeden Fall was, mitten in der Stadt auf ’ner Insel zu sein. Die Insel zieht sich über zwei Kilometer Richtung Norden, der Rückweg zum Hostel war mir zu Fuß dann doch etwas zu heftig und ich hab mal die Metro ausprobiert. Als ich meinen Fuß auf die Rolltreppe zur Metro setzte, hat’s mich fast von den Beinen gerissen. Die Metro ist tief und die Treppe ist lang, deswegen hat man wohl beschlossen, sie mit doppelter Geschwindigkeit laufen zu lassen.

Von den angeblich so hübschen Ungarinnen hab ich bis jetzt noch nicht viel gesehen. Alles in allem höchstens Durchschnitt, lautet mein spontanes Urteil. Vielleicht tut sich da noch was. Für Partying werd ich aber sowieso nicht viel Zeit haben und Freitag flieg ich ja auch schon zurück, also ist kein wirkliches Wochenende dabei.

Meine Nachmittags Programmier-Session hat auch wieder super hingehauen, Lewis und Brooke saßen mit im Gemeinschaftsraum rum und haben gelesen, ich dabei gearbeitet, war richtig schön relaxte Stimmung. Von meiner Dezemberdepression ist kein Hauch mehr zu spüren, es funktioniert!

Der Reiz des Unperfekten



 

Ich hatte heute morgen ’ne Telefonkonferenz mit ’nem Kunden. Hab meinen Laptop angeworfen und alles per Skype geregelt. Hat super funktioniert, ich fühl mich auf einmal richtig frei. Ich kann meinen Laptop unter den Arm klemmen und arbeiten, wo ich will, das hat auf jeden Fall was. Mal sehen, wie das mit der Motivation hier hinhaut. Irgendwie ist das ganze auch ein Testballon, wenn’s gut funktioniert, werd ich das öfters mal machen.

Die Hostelmitarbeiterin, die heute früh am Empfangsdesk saß, war auch supernett. Hat mir gleich Kaffee gekocht, mich permanent angegrinst und alles erklärt, was ich wissen wollte. Hab danach ’nen zweiten Anlauf Richtung Andrassy Straße gestartet. Bei Tageslicht und ein paar Grad mehr als gestern hatte ich diesmal auch Spaß dabei. Budapest gefällt mir optisch super, ich liebe die Architektur hier. Erinnert mich ziemlich an Wien, nur nicht so glatt geleckt und aufpoliert. Ich mag sowas aber ganz gerne, strahlt irgendwie viel mehr Wärme aus, der Reiz des Unperfekten einfach. Die Seitenstraßen sind noch ursprünglicher, teilweise auch wirklich dreckig, aber im Kontrast zu den renovierten borocken Gebäuden kommt auch das ganz gut. Hab auf jeden Fall was ganz anderes erwartet, an Wiener Barockbauten hätte ich nicht im Traum gedacht.

Hab dann ’ne ziemliche Fußtour über drei Stunden gedreht und bin schließlich im sogenannten Stadtwäldchen angekommen. Das Stadtwäldchen ist eher ein Park mit ein paar Bäumen, aber dazwischen befindet sich ein altes, kleines Schloss. Auch etwas verfallen, aber deshalb so richtig heimelig, fast schon verwunschen, ich war voll begeistert von dieser Atmosphäre.
Im Stadtwäldchen befindet sich auch eine heiße Therme, die zu einer recht großen Badeanlage ausgebaut ist. Die Budapester lieben das Baden in einer der vielen Stadtthermen, ich hatte aber kein Badezeug dabei, also konnte ich’s leider nicht ausprobieren.

Am Nachmittag hab ich mich dann mit meinem Laptop in den Hostel-Gemeinschaftsraum gesetzt und angefangen zu programmieren. Hat echt funktioniert. Ich war fünf Stunden lang richtig gut dabei. Abends hab ich ein nettes australisches Päärchen kennen gelernt, Lewis und Brooke. Das hat was, einfach dasitzen, arbeiten und nebenbei Traveller kennen lernen. Plötzlich fühl ich mich wieder richtig on the Road, obwohl ich eigentlich nur mein Büro von meinem Dachboden ins Hostel verlagert hab.

Landung in Budapest



 

Heute mittag ging’s los. Leicht verkatert aus dem Bett geschält, Laptop und paar Klamotten in den Rucksack gestopft, meine restlichen 200 Dollar Traveller’s Cheques aus Südamerika auch gleich dazu und ab nach Schönefeld. Ich war spät dran, also fix durch die Sicherheitskontrolle. Laptop aus’m Rucksack geholt, scannen lassen, hoch zum Gate.

Nu aber fix, nur noch 10 Minuten Boarding Time. Laptop wieder in den Rucksack stopfen… Moment, waren da nicht irgendwo die Traveller’s Cheques drin? Jaja Felix, in deinem verkaterten Kopf ziehen sich jetzt Paranoia zusammen… aber wenn sie noch da sind, müssten sie sich ja finden lassen. Also Rucksack ausgeleert, alles durchforstet, nichts zu finden. Noch 8 Minuten, bis das Gate schließt. Sind die bei der Sicherheitskontrolle rausgefallen? Ja, warum nicht, kann doch sein! Zurückgerannt, den Sicherheitstypen vollgelabert, er hat nichts gefunden. Die Frau am Metallscanner vielleicht? „Halt, hier dürfen Sie nicht mehr durch! Jaja, ok ich schaue mal.“ Mensch, Felix, was für’n Quatsch, die werden zwischen irgendwelchen Papieren im Rucksack stecken. „Sind sie das hier?“ Unglaublich, sie hatte tatsächlich den Umschlag mit den Cheques unter dem Scannerband hervorgezogen.

Glücklich riss ich ihr die Packung aus der Hand und rannte hoch zum Gate. Natürlich hatten sie es dort letzendlich doch nicht so eilig, wie sie vorgaben und ich saß noch ’ne Weile rum. Dann ging’s endlich in den Flieger und ab nach Budapest.
Anderthalb Stunden später fand ich mich dort auf dem Flughafen wieder. Nach bisschen Rumfragen saß ich bald im Zug Richtung City. Ich schaute aus dem Fenster und sah nichts als schwarze Nacht. Meine Dezemberdepressionen lagen wieder schwer auf mir. Ob das wirklich ’ne gute Idee war, hierher zu kommen, ins kalte, graue, winterliche Budapest?
Am Bahnhof angekommen stieg ich aus und fand doch direkt Gefallen an dem etwas runtergekommenen, wilden Charme, den das Bahnhofsgebäude ausstrahlte. Neuer Input für den Kopf, so schlecht konnte das nicht sein.

Nach 20 Minuten Fußweg kam ich auf der Straße an, auf der mein Hostel sein sollte, der Central Backpack King. Doch weit und breit nur dunkle Fenster. Gab’s das vielleicht gar nicht mehr? Schließlich entdeckte ich an der Tür ein winziges Schild mit dem Hostelnamen. Kurz geklingelt, eine Treppe hoch, da begrüßte mich schon breit grinsend ein junger, freundlicher Typ. „Welcome in Budapest“, strahlte er mich an. „Willst du einen Willkommensdrink, umgarischen Palinka? Aber Vorsicht, der ist stark!“ Klar wollte ich. Er zeigte mir mein Zimmer, nett, aber leider ohne richtigen Tisch und nur mit einem dunklen Loch als Fenster. Wieder kamen Zweifel in mir hoch, hier sollte ich eine Woche lang Spaß haben und auch noch arbeiten? Egal, erstmal raus auf die Straße und bisschen umschauen.

Das Hostel liegt wirklich mitten im Zentrum, direkt nebenan steht die berühmte Basilika. Die hab ich mir auch gleich mal angeguckt, ist wunderschön und hat gleich ’ne gute Portion Touri-Feeling aufkommen lassen. Drinnen stieg
gerade eine Messe, die hab ich mir kurz angeguckt und einigen ungarischen Worten gelauscht. Mir gefällt die Sprachmelodie total, irgendwie steckt da überall so ein Singsang drin.

Ich wollte noch weiter Richtung Andrassy Straße schauen, angeblich die ungarische Champs Elysee. Aber nach ein paar Schritten froren mir fast die Ohren ab, es ist einfach unglaublich kalt hier. Irgendwie reicht’s auch für heute, ich bin jetzt wieder im Hostel und wird mich gleich mal hinhauen, Sightseeing kann bis morgen warten.